Re: Augusthitze in der Basilikata & Kampanien

Posted by: Schnoop

Re: Augusthitze in der Basilikata & Kampanien - 02/18/13 06:19 PM

Tag 7   8.08.2012

Grumentum

Es war herrlich unter den kühlen Bäumen erstmal auszuschlafen. Unser Kater Viola kam gleich morgens zum Frühstück vorbei, machte es sich auf unserer Matte gemütlich und wartete auf Leckereien. Bei der morgendlichen Wäsche in der Dusche gab es die erste Überraschung. Ein kleiner Skorpion hat sich ins Waschbecken verirrt. Es ist zwar bekannt, dass es in Südeuropa Skorpione geben soll, aber erwartet haben wir den hier absolut nicht. Gut, dass er sich nicht in unseren Schlafsack verirrt hatte. Nachdem wir ihn wieder in Freiheit entlassen hatten und das Frühstück auch erledigt war, machten wir uns auf den Weg zu den römischen Ausgrabungen.


Der kleine Skorpion verirrte sich ins Waschbecken


Besuch von Viola

Keine 5 min Fussweg mussten wir bis zum kleinen Museum zurücklegen. Das Gebäude war zwar ganz modern und riesengroß, aber die Ausstellung noch sehr klein. Alte Münzen, Schalen, Fotos zeigten ein paar Einblicke ins römische Leben und die Funde der Ausgrabung. Schnell hatten wir alles gesehen und dann nahmen wir uns das Ausgrabungsgelände vor. Es begann mit dem kleinen Amphittheater von gestern abend und führte auf einem etwa 2 km langen Fussweg durch die Überreste Grumentums. Überall flitzten kleine Echsen herum, die sich von uns in ihrer Siesta gestört fühlten. Viel mehr als Fundamente, einige schöne Bodenmosaike und eine Straße aus riesigen Blöcken, die es Torsten angetan hatte, gab es aber nicht zu sehen, aber imposant war es schon. Das Beste kam zum Schluss. Ein gut erhaltenes großes Amphittheater mit einer Arena von über 60 m Länge. Nachdem wir alles gesehen hatten, gingen wir zurück zum Zeltplatz und entdeckten unseren nächsten Besucher. Ein hübscher hellbrauner Collie-Mischling wartete bereits auf uns und freute sich wie verrückt uns zu begrüßen. Wo kam der denn jetzt her? Es stellte sich heraus, dass er zum Museum gehört, aber keinen richtigen Besitzer hat. Er besucht gerne die Hunde des Agriturismo und ab und zu wohl auch dessen Gäste. Nun hatten wir schon zwei Besucher. Den restlichen Nachmittag faulenzten wir und kauften im nahe gelegenen Supermarkt ein. Schön mal ein paar Kilometer ohne Gepäck zu fahren. Die Gegend hier gefiel mir auch sehr gut. Die umliegenden Berge sind richtig hoch und überall weisen Schilder auf Wintersportaktivitäten hin. Bei 40°C schon sehr lustig. Dazwischen sieht man viel Landwirtschaft, Weinberge, viel Grün und auf den Hügeln sitzen überall kleine Dörfer.


Das Amphittheater von Grumentum bei Tag


Ausgrabungen


Dabei ein herrlicher Blick auf die umliegenden Berge


Mosaike


das große Amphittheater


Das neue Grumentum Nova auf dem Hügel nebenan

Am Abend gönnten wir uns im Agriturismo ein richtig leckeres Abendessen. Es gab keine Speisekarte, sondern der Besitzer fing einfach an uns Teller für Teller hinzustellen. Fast alle Zutaten kamen aus dem eigenen Garten oder aus der umliegenden Region und so schmeckte es auch. Wir genoßen heute Abend eines der besten Essen, welches wir jemals vorgesetzt bekommen hatten: selbgemachte Salamisorten, Schinkenstreifen mit Ananas, Salat mit Pfirsich und Schafskäse in Zitronenöl, gebratene Zucchini und Auberginen, Nudeln und Hühnchen als Hauptspeise und zum Nachtisch selbstgemachter Schokoladenkuchen für Torsten und Obst für mich. Zum Abschluss ein mit Honig gewürzter Wein.


Leckere Italienische Küche aus dem eigenen Garten

Satt und zufrieden fielen wir nach diesem leckeren Genuss ins Bett. Schade, dass unsere Urlaubskasse solch leckeres Essen nicht jeden Tag zuließ.

