Posted by: DieterFfm
Re: Über Hunsrück und Eifel an die Küste - 10/19/13 07:04 PM
... und weiter geht's mit den Tagen 3, 4 und 5
3.Tag Nach Stadtkyll: An der Prüm durch die Eifel
Um 5:30 Uhr bin ich wach, es ist hell und es regnet nicht! Ich hatte kein Frühstück bestellt, das hätte es erst nach 8 Uhr gegeben, also mache ich mich fertig und kurz nach 6 Uhr bin ich wieder auf Achse. Bei Temperaturen im einstelligen Bereich muss ich etwas treten, um warm zu werden.
Der Sauertal-Radweg führt jetzt auf einer alten Bahnstrecke (mal wieder, das sind einfach die besten Radwanderwege) nach Norden. Er nimmt jede Schleife des Flusses mit, bleibt dafür immer im Tal und es geht fast ständig unter noch nassen Bäumen hindurch. Eine Strecke von ca. 200m wurde zum Schutz der Feuchtgebiete sogar „aufgeständert“, d.h. er verläuft auf einem Metallgitterbelag am steilen Ufer entlang.
Drei Versuche, in angrenzenden Orten eine Bäckerei zu finden, scheitern kläglich, hier wird noch nicht mal der Fuchs begraben, einfach nur totes Land. In Ralingen verpasse ich dabei fast ein Highlight dieses Radwegs, den 336m langen Ralinger Tunnel.
Ralinger Tunnel
In Minden mündet die Prüm in die Sauer und ich biege auf den Prümtal-Radweg ab. Hier ist jetzt Schluss mit gemütlich auf einer alten Bahntrasse fahren, jetzt geht’s weiter auf Wirtschaftswegen, die zwar geteert, aber beileibe nicht flach sind. Erst gegen 7:30 Uhr finde ich in Irrel eine Bäckerei und es folgt ein ausgiebiges Frühstück. Mir fällt auf, dass hier viele Autos mit Luxemburger Kennzeichen sowohl fahren als auch vor den Häusern stehen, als ob hier viele Leute in Luxemburg arbeiten, oder auch Luxemburger hier wohnen.
Aus Irrel heraus fahre ich wieder zurück zum Prümtal-Radweg und biege wieder nach Norden ab. Der Weg führt sehr schön am Fluss entlang und durch einen Wald, ist noch nass und häufig mit abgebrochenen Ästen und Zweigen übersät. Bald gibt es an der Prüm einige Stromschnellen, das sind die Irreler Wasserfälle, die durch den Regen der letzten Tage vermutlich stärker rauschen als sonst.

Seltsame Unterkünfte im Prümtal
Das Wetter ist immer noch sehr wolkig, aber ich bin schon froh, dass es von oben trocken ist. Außerdem ist ein heftiger kalter Wind zu spüren, und da er aus Norden kommt, kommt er natürlich von vorne. Um 9 Uhr habe ich bereits 300Hm geschafft, obwohl ich an einem Fluss-Radweg fahre, und es sieht nicht so aus, als ob es flacher würde. In Holsthum zweigt der Enztal-Radweg Richtung Neuerburg ab, dort hatte ich 2009 in einem Gasthof übernachtet. Jetzt fahre ich oft an Hopfenfeldern vorbei, ein Gruß von der Brauerei aus Bitburg im Nachbartal.
Die nächsten anderthalb Stunden schlängelt sich der Prümtal-Radweg tendenziell im Prümtal, das heißt aber nicht, dass er am Fluss entlang führt. Im Gegenteil, es werden diverse Auf- und Abfahrten mitgenommen. Ich will mich ja auch nicht beschweren, denn die Wegeführung ist wunderschön, aber halt auch anstrengend.
Gegen 10:30 Uhr erreiche ich den Stausee Bitburg. An der Mauer mache ich ein Foto, dann geht’s auf einem Wanderweg bis etwa zur Hälfte des Sees. Leider ist damit der Fluss-Abschnitt des Prümtal-Radwegs zunächst einmal beendet. Ich muss nach Westen abbiegen und durch Biersdorf geht’s jetzt richtig rauf, mindestens 7% Steigung. Als ich endlich das Ortsende erreiche, habe ich die Hoffnung, dass ich oben bin. Aber mitnichten, auf einer Straße geht es immer weiter rauf, jetzt wieder nach Norden, und ohne Wald, dafür aber mit heftigem kaltem Gegenwind. Der nächste Ort heißt Niederweiler und liegt schon ganz schön weit oben, 100Hm habe ich bereits erkämpft. Aber wo es ein Niederweiler gibt, muss es auch ein Oberweiler geben, und wo liegt das? Natürlich oberhalb von Niederweiler, und zwar nochmal 50Hm höher. Aber auch dann ist es nicht geschafft. Der Wind wird erst durch ein kleines Waldgebiet zurückgehalten, nur um dann am Ende des Waldes noch kräftiger zuschlagen zu können.
Mit immer 7-9% Steigung geht’s weiter rauf, dann knacke ich sogar die 500mNN. Wer hätte gedacht, dass die Eifel so hoch ist? Ich bin schon ziemlich platt. Wer wollte in die Alpen?
Dann biegt der Radweg von der Straße ab und es geht leider 50Hm hinunter ('leider' weil ich weiß, dass die verlorenen Höhenmeter wieder erkämpft werden müssen) nach Plütscheid. Und weil es bereits kurz von 12 Uhr und meine Mittagszeit schon längst überschritten ist, frage ich im Gasthaus Geimer, ob ich eine Kleinigkeit zu essen bekommen könnte. Im Saal ist eine große Tafel schön eingedeckt, so als ob eine größere Gesellschaft erwartet würde. Die Wirtsfrau schaut den Chef mit einem flehentlichen Blick an, der meint dann, heute wäre geschlossen, obwohl er gerade ein Bier zapft. Ich frage nicht weiter nach, wer nicht will, der hat. Als ich gerade wieder auf mein Rad steige, kommt eine lange Armada von Autos an. Also nicht geschlossen, eher geschlossene Gesellschaft. Warum sagt er es dann nicht?
Leider war das die einzige Möglichkeit, im Ort etwas Essbares zu bekommen, also muss ich weiter. Und der nächste Ort liegt natürlich wieder oben. Im Navi sehe ich ein Bauerncafé, aber das ist um diese Zeit noch geschlossen. Also weiter. Jetzt erklimme ich den mit 550mNN höchsten Punkt dieses Fleckchens Erde und habe einen tollen Rundblick über das Prümtal und die umliegenden Hügel. Es sieht aus wie auf einer Alm. Also doch wieder Alpen. Und auch die Sonne schafft einen ersten kurzen Durchbruchsversuch durch die Wolken.
Wenn man den höchsten Punkt erreicht hat, heißt es, dass es ab sofort nur noch abwärts gehen kann. Und der nächste Ort Waxweiler liegt ganze 200Hm unterhalb von mir. Also kann ich es jetzt laufen lassen. In nur 10 Minuten habe ich die Höhenmeter wieder aufgebraucht, die ich in der letzten guten Stunde mühsam erkämpft habe.
In Waxweiler finde ich eine Döneria. Leider ist der Döner, den ich dann herunterwürge, nicht vergleichbar mit den richtig guten Dönern zu Hause. Nach einiger Zeit merke ich, wie er mir schwer im Magen liegt.
Jetzt beginnt der etwas gemütlichere Teil des Tages. Auf der ehemaligen Trasse der Stichbahn von Waxweiler nach Pronsfeld kann ich relativ gemütlich nach Norden gleiten. Die Sonne hat sich inzwischen auch hervorgewagt und eigentlich stört nur der kalte Nordwind. In Lünebach treffe ich für ca. 5km auf die Strecke, die ich 2009 gefahren bin. Damals war ich in Pronsfeld auf einem weiteren Bahnradweg nach Nordwesten Richtung Bleialf abgebogen, jetzt bleibe ich auf der Bahnlinie, die von Pronsfeld Richtung Prüm führt.

Köf II in Pronsfeld

Prümtal-Radweg
Gegen 14:30 Uhr biege ich vom Radweg, der um Prüm herumführt, in den Ort ab und finde an einem Kreisverkehr eine Eisdiele. Die hervorgekommene Sonne hat die Betreiber ermutigt, draußen die Tische freizumachen und es hat sich schon eine Handvoll Eissüchtiger eingefunden. Die Bedienung ist sich nicht einig darüber, ob sie ihre Strickjacke an- oder ausziehen soll, jedenfalls kommt sie immer abwechseln mit und ohne Jacke vorbei. Der Wind ist einfach noch zu frisch.
Durch die heutigen witterungs- und orographisch bedingten Gegebenheiten bin ich schon ziemlich KO, aber um 14:30 Uhr kann ich noch nicht Feierabend machen. Laut Karte ist der Bahnradweg hier zu Ende und es sind noch ein paar Höhenmeter zu schaffen. Der nächste Campingplatz soll in einem Seitental kurz vor Stadtkyll liegen, den will ich heute noch erreichen. Dann sollte ich eigentlich morgen, am Sonntag, keine Probleme mit einem Frühstück haben, in Stadtkyll gibt es sogar zwei Tankstellen.
Der Radweg führt jetzt auf einer Landstraße, die parallel zur autobahnähnlich ausgebauten B51 verläuft. Hier ist kein Verkehr, deshalb bin ich etwas verärgert, dass zwischen Wilwerath und Olzheim ein schlechter Waldweg zum Radweg ausgerufen wird. Hinter Reuth bin ich dann endlich wieder oben, diesmal auf knapp 600mNN. Aber jetzt geht’s wieder abwärts, ich kann es gut laufen lassen. Es geht hinab ins Wirfttal, der Weg ist jetzt zwar etwas uneben und auch nicht mehr geteert, aber ich habe ja eine gute Federung.
