Re: Südamerika; neun Monate ohne Nassrasierer

Posted by: naero

Re: Südamerika; neun Monate ohne Nassrasierer - 02/14/13 01:18 AM

Danke für die Blumen! Auch wenn die extremen Erlebnisse die sind, die man immer erzählt und nie vergisst: das schöne, freie Leben auf der Reise ist das, was das gute Gefühl über die Reise produziert. Und das ist nicht immer spektakulär.

Weiter geht's:
In San Rafael angekommen, mussten wir erst mal 4 Tage auf unsere Räder warten. Wir taten das sehr gelassen: Das Wetter war herrlich warm, der Wein schmeckte viel zu gut für seinen Preis, und Fleisch wurde doch sehr erschwinglich. Wir verbrachten die Zeit mit Wanderungen und Grillabenden.



Nandu-Eierschalen!

Als unsere Fahrräder dann ankamen, machten wir uns wieder auf durch die flache Umgebung, bewachsen mit dornigen Pflanzen. Einer der wenigen Plattfüsse (Jawollja, Marathon XR) der Reise:

Die Dornen waren zum Teil so stark, dass sie manchmal durch die Sohle meiner sandalen durchstachen!

Eine kulturelle Erfahrung hatte ich unter dieser Brücke: Wir wollten unser Zelt doch ein wenig aus der Sicht von der Strasse hinstellen, da war sie eigentlich schon besetzt. Eine Gruppe Argentiniër aus San Rafael stand hier mit ihrem uraltem Peugeot, aber sie wenkten uns herzu, sie würden die Nacht doch nicht hier schlafen. Wir wurden eingeladen auf Bier und Fleisch, und hatten tolle Gespräche. So zitiere ich immer wieder gerne den Kerl, der sagte: ‚Mein Auto ist aus 1973, mein Haus ist armselig, aber jeden Abend esse ich ein gutes Steak und trinke herrlichen roten Wein.‘ Für mich ist das (zugegebenermassen nicht hochintellektuelle) statement typisch für Südamerika: Carpe Diem, hier wird’s gelebt!

Was ich gleichzeitig sehr unanagenehm fand, war der Grund warum sie hier waren: Die Männer kamen, um Pichi’s zu jagen, Gürteltiere. Sie stehen in Argentinien unter Naturschutz, aber niemand nimmt das so eng. Das Fleisch gilt als Delikatesse, das fangen der Tiere als Sport. Jeder sichselbst respektierende Haushalt in der Nähe hat mindestens einen Pointer (Hund), der auf Gürteltiere trainiert ist. Ich fand es sehr traurig, aber wer bin ich um diesen Leuten zu erzählen was sie tun dürfen und was nicht? Ich komme aus Europa, fast alles was wir an Natur haben, haben wir erfolgreich ausgemerzt. Und jetzt komme ich mit meiner westlichen Arroganz, und erzähle ihnen, dass sie das nicht dürfen! Für mich doch ein ziemlicher Augenöffner.

Weiter ging’s, und wir fuhren wieder Richtung die Berge: Unterwegs blühten die Kakteën um uns herum.



Wir waren auf dem Weg zu unserem ersten ‚richtigem‘ Pass, Paso Libertadores. Die Landschaft veränderte wieder, und wir genossen es, in den Bergen zu sein.



Diese Eisenbahntunnel werden nicht mehr gebraucht: Die ehemalige Verbindung zwischen Argentinien und Chile wird nicht mehr mit der Bahn, sondern nur noch mit Lastwagen unterhalten. Das riesige Eisenbahnnetz, was die Britten in Chile und Argentinien gebaut hatten, wird fast gar nicht mehr gebraucht. Ein koloniales Erbe, was vielleicht nützlich hätte sein können?


Die Puente del Inca: Eine natürliche Brücke, entstanden durch minerale die aus thermalen Quellen kommen. Ziemlich beeindruckend, schon die Inca benutzten sie. Danach hatten wir Sicht auf den Monte Aconcagua, dem höchstem Berg Amerikas: 6.959m.

Kurz danach passierten wir die Grenze zu Chile.