Re: Über Hunsrück und Eifel an die Küste

Posted by: DieterFfm

Re: Über Hunsrück und Eifel an die Küste - 10/22/13 08:55 PM

Und der letzte Teil...




14.Tag Zur Möhnetalsperre: Externsteine und Lippisches Land
  • Mittwoch: 12.6.
  • Tacho: 132 km
  • Höhe: 701 m
  • Sattelzeit: 8:33 Std.
  • Schnitt: 15,4 km/h
  • Übernachtung: 8,00€

Heute früh werde ich von einem Hahn geweckt, ich könnte dem Vieh die Krotze herumdrehen. Also stehe ich halt auf, mache mich fertig und um 5:45 Uhr fahre ich los. In der Altstadt von Lemgo habe ich keine Chance auf ein Frühstück, also suche ich mir gleich den Weg Richtung Detmold. Hier geht’s sofort gut rauf, 100Hm ohne Frühstück muss man erst mal schaffen.

Hinter Lossbruch kann ich es dann aber nach Detmold hinein laufen lassen. Nur wo finde ich in dem Wohngebiet am Rande der Stadt eine Bäckerei? Hier sollte es die doch massenhaft geben, aber im Navi ist keine verzeichnet. Ein Mann kommt mir mit Brötchentüte entgegen, den frage ich einfach, so wie früher. Er schickt mich zu einem Bistro in einer Parallelstraße, die hätte ich nie alleine gefunden. Natürlich kriege ich zu den Brötchen auch einen guten Kaffee.

Die Innenstadt von Detmold besteht fast ausschließlich aus Verwaltungsgebäuden, alle schon aus dem vorletzten Jahrhundert, also richtig groß und klotzig. Die Beschilderung der Radwege ist für mich etwas irreführend, vielleicht fehlt auch ab und an ein Schild oder ich sehe es einfach nicht, jedenfalls verfahre ich mich trotz Navi auf der Suche nach dem Weg Richtung Horn. Dabei finde ich Gegenüber vom Landestheater den Abdruck vom linken Fuß von Herrmann dem Cherusker, 2,10m lang, Größe 333.



Herrmanns Fuß



Residenzschloss Detmold


Der Navi hilft mir allerdings dann doch, den richtigen Weg zu finden. Ich fahre dieselbe Straße, die ich 2000 mit meinem Bruder gefahren bin, nur in umgekehrter Richtung. Damals hatten wir in der Jugendherberge in Horn an den Externsteinen übernachtet. Es geht langsam aufwärts, mir kommen viele Schüler auf Rädern entgegen. Plötzlich sehe ich im Navi einen Wegepunkt, der kennzeichnet einen Teil der Route, der zum Plan C gehört hatte. Von Detmold an die Externsteine wäre ich auch ohne Abstecher an die Nordsee gefahren.

In Horn fahre ich wieder über den Marktplatz, es ist Markt (was sonst) und ich esse mein Pfund Erdbeeren, dann geht’s weiter zu den Externsteinen. 2000 waren mein Bruder und ich dort auf den Felsen herumgeklettert und ich hatte meinen Fotoapparat an einem Aussichtspunkt liegen lassen. Das hatte ich aber erst am nächsten Morgen bemerkt, so dass wir auf der Weiterfahrt von der Jugendherberge erst einen Abstecher zu den Steinen machten. Jemand hatte den Fotoapparat gefunden und beim Kassenhäuschen abgegeben, das war ein Glück!



Süß und lecker


Die Externsteine werden vor allem zur Walpurgisnacht und zur Sommersonnenwende von Menschenmassen mit esoterischen Gesinnungen heimgesucht, angeblich sollen sie ein keltisches Heiligtum gewesen sein. Heute bin ich allerdings zu früh dran, keine Menschenseele ist zu sehen, Souvenirshops und Kassenhäuschen haben noch nicht geöffnet und ich kann zwar nicht in die Felsen, aber Fotos kann ich trotzdem machen.



Externsteine


Anschließend fahre ich auf einem geteerten Waldweg hinauf auf den Grat des Teutoburger Walds auf 370mNN bis zur Rigi-Hütte, dann geht’s wieder herunter ins Tal in Richtung Bad Lippspringe. Der Weg ist zwar breit und mit Waldwirtschafts-Fahrzeugen befahrbar, jedoch kann ich mich ob der Qualität desselben freuen, dass ich vollgefedert unterwegs bin. Als ich am Gasthaus Kreuzkrug endlich die Straße erreiche, bin ich froh, dass das Geschüttele schließlich ein Ende hat. Bin ich mit meinem Bruder damals denselben Weg hinauf gefahren? Es ist der einzige Weg in diese Richtung, also müssten wir ihn genommen haben, aber in meiner Erinnerung sah er völlig anders aus.

Die Straße führt nun stracks nach Süden, vorbei am Jagdschloss Oesterholz geht sie in die Fürstenallee über, diese gilt als die schönste Eichenallee im Lippischen Land. Allerdings sind viele der Eichen marode und werden gerade durch Neuanpflanzungen ersetzt, was dem Bild der schönen Allee schadet.

Bald erreiche ich Schlangen und an der Hauptstraße gönne ich mir in einem Café ein zweites Frühstück. Weiter geht’s durch Bad Lippspringe, Paderborn lasse ich liegen und folge der Radweg-Beschilderung vorbei am Tallesee nach Schloss Neuhaus. Der Radweg führt mich direkt zum Schloss aus dem 16. Jahrhundert im Zentrum des Stadtteils von Paderborn. Heute beherbergt es mit einer Realschule einen riesigen Schulkomplex.