Vor Stadtkyll liegt dann der Campingplatz an einem kleinen Teich, ein riesiges Freizeitgelände von einem holländischen Konzern geleitet. Die junge Frau in der Rezeption schickt mich zunächst auf das Gelände und gibt mir eine Liste mit freien Platznummern mit. Leider gibt es keine Wiesenplätze, aber die wären wegen der Nässe wohl sowieso nicht nutzbar. Also wähle ich einen Platz mit einer gemäßigten Schotterunterlage, da hatte ich schon schlimmere Unterlagen. Meine Nachbarn sind eine Großfamilie aus Duisburg mit vielen Kids aller Altersklassen, die mich sofort mit Hallo begrüßen. Na gut, bei der Enge könnte es heute Nacht etwas unruhiger werden.
Der Aufbau des Zelts dauert etwas länger, da fehlt noch etwas die Übung. Die Duschen sind auch nicht der Brüller, der Platz ist eindeutig zu teuer. Da muss ich wohl das Hallenbad und die Saune mitfinanzieren. Aber am Platz gibt’s noch ein Hotel mit einem guten Restaurant, das ich dann auch in Anspruch nehme. Bei meinem Anruf zu Hause ergahre ich, dass in Süddeutschland alles überflutet wäre und im Osten hätte es an der Saale und anderen mittelgroßen Flüssen mehr Wasser gegeben, als zur Jahrhundertflut 2002. Zum Glück bin ich nicht in diese Richtung aufgebrochen.
Heute läuft das Pokal-Endspiel Bayern gegen Stuttgart, am Platz haben sich einige Grüppchen vor den Fernsehern versammelt. Meine Gruppe sitzt wie im Stuhlkreis vor einem Lagerfeuer, das keine 5m neben meinem Zelt qualmt. Der Wind kommt zum Glück aus der richtigen Richtung. Ich darf mich dazu setzen und kriege auch eine Flasche Radler gesponsert. Bald stinken meine Klamotten vom Qualm.
Als es dunkel wird, habe ich genug von den Familien-Internals und gehe schlafen. Natürlich kriege ich weiterhin alles mit, schließlich liege ich keine 5m von den Feiernden entfernt. Es hört sich an, als würden sie auf den Tischen tanzen, nur halt ohne Tisch. Allerding bin ich trotz des Lärms überraschend schnell eingeschlafen. Nur gegen 1 Uhr werde ich nochmal wach, da hat sich aber alles schon in Wohlgefallen aufgelöst.
Übrigens hat Bayern 3:2 gewonnen.
4.Tag Nach Mulartshütte: Schneifel und Vennbahn-Radweg
Die heutige Etappe sollte auf kleinen Sträßchen zunächst nach Sankt Vith in Belgien führen. Ich hatte mir zu Hause auf die Schnelle einige Markierungspunkte zusammengeklickt, war mit aber nicht sicher, ob diese Route so fahrbar wäre. Gestern war mir auf der Karte ein Weg aufgefallen, der auf der anderen Seite des Höhenzugs der Schneifel, um den ich gestern eigentlich herumgefahren war, durch den Wald verläuft, der sieht als Alternative recht ansprechend aus.
Die Nacht ist ziemlich windig. Anscheinend schlafe ich in Erwartung von Regen doch nicht so gut, weil ich jedes Lüftchen mitbekomme. Gegen 5:30 Uhr bin ich richtig wach und stehe auf. Vor dem Waschhaus muss ich 5 Minuten warten, es wird gerade gereinigt. Beim Abbauen strenge ich mich nicht besonders an, leise zu sein, waren die Nachbarn gestern Abend ja auch nicht. Es ist 5°C kalt, das Zelt ist aber durch den Wind trocken. Nasse Hände wären bei der Kälte auch nicht so schön gewesen.
Gegen 6:30 Uhr fahre ich los, wie immer zunächst auf der Suche nach einem Frühstück. Leider hat sonntags um diese Uhrzeit auch in einem Städtchen wie Stadtkyll keine Bäckerei offen, da kann ich erst in einer Stunde mit Brötchen rechnen. Aber es gibt ja noch eine Tankstelle am Ortsausgang. Leider auch hier nur Fehlanzeige, es ist zwar jemand im Verkaufsraum, aber die Tür bleibt für mich verschlossen. Ein Schild zeigt an, dass erst um 7:30 Uhr geöffnet wird. Und wenn ich hätte tanken wollen?
Dann fahre ich halt weiter. Nur wenige Kilometer entfernt liegt am Radweg der Kronenburger See, auch mit einem Freizeitzentrum versehen. Aber auch hier ist alles zu. Und weil meine vorgeplante Route ab jetzt keine Ortschaft mehr anfährt, auf der Schneifel-Alternative zwei Orte zumindest die Chance einer geöffneten Bäckerei bieten, entscheide ich mich für die alternative Route.
Leider gibt’s auch in Hallschlag und in Ormont nichts zum Frühstücken. Ich muss also die Snickers-Variante wählen. Hinter Ormont geht’s diesmal auf einer Straße wieder mal den Berg hinauf in den Wald. Die Strecke ist wunderschön, es fährt kein Auto und als ich endlich die 700mNN erreiche, lässt es sich sogar gut rollen. Hier in der Schneifel wird im Winter viel Wintersport betrieben, bei den Temperaturen sollte ich mir vielleicht Langlauf-Ski unter die Reifen klemmen. Wenn es jetzt auch noch feucht-kalt wäre, könnte ich ein Paar Handschuhe gebrauchen. Die Straße verläuft mehr in südlicher Richtung, da sollte doch eigentlich der Nordwind die Fahrt unterstützen. Leider hält der Wald den Wind ab und so spüre ich nichts von einer günstigen Prise.

Prüm Air Station
Schließlich ist der Höhenzug zu Ende und ich sause hinunter nach Bleialf. Dort finde ich gegen 8:30 Uhr endlich einen geöffneten Tante-Emma-Laden und es gibt zwei Schoko-Croissants und einen großen Pott heißen Kaffee.
Hinter Bleialf treffe ich dann wieder auf die Strecke von 2009, den Eifel-Ardennen-Radweg. Damals war ich begeistert von der Wegeführung bis zur Grenze nach Belgien. Es geht wieder durch den 400m langen Bleialfer Tunnel und dann ins wunderschöne Ihrenbachtal, wo es eine Biberkolonie gibt. Und anders als vor vier Jahren ist die Strecke nach der Belgischen Grenze in hervorragendem Zustand, die Bahntrasse wurde wohl inzwischen umgebaut.

Einfahrt nach Belgien
Inzwischen hat sich auch die Sonne wieder durchgekämpft und es ist trotz des immer noch kalten Gegenwinds angenehm zu fahren. Man merkt auch, dass in Belgien viel Rad gefahren wird, trotz des Sonntag morgens sind einige Tagesradler unterwegs.
Schließlich führt die Strecke auf einem separaten Weg hinauf nach Sankt Vith. Hier ist der Vennbahn-Radweg als Anschluss gut ausgeschildert, so dass ich ihn, ohne suchen zu müssen, gleich finde. Der Vennbahn-Radweg ist noch in genau demselben Zustand wie 2009, mehr oder weniger gut geschottert. Und die Landschaft ist ebenfalls genauso schön wie 2009, was sollte sich da auch geändert haben. Das Hohe Venn ist hier Naturschutzgebiet und da darf man auch in Belgien nichts umbauen. Allerdings ist auf der flachen Heidelandschaft der heftige Nordwind ein ernstzunehmendes Hindernis, es gibt zu wenige Bäume, um dem Wind wirkungsvoll etwas entgegenzusetzen. In Born, hinter der großen Brücke, versuche ich nochmals, das Klappern am Lowrider-Träger (Vaif) zu beheben, leider ohne Erfolg.
Kurz vor Waimes, dort war ich 2009 vom Radweg abgebogen, ist der Weg jetzt ganz frisch geteert, glatt wie ein Kinderpopo. Ein Schild weist mich auf die Brasserie Cyrano hin und weil ich um 11:30 Uhr schon wieder hungrig bin, fahre ich vom Radweg herunter zur Brasserie. Die Küche wird leider erst um 12:00 Uhr angeheizt, aber ich kriege eine kalte Boulette und zwei Cola. Und das für locker 8€, na gut, besser als nichts.
In Waimes zweigt vom Vennbahn-Radweg ein Zubringer nach Malmedy nach Westen ab, ich nehme die Hauptroute. Sie führt nach Osten weiter in Richtung Bütgenbacher See und ist von allerbester Qualität, ich bin einfach nur begeistert. Auf der feinen Strecke sind zu dieser Zeit viele Tagesradler unterwegs, in großen und kleinen Gruppen, alleine, und auch Skater treiben sich hier anscheinend gerne herum. Außerdem stachelt der Sonnenschein die Leute an, aus ihren Behausungen auf die Fahrräder zu steigen.
Nach einer Dreiviertelstunde Genuss stehe ich hinter dem renovierten Bahnhof von Sourbrodt plötzlich vor einer Absperrung, eine Umleitungsbeschilderung ist nicht zu erkennen. Weil aber ein Rennradler einfach um die Absperrung herumfährt, dahinter ist vom Feinsten geteert, fahre ich ihm hinterher. Nach 1,5km ist aber endgültig Ende, der Weg hört einfach auf. Nur ein Trampelpfad führt neben dem Gleis durch die mit Büschen eng bewachsene Pampa. Vier Radler stehen vor dem Ende des Wegs und diskutieren. Wie geht’s weiter? Umkehren, und dann? Man entschließt sich zum Umkehren.

