Posted by: veloträumer
Re: Griechenland Sommer 2010 - 10/04/10 04:33 PM
In Antwort auf: iassu
Ich sehe den Vorteil starker WW fast ausschließlich bei Architektur ...
In vielen Situationen unverzichtbar, da man sonst das Motiv gar nicht zu fassen bekommt. Aber die Neigung, Gebäude extrem perspektivisch abzubilden, führt ja zu extrem stark stürzenden Linien. In vielen Fällen führt das Begradigen dieser Linien zum Verlust von Bildinformationen und wird von manchem Kunstfotografen auch gar nicht angestrebt. Also werden häufig diese extrem perspektivischen Weitwinkelaufnahmen als "künstlerische" Fotos angepriesen. In manchen Fällen und mit Bedacht ausgewählt finde ich das gut - im übertriebenen Maße allerdings unnatürlich. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die Fischaugen-Perspektive, die zwar eine nette Spielerei ist, aber für die Fotografie doch recht wertlos ist.
Da ich zuletzt mehrfach darüber nachgedacht habe, ob das Entfernen stürzender Linien vielleicht eine unnatürliche Bildmanipulation ist, habe ich einmal verstärkt darauf geachtet, wie wir eigentlich sehen, wenn das Motiv groß und kurz vor uns steht. Ergebnis: Die perspektivische Verzerrung der Linien ist sehr gering, d.h. extreme Weitwinkelaufnahmen mit extrem aktzentuierten perspektivischen Linien sind nichts anderes als eine Spielerei mit einer eigentlich unzulänglichen Technik. Unzulänglich deswegen, weil der Kamera im Erfassen von großen Gebäuden etc. kurz vor der eigenen Nase Grenzen gesetzt sind. Das Auge sieht einfach besser und weniger verzerrt, wobei es wohl weniger das Auge selbst ist, als das Zusammenspiel aus zwei Augen und dem Gehirn dazwischen. Begradigen von stürzenden Linien ist also eine Möglichkeit, Bilder wieder näher an das natürliche Sehbild heranzuführen - also eine legitime Bildmanipulation. Anders ausgedrückt: Extremer Weitwinkel ist auch immer ein bisschen Notlösung, weil es eben nicht anders aufs Foto passt, der Rest eben Spielerei.