Re: Nordisk Lofoten 1 ULW für Bike Packing?

Posted by: Gravelbiker_Berlin

Re: Nordisk Lofoten 1 ULW für Bike Packing? - 01/06/25 11:47 AM

Sorry, diesen Beitrag von Dir hatte ich erst übersehen, da erklärst Du ja, was CP heißt. Hatte ich aber richtig geraten.

Und ich weiss, es wird mir dann regelmäßig empfohlen, doch vorab zu planen. Also wenigstens den Abend vorher, oder wie Uli schrieb, mittags nach dem nächsten Hotel suchen.

Ehe ich das aber mache, plane ich tatsächlich lieber die Route vorab. Denn ich habe unterwegs nicht so viel Zeit, und bin, so sehr wie ich heize, dann auch nicht mehr so richtig zurechnungsfähig. Am ehesten kommt dann also der übersichtliche Handzettel in Frage, den ich abends, kurz bevor das Essen kommt, schnell mal überfliege, und wo ich sehe, ob ich am nächsten Abend voraussichtlich in einer Region lande, wo es wenig Hotels gibt. Dann kann ich da vielleicht mal genauer planen, auch mal vom Rad steigen und überlegen, was ich mache, ggf. auch mal ausnahmsweise eher einchecken, oder bis 20 Uhr durchheizen. Und vielleicht auch mal ganz ausnahmsweise am Vorabend buchen (oder anrufen, ob voraussichtlich frei sein wird, hab ich auch schon manchmal gemacht).

Aus mehreren objektiven (wie auch subjektiven) Gründen geht das Vorabplanen gerade in Ostdeutschland nicht gut. Ich plane meine Route auf von BRouter oder Bikerouter (also OSM bzw. OCM) empfohlenen Radrouten. Landstraßen meide ich im Osten möglichst, die sind manchmal dicht befahren und die Leute fahren vor allem wie die Irren. Anders als im Westen haben Radrouten im Osten, vor allem die unbekannteren, ganz oft keinen Asphalt. Und auch nicht immer Kies von guter Beschaffenheit, sondern man erlebt da teils extrem schlechte Wegoberflächen. Ich denke manchmal, wer auch immer z.B. in Sachsen Anhalt einen dieser unbekannteren Radwege geplant hat, ist da möglicherweise nicht einmal selbst lang gefahren. Oder nur mit einem Allrad-SUV.
Da kann man aber nicht gut vorausplanen, weil die Durchschnittsgeschwindigkeit überhaupt nicht vorhersagbar ist. Wie ich schon schrieb, man kommt, wenn man am Vorabend plant, entweder schon 16 Uhr an oder erst 21 Uhr, nur mit viel Glück punktgenau 19 Uhr. Hinzu kommen ja auch noch eigene Formschwankungen, Wind, Wetter. Und je weiter und je länger man fährt, desto mehr addieren sich diese Unwägbarkeiten.

Das Gleiche gilt in Abstufungen auch noch, wenn ich mittags anfange mit Smartphone nach Hotels zu suchen, und auch noch, wenn ich es 16 Uhr mache. Ich bin mal durch Halberstadt gefahren, und kam an einem brauchbaren Hotel vorbei. Ich habe echt gezögert weiterzufahren, aber es war erst 17 Uhr. Das war mir echt zu zeitig, ich hatte noch gute Beine. Also bin ich weiter. Dann kam so ein extrem schlechter Radweg (ausgewaschener Kiesweg), wo ich bergab nur Schritt fahren konnte. Niemand außer extrem versierten Full Suspension Mountainbikern würde so was als Radweg ansehen. Ich habe durch diese schlechte Strecke erheblich Zeit verloren und es wurde dann doch eng mit der Hotelsuche. (hat aber noch geklappt).

Es gibt aber auch noch subjektive Faktoren. Nur wenn ich nicht plane, komme ich auch mal auf 190km, oder in den Bergen auf 130 oder 140km. Ich schaffe dann einfach mehr, die Gesamtstrecke teilt sich durch weniger Hotels und ich spare Geld. Diese teuren Hotels leiste ich mir ja auch nur, weil ich Strecke machen will. Sonst wäre es mir das viele Geld nicht wert. Wenn ich geruhsam im Flachland 120km täglich abradeln wollte, dann würde ich wohl auch eher über Zelten und Packtaschen am Mountainbike nachdenken.

Vorausplanen ist also meiner Meinung nach objektiv schwierig und macht mir vor allem subjektiv auch keinen Spaß. Schon mein Arbeitsablauf erfordert Planung, ich brauch' das nicht auch noch im Urlaub. Meine Strecke ist dann auch auf dem Garmin, Hotels sucht man aber mit dem Smartphone, ich habe nur einen groben Papierausdruck meiner Strecke mit, es dauert unterwegs daher auch ewig, bis ich überhaupt rausbekommen habe, welche Hotels entlang der Strecke liegen. Es bringt auch nix, wenn man ein Hotel findet, wo von der Radroute aus nur eine Landstraße hinführt, auf der zu fahren lebensgefährlich wäre. Ich kenne da etliche Straßen dieser Sorte, es muss im Osten nicht mal Bundesstraße sein, und kann trotzdem extrem dicht befahren sein. (der Teil wird wohl im Westen nicht anders sein, aber im Osten gibt es viel weniger Straßen als im Westen, daher also vor allem weniger kleine Straßen, es gibt im Osten auch viel mehr stark befahrene Straßen ohne straßenbegleitenden Radweg)

Alles in allem komme ich daher immer wieder zum gleichen Schluss. Entweder kaum planen und Glück haben bzw. ab 18 oder 19 Uhr mit dem Smartphone anfangen zu suchen, oder aber gründlich vorab planen, Hotels mit Abstand zum Radweg und Telefonnummer auf Papierkarte notieren und Lage einzeichnen, auch dazu schreiben, an welcher Stelle vom Radweg man abweichen muss, um gefahrlos zum Hotel zu kommen (Navi-Profis würden dann im Garmin auch noch Wegpunkte implementieren, so dass Garmin Signal gibt: Achtung Hotel XYZ, hier abfahren). Wenn man diese Vorbereitungen nicht trifft, dann fährt man am Ende doch die schmale beidseitig dicht mit LKW und PKW befahrene Land- oder Bundesstraße, wo man eigentlich keinesfalls langfahren wollte. Im Westen gibt es übrigens auch viel mehr breite Landstraßen, wo der Radfahrer auch ohne Radweg noch Platz hat. Im Osten dagegen sind auch ganz viele Bundesstraßen mega-eng, so dass zwei sich entgegenkommende LKW fast mit dem Spiegel berühren).
VIele Grüße Christoph