Vennbahn-Radweg I

Vennbahn-Radweg II

Pseudo-Vennbahn-Radweg I

Pseudo-Vennbahn-Radweg II
Ich sehe aber, wie ein Pärchen, ihre Räder schiebend, über den Trampelpfad auf mich zukommt und warte, bis sie da sind. Der Trampelpfad ginge nur etwa 1,5km, sagen sie, dann käme grober Schotter und dann mittlerer Schotter bis zur Grenze nach Deutschland. Der Weg wäre also zu bewältigen. Na gut, dann schiebe ich halt los.
Das ist zwar mit dem schweren Rad nicht ganz so einfach, aber der Pfad zeigt den Weg. Ich muss öfter mal durch Büsche hindurch, steige auch mal auf das Gleis und schiebe von dort aus. Nach gut 200m kommt mir wieder ein Pärchen mit Rädern entgegen, sie schätzen noch mindesten 2km Buschwerk. Da sieht man mal wieder, wie schwer solche Strecken abzuschätzen sind. Nach einer knappen halben Stunde erreiche ich die Piste mit dem groben Schotter, ich hatte vorher auf meinen Tacho geschaut und bis hierher ca. 1200m gemessen. Der grobe Schotter währt nur ca. 400m, dann habe ich es überstanden, jetzt kann ich wieder normal radeln.
Nach einem Kilometer auf dem feineren Schotterweg kommt mir ein Rentnerpärchen zu Fuß entgegen und wir unterhalten uns auch über die Situation auf dem Radweg. An dieser Stelle brütet eine seltene Vogelart und Naturschützer haben den Ausbau des Radwegs gestoppt. Bis die Umleitungsstrecke gebaut ist, die soll im Juli fertig sein, würde eine Alternative an der Straße im Tal angeboten. Leider war an der Absperrung davon nichts zu erkennen.
Ab der Deutschen Grenze, hier ist eine Draisinen-Station mit vielen Menschen drumherum, ist der Radweg wieder vom Feinsten. Leider hat sich der Gegenwind immer noch nicht beruhigt, und da die Bahnstrecke relativ weit oberhalb des Rurtals verläuft, Monschau ist weit unten zu erkennen, habe ich immer noch mehr als notwendig zu treten. Ich versuche, unsere Freunde in Bebra anzurufen, beide haben heute Geburtstag, aber mein Handy erreicht nur einen belgischen Anbieter und ich will nicht noch die Auslandsgebühr bezahlen.
Oberhalb von Konzen mache ich dann gegen 14:15 Uhr an einem Würstchenwagen eine kurze Kaffeepause. Witzig hier ist, dass die linke Seite der Straße in Belgien liegt und die rechte Seite in Deutschland. Der Verkäufer erzählt noch, dass die Bahntrasse, auch wenn sie durch Deutsches Gebiet führt, trotzdem Belgisches Hoheitsgebiet ist. Sehr kompliziert.
Dann führt der Weg über einen Schotterweg durch ein Naturschutzgebiet und hinter Lammersdorf wird’s dann gemütlich. Ich bin nämlich immer noch auf über 560mNN und jetzt geht’s abwärts. Meine schwere Beladung gibt mir so viel Schwung, dass mich kaum ein Radler mehr überholt. Mit locker über 30kmh sause ich auf der alten Bahntrasse hinunter. Ich klemme mich hinter einen Rennradler, er versucht vergeblich, mich abzuhängen.
Vor Roetgen wird’s dann ziemlich voll auf dem Radweg und eine Radlerfamilie gibt mir einen guten Tipp zu einer Eisdiele im Ort. Der Kaffee vorhin war einfach zu wenig, also mache ich die nächste Pause bei Eis und Cappuccino. Draußen sitzen die Leute in der prallen Sonne, alles ist voll, also setze ich mich neben die Theke ins leere Lokal. Beim Bezahlen (ich gebe wie immer ein Trinkgeld) frage ich die Bedienung, ob es den Campingplatz in Mulartshütte noch gibt. Der junge Mann weiß es nicht, aber ich bin wohl als Radreisender zu erkennen. Und als ich bei meinem Rad stehe und schon fast aufgestiegen bin, kommt er zu mir gelaufen und meint, er habe im Internet nachgeschaut und den Platz gefunden. Das ist mal ein Service! Vielen Dank dafür.
Also steht mein Tagesziel für heute fest. In Mulartshütte hatte ich 2009 auch schon gezeltet. Dieses Jahr nehme ich aber nicht den direkten Weg, sondern fahre noch die weite Schleife des Vennbahn-Radwegs über Rearen in Belgien bis nach Schmithof wieder in Deutschland. Hier biege ich ab und nehme einen schönen Waldweg bis zum Campingplatz Vichbachtal in Mulartshütte.
Der Platz ist OK, wie vor 4 Jahren und die Wiese sogar relativ trocken. Allerdings gibt’s kein Klopapier, dafür wollen sie einen Euro extra. Aber ich habe ja alles dabei. Nachdem das Zelt steht, versuche ich es nochmals mit dem Front-Träger. Dafür leihe ich mir sogar bei einem Dauercamper einen größeren Schraubenzieher. Das geht zwar besser, aber es ist immer noch nicht gut. Außerdem tausche ich auch die Bremsbeläge am Vorderrad.
Zum Abendessen gehe ich ins Hotel „Altes Jägerhaus“, kaum 200m weiter. Hier war ich schon 2009 vom Abendessen begeistert, und auch diesmal werde ich nicht enttäuscht. Für nur 16,90€ gibt’s ein leckeres Spargel-Büffet. Am Nachbartisch sitzt ein Pärchen im gehobenen Alter und ein Mann so Ende 30. Der Senior erzählt von Abenteuerurlaub in Afrika, die Seniorin ist total hin und weg davon. Ein Enkel des Seniors hat sich zum bestandenen Abitur einen Abenteuerurlaub in Kenia mit seinem Opa gewünscht, was diesen natürlich sehr stolz macht. Na ja, Abenteuerurlaub hab ich auch und zum Glück ist es nicht so heiß wie in Afrika.
5.Tag Nach Venlo (NL): Von Aachen an die Maas
Apropos „heiß in Afrika“. Woher weiß ich denn immer, wie warm oder kalt es ist? Nun, in meinem Fahrradtacho, also eigentlich ein Fahrrad-Computer, gibt’s zum barometrischen Höhenmesser auch noch ein Thermometer. Und heute Morgen bin ich fest der Überzeugung, dass der Tacho kaputt ist. Wie sonst kann es Anfang Juni an einem Morgen gegen 5 Uhr in Deutschland nur Null Grad haben? Null Grad Celsius! Gut, in der Nacht war es sternenklar, so tolle Sterne kann man in Frankfurt nie sehen, und das Vichtbachtal liegt geschützt in einer Mulde. Bisher hatte ich es auf einer meiner Radreisen morgens nur einmal kälter, das war 2004 in Zell am See in Österreich, damals war das Zelt innen und außen mit einer Eisschicht bedeckt. Und heute bin ich knapp davor!
Mit nassen und klammen Händen baue ich ab und um 6 Uhr geht’s weiter. Zuerst muss ich 50Hm erklimmen, das wärmt erst mal. Dann geht’s wieder abwärts. Handschuhe wären jetzt von Vorteil, der eiskalte Fahrtwind tut richtig an den Händen weh. Im nächsten Ort Kornelimünster finde ich sogar dieselbe Bäckerei wie vor 4 Jahren. Zum Frühstück futtere ich ein Bulettenbrötchen mit Senf, eigentlich irgendwie irre. Aber der Kaffee wärmt und im Laden ist es auch nicht kalt. Die Titelseite der Bildzeitung berichtet von den heftigen Überflutungen an der Donau, vor allem in Passau, und den Nebenflüssen der Elbe. Irgendwie hatte ich wohl Glück mit meiner Routenwahl.
Direkt an der Bäckerei vorbei führt wieder der Vennbahn-Radweg und so gegen 7 Uhr bin ich gestärkt für die nächsten Stunden. Es sind zwar immer noch nur 5°C, aber es fühlt sich bei Weitem nicht mehr so frostig an und ich kann die abschüssige Strecke Richtung Aachen genießen.
In Aachen angekommen, suche ich den Dom. Es ist zwar Montags-Berufsverkehr, aber einen Reiseradler mit so viel Gepäck lässt man überall gerne den Vortritt. Ich stelle das Rad vor einem Nebeneingang des Doms und gehe auf eine kleine Besichtigungstour. Aber selbst am Nebeneingang steht im Dom ein Bewacher, und als ich Anstalten mache, die herrliche bunte Fensterglaskuppel zu fotografieren, werde ich auf das Fotografier-Verbot hingewiesen. Also gibt’s halt keine Besichtigung, ich habe sowieso kein gutes Gefühl, mein Rad hier länger unbeobachtet stehen zu lassen.

Mini-Dom zu Aachen
Dann wird es trotz Navi schwierig, Aachen wieder zu verlassen. Ich finde eine Route über den Hexenberg, der seinem Namen echt Ehre macht, dann muss ich an der TH eine Umleitung fahren, weil eine Fußgängerbrücke über die Straße neu gebaut wird. Anschließend geht es vorbei an der imposanten Uniklinik von Aachen, die mit ihren 24 Treppenhaustürmen aussieht wie eine riesige Fabrikanlage. Das Klinikum hat über 1600 Betten und 52 Operationssäle und wurde 1984 eingeweiht. Der Bau kostete umgerechnet gut eine Milliarde Euro und war zeitweise die größte Baustelle Europas.
