Servus,
ich habe, bevor ich mit dem Reiseradeln anfing, viele kleine Touren westlich von Stuttgart gemacht. Ab dem achten Lebensjahr. Mille allein on Tour.
Auf uralten Böcken. Im Jugendlenze(so zwischen zehn und dreizehn) hatte ich ein Holländerrad(ohne Gangschaltung). Wenn ich mich richtig erinnere, hatte ich nur Flickzeug und Luftpumpe dabei. Satteltaschen, Regenbekleidung, Verpflegung, Getränke: Fehlanzeige. Ich hatte noch nicht mal einen Flaschenhalter. Wenn ich Durst hatte, habe irgendwo geklingelt, und nach Wasser gefragt. Ging erstaunlicher weise bis auf einmal immer gut.
Ab 1978, ich war 15, bekam ich ein gebrauchtes grünes Rennrad der Marke Quelle und bin damit erstmals auf Radreisen gegangen. Anstatt der geplanten drei Wochen, wurden nur zwei Tage. Der Umwerfer wickelte sich in die Speichen und ab da war meine Reise zu Ende. Ich hatte das Geld nicht dazu, es reparieren zu lassen. Ausrüstungstechnisch war diese Zeit: Radtechnische Steinzeit

Außer einem Knochenschlüssel, Flickzeug und Pumpe hatte ich kein Werkzeug. Kleine kunstlederne Satteltaschen, einen kunstledernen Seesack, eine US-Armee Gürteltasche diente mir als Lenkradtasche, einen Schlafsack zum durchspucken,
das wars an Ausrüstung. Ach ja, einen Ostfriesennerz ähnlichen Überhang aus durchsichtigen Plastik hatte ich auch dabei.
Ab 79 kaufte ich mir ein No-Name Rennrad(ich glaube, es war sogar irgendein Markenname)und ging die nächsten Jahre auf Tour nach Südfrankreich. Diemal nicht solo, sondern mit einem Freund. Das Fahrrad war wenigstens besser und die Ausrüstung wurde auch ein bischen besser. Der Schlafsack war ein US-Armeeteil. Das Zelt irgendwoher aus dem Kaufhaus. Bei der ersten Tour nach den Süden gabs auch noch keinen Kocher, sondern nur Kochgeschirr. Gekocht wurde über den offenen Feuer(heute fast undenkbar, das ich irgendwo in der Pampa ein Feuer anmache)Später gabs dann Camping-Gaskocher, denn ich bis heute noch benutze.
An Werkzeugen war schon einiges mehr dabei: diverse Schraubenschlüssel, Speichenschlüssel, Ersatzschläuche, Klebeband.
Aber immer noch die alten Taschen

Ich bin danach eine zeitlang mit Schlauchreifen gefahren und hatte daher immer zwei Ersatzschläuche und genügend Flickzeug und Kleber dabei.
Mir sind schon Dinge passiert, die glaubt kein Mensch. Ich wollte vom Bühlertal hoch in den Schwarzwald, beim ersten kräftigen Antritt löste sich mein Zahnkranz

Ich stieg über den Lenker ab, während einige Kugeln vom Kugellager bergab rollen

Bei den nächsten Touren hatte ich immer Kugellagerfett und ein Tuch dabei.
Kugellagerfett habe ich schon lange nicht mehr dabei, dafür eine Dose Caramba oder ähnliches.
Im Gegensatz zu früher bin heute fast luxuriös ausgestattet. Ein Zelt von Hilleberg, einen guten Schlafsack, Isomatten(hatten wir früher garnicht, dafür Lumas)vor allem ein gutes Rad.
Festzustellen ist, daß die Radreisen früher, bei wenig bis keine Bequemlichkeiten, genauso viel Spaß gemacht hatten. Wir hatten keine Handys, hatten keine Digi, sondern schwere Spiegelreflex, kein leichtes Hightec-Zelt, sondern eins Marke extraschwer(mit Durchregengarantie), keine Superräder sondern die aus dem Kaufhaus(Peugeot war immer ein Traum, aber damals für mich nicht bezahlbar)und so gibt es viele kleine Dinge die heute wesentlich einfacher geworden sind. z.B., es gab keine Plastikflaschen, sondern nur Glasflaschen.
Mille der sich auf seine nächste Radtour freut(ein bischen luxuriöser als früher, aber im noch wild zeltend

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