Re: Vom Luxushotel in den Knast

Posted by: buche

Re: Vom Luxushotel in den Knast - 08/20/24 06:27 PM

Samstag: Annín - České Budějovice (Budweis)
Heute steht Budweis als Tagesziel. Da das Wetter weiterhin stabil schön ist, buche ich meine Übernachtung wie immer beim Frühstück. In Richtung Budweis gibts allerdings nur viel befahrene Landstraßen -- die Radrouten machen einen Umweg, den ich gern vermeiden würde. Darum steht mir heute ein Klettertag auf Wanderwegen bevor, die praktisch direkt hinter dem Hotel beginnen.

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Ziemlich flott gewinne ich auf steilen Schotterpisten an Höhe. Dabei bieten sich immer wieder schöne Ausblicke, hier auf die Kaple sv. Anny von Kašperské Hory.

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Die Wegbeschaffenheit ist so, dass es sich bergauf gerade noch fahren lässt.

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Jesus hat nur einen Lendenschurz. Mir ist bei über 30 Grad bergauf reichlich warm in meiner Fahrradkluft zwinker

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Aus dem Wandergebiet heraus! Sofort werden die Straßen wieder schön .

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Ich bin auf 700 bis 800m Höhe unterwegs. Die Ausblicke in die umliegende Gegend sind unverstellt und weitläufig. Habe ich schon oft genug erwähnt, dass mir die Landschaft hier sehr gefällt?

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Es dauert bis kurz nach 13 Uhr, bis ich etwas zu Mittag finde, in der 1600-Einwohner-Stadt Vlachovo Březí. Immerhin, die Stadt hat ihre eigene Brauerei (das Brezi Kozi ist sehr lecker). Auch das Mittagessen ist super -- meine Einkehr wird von einer vietnamesischen Familie betrieben, die sogar die Knödel selber macht.

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Nach meinem Platten in Klatovy läuft mein Reifen eine Winzigkeit unrund, gerade so, dass es bei sehr glatten Straßen spürbar stört. Ich nutze die Pause am See, um den Reifen zum zweiten Mal zu richten. Funktioniert nicht, es wird also weiter hoppeln. Und dass ich meine Badehose vergessen habe, fällt mir auch wieder auf zwinker

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Nachdem ich aus den Bergen raus bin, wird es die letzten Kilometer bis Budweis noch mal richtig flach und richtig heiß. Die Sonne strahlt wie mit einem Brennglas in eine Bratpfanne. Zum Glück gibt's am Straßenrand eine Eisbude zwinker

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Budweis erreicht! Die Altstadt gefällt mir sehr. Mit den vielen massiven Arkadengängen erinnert sie mich an Padua in Oberitalien.

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Budweis ist um einiges größer und schöner als Pilsen. Der Marktplatz glänzt mit dem Goliathbrunnen vor dem prächtigen Rathaus und vielen schönen Bürgerpalästen. Es macht Spaß, durch die Gassen zu laufen!

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Ich finde ein Plätzchen im schönsten Biergarten von Budweis, auf der Terrasse der "angeschossenen Gans" hoch über der Moldau. Bei 32 Grad ein kühles, unfiltriertes Staropramen aus der Brauerei nebenan, herrlich! Mein Entenbraten wird mit gebratenen Schupfnudeln gereicht, nicht mit Knödeln zwinker

104km und 1500 Höhenmeter, Maximalhöhe 953m, heiß und sonnig


Sonntag: České Budějovice - Mauth
Ich habe noch genügend Kronen für ein ausführliches Mittagessen, und möchte heute Abend wieder in Deutschland übernachten. Ich finde beim Frühstück einen schönen Gasthof in Mauth auf dem Handy, und buche mir direkt ein Zimmer.

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Als erstes muss ich aus der Ebene heraus ins Gebirge. Da wieder 32 Grad angesagt sind, beeile ich mich mit dem Frühstück, um die Anstiege nicht in der größten Tageshitze zu absolvieren.

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Gegen 11 Uhr bin ich darum schon in Cesky Krumlov (Krumau). Der Altstadtkern des Städtchens liegt auf einer Flußschleife über der Moldau, und ist mit seinen vielen alten Gebäuden UNESCO-Weltkulturerbe. Und ganz fürchterlich von Touristen überlaufen.