Es geht vorbei am Golfplatz von Aachen und kurz darauf überschreite ich unbemerkt die Grenze zu den Niederlanden. Eigentlich merke ich es nur daran, dass einige Schilder seltsam aussehen, und dass neben der N278, der Verlängerung der Deutschen B1, ein breiter Radweg auf beiden Seiten entlang führt. Hier lässt es sich gut radeln.
Aber Holland ist nicht nur flach. Ich fahre wie 2009 Richtung Maastricht und hinter Gulpen geht’s mal wieder 100Hm hinauf. Als ich endlich oben bin (mir kommen viele Schüler aller Altersklassen auf ihren Rädern entgegen), biege ich von der Hauptstraße ab, diese kenne ich ja noch. Außerdem soll es laut Navi auf der Nebenstrecke auch mindestens zwei Cafés geben, da kann man ja mal ein kurzes Päuschen machen. Später erfahre ich, dass in Holland in Cafés auch Cannabis verkauft wird, deshalb ist es nicht verwunderlich, dass heute am Vormittag keines meiner besuchten Cafés geöffnet war. „Gesloten“ steht meist dran, süß.
Mein Rad macht jetzt seltsame Schleifgeräusche, ich kann aber nicht sofort erkennen, wo die herkommen. Es hört sich an, als ob mal wieder der Frontträger spinnt. Zwischen Aachen und Maastricht gibt es eine Reihe von Campingplätzen, an dreien fahre ich direkt vorbei. Kein Wunder, dass hier auch viele Wohnwagen fahren.
Dann geht es herunter nach Maastricht, es gibt sogar eine Serpentine. Direkt am Ortsrand biege ich nach rechts ab, Großstädte sind mir ein Gräuel. Hier verläuft ein Radweg direkt nach Norden. Und Norden heißt mal wieder Gegenwind. Will das denn nie aufhören?
An einer breiten Grundstückseinfahrt mache ich eine kleine Inspektions-Pause. Ich nehme beide Lowrider-Taschen ab und fahre damit ein paar Meter, keine Änderung an den Schleifgeräuschen. Dann kann es also nicht am Frontträger liegen, die müssen von hinten kommen.
Die Radweg-Beschilderung führt nun Richtung Maas, aber erst mal muss ich über den Julianakanaal, der hier parallel zur Maas verläuft. Die Maas bildet die Grenze zu Belgien, ich bleibe aber immer auf der Ostseite, also in Holland. Hier treffe ich auf die Maasroute Lf3, einem Radweg, der auf 220km von Maastricht nach Arnheim führt und daran orientiere ich mich für die nächsten Stunden.
Kurz vor 11 Uhr mache ich an einem Rastplatz bei einem Aussichtspunkt, der auf einem aufgeschütteten Berg angelegt wurde, die nächste Pause. Jetzt nehme ich auch das hintere Gepäck ab und kann erkennen, dass die Befestigungsschraube des Schutzblechs bei den Federungsbewegungen am Rahmen schleift. Es sieht so aus, als ob das Hinterrad nicht mehr mittig zwischen dem Rahmenstreben verläuft. Ohne Gepäck macht das nichts, aber jetzt kommt die Schraube dem Rahmen so nahe, dass sie bei jeder Einfederung am Rahmen kratzt. Das muss ich bei der nächsten Inspektion bei meiner Werkstatt mal erwähnen. Also versetze ich das Schutzblech etwas nach innen und es schleift nichts mehr. Allerdings ist es jetzt etwas unter Spannung, das ist auch nicht gut. Egal, die Rahmenstrebe hat schon einen ziemlich tiefen Kratzer, da ist die Spannung am Schutzblech weniger schlimm.
Ich lade das Gepäck wieder auf, da kommen zwei Mädels und stellen ihre Räder ab. Dann steigen sie die 70 Stufen zum Aussichtspunkt hoch, bleiben kurz oben und kommen wieder herunter. Gibt’s da oben etwas zu sehen? Sie zeigen mir die drei Fotos, die sie oben gemacht haben, und ziehen wieder von Dannen. Also muss ich mir das da oben ebenfalls anschauen. Ich steige die Stufen hinauf und sehe die Maas, eine Wiese und … eine Großbaustelle. Viele Tieflader schaffen Erde weg, es soll wohl ein Überflutungsbereich für die Maas geschaffen werden. Na toll.
Als ich weiterfahre, ist das Schleifen endlich verschwunden. Der nächste größere Ort heißt Stein und hier biege ich vom Radweg ab und eine Passantin schickt mich auf den Marktplatz. Da gibt’s nämlich ein Einkaufszentrum mit Essensmöglichkeiten. Ich stelle meinen Packesel an einen Fahrradstellplatz und gehe hinein. Ein Lokal am Eingang macht erst um 12 Uhr auf. Die Viertelstunde will ich nicht warten, es gibt hier noch andere Möglichkeiten. In einem Laden kriege ich ein Baguette frisch belegt, mal wieder Frikadelle, aber diesmal warm, und mit Salat. Auf dem Gang des Einkaufszentrums finde ich eine freie Bank, das Baguette muss schließlich vorsichtig wie ein Döner gegessen werden. Trotzdem saue ich mir die Hände richtig ein. Auch die beiden Mädels vom Aussichtspunkt tauchen auf, aber sie beachten mich nicht. Nachdem ich mir im Laden bei der netten Verkäuferin (übrigens kommt sie aus Deutschland) zwei weitere Servietten besorgen kann, sind wenigstens die Hände wieder fast sauber. Außerdem erstehe ich bei ihr noch eine Tüte mit einer Mischung aus diversen Nusssorten. Man weiß ja nie, ob man die mal braucht.
Dann geht’s wieder weiter, irgendwie immer zwischen der Maas und dem Julianakanaal pendelnd. Und immer wieder finde ich die Maasroute, ohne dass eine Absicht dahinter liegt. Ich fahre nämlich öfters eine Abkürzung, muss ja nicht jeden Schlenker des Radwegs mitnehmen.
Bereits anderthalb Stunden später kann ich in Echt nicht an einer Eisdiele vorbei radeln, ich muss einfach einkehren. Und weil ich vom Mittagessen eigentlich noch satt bin, schaffe ich die riesige Portion kaum. Ein hübsches junges Pärchen führt die Eisdiele, er hat noch Renovierungsklamotten an und saust bald wieder weg zum Streichen.
Hinter Echt nehme ich mehr Kurs nach Osten bzw. Nordosten und kann endlich mal radeln, ohne gegen den Wind treten zu müssen. In Sint Odilienberg bewundere ich die 'Basilika St. Wiro, Plechelmus und Otgerus', dann geht’s an der Roer wieder Richtung Maas. Und endlich, es ist bereits 14 Uhr, kann ich die langen Klamotten trotz des kalten Winds ausziehen, die Sonne hat genug Kraft und wärmt.

Basilika Sint Odilienberg
Hinter Roermont mache ich auf einem Rastplatz die nächste Pause, ich muss ja noch ein Tagesziel aussuchen. Bei Venlo gibt’s laut Archies.com drei Campingplätze, da sollte doch einer zu finden sein. Zunächst geht’s aber weiter auf der Maasroute (auch die Maas hat einiges an Wasser), und dann auf der Straße (es gibt hier auch Straßen ohne Radweg daneben) über Tengelen Richtung Venlo. Am „Maasveldpad“, dem Uferweg zwischen Tengelen und Venlo, stehen einige architektonisch interessante Häuser, eines davon hat die Form eines Schif-fes. Im Hafen von Venlo gibt’s eine Reihe Geschäfte für die Hautevolee.
Hinter Venlo verlasse ich die Maasroute und fahre Richtung Velden. Vor dem ersten Campingplatz befindet sich ein Restaurant an der Straße, das wird gleich gecheckt, es hat allerdings geschlossen. Ich bleibe trotzdem beim Campingplatz, die Kilometer des Tages reichen mir völlig. Zwei Tage Übung genügen, dass ich das Zelt wieder recht flott aufbauen kann. In Wind und Sonne ist es schnell trocken.
Geschwind habe ich auch geduscht und mich zu Hause gemeldet, dann muss ich die schwere Essensfrage klären, da das Restaurant an der Straße heute nicht geöffnet hat. Der Chef meint, am nächsten Campingplatz wäre ein Lokal, und wenn das geschlossen wäre, müsste ich in den nächsten Ort Velden fahren. Eigentlich will ich nach meiner Tagesetappe nicht mehr radeln, aber die Entfernungen hier sind doch zu weit zum Laufen.
Natürlich hat auch das Lokal am Nachbar-Campingplatz geschlossen, Montag ist halt kein guter Tag für die Essenssuche. Velden ist noch zwei weitere Kilometer entfernt, und hier muss ich mit einer Frittenbude Vorlieb nehmen. Irgendwie fahre ich an mindestens zwei Restaurants vorbei (entdecke ich später im Internet), ohne sie zu bemerken. Ich esse einen Hamburger (dann doch lieber bei McDonalds) und fahre wieder zurück. Am Hauptgebäude findet sich eine windgeschützte Ecke mit Tisch und Bank, hier kann ich in Ruhe meinen Bericht schreiben. Und was macht meine Rede zur Hochzeit? Immer noch keine Idee!
Als die Sonne untergeht, packe ich das Buch wieder ein. Ich friere wie ein Schneider. Um mich aufzuwärmen jogge ich auf der Zubringerstraße zum Campingplatz, schaffe aber nur ca. 400m, dann bin ich platt. Unglaublich, wo ich doch noch vor wenigen Jahren Marathon gelaufen bin. Aber wenigstens ist mir jetzt nicht mehr kalt.
Fortsetzung folgt ...
3.Tag Nach Stadtkyll: An der Prüm durch die Eifel
- Samstag 1.6.