Tag 8   9.08.2012

Grumentum - Sapri

85 km, 1230 HM

http://www.bikemap.net/route/1789272#lat...type=ts_terrain

Weiter ging es auf unserer Reise durch die abwechslungsreiche Basilikata. Die heißen Temperaturen der letzten Tage hatten sich ein wenig abgekühlt, was auch daran liegen konnte, dass wir nun in etwas höherliegender Region unterwegs waren. Vor der Reise hatte ich auf der Karte eine schöne direkte Straße rausgesucht, die über einen 1500m hohen Pass am Monte Papa uns direkt bis zur Straße nach Sapri geführt hätte. Doch sind wir von den vielen Höhenmetern mit Gepäck bereits ein wenig ausgelaugt und wir hatten ja nun festgestellt, dass die kleinen Straßen hier sehr steil sein können. So nahmen wir lieber den sicheren Weg, der uns allerdings einige Kilometer an Umweg kostete. Die Idee erwies sich aber als gut, denn die Strecke war landschaftlich wunderschön und zeigte tolle Panoramen der Bergwelt des Lukaner Appennin. Wir verließen die Basilikata und fuhren nun ein Stück in Kampanien weiter.  Durch die angenehmen Steigungen kamen wir gut voran und schnell erreichten wir die kleine Stadt Montesano sulla Marcellana. Das tolle an dieser Stadt war, dass sie direkt oberhalb des Diano-Tal lag und eine wunderbare Aussicht auf die weitläufige Ebene bot, die zwischen dem Lukanischen Appennin und dem Cilento lag. Highlight dieser Stadt war eine kleine gotische Kathedrale, die man eher in Spanien erwarten würde als hier. Auf jeden Fall war der Platz vor der Kathedrale perfekt für eine Pause, bevor es dann rasant runter ins Tal ging.


Grün und landwirtschaftlich geprägt ist es im Val d'Agri


Wir verlassen zum ersten Mal die Basilikata


in Kampanien


Kurz vor Montesano sulla Marcellana


Pause auf dem Marktplatz mit gotischer Kirche


Blick auf das Diano-Tal

Vom Tal aus ging es auf der anderen Seite wieder zurück Richtung Sapri. Auch die Bundesstraße war landschaftlich sehr schön und nur sehr wenige Autos störten die Ruhe. Das lag zum größten Teil an der Autobahn, die ebenfalls durch dieses Tal verlief. Ganz leicht bergauf ging die Straße wieder und nur vor dem kleinen Flecken Fortino wurde sie für kurze Zeit wieder deutlich steiler. Von dieser Straße hatte man einen tollen Blick auf die Lukanischen Berge und es erwies sich als goldrichtige Idee nicht über den Pass zu fahren. Wären wir über den Pass gekommen hätten wir noch viele kleine tiefe Quertäler passieren müssen, um auf die richtige Bergflanke zu gelangen. Unsere Straße jedoch führte direkt auf die richtige Seite und wir konnten von hier direkt nach Sapri abbiegen.


Grün geht es auf der anderen Seite wieder bergauf



Der hohe Berg ganz hinten müsste der Monte Papa sein, denn wir an der Flanke überqueren wollten

Kurz vor der Abfahrt bekamen wir für kurze Augenblicke die Christusstatue von Maratea in den Blick. Dort steht auf dem Gipfel eines Berges eine riesengroße Christusstatue, ähnlich wie in Rio de Janeiro. Aber leider lag dieser Ort nicht auf unserem Weg, so dass wir uns nur einem kurzen Blick zufrieden geben mussten. Bald kam der gesuchte Abzweig und wir konnten kurze Zeit später zum ersten Mal das Meer sehen. Hier in 600 m Höhe war es richtig angenehm und ein frischer Wind vom Meer wehte uns um die Haare. Die Abfahrt nach Sapri war toll, war sie vom Gefälle so moderat, dass man das Rad vielfach einfach laufen lassen konnte, ohne Angst haben zu müssen, zu schnell zu werden. Hätten wir allerdings gewusst was uns unten erwartet, wären wir vielleicht oben geblieben.


Blick aufs Mittelmeer oberhalb von Sapri


Gemütliche Serpentinenabfahrt mit 600 Höhenmetern

Unten erwartete uns nämlich das komplette Kontrastprogramm. Die frische Luft war weg und es war heiß und stickig. Menschenmassen bevölkerten die Strandabschnitte und alles war nur noch auf Tourismus angelegt. Für die nächsten Tage werden wir eine neue Seite Italiens kennenlernen. Der August ist der Urlaubsmonat der Italiener und sehr sehr viele (gefühlt fast alle!) machen Urlaub am Meer. Wir werden in den nächsten Tagen kaum einen freien Flecken Strand entdecken, es sei denn er ist so unzulänglich, dass wir selber nicht mal dorthin kommen. Nun gut, wir ergaben uns unserem Schicksal.