Ich fahre am Schloss vorbei, durch den Platz vor dem Marstall und dann in den Schlossauen-Park Richtung Lippesee. Eine Gruppe von Kids aus einem Kindergarten in der Nähe wird von einer Betreuerin in einem großen Handkarren gezogen. Ich frage die Betreuerin, ob ich ein Foto von den Kleinen machen darf, aber sie lehnt ab, ist wohl von diversen Berichten über Internet-Darstellungen von Pädophilen sensibilisiert. Ich finde es schade, akzeptiere aber die Entscheidung und packe den Fotoapparat wieder weg. Sie fragt dann noch die üblichen Fragen, woher und wohin, dann ziehen sie weiter.

Der Weg führt jetzt am Boker-Heide-Kanal entlang um den Lippesee herum nach Westen. Die Sonne will heute nicht so richtig herauskommen, es ist zwar mild, aber schwül und ein heftiger Südwestwind bringt die ersten 6 Tage meiner Reise wieder in Erinnerung, Südwestwind heißt nämlich Gegenwind. Und außerdem riecht es heute nach einem Gewitter, oder zumindest nach Schauern.

Gegen 11:30 Uhr erreiche ich Delbrück und suche eine Metzgerei. Eine Passantin schickt mich zur Metzgerei Voß am anderen Ende des Alten Markts. Hier heißen viele Geschäfte 'Voß' und ich muss nochmals nachfragen. In der Metzgerei gibt’s allerdings keine warme Theke, man schickt mich wieder 200m zurück zu einer Bäckerei, die haben eine warme Theke, sogar eine gute. Ich kriege endlich mal wieder mein Schnitzelbrötchen, esse es auf einer Bank auf dem Alten Markt.

Auf einem Radweg an einer fast kerzengeraden Straße geht’s dann wieder aus Delbrück hinaus, zum Glück hält eine Baum- und Buschreihe am Straßenrand den Wind etwas ab. Nach einer Stunde geht’s vorbei an der Lippstädter Seenplatte und dann nach Lippstadt hinein. Hier war ich schon zweimal, 2006 bin ich im Regen durchgefahren und 2009 hatte ich am Margaretensee im Norden übernachtet und im Ort nichts zum Frühstücken gefunden. Also sehe ich zu, schnell weiter zu kommen.

Eine Straße führt nach Cappel und von dort gibt’s einen beschilderten Radwanderweg Richtung Lippetal. Der Wind nimmt immer noch zu, hinter mir über Paderborn wird es sogar dunkel. Was kommt da auf mich zu?

Der Weg führt über kleine Verbindungssträßchen zwischen vereinzelten Höfen nach Westen. In Herzfeld finde ich einen Getränkeshop und kaufe Wasser nach. Im Laden ist nichts los, der Verkäufer fragt mich, ob ich keine Angst hätte, so alleine unterwegs. Hier wäre alles so gefährlich. O Gott, o Gott , und mein Rad steht nicht abgeschlossen und mit allem Gerümpel beladen vor dem Laden. Wenn ich Angst hätte, dürfte ich nie alleine irgendwohin fahren. Der Mann schaut mich verständnislos an.

Jetzt biege ich nach Süden ab Richtung Soest. Ich umfahre die Altstadt und komme trotzdem auf der Brüderstraße in eine Fußgängerzone. Hier ist Radfahren erst ab 18 Uhr erlaubt, so wie gestern in Lemgo. Vor mir fährt ein Radler langsam wie ich durch die Verbotszone, da wird er von einem Fahrrad schiebenden Rentner fast umgestoßen und angepflaumt. Der Radler schüttelt die Hand, die ihn festhält, nur ab und fährt trotzdem weiter. An mich traut sich der Rentner nicht, vielleicht hat er mich wegen der heftigen Aktion meines Vorradlers nicht bemerkt.

Erst am Ende der Fußgängerzone, gegenüber vom Bahnhof, finde ich eine Eisdiele. Der Radler von eben ist auch da, fragt mich, ob der Rentner Recht hatte mit dem Fahrradverbot. Eigentlich hatte der schon Recht, aber festhalten durfte er den Radler trotzdem nicht. Wir unterhalten uns weiter und er erzählt, dass er aus Düsseldorf kommt und Tagestouren macht, anschließend geht’s mit der Bahn wieder zurück. Heute war er z.B. am Möhnesee, dort gibt’s eine schöne umgebaute Bahnstrecke. Wenn er Touren über mehrere Tage macht, hat er meist nur 10kg Gepäck dabei, wäscht seine Klamotten abends, und staunt dann, wie bepackt ich unterwegs bin. Schließlich muss er sich beeilen, um seinen Zug noch zu erreichen.

Ich esse mein Eis noch fertig, dann geht’s weiter Richtung Möhnesee. Zuerst muss ich allerdings noch einen Weg aus Soest heraus finden. Irgendwie treffe ich auf den Äußeren Ring, das kann ja nicht falsch sein, ich muss nur an der richtigen Stelle den Absprung finden. Ein Radweg-Schild hilft mir bei der Entscheidung.

Der See liegt hinter einem Höhenzug, so dass ich am Ende der Tagesetappe nochmals 150Hm schaffen muss. Auch ist der Radweg neben der Straße schon im nächsten Ort zu Ende. Für die Autofahrer ist so ein langsam aufwärts kriechender, beladener Radfahrer schon der Horror schlechthin, der Wind bremst mich noch zusätzlich. Zum Glück hat sich wenigstens die Dunkelwolke hinter mir verzogen.