- Tacho: 113 km
- Höhe: 1313 m
- Sattelzeit: 7:49 Std.
- Übernachtung: 15,00€
Um 5:30 Uhr bin ich wach, es ist hell und es regnet nicht! Ich hatte kein Frühstück bestellt, das hätte es erst nach 8 Uhr gegeben, also mache ich mich fertig und kurz nach 6 Uhr bin ich wieder auf Achse. Bei Temperaturen im einstelligen Bereich muss ich etwas treten, um warm zu werden.
Der Sauertal-Radweg führt jetzt auf einer alten Bahnstrecke (mal wieder, das sind einfach die besten Radwanderwege) nach Norden. Er nimmt jede Schleife des Flusses mit, bleibt dafür immer im Tal und es geht fast ständig unter noch nassen Bäumen hindurch. Eine Strecke von ca. 200m wurde zum Schutz der Feuchtgebiete sogar „aufgeständert“, d.h. er verläuft auf einem Metallgitterbelag am steilen Ufer entlang.
Drei Versuche, in angrenzenden Orten eine Bäckerei zu finden, scheitern kläglich, hier wird noch nicht mal der Fuchs begraben, einfach nur totes Land. In Ralingen verpasse ich dabei fast ein Highlight dieses Radwegs, den 336m langen Ralinger Tunnel.
Ralinger Tunnel
In Minden mündet die Prüm in die Sauer und ich biege auf den Prümtal-Radweg ab. Hier ist jetzt Schluss mit gemütlich auf einer alten Bahntrasse fahren, jetzt geht’s weiter auf Wirtschaftswegen, die zwar geteert, aber beileibe nicht flach sind. Erst gegen 7:30 Uhr finde ich in Irrel eine Bäckerei und es folgt ein ausgiebiges Frühstück. Mir fällt auf, dass hier viele Autos mit Luxemburger Kennzeichen sowohl fahren als auch vor den Häusern stehen, als ob hier viele Leute in Luxemburg arbeiten, oder auch Luxemburger hier wohnen.
Aus Irrel heraus fahre ich wieder zurück zum Prümtal-Radweg und biege wieder nach Norden ab. Der Weg führt sehr schön am Fluss entlang und durch einen Wald, ist noch nass und häufig mit abgebrochenen Ästen und Zweigen übersät. Bald gibt es an der Prüm einige Stromschnellen, das sind die Irreler Wasserfälle, die durch den Regen der letzten Tage vermutlich stärker rauschen als sonst.
Seltsame Unterkünfte im Prümtal
Das Wetter ist immer noch sehr wolkig, aber ich bin schon froh, dass es von oben trocken ist. Außerdem ist ein heftiger kalter Wind zu spüren, und da er aus Norden kommt, kommt er natürlich von vorne. Um 9 Uhr habe ich bereits 300Hm geschafft, obwohl ich an einem Fluss-Radweg fahre, und es sieht nicht so aus, als ob es flacher würde. In Holsthum zweigt der Enztal-Radweg Richtung Neuerburg ab, dort hatte ich 2009 in einem Gasthof übernachtet. Jetzt fahre ich oft an Hopfenfeldern vorbei, ein Gruß von der Brauerei aus Bitburg im Nachbartal.
Die nächsten anderthalb Stunden schlängelt sich der Prümtal-Radweg tendenziell im Prümtal, das heißt aber nicht, dass er am Fluss entlang führt. Im Gegenteil, es werden diverse Auf- und Abfahrten mitgenommen. Ich will mich ja auch nicht beschweren, denn die Wegeführung ist wunderschön, aber halt auch anstrengend.
Gegen 10:30 Uhr erreiche ich den Stausee Bitburg. An der Mauer mache ich ein Foto, dann geht’s auf einem Wanderweg bis etwa zur Hälfte des Sees. Leider ist damit der Fluss-Abschnitt des Prümtal-Radwegs zunächst einmal beendet. Ich muss nach Westen abbiegen und durch Biersdorf geht’s jetzt richtig rauf, mindestens 7% Steigung. Als ich endlich das Ortsende erreiche, habe ich die Hoffnung, dass ich oben bin. Aber mitnichten, auf einer Straße geht es immer weiter rauf, jetzt wieder nach Norden, und ohne Wald, dafür aber mit heftigem kaltem Gegenwind. Der nächste Ort heißt Niederweiler und liegt schon ganz schön weit oben, 100Hm habe ich bereits erkämpft. Aber wo es ein Niederweiler gibt, muss es auch ein Oberweiler geben, und wo liegt das? Natürlich oberhalb von Niederweiler, und zwar nochmal 50Hm höher. Aber auch dann ist es nicht geschafft. Der Wind wird erst durch ein kleines Waldgebiet zurückgehalten, nur um dann am Ende des Waldes noch kräftiger zuschlagen zu können.
Mit immer 7-9% Steigung geht’s weiter rauf, dann knacke ich sogar die 500mNN. Wer hätte gedacht, dass die Eifel so hoch ist? Ich bin schon ziemlich platt. Wer wollte in die Alpen?
Dann biegt der Radweg von der Straße ab und es geht leider 50Hm hinunter ('leider' weil ich weiß, dass die verlorenen Höhenmeter wieder erkämpft werden müssen) nach Plütscheid. Und weil es bereits kurz von 12 Uhr und meine Mittagszeit schon längst überschritten ist, frage ich im Gasthaus Geimer, ob ich eine Kleinigkeit zu essen bekommen könnte. Im Saal ist eine große Tafel schön eingedeckt, so als ob eine größere Gesellschaft erwartet würde. Die Wirtsfrau schaut den Chef mit einem flehentlichen Blick an, der meint dann, heute wäre geschlossen, obwohl er gerade ein Bier zapft. Ich frage nicht weiter nach, wer nicht will, der hat. Als ich gerade wieder auf mein Rad steige, kommt eine lange Armada von Autos an. Also nicht geschlossen, eher geschlossene Gesellschaft. Warum sagt er es dann nicht?
Leider war das die einzige Möglichkeit, im Ort etwas Essbares zu bekommen, also muss ich weiter. Und der nächste Ort liegt natürlich wieder oben. Im Navi sehe ich ein Bauerncafé, aber das ist um diese Zeit noch geschlossen. Also weiter. Jetzt erklimme ich den mit 550mNN höchsten Punkt dieses Fleckchens Erde und habe einen tollen Rundblick über das Prümtal und die umliegenden Hügel. Es sieht aus wie auf einer Alm. Also doch wieder Alpen. Und auch die Sonne schafft einen ersten kurzen Durchbruchsversuch durch die Wolken.
Wenn man den höchsten Punkt erreicht hat, heißt es, dass es ab sofort nur noch abwärts gehen kann. Und der nächste Ort Waxweiler liegt ganze 200Hm unterhalb von mir. Also kann ich es jetzt laufen lassen. In nur 10 Minuten habe ich die Höhenmeter wieder aufgebraucht, die ich in der letzten guten Stunde mühsam erkämpft habe.
In Waxweiler finde ich eine Döneria. Leider ist der Döner, den ich dann herunterwürge, nicht vergleichbar mit den richtig guten Dönern zu Hause. Nach einiger Zeit merke ich, wie er mir schwer im Magen liegt.
Jetzt beginnt der etwas gemütlichere Teil des Tages. Auf der ehemaligen Trasse der Stichbahn von Waxweiler nach Pronsfeld kann ich relativ gemütlich nach Norden gleiten. Die Sonne hat sich inzwischen auch hervorgewagt und eigentlich stört nur der kalte Nordwind. In Lünebach treffe ich für ca. 5km auf die Strecke, die ich 2009 gefahren bin. Damals war ich in Pronsfeld auf einem weiteren Bahnradweg nach Nordwesten Richtung Bleialf abgebogen, jetzt bleibe ich auf der Bahnlinie, die von Pronsfeld Richtung Prüm führt.
Köf II in Pronsfeld
Prümtal-Radweg
Gegen 14:30 Uhr biege ich vom Radweg, der um Prüm herumführt, in den Ort ab und finde an einem Kreisverkehr eine Eisdiele. Die hervorgekommene Sonne hat die Betreiber ermutigt, draußen die Tische freizumachen und es hat sich schon eine Handvoll Eissüchtiger eingefunden. Die Bedienung ist sich nicht einig darüber, ob sie ihre Strickjacke an- oder ausziehen soll, jedenfalls kommt sie immer abwechseln mit und ohne Jacke vorbei. Der Wind ist einfach noch zu frisch.
Durch die heutigen witterungs- und orographisch bedingten Gegebenheiten bin ich schon ziemlich KO, aber um 14:30 Uhr kann ich noch nicht Feierabend machen. Laut Karte ist der Bahnradweg hier zu Ende und es sind noch ein paar Höhenmeter zu schaffen. Der nächste Campingplatz soll in einem Seitental kurz vor Stadtkyll liegen, den will ich heute noch erreichen. Dann sollte ich eigentlich morgen, am Sonntag, keine Probleme mit einem Frühstück haben, in Stadtkyll gibt es sogar zwei Tankstellen.
Der Radweg führt jetzt auf einer Landstraße, die parallel zur autobahnähnlich ausgebauten B51 verläuft. Hier ist kein Verkehr, deshalb bin ich etwas verärgert, dass zwischen Wilwerath und Olzheim ein schlechter Waldweg zum Radweg ausgerufen wird. Hinter Reuth bin ich dann endlich wieder oben, diesmal auf knapp 600mNN. Aber jetzt geht’s wieder abwärts, ich kann es gut laufen lassen. Es geht hinab ins Wirfttal, der Weg ist jetzt zwar etwas uneben und auch nicht mehr geteert, aber ich habe ja eine gute Federung.