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Die Top-Sehenswürdigkeit von Krumau ist das gewaltige, überbaute Viadukt, welches das Schloss mit dem Schlosspark verbindet. Allerdings ist mir das hier alles viel zu voll, und der Stau auf den Straßen nach Krumau hinein ist ewig lang - nichts wie weg.

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Dann lieber noch ein bisschen schöne Landschaft genießen zwinker

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Zu meinem Mittagessen komme ich in Horni Plana am großen Moldau-Stausee. Das Wiener Schnitzel (bitte nix mehr mit viel Sauce und Knödeln^^) mit Kartoffelsalat ist sehr ansehnlich, aber das Dessert ist der Hammer. Ich bekomme leider weder auf Deutsch noch auf Englisch aus der Bedienung heraus, was ich da gerade esse. Die Karte sagt "Klöße mit Mohn und Blaubeeren".

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Ein Blick auf diese Läden, und es ist klar: die tschechisch-deutsche Grenze ist erreicht zwinker

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Allerdings in Gestalt einer vielbefahrenen Bundesstraße. 2km diesen Trampfelpfad voller Brennesseln nehmen, oder 15km Umweg auf der Radroute? Angesichts der fortgeschrittenen Zeit entscheide ich mich für die Brennesseln zwinker

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Ordnung muss sein! Auch ein Trampelpfad braucht auf der deutschen Seite einen ordentlich ausgeschilderten Grenzübergang!

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Mein Gasthof in Mauth braut sein eigenes Bier und hat vorausschauend einen Tisch für mich reserviert, direkt als ich gebucht habe lach

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Auch die Küche ist herausragend. Auf der Karte steht sogar der Jäger vermerkt, von dem dieses Reh stammt.

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Man empfiehlt zum Abschluss einen Blutwurz. Da er brennt, hat er wenigstens 50% -- ich soll ihn mit dem Bierdeckel löschen, wenn ich der Meinung bin, es wäre genug zwinker

111km und 1600 Höhenmeter, Maximalhöhe 947m, heiß und sonnig


Montag: Mauth - Bad Kötzting
Heute soll's einmal längs durch den Bayerischen Wald gehen. Mein Nachtquartier habe ich mir in Bad Kötzting gebucht. Wetter wieder super, und um die 30 Grad heiß. Als kleines Highlight möchte ich auf halbem Weg noch auf den Großen Arber, auch wenn der Weg dort hinrauf eigentlich nicht fahrbar ist.

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Wer kam eigentlich auf die glorreiche Idee, sämtliche Radrouten im Bayerischen Wald mit losen Split zu belegen? Fährt sich bergauf extrem anstrengend, weil das Hinterrad ständig in dem losen Untergrund wegrutscht. Die Gegend ist recht schön, wenn man sich die parallel verlaufenden Landstraßen in Hörweite wegdenkt zwinker

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In Zwiesel komme ich an der weltweit größten Kristallglaspyramide vorbei. Offenbar gibts in Zwiesel öfter mal kleine Erdbeben. Auf der anderen Seite sind etliche Gläser schon herabgestürzt zwinker

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An sonsten hat Zwiesel noch eine Dampfbierbrauerei zu bieten! Dampfbier ist ein obergäriges Bier mit Gerstenmalz und wenig Hopfen, was zu einem schäumenden, 'dampfenden' Brauvorgang führt -- kannte ich noch nicht. Auch Käsespätzle und Kaiserschmarrn waren lecker!

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Das hier ist schon der Große Regen. Also der Fluß -- das Wetter ist immernoch prima zwinker

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Nach etlichen 15%-Steigungen auf losem Split kommt mein Ziel in Sicht. Der Große Arber ist mit 1455m der höchste Berg des Böhmerwaldes / Bayerischen Waldes und außerdem der höchste Berg Bayerns außerhalb der Alpen. Sprich, ich muss da rauf!

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Oben! Allerdings ist der Weg nicht durchgängig fahrbar. Ich schiebe ein paar 20%-Anstiege auf grobem Schotter, die weder bergauf noch bergab mit Gepäck zu befahren waren. Ich bin nicht zum ersten Mal mit dem Rad hier oben und wusste, worauf ich mich einlasse -- wer hat eigentlich das Gipfelkreuz geklaut? Vor 15 Jahren war da noch eins!