Möhnetalsperre


Nach der Unterführung unter der B516 geht’s dann aber 50Hm abwärts, das läuft natürlich bestens. Ich stoße knapp unterhalb der Mauer auf den See, fahre an der Seestraße weiter nach Osten bis Möhnesee-Körbecke. Auf dem Campingplatz am Ort stehen eigentlich nur Dauercamper, aber für mich gibt es noch ein Plätzchen zwischen zwei Wohnwagen. Einer davon gehört einem Angler, der gerade seinen Tagesfang ausnimmt. Bei dem Wind, der über den See ungebremst hier angebraust kommt, ist es mal wieder schwierig, das Zelt aufzubauen.

Zum Essen gehe ich nach Körbecke. An der Straße gibt’s zwar das Hotel und Restaurant Griese, aber das erscheint mir zu etepetete. Also gehe ich noch einige Meter weiter in den Ort und finde die Pfeffermühle. Hier gibt’s lecker Schnitzel.

Zurück am Campingplatz halte ich noch ein längeres Schwätzchen mit meinem Nachbarn. Er filetiert gerade seinen Fang und ein anderer Camper holt sich eine Portion ab. Als es dunkel wird, verziehe ich mich in meinen Schlafsack.

Morgen soll es regnen.



15.Tag Nach Affoldern (Edersee): Möhne, Diemelsee und Ederseebahn
  • Donnerstag: 13.6.
  • Tacho: 127 km
  • Höhe: 1084 m
  • Sattelzeit: 8:04 Std.
  • Schnitt: 15,6 km/h
  • Übernachtung: 9,00€

Heute Morgen haben wir unglaubliche 18°C, es ist immer noch sehr windig und schwül. Durch den Wind ist das Zelt trocken. Kurz vor 6 Uhr kann ich die langen Hosen und den Kapuzenpulli einpacken und in kurzen Klamotten losfahren. Normalerweise schnalle ich die ausgezogenen langen Sachen offen auf die hinteren Packtaschen, dort könnten sie natürlich schnell nass werden. Jetzt sind sie eingepackt und, falls es wirklich anfangen sollte zu regnen, alles ist geschützt.

Am Ende des Möhnesees (im Osten, also dort, wo die Möhne in den See übergeht) stoße ich auf die gestern erwähnte alte Bahntrasse und dort auf einen sehr schönen Radweg. Entlang des Bahnradwegs gibt’s zwar ein paar kleinere Ortschaften, aber der Navi zeigt mir keine Bäckerei. Nach einer Stunde knurrt mir der Magen und in Allagen frage ich eine Schülerin nach einer Möglichkeit, Brötchen zu kaufen. Sie schickt mich in den Ort, den Berg hinauf, zu einem Tante-Emma-Laden. Hier hat man eine kleine Frühstücks-Ecke eingerichtet und ich kriege meine belegten Brötchen und den Kaffee. Im Laden gibt’s auch noch eine Postagentur, alles ist sauber und aufgeräumt.

Ich sause wieder hinunter zum Bahnradweg, dann geht’s weiter, diesmal langsam aufwärts Richtung Brilon. Vor Möhnetal-Belecke fährt ein Radler zu mir auf und wir unterhalten uns kurz. Er ist auf dem Weg zur Arbeit im Ort und er gibt mir den Tipp, in Belecke den großen Platz zu überqueren und dort weiter zu fahren. Gesagt, getan, der Bahnradweg endet hier sowieso, es geht in den Ort und am Platz verliere ich die Beschilderung. Also fahre ich auf der diagonalen Ecke des Platzes weiter Richtung Schulzentrum, hier sammelt sich gerade die Jugend der umliegenden Orte zum Schulbeginn, es ist 7:30 Uhr.

Endlich finde ich einen Hinweis auf die Fortsetzung des Radweges Richtung Brilon. Ich bin bereits um die Schule herumgefahren, da schießt plötzlich ein jugendlicher Radfahrer, so 13, 14 Jahre alt, aus einer Toreinfahrt, ohne auch nur in meine Richtung zu schauen, mit einem Affenzahn auf die Straße, wo ich gerade entlangfahre. Und natürlich sind wir uns gegenseitig im Weg, d.h. er saust mir rechts ans Hinterrad, ich kann das Rad nicht halten und beide fallen wir um. Zum Glück haben wir uns nicht wehgetan. "Ich hab‘ doch gebremst." meint er. Ich schnauze ihn heftig an, wenn ich ein Auto gewesen wäre, wer weiß, was da hätte passieren können. Ich untersuche mein Rad, kann keinen Schaden feststellen, also trollt er sich, so schnell er kann, immer noch die Kopfhörer vom Disk-Player auf den Ohren.

Auch ich fahre weiter, den Schreck immer noch in den Knochen. Der Radweg ist jetzt leider keine Bahntrasse mehr, vielmehr ein schöner geteerter Waldweg, der sich zuerst am nächsten größeren Ort Rüthen vorbei schleicht. Dann geht’s einige Höhenmeter rauf, die Bundesstraße bleibt im Tal an der Möhne und hier oben hat man einen netten Blick ins Umland. Schließlich sause ich wieder hinunter zum Bach, und hier gibt’s jetzt wieder einen Bahntrassen-Radweg, diesmal aber nur geschottert, egal.

Der Weg durch das Möhnetal ist herrlich, es geht durch den Naturpark Arnsberger Wald. Nur die Bundestraße stört, wenn dort LKWs entlang brettern. Und wirklich, es fallen ein paar Tropfen. Aber zum Anziehen des KWays reicht es nicht, und schnell ist der Spuk auch schon vorbei.