Vor Stadtkyll liegt dann der Campingplatz an einem kleinen Teich, ein riesiges Freizeitgelände von einem holländischen Konzern geleitet. Die junge Frau in der Rezeption schickt mich zunächst auf das Gelände und gibt mir eine Liste mit freien Platznummern mit. Leider gibt es keine Wiesenplätze, aber die wären wegen der Nässe wohl sowieso nicht nutzbar. Also wähle ich einen Platz mit einer gemäßigten Schotterunterlage, da hatte ich schon schlimmere Unterlagen. Meine Nachbarn sind eine Großfamilie aus Duisburg mit vielen Kids aller Altersklassen, die mich sofort mit Hallo begrüßen. Na gut, bei der Enge könnte es heute Nacht etwas unruhiger werden.
Der Aufbau des Zelts dauert etwas länger, da fehlt noch etwas die Übung. Die Duschen sind auch nicht der Brüller, der Platz ist eindeutig zu teuer. Da muss ich wohl das Hallenbad und die Saune mitfinanzieren. Aber am Platz gibt’s noch ein Hotel mit einem guten Restaurant, das ich dann auch in Anspruch nehme. Bei meinem Anruf zu Hause ergahre ich, dass in Süddeutschland alles überflutet wäre und im Osten hätte es an der Saale und anderen mittelgroßen Flüssen mehr Wasser gegeben, als zur Jahrhundertflut 2002. Zum Glück bin ich nicht in diese Richtung aufgebrochen.
Heute läuft das Pokal-Endspiel Bayern gegen Stuttgart, am Platz haben sich einige Grüppchen vor den Fernsehern versammelt. Meine Gruppe sitzt wie im Stuhlkreis vor einem Lagerfeuer, das keine 5m neben meinem Zelt qualmt. Der Wind kommt zum Glück aus der richtigen Richtung. Ich darf mich dazu setzen und kriege auch eine Flasche Radler gesponsert. Bald stinken meine Klamotten vom Qualm.
Als es dunkel wird, habe ich genug von den Familien-Internals und gehe schlafen. Natürlich kriege ich weiterhin alles mit, schließlich liege ich keine 5m von den Feiernden entfernt. Es hört sich an, als würden sie auf den Tischen tanzen, nur halt ohne Tisch. Allerding bin ich trotz des Lärms überraschend schnell eingeschlafen. Nur gegen 1 Uhr werde ich nochmal wach, da hat sich aber alles schon in Wohlgefallen aufgelöst.
Übrigens hat Bayern 3:2 gewonnen.
4.Tag Nach Mulartshütte: Schneifel und Vennbahn-Radweg
- Sonntag 2.6.
- Tacho: 132 km
- Höhe: 884 m
- Sattelzeit: 7:44 Std.
- Übernachtung: 11,00€
Die heutige Etappe sollte auf kleinen Sträßchen zunächst nach Sankt Vith in Belgien führen. Ich hatte mir zu Hause auf die Schnelle einige Markierungspunkte zusammengeklickt, war mit aber nicht sicher, ob diese Route so fahrbar wäre. Gestern war mir auf der Karte ein Weg aufgefallen, der auf der anderen Seite des Höhenzugs der Schneifel, um den ich gestern eigentlich herumgefahren war, durch den Wald verläuft, der sieht als Alternative recht ansprechend aus.
Die Nacht ist ziemlich windig. Anscheinend schlafe ich in Erwartung von Regen doch nicht so gut, weil ich jedes Lüftchen mitbekomme. Gegen 5:30 Uhr bin ich richtig wach und stehe auf. Vor dem Waschhaus muss ich 5 Minuten warten, es wird gerade gereinigt. Beim Abbauen strenge ich mich nicht besonders an, leise zu sein, waren die Nachbarn gestern Abend ja auch nicht. Es ist 5°C kalt, das Zelt ist aber durch den Wind trocken. Nasse Hände wären bei der Kälte auch nicht so schön gewesen.
Gegen 6:30 Uhr fahre ich los, wie immer zunächst auf der Suche nach einem Frühstück. Leider hat sonntags um diese Uhrzeit auch in einem Städtchen wie Stadtkyll keine Bäckerei offen, da kann ich erst in einer Stunde mit Brötchen rechnen. Aber es gibt ja noch eine Tankstelle am Ortsausgang. Leider auch hier nur Fehlanzeige, es ist zwar jemand im Verkaufsraum, aber die Tür bleibt für mich verschlossen. Ein Schild zeigt an, dass erst um 7:30 Uhr geöffnet wird. Und wenn ich hätte tanken wollen?
Dann fahre ich halt weiter. Nur wenige Kilometer entfernt liegt am Radweg der Kronenburger See, auch mit einem Freizeitzentrum versehen. Aber auch hier ist alles zu. Und weil meine vorgeplante Route ab jetzt keine Ortschaft mehr anfährt, auf der Schneifel-Alternative zwei Orte zumindest die Chance einer geöffneten Bäckerei bieten, entscheide ich mich für die alternative Route.
Leider gibt’s auch in Hallschlag und in Ormont nichts zum Frühstücken. Ich muss also die Snickers-Variante wählen. Hinter Ormont geht’s diesmal auf einer Straße wieder mal den Berg hinauf in den Wald. Die Strecke ist wunderschön, es fährt kein Auto und als ich endlich die 700mNN erreiche, lässt es sich sogar gut rollen. Hier in der Schneifel wird im Winter viel Wintersport betrieben, bei den Temperaturen sollte ich mir vielleicht Langlauf-Ski unter die Reifen klemmen. Wenn es jetzt auch noch feucht-kalt wäre, könnte ich ein Paar Handschuhe gebrauchen. Die Straße verläuft mehr in südlicher Richtung, da sollte doch eigentlich der Nordwind die Fahrt unterstützen. Leider hält der Wald den Wind ab und so spüre ich nichts von einer günstigen Prise.
Prüm Air Station
Schließlich ist der Höhenzug zu Ende und ich sause hinunter nach Bleialf. Dort finde ich gegen 8:30 Uhr endlich einen geöffneten Tante-Emma-Laden und es gibt zwei Schoko-Croissants und einen großen Pott heißen Kaffee.
Hinter Bleialf treffe ich dann wieder auf die Strecke von 2009, den Eifel-Ardennen-Radweg. Damals war ich begeistert von der Wegeführung bis zur Grenze nach Belgien. Es geht wieder durch den 400m langen Bleialfer Tunnel und dann ins wunderschöne Ihrenbachtal, wo es eine Biberkolonie gibt. Und anders als vor vier Jahren ist die Strecke nach der Belgischen Grenze in hervorragendem Zustand, die Bahntrasse wurde wohl inzwischen umgebaut.
Einfahrt nach Belgien
Inzwischen hat sich auch die Sonne wieder durchgekämpft und es ist trotz des immer noch kalten Gegenwinds angenehm zu fahren. Man merkt auch, dass in Belgien viel Rad gefahren wird, trotz des Sonntag morgens sind einige Tagesradler unterwegs.
Schließlich führt die Strecke auf einem separaten Weg hinauf nach Sankt Vith. Hier ist der Vennbahn-Radweg als Anschluss gut ausgeschildert, so dass ich ihn, ohne suchen zu müssen, gleich finde. Der Vennbahn-Radweg ist noch in genau demselben Zustand wie 2009, mehr oder weniger gut geschottert. Und die Landschaft ist ebenfalls genauso schön wie 2009, was sollte sich da auch geändert haben. Das Hohe Venn ist hier Naturschutzgebiet und da darf man auch in Belgien nichts umbauen. Allerdings ist auf der flachen Heidelandschaft der heftige Nordwind ein ernstzunehmendes Hindernis, es gibt zu wenige Bäume, um dem Wind wirkungsvoll etwas entgegenzusetzen. In Born, hinter der großen Brücke, versuche ich nochmals, das Klappern am Lowrider-Träger (Vaif) zu beheben, leider ohne Erfolg.
Kurz vor Waimes, dort war ich 2009 vom Radweg abgebogen, ist der Weg jetzt ganz frisch geteert, glatt wie ein Kinderpopo. Ein Schild weist mich auf die Brasserie Cyrano hin und weil ich um 11:30 Uhr schon wieder hungrig bin, fahre ich vom Radweg herunter zur Brasserie. Die Küche wird leider erst um 12:00 Uhr angeheizt, aber ich kriege eine kalte Boulette und zwei Cola. Und das für locker 8€, na gut, besser als nichts.
In Waimes zweigt vom Vennbahn-Radweg ein Zubringer nach Malmedy nach Westen ab, ich nehme die Hauptroute. Sie führt nach Osten weiter in Richtung Bütgenbacher See und ist von allerbester Qualität, ich bin einfach nur begeistert. Auf der feinen Strecke sind zu dieser Zeit viele Tagesradler unterwegs, in großen und kleinen Gruppen, alleine, und auch Skater treiben sich hier anscheinend gerne herum. Außerdem stachelt der Sonnenschein die Leute an, aus ihren Behausungen auf die Fahrräder zu steigen.
Nach einer Dreiviertelstunde Genuss stehe ich hinter dem renovierten Bahnhof von Sourbrodt plötzlich vor einer Absperrung, eine Umleitungsbeschilderung ist nicht zu erkennen. Weil aber ein Rennradler einfach um die Absperrung herumfährt, dahinter ist vom Feinsten geteert, fahre ich ihm hinterher. Nach 1,5km ist aber endgültig Ende, der Weg hört einfach auf. Nur ein Trampelpfad führt neben dem Gleis durch die mit Büschen eng bewachsene Pampa. Vier Radler stehen vor dem Ende des Wegs und diskutieren. Wie geht’s weiter? Umkehren, und dann? Man entschließt sich zum Umkehren.
