Posted by: irg
Re: Wird das noch was? - 11/14/14 07:08 AM
Hallo Yadgar!
Du hast recht: Wer sich sagt, er ist psychisch krank und kann deshalb nicht machen, macht wirklich nichts mehr und sitzt den Rest seiner Tage im Wohnklo, mit dem interessanten Blick auf immer die selben DVD´s.
Deine Idee, dein Radl zu packen und los zu ziehen hat daher eindeutig ihren Sinn. Die Frage dabei ist für mich, genau welches Ziel dafür passt. Afghanistan ist dein Traumland, lese ich. Ich kann es, auch wenn mich selbst nichts dort hin zieht, absolut verstehen.
Welche Probleme tauchen beim Verwirklichen deines Traumes auf?
-einmal die Fitness: Gut 140kg sind nicht das Idealgewicht für so eine Marathontour. Die werden, wenn du losradelst, aber weniger. Nur 100km/Tag sehe ich nicht nur am Anfang als ausgesprochen unrealistisch. Plane lieber deutlich weniger (am Anfang noch einmal stark reduziert), und du gibst dir eine Chance.
-Fahrrad: Auch als alter Radbastler, der schon einige Räder aus Teilen vom Müll zusammengesetzt hat, meine ich, dass deine Chance, mit deinen derzeitigen Rädern auch anzukommen, ziemlich bis sehr gering sind. Da wirst du Besseres, Stabileres brauchen. Das lässt sich lösen, auch mit einem gebrauchtem Rad und kleinerem Konto.
-Geld: Was ich als Ösi nicht weiß ist, ob du über Monate weiter dein Geld bekommst, wenn du weg bist. Mit Monaten wirst du rechnen müssen. Dazu kostet eine Reise mehr Geld, als du derzeit vielleicht denkst. Genaueres können dir die Weltreisenden im Forum sagen, ich bin keiner. Das Thema Geld lässt sich aber sicher lösen.
-Deine Krankheiten mit ihren Begleiterscheinungen: Das ist in meinen Augen das eigentliche Thema. Bei so einer Radtour geraten alle an ihre Grenzen, körperlich und psychisch. Du wirst vielfach gefordert, alle geraten laufend in Situationen, die sie nicht steuern können -und ja, die sie eigentlich überfordern. Natürlich finden sich Lösungen für solche Situationen, sonst käme ja niemand mehr von einer solchen Reise zurück. Aber die Anforderung ist enorm und nicht planbar.
Es reicht schon das kleine Abenteuer nebenan, um leichten Stress zu bekommen. Eine kleine Kostprobe gefällig? Hier: Vor ein paar Wochen habe ich mit einem Freund ein großes Waldgebiet im Norden Kroatiens durchquert. Plötzlich sehe ich blutige Schleifspuren auf der mehr als einsamen Straße, am Ende der Spuren frische Innereien. Daneben prasselt und knackt es im Unterholz. In Anbetracht der allgemeinen Situation kann das nur ein Bär gewesen sein, der sich eben eine frische Jause geholt hat. Wir haben geschaut, dass wir die nicht sehr nette Stelle möglichst unauffällig verlassen, bevor der Bär vielleicht glaubt, wir wollen ihm die Jause streitig machen. Aber die Szene ist mir noch den Rest des Tages im Wald durch den Kopf gegangen.
Gegen das, was auf deiner geplanten Reise auf dich warten wird, wird mein Erlebnis gar nicht so weit von mit zu Hause weg ein Klacks sein. Wie reagierst du auf solche Stressanlässe, wie auf unvermeidbare Frustrationen?
-Die Leute werden in vielen Ländern, die du durchqueren willst/musst, nicht darauf gefasst sein, dass sie einem Menschen mit psychischen Problemen gegenüberstehen. Wenn du ungewöhnlich reagieren solltest, weiß ich nicht, wie sie auf dich reagieren. Die Chance auf Missverständnisse, eventuell mit eher heftigen Folgen, ist vorhanden.
Ich möchte dir nicht abraten, deinen Traum wahr zu machen. Ich rate dir nur dringend, Schritt für Schritt an zu gehen. Dabei sammelst du wichtige (um nicht zu sagen lebenswichtige) Erfahrungen für die Traumreise, dazu kommst du auch drauf, wie du mit schwierigen Situationen umgehen kannst.
Wenn du nach mehreren solchen Schritten dein eigentliches Ziel in Reichweite siehst -radle los und genieße es!
Vielleicht findest du unterwegs zu deinem großen Ziel auch anderes, für dich Wichtiges heraus. Ich wollte als Jugendlicher einmal ein wirklich guter Bergsteiger werden. (Der theoretisch mögliche Ruhm war mir dabei egal.) Später bin ich drauf gekommen, dass mir in Wirklichkeit ganz anderes wichtig ist. Auf was du drauf kommst, wenn du dich deinem Ziel in Schritten annäherst?
lg! georg
Du hast recht: Wer sich sagt, er ist psychisch krank und kann deshalb nicht machen, macht wirklich nichts mehr und sitzt den Rest seiner Tage im Wohnklo, mit dem interessanten Blick auf immer die selben DVD´s.