Um 9:15 Uhr erreiche ich Brilon, Zeit für ein zweites Frühstück. In der Bäckerei in der zentralen Einkaufsstraße sitzen hinter mir zwei Frauen mit einem Baby. Die Eine hat sich gerade aus ihrem Haus ausgesperrt und wartet auf die Vermieterin, die einen Zweitschlüssel hat. Der Anderen, und das bemerke ich erst, als ich die Bäckerei verlasse, fehlt die rechte Hand. Sie geht mit ihrem Handicap um, als hätte sie es schon immer, so dass es mir erst gar nicht auffiel. Tragisch.




Dauersitzer in Brilon


Jetzt suche ich einen Weg zum Diemelsee. Auf einer Straße geht es steil aus Brilon heraus bis zur Auffahrt auf die B251. Hier habe ich bereits 500mNN überschritten, ächz. Allerdings geht’s dann wieder steil herunter vorbei an einem Waldfreibad ins Tal der Hoppecke (ein Bach). Solche Abfahrten mache ich eigentlich nicht gerne, wenn ich weiß, dass ich die eben verlorenen Höhenmeter wieder mühselig neu erkämpfen muss. Einhundert verschwendete Höhenmeter.

Erst geht’s auf einem schönen geteerten Waldweg, dann auf der Straße hinein nach Hoppecke, diesmal der Ort. Von hier finde ich eine Straße, auf der ich nur noch über einen Bergrücken klettern muss, um ins Tal der Diemel und an den See zu gelangen. Der Bergrücken ist allerdings etwa 150Hm über dem Tal, und mit 13% windet sich die Straße in zwei Serpentinen hinauf. Die Alpen lassen grüßen. Zum Glück ist fast kein Verkehr, so dass ich nicht auch noch darauf zu achten habe. In Schrittgeschwindigkeit quäle ich mich hinauf. Endlich, nach einer halben Stunde, habe ich es geschafft.

Und dann genieße ich die Abfahrt. Diesmal sause ich 160Hm hinunter, wieder 13% abwärts. In 3 Minuten bin ich unten, meist mit 60kmh und mehr. Nach einer Serpentine finde ich einen geteerten Wirtschaftsweg, der direkt zum See führt. Ich treffe an der Einmündung des Flusses auf die Straße am Nordufer des Sees und fahre weiter bis zur Staumauer. Auch der Diemelsee ist randvoll und das sieht schon imposant aus.

Ich fahre weiter nach Heringhausen und genau gegenüber von dem Hotel, wo mein Bruder und ich im Jahre 2000 übernachtet hatten, mache ich in Birays Café Mittagspause. Für mich wird die Küche angeworfen und ich kriege ein riesiges Schnitzel im Fladenbrot. Durch meine Tischnachbarin erfahre ich, dass die Besitzerin des Hotels gegenüber im letzten Jahr verstarb und es seitdem geschlossen ist. Die Nachbarin erweist sich als sehr, sehr geschwätzig, jetzt kenne ich ihr ganzes Leben, vermutlich besser als ihr Mann.

Kurz nach 12 Uhr ist die Mittagspause beendet und es geht mal wieder auf einer Landstraße steil hinauf Richtung Westen. In Rhenegge finde ich den Waldecker-Seen-Tour-Radweg, dem folge ich hinunter nach Adorf und wieder hinauf auf über 500mNN. Dann biege ich nach Süden ab, es geht an einem Nato-Gelände vorbei und schließlich habe ich einen herrlichen Rundblick auf das Waldecker Bergland. Leider kann man solche Ausblicke nicht auf einem Foto darstellen.

Dann sause ich mal wieder, diesmal bei Weitem nicht so steil, hinunter nach Korbach. Hier suche ich den Einstieg in den Ederseebahnradweg, von dessen Eröffnung im April 2013 ich schon gelesen hatte. Da ich aber nicht weiß, wo er beginnt, suche ich zunächst den Bahnhof von Korbach. Das ist nicht einfach, Korbach strotz vor Baustellen, stattdessen finde ich eine Fußgängerzone in der Nähe des Bahnhofs und darin eine Eisdiele. Na gut, dann mache ich halt eine Pause.

Zum Bahnhof ist es jetzt nicht mehr weit, aber vom Ederseebahnradweg finde ich hier keinen Hinweis. Seltsam. Ich such auf meinem Navi und finde noch einen Bahnhof, den Südbahnhof, und hier scheint ein Radweg auf einer alten Bahntrasse eingetragen zu sein. Also fahre ich zum Südbahnhof. Unterwegs finde ich noch einen Stand mit Erdbeeren, lecker. Der Verkäufer ist kein Einheimischer und erklärt auf meine verwunderte Frage nach dem Radweg, dass die Korbacher ein seltsames Völkchen seien und auf Veränderungen irgendwelcher Form nur feindlich reagieren würden, alles Fremde wird abgelehnt. Und so wird auch der Bahnradweg nicht angenommen, ein Hinweis darauf würde nur Auswärtige anlocken. Die Beschilderung als Zubringer zum Radweg müsste von Korbach aufgestellt werden, und das geht gar nicht.



Rangierlok am Einstieg zum Ederseebahn-Radweg


Na gut, ich finde ihn trotzdem und bin begeistert. Das ist ein Radweg nach meinem Geschmack. Auf 26km geht’s auf feinem Teer bis an die Eder unterhalb des Sees. Zwei kurze Tunnels werden durchfahren und eine 28m hohe Brücke überquert. Am höchsten Punkt hat man eine tolle Sicht bis zum Kellerwald, vor allem wenn’s so klar ist, wie heute. Das Selbacher Viadukt ist ein Highlight des Radwegs, 28m hoch und auf 7 Brückenbögen wurde es für den Radweg für knapp 6 Mio. Euro restauriert. Es hat sich gelohnt.

