Posted by: Dittmar
Re: Anfänge eines Reiseradlers - 03/06/08 10:00 PM
In Antwort auf: HvS
Das stimmt! Die rote Latzhose zum radeln, einfach klasse.

Und weil es so schön war nun noch ein paar Bilder: Die Latzhose (später hatte ich dann auch eine, aber eine Blaue) war gar nicht so unpraktisch zum radfahren, sie schnürte zumindest nicht so im Bauch ein, wie eine normale Jeans (mit der wir sonst gefahren sind). Mir war die Latzhose aber oft zu werkstattmäßig - die hatte ich vor allem zum geldverdienen an.
Im Praktikum für das Maschinenbaustudium habe ich dann aus 2 Rädern ein 3 Gang Tandem gebaut, Kostenpunkt ca. 15 DM, der teuerste Teil war die Dose Farbe. Damit ging es im gleichen Jahr dann so von Lüneburg nach Hofgeismar und zurück nach Ülzen. Übernachtet haben wir in Jugendherbergen.

Schön sind die Kunstledertaschen, vorne. Ein Jahr später ging es per Tandem von Freiburg ins Burgund und zurück und nochmal 4 Tage nach Dänemark. 1984 dann von Flensburg aus 2 Wochen nach Südschweden und zurück, meine erste Begegnung mit Skandinavien. Die Abfahrt sah so aus:

Viele Jahre später wurde das Tandem nochmal für eine Radtour reaktiviert, 1995 waren wir mit dem 2 Tandems (dem später selbstgebauten Nachfolgemodell mit Kettenschaltung) und Anhänger 3 Wochen in Südschweden. Eine tolle Tour mit viel Sonnenschien und sehr viel Spass. Heute gammelt das Tandem auf dem Dachboden und träumt von vergangenen oder von besseren Zeiten.
1983 bin ich zusätzlich mit einem Kommilitonen und einem weiteren Freund, der damals 15 Jahre alt war, von Flensburg nach Mannheim gefahren, und zurück nach Köln. Auf der Tour haben wir wild gezeltet, d.h. wir haben uns mit dem Zelt oft einfach irgendwo hingepackt. Mein Kommilitone hatte sich gerade ein teures Fjäll Räven Zelt gekauft, ich hatte dann sein altes Zelt, ein einfaches Minipackzelt, gebraucht gekauft. Bei der ersten Tour war es sogar noch dicht.

Das Bild entstand auf der Fähre über den Nordostseekanal. Das linke rote Rad ist meines, es war ein gebrauchter Rennsportrahmen, der mit ein Paar Rennlaufrädern aufgemotzt war. Geld hatte ich ja wenig, das brauchte ich vor allem zum Studieren. Der vordere Gepäckträger von einem Kinderrad, ist dann später auf der Tour noch zusammengebrochen. Noch ein Bild zur Körperhygiene, abendliches Waschen an der Tankstelle vor einer Zeltplatzsuche:

In 5 1/2 Tagen hatten wir die ca. 850 km abgeradelt, der schlechteste Tag war ein Regentag, bei dem es über den Berg bei Warstein giing. Hoch hat uns nur Schokolade geholfen, wir haben wohl 3 Tageln verbaucht. Und am Abend haben wir uns dann in der JH Schmallenberg einquartiert. Am nächsten Tag grüßte das Sauerland, mit einer Flachlandübersetzung von wenigstens 42/20 machte das mir schon ziemlich Probleme. Friedemann hatte hinten immerhin 23 Zähne zur Verfügung, auch nicht wirklich ein Vergnügen. Klaus hatte schon aufgegeben, weil seine Positronschaltung den Geist aufgegeben hatte. An dem Tag sind wir ca. 160 km mit vielen Steigungen gefahren, begleitet von 6 Plattfüssen an meinen schon recht abgefahrenen Wolber W20 Reifen. Abends waren wir dann platt. Als Karte hatten wir eine ADAC Übersichtskarte von Deutschland Süd und Nord im Maßstab vn 1.500 000, kleine Strassen waren darauf gar nicht verzeichnet. Noch ein Bild bei der Wegsuche:

Und noch ein Bild von uns dreien, ganz rechts ist meine Wenigkeit.

Wie schon einige Vorredner schrieben, trotz des eher mäßigen Materials, was 1984 aber weniger die Räder als das andere Eqipment anging, hatten wir viel Spass. Einffach drauf loszufahren, auch ohne Megaausrüstung, ist für den anfang nicht so verkehrt, es kommt aber schon auf die Ziele an. ich wollte 1986 eigentlich 6 Wochen zum Nordkapp fahren, es ist aus anderen Gründen nichts geworden. Im Nachhinein gedacht hätte es auch ziemlich schief gehen können, dnen das alte Minipackzelt, wenig Geld und eine abgefahrene Rennradbereifung hätten das nicht durchgehalten. Aber so genau weiß nicht mehr, welche Vorbereitung ich noch getroffen hätte.
Wenn Ihr Spass an den alten Bildern habt, ich kann auch noch ein paar Bilder von der ersten Alpenüberquerung 1986 zeigen, damals dann wirklich mit Latzhose.