Vennbahn-Radweg I
Vennbahn-Radweg II
Pseudo-Vennbahn-Radweg I
Pseudo-Vennbahn-Radweg II
Ich sehe aber, wie ein Pärchen, ihre Räder schiebend, über den Trampelpfad auf mich zukommt und warte, bis sie da sind. Der Trampelpfad ginge nur etwa 1,5km, sagen sie, dann käme grober Schotter und dann mittlerer Schotter bis zur Grenze nach Deutschland. Der Weg wäre also zu bewältigen. Na gut, dann schiebe ich halt los.
Das ist zwar mit dem schweren Rad nicht ganz so einfach, aber der Pfad zeigt den Weg. Ich muss öfter mal durch Büsche hindurch, steige auch mal auf das Gleis und schiebe von dort aus. Nach gut 200m kommt mir wieder ein Pärchen mit Rädern entgegen, sie schätzen noch mindesten 2km Buschwerk. Da sieht man mal wieder, wie schwer solche Strecken abzuschätzen sind. Nach einer knappen halben Stunde erreiche ich die Piste mit dem groben Schotter, ich hatte vorher auf meinen Tacho geschaut und bis hierher ca. 1200m gemessen. Der grobe Schotter währt nur ca. 400m, dann habe ich es überstanden, jetzt kann ich wieder normal radeln.
Nach einem Kilometer auf dem feineren Schotterweg kommt mir ein Rentnerpärchen zu Fuß entgegen und wir unterhalten uns auch über die Situation auf dem Radweg. An dieser Stelle brütet eine seltene Vogelart und Naturschützer haben den Ausbau des Radwegs gestoppt. Bis die Umleitungsstrecke gebaut ist, die soll im Juli fertig sein, würde eine Alternative an der Straße im Tal angeboten. Leider war an der Absperrung davon nichts zu erkennen.
Ab der Deutschen Grenze, hier ist eine Draisinen-Station mit vielen Menschen drumherum, ist der Radweg wieder vom Feinsten. Leider hat sich der Gegenwind immer noch nicht beruhigt, und da die Bahnstrecke relativ weit oberhalb des Rurtals verläuft, Monschau ist weit unten zu erkennen, habe ich immer noch mehr als notwendig zu treten. Ich versuche, unsere Freunde in Bebra anzurufen, beide haben heute Geburtstag, aber mein Handy erreicht nur einen belgischen Anbieter und ich will nicht noch die Auslandsgebühr bezahlen.
Oberhalb von Konzen mache ich dann gegen 14:15 Uhr an einem Würstchenwagen eine kurze Kaffeepause. Witzig hier ist, dass die linke Seite der Straße in Belgien liegt und die rechte Seite in Deutschland. Der Verkäufer erzählt noch, dass die Bahntrasse, auch wenn sie durch Deutsches Gebiet führt, trotzdem Belgisches Hoheitsgebiet ist. Sehr kompliziert.
Dann führt der Weg über einen Schotterweg durch ein Naturschutzgebiet und hinter Lammersdorf wird’s dann gemütlich. Ich bin nämlich immer noch auf über 560mNN und jetzt geht’s abwärts. Meine schwere Beladung gibt mir so viel Schwung, dass mich kaum ein Radler mehr überholt. Mit locker über 30kmh sause ich auf der alten Bahntrasse hinunter. Ich klemme mich hinter einen Rennradler, er versucht vergeblich, mich abzuhängen.
Vor Roetgen wird’s dann ziemlich voll auf dem Radweg und eine Radlerfamilie gibt mir einen guten Tipp zu einer Eisdiele im Ort. Der Kaffee vorhin war einfach zu wenig, also mache ich die nächste Pause bei Eis und Cappuccino. Draußen sitzen die Leute in der prallen Sonne, alles ist voll, also setze ich mich neben die Theke ins leere Lokal. Beim Bezahlen (ich gebe wie immer ein Trinkgeld) frage ich die Bedienung, ob es den Campingplatz in Mulartshütte noch gibt. Der junge Mann weiß es nicht, aber ich bin wohl als Radreisender zu erkennen. Und als ich bei meinem Rad stehe und schon fast aufgestiegen bin, kommt er zu mir gelaufen und meint, er habe im Internet nachgeschaut und den Platz gefunden. Das ist mal ein Service! Vielen Dank dafür.
Also steht mein Tagesziel für heute fest. In Mulartshütte hatte ich 2009 auch schon gezeltet. Dieses Jahr nehme ich aber nicht den direkten Weg, sondern fahre noch die weite Schleife des Vennbahn-Radwegs über Rearen in Belgien bis nach Schmithof wieder in Deutschland. Hier biege ich ab und nehme einen schönen Waldweg bis zum Campingplatz Vichbachtal in Mulartshütte.
Der Platz ist OK, wie vor 4 Jahren und die Wiese sogar relativ trocken. Allerdings gibt’s kein Klopapier, dafür wollen sie einen Euro extra. Aber ich habe ja alles dabei. Nachdem das Zelt steht, versuche ich es nochmals mit dem Front-Träger. Dafür leihe ich mir sogar bei einem Dauercamper einen größeren Schraubenzieher. Das geht zwar besser, aber es ist immer noch nicht gut. Außerdem tausche ich auch die Bremsbeläge am Vorderrad.
Zum Abendessen gehe ich ins Hotel „Altes Jägerhaus“, kaum 200m weiter. Hier war ich schon 2009 vom Abendessen begeistert, und auch diesmal werde ich nicht enttäuscht. Für nur 16,90€ gibt’s ein leckeres Spargel-Büffet. Am Nachbartisch sitzt ein Pärchen im gehobenen Alter und ein Mann so Ende 30. Der Senior erzählt von Abenteuerurlaub in Afrika, die Seniorin ist total hin und weg davon. Ein Enkel des Seniors hat sich zum bestandenen Abitur einen Abenteuerurlaub in Kenia mit seinem Opa gewünscht, was diesen natürlich sehr stolz macht. Na ja, Abenteuerurlaub hab ich auch und zum Glück ist es nicht so heiß wie in Afrika.
5.Tag Nach Venlo (NL): Von Aachen an die Maas
- Montag: 3.6.
- Tacho: 146 km
- Höhe: 504 m
- Sattelzeit: 8:34 Std.
- Übernachtung: 8,80€
Apropos „heiß in Afrika“. Woher weiß ich denn immer, wie warm oder kalt es ist? Nun, in meinem Fahrradtacho, also eigentlich ein Fahrrad-Computer, gibt’s zum barometrischen Höhenmesser auch noch ein Thermometer. Und heute Morgen bin ich fest der Überzeugung, dass der Tacho kaputt ist. Wie sonst kann es Anfang Juni an einem Morgen gegen 5 Uhr in Deutschland nur Null Grad haben? Null Grad Celsius! Gut, in der Nacht war es sternenklar, so tolle Sterne kann man in Frankfurt nie sehen, und das Vichtbachtal liegt geschützt in einer Mulde. Bisher hatte ich es auf einer meiner Radreisen morgens nur einmal kälter, das war 2004 in Zell am See in Österreich, damals war das Zelt innen und außen mit einer Eisschicht bedeckt. Und heute bin ich knapp davor!
Mit nassen und klammen Händen baue ich ab und um 6 Uhr geht’s weiter. Zuerst muss ich 50Hm erklimmen, das wärmt erst mal. Dann geht’s wieder abwärts. Handschuhe wären jetzt von Vorteil, der eiskalte Fahrtwind tut richtig an den Händen weh. Im nächsten Ort Kornelimünster finde ich sogar dieselbe Bäckerei wie vor 4 Jahren. Zum Frühstück futtere ich ein Bulettenbrötchen mit Senf, eigentlich irgendwie irre. Aber der Kaffee wärmt und im Laden ist es auch nicht kalt. Die Titelseite der Bildzeitung berichtet von den heftigen Überflutungen an der Donau, vor allem in Passau, und den Nebenflüssen der Elbe. Irgendwie hatte ich wohl Glück mit meiner Routenwahl.
Direkt an der Bäckerei vorbei führt wieder der Vennbahn-Radweg und so gegen 7 Uhr bin ich gestärkt für die nächsten Stunden. Es sind zwar immer noch nur 5°C, aber es fühlt sich bei Weitem nicht mehr so frostig an und ich kann die abschüssige Strecke Richtung Aachen genießen.
In Aachen angekommen, suche ich den Dom. Es ist zwar Montags-Berufsverkehr, aber einen Reiseradler mit so viel Gepäck lässt man überall gerne den Vortritt. Ich stelle das Rad vor einem Nebeneingang des Doms und gehe auf eine kleine Besichtigungstour. Aber selbst am Nebeneingang steht im Dom ein Bewacher, und als ich Anstalten mache, die herrliche bunte Fensterglaskuppel zu fotografieren, werde ich auf das Fotografier-Verbot hingewiesen. Also gibt’s halt keine Besichtigung, ich habe sowieso kein gutes Gefühl, mein Rad hier länger unbeobachtet stehen zu lassen.
Mini-Dom zu Aachen
Dann wird es trotz Navi schwierig, Aachen wieder zu verlassen. Ich finde eine Route über den Hexenberg, der seinem Namen echt Ehre macht, dann muss ich an der TH eine Umleitung fahren, weil eine Fußgängerbrücke über die Straße neu gebaut wird. Anschließend geht es vorbei an der imposanten Uniklinik von Aachen, die mit ihren 24 Treppenhaustürmen aussieht wie eine riesige Fabrikanlage. Das Klinikum hat über 1600 Betten und 52 Operationssäle und wurde 1984 eingeweiht. Der Bau kostete umgerechnet gut eine Milliarde Euro und war zeitweise die größte Baustelle Europas.