Die letzten Kilometer geht’s abwärts, ich kann es locker auslaufen lassen. Am Radweg-Ende geht’s auf eine Straße und dann nochmals 40Hm hinunter ins Tal der Eder. Es ist erst kurz nach 16 Uhr und eigentlich muss ich jetzt noch kein Tagesende machen, also radle ich am Affolderner See Eder-aufwärts und mache noch einen kleinen Schlenker zur Staumauer des Edersees. Dabei suche ich mir den Campingplatz "Edertaler Hof", an dem ich vorbei fahre, als Zielpunkt aus. An der Brücke nach Hemfurth bleibe ich auf der Straße und folge ihr hinauf an die Nordseite der Mauer. Dann geht’s langsam über die Staumauer, hier ist eigentlich Radfahren verboten, aber das interessiert hier keinen. Auch der Edersee ist randvoll, was zu dieser Jahreszeit eher selten der Fall ist. Ich mache auf der Südseite ein kleines Päuschen, diesmal nur ein Magnum-Mandel, dann geht’s zurück an den Affolderner See zum Campingplatz.



Staumauer Edersee


Der Chef hat alle Hände voll zu tun mit zwei Schulklassen, die hier in den angeschlossenen Pavillons wohnen, man will grillen. Also baue ich mein Zelt erst mal auf, bezahlen geht auch später. Trotz des heftigen Windes hier im Tal habe ich schnell aufgebaut, man lernt ja dazu, dann geht’s zum Duschen. Und weil der Chef immer noch keine Zeit für mich hat, gehe ich halt zum Essen ins Dorf.

In Affoldern finde ich ein Dorflokal und es gibt nur Schnitzel mit Pommes, Salat ist nicht zu kriegen. An der Theke diskutieren einige Einwohner mit dem Ortsvorsteher, der beklagt sich über den Radwanderweg, das Geld hätte man auch anders besser investieren können, meint er. Draußen zieht ein erster Schauer vorbei, mal sehen, was noch daraus wird. Die Versammlung löst sich auf, nur ein Stammgast bleibt, er kommt sogar an meinen Tisch und wir beginnen eine Unterhaltung. Dann geht er kurz aufs Klo und wird dabei von einem anderen einheimischen Gast, der draußen Platz genommen hatte, angegriffen, ich höre sogar eine Faust treffen, fast gibt es eine richtige Schlägerei. Das ist wohl ein Nachbar meines Tischgenossen, und offensichtlich sind beide heftig verstritten. Man will sogar die Polizei rufen.

Mir reicht‘s, ich bezahle und ziehe Leine. Am Campingplatz gibt‘s einen großen Saal als Aufenthaltsraum, ich nehme mein Buch mit hinein und lese. Auch die Lehrer der zwei Klassen versammeln sich dort und ein paar Schüler meinen, sie dort besuchen zu müssen. Dann geht draußen ein Gewitter mit starken Sturmböen nieder und ich bin froh, im Trockenen zu sein. Als es zu Ende ist, finde ich den Chef und kann schließlich bezahlen.

Dann geht’s ins Zelt, alles ist ganz geblieben und trocken.


16.Tag Nach Bebra: Ederauen, Kassel und Fulda
  • Freitag: 14.6.
  • Tacho: 135 km
  • Höhe: 866 m
  • Sattelzeit: 8:08 Std.
  • Schnitt: 16,6 km/h
  • Übernachtung: 0,00€

In der Nacht zieht der Regen vorbei, beim Aufstehen ist es trocken, das Zelt natürlich nicht. Der Westwind bläst weiterhin heftig, das ist für heute aber kein Problem, im Gegenteil. Um 6 Uhr geht’s los, auf dem Ederauen-Radweg, der hier Teil des Hessischen Radwanderwegs R5 ist. Die Eder hat natürlich auch ziemlich viel Wasser, was bei einem vollen Edersee nicht ungewöhnlich ist.

Natürlich finde ich keinen Bäcker, das wusste ich schon von 2009, als ich hier schon mal auf der Suche nach einem zweiten Frühstück leer ausging. Nach gut einer Stunde erreiche ich Fritzlar, hier sollte es doch möglich sein, zu frühstücken. Ich schleppe mich in die Altstadt hoch, das sind locker 12% Steigung auf altem Kopfsteinpflaster. Im Tal befindet sich ein großer Schulbusbahnhof und viele Schüler laufen von dort hinauf in die Altstadt. Ein beladener Radfahrer, der sich die Steigung hinaufquält, ist allerdings nicht interessant genug, um mal in seine Richtung zu schauen.

Die Backshops auf meinem Weg, deren drei an der Zahl, machen für mich keinen einladenden Eindruck, erst der letzte Laden vor dem ZOB Busbahnhof kann meinem kritischen Auge gefallen. Wie so oft gibt’s belegte Brötchen und Kaffee.

Ich hatte eigentlich vor, der Eder abwärts zu folgen und dann den Fuldaradweg bis Bebra zu fahren, dann wäre ich allerdings schon zum Mittag in Bebra. Also kann ich mir einen kleinen Umweg durch das Hinterland gönnen, es wird umgeplant. Nach Norden soll’s gehen, evtl. bis zum Herkules, dann durch Kassel an die Fulda, anschließend nach Bebra.