Deine Idee, dein Radl zu packen und los zu ziehen hat daher eindeutig ihren Sinn. Die Frage dabei ist für mich, genau welches Ziel dafür passt. Afghanistan ist dein Traumland, lese ich. Ich kann es, auch wenn mich selbst nichts dort hin zieht, absolut verstehen.
Welche Probleme tauchen beim Verwirklichen deines Traumes auf?
-einmal die Fitness: Gut 140kg sind nicht das Idealgewicht für so eine Marathontour. Die werden, wenn du losradelst, aber weniger. Nur 100km/Tag sehe ich nicht nur am Anfang als ausgesprochen unrealistisch. Plane lieber deutlich weniger (am Anfang noch einmal stark reduziert), und du gibst dir eine Chance.
-Fahrrad: Auch als alter Radbastler, der schon einige Räder aus Teilen vom Müll zusammengesetzt hat, meine ich, dass deine Chance, mit deinen derzeitigen Rädern auch anzukommen, ziemlich bis sehr gering sind. Da wirst du Besseres, Stabileres brauchen. Das lässt sich lösen, auch mit einem gebrauchtem Rad und kleinerem Konto.
-Geld: Was ich als Ösi nicht weiß ist, ob du über Monate weiter dein Geld bekommst, wenn du weg bist. Mit Monaten wirst du rechnen müssen. Dazu kostet eine Reise mehr Geld, als du derzeit vielleicht denkst. Genaueres können dir die Weltreisenden im Forum sagen, ich bin keiner. Das Thema Geld lässt sich aber sicher lösen.
-Deine Krankheiten mit ihren Begleiterscheinungen: Das ist in meinen Augen das eigentliche Thema. Bei so einer Radtour geraten alle an ihre Grenzen, körperlich und psychisch. Du wirst vielfach gefordert, alle geraten laufend in Situationen, die sie nicht steuern können -und ja, die sie eigentlich überfordern. Natürlich finden sich Lösungen für solche Situationen, sonst käme ja niemand mehr von einer solchen Reise zurück. Aber die Anforderung ist enorm und nicht planbar.
Es reicht schon das kleine Abenteuer nebenan, um leichten Stress zu bekommen. Eine kleine Kostprobe gefällig? Hier: Vor ein paar Wochen habe ich mit einem Freund ein großes Waldgebiet im Norden Kroatiens durchquert. Plötzlich sehe ich blutige Schleifspuren auf der mehr als einsamen Straße, am Ende der Spuren frische Innereien. Daneben prasselt und knackt es im Unterholz. In Anbetracht der allgemeinen Situation kann das nur ein Bär gewesen sein, der sich eben eine frische Jause geholt hat. Wir haben geschaut, dass wir die nicht sehr nette Stelle möglichst unauffällig verlassen, bevor der Bär vielleicht glaubt, wir wollen ihm die Jause streitig machen. Aber die Szene ist mir noch den Rest des Tages im Wald durch den Kopf gegangen.
Gegen das, was auf deiner geplanten Reise auf dich warten wird, wird mein Erlebnis gar nicht so weit von mit zu Hause weg ein Klacks sein. Wie reagierst du auf solche Stressanlässe, wie auf unvermeidbare Frustrationen?
-Die Leute werden in vielen Ländern, die du durchqueren willst/musst, nicht darauf gefasst sein, dass sie einem Menschen mit psychischen Problemen gegenüberstehen. Wenn du ungewöhnlich reagieren solltest, weiß ich nicht, wie sie auf dich reagieren. Die Chance auf Missverständnisse, eventuell mit eher heftigen Folgen, ist vorhanden.
Ich möchte dir nicht abraten, deinen Traum wahr zu machen. Ich rate dir nur dringend, Schritt für Schritt an zu gehen. Dabei sammelst du wichtige (um nicht zu sagen lebenswichtige) Erfahrungen für die Traumreise, dazu kommst du auch drauf, wie du mit schwierigen Situationen umgehen kannst.
Wenn du nach mehreren solchen Schritten dein eigentliches Ziel in Reichweite siehst -radle los und genieße es!
Vielleicht findest du unterwegs zu deinem großen Ziel auch anderes, für dich Wichtiges heraus. Ich wollte als Jugendlicher einmal ein wirklich guter Bergsteiger werden. (Der theoretisch mögliche Ruhm war mir dabei egal.) Später bin ich drauf gekommen, dass mir in Wirklichkeit ganz anderes wichtig ist. Auf was du drauf kommst, wenn du dich deinem Ziel in Schritten annäherst?
lg! georg