Posted by: Meillo
Re: Mein Reiserad - eine unendliche Geschichte? - 11/19/24 08:32 AM
In Antwort auf: Martina
Was Bikefitting und ähnliches angeht: ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass viele Anbieter und Experten zu theoretisch und zu wenig individuell an die Sache rangehen. Ihr primäres Ziel scheint zu sein, eine abstrakt als optimal erkannte Sitzposition zu erreichen.
Den Eindruck habe ich auch ... und das ignoriert eben den von mir dargestellten Kompromiss zwischen konkurrierenden Zielen, bei dem es keine theoretisch beste Loesung geben kann, sondern es inhaerent darauf ankommt, was man erreichen will und wo man bereit ist, Nachteile in Kauf zu nehmen. Bikefitting sollte IMO erst in zweite Linie etwas mit dem Koerper zu tun haben und in erster Linie mit dem Nutzungs-, Fahr- und Reiseverhalten.
Insgesamt finde ich, dass man mit eigenem Denken ziemlich weit kommen kann. Dafuer reichen wenige grundlegende Erkenntnisse, wie:
- Das Gewicht der fahrenden Person verteilt sich auf Sattel, Lenker und Pedale. Man kann sich mit der Fahrposition aussuchen, wo wieviel lasten soll. Wenn es einem irgendwo zu viel ist, dann kann man das Gewicht umverteilen indem man die Sitzposition aendert.
- Die Sattelneigung muss relativ zur Neigung des Rueckens betrachtet werden und nicht relativ zur Horizontalen. (Genau genommen ist es nicht zum Ruecken sondern zur Neigung des Beckens.) Man kann sich dann aussuchen, ob man den Sitzbereich eher vorne oder eher hinten belastet haben will, indem man den Sattel ein bisschen zurueck oder vor kippt. (Dabei beobachten was der Koerper ggf. durch Kippen des Beckens, also z.B. mit rundem Ruecken auszugleichen versucht.) Das kann man wunderbar auf Tagestouren testen.
- Das Ziel sollte sein, die Belastungen gleichmaessig ueber den ganzen Koerper zu verteilen, damit keine Stelle zu sehr belastet wird. Da der Koerper verschiedener Personen an unterschiedlichen Stellen unterschiedlich belastbar ist, wird diese Verteilung individuell sein.
- Bei Sitzpositionen am Schreibtisch sind sich die Experten bereits einig, dass Abwechslung besser ist als die theoretisch optimalste Position. Bei vielen Stunden auf dem Fahrrad ist das IMO aehnlich, was auch ein Aspekt von gleichmaessiger Verteilung ueber den Koerper ist.