Ich finde einen schönen Radwanderweg, asphaltierte Wirtschaftswege, mit R12 beschildert, bis nach Kirchberg. Hinter dem Ort geht’s zunächst zu einem idyllisch im einsamen Wald gelegenen Campingplatz an der Weißenthalsmühle, dann wandelt er sich allerdings in einen schlechten Waldweg um, der nur dank meiner Federung einigermaßen befahrbar ist. Es geht auch noch steil hinauf, was bei einem Weg schlechter Qualität als noch anstrengender empfunden wird.

Vor Wichdorf trifft der Weg wieder auf eine Straße und es geht hinab in den Ort. Leider bleibt‘s nicht lange flach, schon im nächsten Ort Niedenstein schickt man mich wieder steil hinauf auf über 400mNN. Zum Glück bleibt der Weg zumindest während des Aufstiegs asphaltiert. Dieses ganze Rauf und Runter kostet ziemlich viel Zeit, inzwischen ist es bereits Viertel vor Zehn Uhr. Ich kämpfe mich also bereits fast zwei Stunden hier in der Pampa herum, und bis zum Herkules brauch ich nochmal mindestens anderthalb Stunden. Ich sause herunter in den nächsten Ort Schauenburg-Breitenbach und finde eine Bäckerei, Zeit fürs zweite Frühstück. Hier erfahre ich, dass in Kassel heute der Hessentag beginnt, und der Austragungsort ist in den Fuldaauen, wo eigentlich der Radweg hindurchführt.

Also wird wieder improvisiert, das ist ja auf dieser Tour fast normal. Ich biege jetzt dementsprechend nach Osten ab, Richtung Kassel, und versuche die Fuldaauen erst hinter dem Hessentags-Gelände zu treffen. Es geht tendenziell wieder bergab, durch weitere Stadtteile von Schauenburg mit tollem Ausblick ins Kasseler Becken. Unter der A44 geht’s hindurch nach Nordhausen, dann steil hinunter nach Niederzweren, wohin wir meine Jüngste schon mal zum Handball begleitet hatten. Hier finde ich an der Frankfurter Straße eine Metzgerei, und zum ersten Mal auf meiner Tour esse ich ein Leberkäse-Brötchen.

Gegen 11:30 Uhr treffe ich dann an der Brücke der A49 auf die Fulda, wie geplant unterhalb des Festgeländes. Von hier sind es noch etwa 40km Luftlinie bis Bebra, das dürfte kein Auftrag mehr sein. Auch die Fulda führt noch viel Wasser, teilweise kann ich am niedergedrückten Gras sehen, wie hoch sie vor kurzem noch gefüllt war. Jetzt ist der Wasserstand etwa 1m niedriger.

Kurz vor der Edermündung ist der Radweg plötzlich gesperrt wegen umgestürzter Bäume. Es ist aber keine Umleitung angegeben, wie auch in dem engen Tal, das hätte man schon viel früher anzeigen müssen. Ich umfahre die Absperrung und radle vorsichtig weiter. In den knapp 2km bis zur Absperrung auf der entgegengesetzten Seite sehe ich etwa 10 Bäume, die vom Radweg weggeräumt wurden. In Holland wäre das besser organisiert gewesen, dort hätte es eine Umleitung gegeben.

Als nächstes folgt die lange Fuldaschleife bei Guxhagen, hier fährt man locker 10km, hat aber nur 2km an Strecke gewonnen. Einheimische kennen bestimmt eine Abkürzung, der Masse an Reiseradlern wird aber die gesamte Schleife gezeigt.

Kurz darauf folgt die nächste Sperrung wegen Baumbruch-Gefahr. Diesmal ist aber eine Umleitung ausgeschildert, nämlich zur B83 auf der anderen Talseite bei Körle. Hier sollte es eigentlich ein Radweg geben, der wird aber gerade umgebaut, so dass ich doch auf die Bundesstraße muss.

Bald darauf erreiche ich Melsungen. In den letzten Tagen konnte ich immer irgendwo einen Erdbeerstand finden, hier habe ich allerdings Pech. Kein Markt in Melsungen, und auf der B83, an der ich in den Ort fahre, ist auch nichts. Am Ortsausgang finde ich einen großen Edeka und dort sollte ich eigentlich meine Erdbeeren kriegen. Ich fülle meinen Getränkevorrat auf, aber die hier angebotenen Erdbeeren sehen schon etwas mitgenommen aus, die können die gerne behalten.

Weiter geht’s aus Melsungen heraus, etwas unschön vorbei am Industriegebiet bei Adelshausen an der vielbefahrenen B83. Bei der Domäne Fahre verlässt der Radweg endlich wieder die Bundesstraße. Am Abzweig steht eine Gruppe radelnder Rentner, beim heranfahren bin ich sofort Gesprächsgegenstand, deshalb bleibe ich auch kurz stehen. Man bewundert mein Gepäck, oder besser, wie ich es auf dem Rad untergebracht habe. Einer sucht den Motor, der muss doch irgendwo sein? Ja klar, das sind meine Beine. Gelächter allenthalben.

Hinter Beiseförth teilt sich dann der R1, ich will auf der Kabel-Fähre die Fulda überqueren und nehme deshalb den entsprechenden Abzweig. Als ich die Kabel-Fähre nach 2km erreiche, ist sie leider wegen des Fuldahoch-wassers gesperrt. Ich bin ziemlich angepisst, das hätte man doch auch vorher anzeigen können. Und weil auf der B83 zu viel Verkehr ist, muss ich die 2km wieder zum Abzweig zurück. Hier sehe ich ein Schild, dass bei Hochwasser die Kabel-Fähre gesperrt ist, leider von Ästen verdeckt und auch nicht von meiner Fahrtrichtung aus sichtbar. Klasse.