Nachdem der erste Campingplatz bereits überfüllt war, bekamen wir auf dem nächsten einen kleinen Flecken in einer hintersten Ecke zugewiesen. Ich kann nur jedem, der günstig Campingurlaub machen will empfehlen, nicht im Sommer an der Küste zu campen. 40€ zahlen wir beide für eine einzige Nacht mit einem winzigen Zelt und hier musste man sogar fürs Duschen extra zahlen. Das ist fast doppelt so viel, wie an der ruhigeren Ostküste bei Bari. Dazu bekommt man aber auch bis tief in die Nacht Animation in Form von lauter Musik und kreischenden Teenies, die hier ihren ersten Urlaubsromanzen begegnen. Wir sind nach der schönen Ruhe im beschaulichen Agriturismo erstmal etwas geplättet als wir in diese Urlaubswelt eintreten und nach der Dusche flüchteten wir erstmal in eine nahegelegene Pizzeria und bestellten uns eine Riesenpizza. An einem relativ ruhigen Strandabschnitt genoßen wir diese mal wieder extrem leckere Pizza und ließen den Tag ausklingen. Als wir wieder zurück zum Campingplatz kamen, war die Party bereits im vollen Gange und sollte noch einige Stunden dauern. Zum Glück waren wir so müde, dass wir trotzdem schlafen konnten, besonders nach diesem eindrucksvollen Tag.


Die Pizza am Abend war sooo lecker

Tag 9   10.08.2012

Sapri - Palinuro

43 km, 810 HM

http://www.bikemap.net/route/1789282#lat...type=ts_terrain

Nach den vielen Kilometern der letzten Tage stand heute eine kürzere Tour an. Wir wollten ja schließlich auch Urlaub machen. Also weg aus diesem Touristenort und rein in den nächsten. Nachdem wir ungefähr 10 km auf einer langweiligen Bundesstraße an der Küste zurückgelegt hatten, mussten wir noch einmal ein wenig klettern, da die Straße hier über eine kleine Bergkette führte. Steil war die Straße, bis zu 10% und führte zu dem kleinen Dorf San Giovanni a Piro auf etwa 500m Höhe. Hier war es wieder schön. Viele kleine verwinkelte Gassen, hübsche versteckte Plätze, schön dekorierte Blumenkübel und jede Menge Miezekatzen. Wir machten Pause auf den Treppenstufen einer kleinen Kirche und bekamen Besuch von einem kleinen Streuner, der sich über ein wenig Zuwendung freute.


unterwegs im grünen


Kurp vor San Giovanni a Piro. Blick zurück zum Meer zurück zum Meer


Kleine verwinkelte Straßen und ein versteckter Rastplatz in San Giovanni a Piro


Oberhalb von San Giovanni a Piro.

Nach der Pause ging es noch einige Kilometer auf und ab bis wir zur Abfahrt nach Marina de Camerota gelangten. Mit einem tollen Panorama auf die Berge und das Meer sausten wir die ganze Höhe wieder runter bis zum Meer, nur um dann wieder steil ein Stück bergauf zu fahren. Die Straße bis Palinuro führte nun entlang einer Steilküste mit immer wieder grandiosen Ausblicken. Kurz vor Palinuro gelangten wir an einen Badestrand und die Straße war mit Autos dermaßen überfüllt. Die Italiener nutzen wirklich jeden Quadratzentimeter. Am Ende des Strandes fingen die Campingplätze an und wir suchten uns den letzten in der Reihe aus. Dieser machte einen deutlich angenehmeren Eindruck als der letzte und wir bekamen einen schönen Platz mit Blick aufs Meer.


Am Meer entlang mit traumhaften Ausblick


Kurvenreiche Abfahrt nach Marina de Camerota

Schnell bauten wir unser Zelt auf und danach ging es sofort zum Wasser. Das Meer war so schön erfrischend, obwohl das Wasser wirklich warm war. Stundenlang hätte ich im Wasser bleiben können. Den Rest des Tages nutzen wir zum Wäsche waschen, Sachen sortieren und faulenzen. Unsere neapolitanischen Nachbarn hatten anscheinend etwas Mitleid mit unserer spärlicher Ausrüstung. Die Italiener sind nämlich, was Camping angeht, richtig gut ausgerüstet mit Wohnwagen, Vorzelt, Fernseher, Kühlschrank und allem was man so braucht um komfortabel Urlaub zu machen. Kurzerhand liehen sie uns Tisch und Stühle aus, gefolgt von gegrilltem Fleisch, Brot, gefüllter Paprika und Wein und am Ende des Tages saßen wir zusammen vor ihrem Wohnwagen und versuchen uns zu unterhalten. Sie konnten nämlich kein Englisch und wir kaum Italienisch, aber dafür haben wir uns trotzdem gut unterhalten. Man kann wirklich sagen was man will, aber an Gastfreundschaft sind die Italiener absolut unschlagbar. Satt verabschiedeten wir uns am späten Abend und fielen müde ins Zelt. Wieder ein erlebnisreicher Tag.


Zeltplatz mit Meerblick


Abends am Strand