Es geht vorbei am Golfplatz von Aachen und kurz darauf überschreite ich unbemerkt die Grenze zu den Niederlanden. Eigentlich merke ich es nur daran, dass einige Schilder seltsam aussehen, und dass neben der N278, der Verlängerung der Deutschen B1, ein breiter Radweg auf beiden Seiten entlang führt. Hier lässt es sich gut radeln.
Aber Holland ist nicht nur flach. Ich fahre wie 2009 Richtung Maastricht und hinter Gulpen geht’s mal wieder 100Hm hinauf. Als ich endlich oben bin (mir kommen viele Schüler aller Altersklassen auf ihren Rädern entgegen), biege ich von der Hauptstraße ab, diese kenne ich ja noch. Außerdem soll es laut Navi auf der Nebenstrecke auch mindestens zwei Cafés geben, da kann man ja mal ein kurzes Päuschen machen. Später erfahre ich, dass in Holland in Cafés auch Cannabis verkauft wird, deshalb ist es nicht verwunderlich, dass heute am Vormittag keines meiner besuchten Cafés geöffnet war. „Gesloten“ steht meist dran, süß.
Mein Rad macht jetzt seltsame Schleifgeräusche, ich kann aber nicht sofort erkennen, wo die herkommen. Es hört sich an, als ob mal wieder der Frontträger spinnt. Zwischen Aachen und Maastricht gibt es eine Reihe von Campingplätzen, an dreien fahre ich direkt vorbei. Kein Wunder, dass hier auch viele Wohnwagen fahren.
Dann geht es herunter nach Maastricht, es gibt sogar eine Serpentine. Direkt am Ortsrand biege ich nach rechts ab, Großstädte sind mir ein Gräuel. Hier verläuft ein Radweg direkt nach Norden. Und Norden heißt mal wieder Gegenwind. Will das denn nie aufhören?
An einer breiten Grundstückseinfahrt mache ich eine kleine Inspektions-Pause. Ich nehme beide Lowrider-Taschen ab und fahre damit ein paar Meter, keine Änderung an den Schleifgeräuschen. Dann kann es also nicht am Frontträger liegen, die müssen von hinten kommen.
Die Radweg-Beschilderung führt nun Richtung Maas, aber erst mal muss ich über den Julianakanaal, der hier parallel zur Maas verläuft. Die Maas bildet die Grenze zu Belgien, ich bleibe aber immer auf der Ostseite, also in Holland. Hier treffe ich auf die Maasroute Lf3, einem Radweg, der auf 220km von Maastricht nach Arnheim führt und daran orientiere ich mich für die nächsten Stunden.
Kurz vor 11 Uhr mache ich an einem Rastplatz bei einem Aussichtspunkt, der auf einem aufgeschütteten Berg angelegt wurde, die nächste Pause. Jetzt nehme ich auch das hintere Gepäck ab und kann erkennen, dass die Befestigungsschraube des Schutzblechs bei den Federungsbewegungen am Rahmen schleift. Es sieht so aus, als ob das Hinterrad nicht mehr mittig zwischen dem Rahmenstreben verläuft. Ohne Gepäck macht das nichts, aber jetzt kommt die Schraube dem Rahmen so nahe, dass sie bei jeder Einfederung am Rahmen kratzt. Das muss ich bei der nächsten Inspektion bei meiner Werkstatt mal erwähnen. Also versetze ich das Schutzblech etwas nach innen und es schleift nichts mehr. Allerdings ist es jetzt etwas unter Spannung, das ist auch nicht gut. Egal, die Rahmenstrebe hat schon einen ziemlich tiefen Kratzer, da ist die Spannung am Schutzblech weniger schlimm.
Ich lade das Gepäck wieder auf, da kommen zwei Mädels und stellen ihre Räder ab. Dann steigen sie die 70 Stufen zum Aussichtspunkt hoch, bleiben kurz oben und kommen wieder herunter. Gibt’s da oben etwas zu sehen? Sie zeigen mir die drei Fotos, die sie oben gemacht haben, und ziehen wieder von Dannen. Also muss ich mir das da oben ebenfalls anschauen. Ich steige die Stufen hinauf und sehe die Maas, eine Wiese und … eine Großbaustelle. Viele Tieflader schaffen Erde weg, es soll wohl ein Überflutungsbereich für die Maas geschaffen werden. Na toll.
Als ich weiterfahre, ist das Schleifen endlich verschwunden. Der nächste größere Ort heißt Stein und hier biege ich vom Radweg ab und eine Passantin schickt mich auf den Marktplatz. Da gibt’s nämlich ein Einkaufszentrum mit Essensmöglichkeiten. Ich stelle meinen Packesel an einen Fahrradstellplatz und gehe hinein. Ein Lokal am Eingang macht erst um 12 Uhr auf. Die Viertelstunde will ich nicht warten, es gibt hier noch andere Möglichkeiten. In einem Laden kriege ich ein Baguette frisch belegt, mal wieder Frikadelle, aber diesmal warm, und mit Salat. Auf dem Gang des Einkaufszentrums finde ich eine freie Bank, das Baguette muss schließlich vorsichtig wie ein Döner gegessen werden. Trotzdem saue ich mir die Hände richtig ein. Auch die beiden Mädels vom Aussichtspunkt tauchen auf, aber sie beachten mich nicht. Nachdem ich mir im Laden bei der netten Verkäuferin (übrigens kommt sie aus Deutschland) zwei weitere Servietten besorgen kann, sind wenigstens die Hände wieder fast sauber. Außerdem erstehe ich bei ihr noch eine Tüte mit einer Mischung aus diversen Nusssorten. Man weiß ja nie, ob man die mal braucht.
Dann geht’s wieder weiter, irgendwie immer zwischen der Maas und dem Julianakanaal pendelnd. Und immer wieder finde ich die Maasroute, ohne dass eine Absicht dahinter liegt. Ich fahre nämlich öfters eine Abkürzung, muss ja nicht jeden Schlenker des Radwegs mitnehmen.
Bereits anderthalb Stunden später kann ich in Echt nicht an einer Eisdiele vorbei radeln, ich muss einfach einkehren. Und weil ich vom Mittagessen eigentlich noch satt bin, schaffe ich die riesige Portion kaum. Ein hübsches junges Pärchen führt die Eisdiele, er hat noch Renovierungsklamotten an und saust bald wieder weg zum Streichen.
Hinter Echt nehme ich mehr Kurs nach Osten bzw. Nordosten und kann endlich mal radeln, ohne gegen den Wind treten zu müssen. In Sint Odilienberg bewundere ich die 'Basilika St. Wiro, Plechelmus und Otgerus', dann geht’s an der Roer wieder Richtung Maas. Und endlich, es ist bereits 14 Uhr, kann ich die langen Klamotten trotz des kalten Winds ausziehen, die Sonne hat genug Kraft und wärmt.
Basilika Sint Odilienberg
Hinter Roermont mache ich auf einem Rastplatz die nächste Pause, ich muss ja noch ein Tagesziel aussuchen. Bei Venlo gibt’s laut Archies.com drei Campingplätze, da sollte doch einer zu finden sein. Zunächst geht’s aber weiter auf der Maasroute (auch die Maas hat einiges an Wasser), und dann auf der Straße (es gibt hier auch Straßen ohne Radweg daneben) über Tengelen Richtung Venlo. Am „Maasveldpad“, dem Uferweg zwischen Tengelen und Venlo, stehen einige architektonisch interessante Häuser, eines davon hat die Form eines Schif-fes. Im Hafen von Venlo gibt’s eine Reihe Geschäfte für die Hautevolee.
Hinter Venlo verlasse ich die Maasroute und fahre Richtung Velden. Vor dem ersten Campingplatz befindet sich ein Restaurant an der Straße, das wird gleich gecheckt, es hat allerdings geschlossen. Ich bleibe trotzdem beim Campingplatz, die Kilometer des Tages reichen mir völlig. Zwei Tage Übung genügen, dass ich das Zelt wieder recht flott aufbauen kann. In Wind und Sonne ist es schnell trocken.
Geschwind habe ich auch geduscht und mich zu Hause gemeldet, dann muss ich die schwere Essensfrage klären, da das Restaurant an der Straße heute nicht geöffnet hat. Der Chef meint, am nächsten Campingplatz wäre ein Lokal, und wenn das geschlossen wäre, müsste ich in den nächsten Ort Velden fahren. Eigentlich will ich nach meiner Tagesetappe nicht mehr radeln, aber die Entfernungen hier sind doch zu weit zum Laufen.
Natürlich hat auch das Lokal am Nachbar-Campingplatz geschlossen, Montag ist halt kein guter Tag für die Essenssuche. Velden ist noch zwei weitere Kilometer entfernt, und hier muss ich mit einer Frittenbude Vorlieb nehmen. Irgendwie fahre ich an mindestens zwei Restaurants vorbei (entdecke ich später im Internet), ohne sie zu bemerken. Ich esse einen Hamburger (dann doch lieber bei McDonalds) und fahre wieder zurück. Am Hauptgebäude findet sich eine windgeschützte Ecke mit Tisch und Bank, hier kann ich in Ruhe meinen Bericht schreiben. Und was macht meine Rede zur Hochzeit? Immer noch keine Idee!
Als die Sonne untergeht, packe ich das Buch wieder ein. Ich friere wie ein Schneider. Um mich aufzuwärmen jogge ich auf der Zubringerstraße zum Campingplatz, schaffe aber nur ca. 400m, dann bin ich platt. Unglaublich, wo ich doch noch vor wenigen Jahren Marathon gelaufen bin. Aber wenigstens ist mir jetzt nicht mehr kalt.
Fortsetzung folgt ...