Seilfähre über die Fulda - geschlossen


Die Alternativstrecke geht sofort 10% rauf, nur um mich zu ärgern. Die Steigung ist zwar nicht lange, aber ich bin immer noch stinkig wegen des Umwegs, da missfällt einem jede Erbse unter der Matratze. Jetzt muss ich aber etwas Gas geben, ich will gegen 16 Uhr in Bebra sein.

In Rotenburg geht’s auf der alten Brücke über die Fulda, schnell wird ein Foto vom Eckengucker gemacht und ein Eis in der Waffel geholt, dann geht’s weiter. Der R1 führt jetzt zwar auf der anderen Fuldaseite weiter, aber ich sehe Umleitungsschilder, die ihn auf meine Seite geführt haben. Später erfahre ich, dass der Weg wegen eines Erdrutschs und umgestürzter Bäume gesperrt ist, das war ja noch schlimmer als bei den beiden Sperrungen bei Kassel.



Liebesschlösser in Rothenburg


Pünktlich komme ich bei unseren Freunden an, der Hausherr ist gerade mit den Hunden unterwegs und meine liebe Frau, die ja von Frankfurt kommt, steht im Stau. Das Rad wird entladen und schnell wird die Unterleg-Plane zum Trocknen auf die Leine gehängt, der Rest kann morgen bearbeitet werden. Die Chefin kocht Kaffee, sie hat Erdbeerkuchen organisiert, also gibt’s heute doch noch Erdbeeren, lecker. Dann kommt meine Frau endlich, und weil sie wegen des Haushunds und ihrer Tierhaar-Allergie nicht bei unseren Gastgebern schlafen kann, hat sie ein Zimmer im Hotel Röse organisiert und bereits dort eingecheckt. Jetzt kann ich endlich duschen. Zum Essen gehen wir ins Holzwurm-Stübchen, es wird ein schöner Abend, leckeres Essen und viele leckere Cocktails.



Samstag: 15.6.

Im Vergleich zu den Reisetagen schlafe ich heute extrem lange. Wir fahren nach dem Auschecken bei einer Bäckerei vorbei und nehmen die Brötchen mit zu unseren Freunden, wir wollen gemeinsam frühstücken. Irgendwie war wohl einer der vielen Cocktails gestern schlecht, ich habe mit meinem Magen zu kämpfen und kann beim ausgiebigen Frühstück leider nicht wie gewohnt zuschlagen. Die Damen fahren anschließend zum Shopping nach Bad Hersfeld, und wir Männer bauen das Zelt auf der Wiese vor dem Haus auf, um es trocknen zu lassen. Dann kümmern wir uns um mein Rad, putzen und nach dem Schutzblech schauen. Zum Mittag hat sich mein Magen wieder beruhigt und ich kann endlich ausgiebig frühstücken.

Wieder hat die Gastgeberin auf dem Rückweg Erdbeeren organisiert, meine Begeisterung muss in meinem Gesicht gestanden haben. Zum Abendessen wird gegrillt, dann macht sich meine Frau auf den Heimweg. Dabei nimmt sie mein Gepäck mit, für die letzte Etappe morgen reicht mir eine Ortliebtasche mit Werkzeug und den Tagesutensilien. Damit hat sich der Schwerlasttransport für dieses Jahr erledigt.

Alleine mit den Freunden wird vor dem Fernseher noch etwas geklönt und dann geht’s ins Bett. Alleine kann ich ja hier schlafen.


18.Tag Nach Hause: R1 und Vulkanradweg
  • Sonntag: 16.6.
  • Tacho: 167 km
  • Höhe: 813 m
  • Sattelzeit: 8:31 Std.
  • Schnitt: 19,6 km/h
  • Übernachtung: 0,00€

Ich schlafe wie tot, erst um 5:45 Uhr bin ich plötzlich wach. Ich beeile mich mit Anziehen und Packen, oben höre ich den Hausherren schon herumwuseln. Nach einem schnellen Frühstück ist auch das Rad schnell beladen, ist ja nichts drauf, außer der einen Tasche. Die Chefin schläft noch, also gibt’s einen herzlichen Abschied und ein herzliches Dankeschön an Beide.

Ich bin diese Strecke in beiden Richtungen in diversen Varianten schon unzählige Male gefahren. Heute will ich mal wieder über den Vulkanradweg, das ist eigentlich die schönste Alternative. Mit 11°C haben wir eine angenehme Temperatur. Bis Bad Hersfeld fahre ich die alte Strecke an der B27, nicht die neu beschilderte durch die Fuldaauen. In Bad Hersfeld ist der Radweg an der Fulda allerdings wegen Hochwassers immer noch gesperrt, eine Umleitung ist zwar an der Absperrung angekündigt, es soll über ein Firmengelände gehen, allerdings fehlt die weitere Beschilderung. Von meiner ersten Tour nach Bebra 1993 erinnere ich mich noch an eine Abkürzung an der östlichen Fuldaseite durch den Wald, die fahre ich jetzt. Außerdem ist der Weg im Navi eingezeichnet. grins

Von Kohlhausen geht’s dann über die Fulda nach Asbach und hier auf dem normalen Hessischen Radwanderweg R1 Richtung Schlitz. Ich kann locker mit 25kmh sausen, ohne Gepäck läuft‘s halt entscheidend leichter. Oder sollte der Wind helfen?

Hinter Niederaula fahre ich auf einen älteren Reiseradler auf, der mit voller Beladung unterwegs ist, so wie ich noch vorgestern. Er erkennt meine Rohloff und scheint sich mit Fahrrädern auszukennen. Für eine Weile fahre ich neben ihm her, wir unterhalten uns angeregt. Er will noch über Fulda und dem Sinntal-Radweg an den Main. Allerdings 'schleicht' er mit nur 12-15 km/h daher, so dass ich dann doch Tschüss sage, ich muss ja heute noch bis nach Frankfurt. Zum Abschied empfehle ich ihm noch die Bäckerei Happ in Schlitz zum Frühstücken.

Dort mache ich bald darauf meine Pause zum zweiten Frühstück. Die Bäckerei hatten mein Bruder und ich letztes Jahr auf unserer Tour nach Usedom entdeckt, und schon damals war sie nochmals Ziel auf meiner letzten Etappe von Bebra nach Frankfurt. Leider erscheint mein Begleiter von vorhin nicht, schade.

Weiter geht’s auf dem Hessischen Radwanderweg R7a nach Bad Salzschlirf und dann auf der neuen Trasse nach Angersbach. Diese ist nicht unbedingt besser als die alte Trasse auf der anderen Talseite, also kann ich demnächst beide Routen wahlweise benutzen.

Gegen 10 Uhr erreiche ich in Lauterbach den Vulkanradweg. Keine Ahnung, wie oft ich diesen wunderschönen Radwanderweg auch schon auf Tagestouren genutzt habe, ich bin immer wieder begeistert.

Bei Eisenbach kommt mir ein Radler entgegen und grüßend fahren wir aneinander vorbei. Kurzes Stutzen, dann Erkennen. Das war der Werkstattleiter meines Fahrradhändlers Radschlag in Frankfurt. Auch er erkennt mich, beide drehen wir um und unterhalten uns angeregt. Leider kann ich nicht mit meinem Gepäck angeben, das hat meine Frau ja gestern im Auto mit heim genommen. Der Radler ist heute Morgen gegen 5 Uhr zu einer Tagestour von Frankfurt aus aufgebrochen. Er will noch bis nach Bebra und von dort mit dem Zug zurück.

Weiter geht’s Richtung Vogelsberg. Bei Herbstein treffe ich auf eine Gruppe Pfadfinder, sie machen eine Schnitzeljagd und ich ein Foto von ihnen. Heute ist Sonntag und es sind viele Radler auf dem Vulkanradweg unterwegs, allerdings keiner mit Gepäck, schade. Ich hätte mit meiner normalen Beladung schon Aufsehen erregt.

Gegen 12 Uhr erreiche ich in Hartmannhain den höchsten Punkt des Vulkanradwegs, 580mNN hoch. Für die 14km bis nach Gedern benötige ich nur 30 Minuten, das wären fast 30kmh im Schnitt, und das fast ohne zu treten. Ich fahre wie immer an der Pizzeria Italia vorbei, und diesmal entschließe ich mich schnell und mache hier Mittagspause. Es gibt eine riesige Portion Spaghetti Bolognese.

Gegen 13 Uhr geht’s weiter. Ich schätze, dass ich so gegen 15:45 Uhr in unserer Eisdiele in Maintal-Bischofsheim sein werde und rufe meine Frau an, so dass wir uns dort treffen können. Bis hinunter nach Ortenberg läuft‘s gut, es geht ja bergab und 30kmh sind leicht zu fahren. Bis hierher habe ich einen Schnitt von 20,3kmh, das hatte ich auf der gesamten Urlaubstour nicht annähernd. Jetzt muss ich allerdings gegen den Wind an, aber das klappt besser als befürchtet. Vielleicht bin ich ja jetzt gut im Training.



Blick von der Hohen Straße auf die Frankfurt Skyline


Ab Nidderau geht’s dann über einige Hügel hinauf auf die Hohe Straße, hier hat man inzwischen das achte Windrad aktiviert. Pünktlich erreiche ich die Eisdiele in Bischofsheim und auch mein Schatz ist schon da. Wir können sogar einen Platz auf der Terrasse ergattern. Die letzten 7km radeln wir dann gemeinsam heim.

Es hat auch einen großen Vorteil, wenn das Gepäck schon vor mir zu Hause ist. Dann hängt nämlich der Hauptanteil der Wäsche bereits auf der Leine. Es genügt, die Reste auszupacken, zu säubern und wegzuräumen. Außerdem kann ich bereits den Lowrider-Träger abbauen, dann duschen und bei einem gemütlichen Abendessen können wir beide gemeinsam den Tag ruhig ausklingen lassen.


Und meine Rede zur Hochzeit der Ältesten?

Natürlich habe ich von dieser Radreise berichtet, nicht so ausführlich wie hier, sondern nur zwei kleine Anekdoten.
Die erste handelte von den beiden Tischnachbarn am ersten Tag in Wahlenau, die von der Rede des Brautvaters bei einer kürzlich besuchten Hochzeit berichteten. Ich erwähnte die 8 Seiten Notizen mit den peinlichsten Peinlichkeiten aus dem Leben der Braut, und als ich kurz an die Tasche meines Jacketts griff, waren sofort alle Gäste wach und ein Gejohle ging durch den Saal. Natürlich hab ich keine Notizen dabei gehabt, so könnte ich meine Tochter nie bloßstellen. Aber witzig war's trotzdem.
Dann berichtete ich von der silbrigen Hofeinfahrt bei Stadthagen, verbunden mit den besten Wünschen zur Silberhochzeit, zu der wir in 25 Jahren auch gerne eingeladen werden wollen.



Zum Schluss noch eine Karte von der Tour



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Zum Schluß eine Bitte der Moderation: Keine fremden Bilder einfügen, insb. keine Karten, die Gefahr eines Rechteverstoßes, für den die Forumsbetreiber belangt werden können, ist groß.


So, und jetzt vielen Dank an die geduldigen Leser.