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Man hat eine phantastische Rundumsicht über den Bayerischen Wald und den Böhmerwald! Der Aufstieg hat sich wirklich gelohnt. Allerdings habe ich jetzt nur noch 2 Stunden für die 35km bis ins Hotel in Kötzting, dessen ^Rezeption 18 Uhr schließt. Kleine Herausforderung zwinker

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Diese Gedenktafeln sieht man in vielen Orten in der Oberpfalz. Genannt werden Anlass, Stifter und die Personen, denen die Tafel gewidmet ist, z.B. die verstorbenen Kameraden eines Wandervereins oder verblichene Pfingstreiter. Habe ich sonst noch nirgends gesehen.

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Bad Kötzting ist sehr schön. Auch der riesengroße Biergarten vom Lindner Bräu hinter dem Kurpark ist super. Ich komme auch gut mit den Einheimischen ins Gespräch -- sehr gemütlich.

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Hachja, Bayern! Genau so habe ich mir das vorgestellt, als ich mir meinen Übernachtungsort ausgesucht habe!

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Besagte Einheimische empfehlen mir die panierte Milzwurst als lokale Spezialität. Sehr lecker, ein bisschen wie Leberkäs, nur herzhafter. Außerdem muss ich noch einen Bärwurz probieren, weil ich heute an etlichen Bärwurzbrennereien vorbeigekommen bin.
Zitat der Leute am Tisch: "I hobs joa gsogt, des kumma ned drinka, des is fia Touristen!" zwinker

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Nach dem Essen gehe ich immer etwas spazieren. Heute Abend läuft mir die örtliche Katzenlady über den Weg. Katze Trixi faucht mich an, Kater Pavel macht einen riesigen Bogen um mich, die zwei anderen Katzen im Kinderwagen haben nichts zu melden und werden grußlos vorbeigeschoben. Vielleicht hätte ich bei meinem "Guten Abend" nicht kichern sollen zwinker

109km und 1600 Höhenmeter, Maximalhöhe 1450m, heiß und sonnig


Dienstag: Bad Kötzting - Amberg
Heute wieder schönes, heißes Wetter. Für heute Abend habe ich wieder eine Unterkunft gefunden, die mich interessiert, in Amberg.

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Die Mechaniker vom Hotel gucken wie ein Huhn ins Schaltwerk -- die allmorgendliche Inspektion mache ich lieber selber!

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Eine ganze Weile folge ich dem Regen-Radweg. Die Regen ist hier schon ganz schön breit. Allerdings sind die Ufer praktisch durchgängig mit dem süßlich stinkenden indische Springkraut bewuchert, das hier eingeschleppt wurde.

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Nachdem ich aus dem Naturpark Bayerischer Wald heraus bin, habe ich auch wieder schönere Wege ohne den lästigen losen Split schmunzel

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Ich sehe auch eine Menge Störche, hier auf einer Kirchturmspitze.

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In den Wäldern blüht gerade das Heidekraut in großen Polstern, und es duftet herrlich.

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Zur Mittagszeit komme ich in Bodenwöhr an einer Weißbierbrauerei an einem See vorbei -- perfekt! "Das wahrscheinlich beste Weißbier der Welt" schmeckt in diesem Ambiente und bei den heißen Temperaturen richtig gut.

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Ich liebe diese Kleinstraßen! Oberpfalz macht Spaß.

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Hmm. Schilder "Aussichtsturm" stehen da. Wege zum Aussichtsturm gibts auch. Nur dem Aussichtsturm selber fehlt noch das oberste Stockwerk, das liegt noch daneben. Und dafür bin ich den Hirschberg bei Taxöldern raufgefahren zwinker

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Gegen 17 Uhr erreiche ich Amberg an der Vils, mit einer schönen Innenstadt und einer gewaltigen Klosteranlage.

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Mein Hotel, die Fronfeste, war von 1699 bis 1964 ein Gefängnis! Nachdem der Gefängnisbetrieb eingestellt wurde, hat man das historische Gemäuer direkt unter Denkmalschutz gestellt. Vor einigen Jahren wurde es dann als Hotel wiedereröffnet, mit Hotelzimmern in den Zellen.

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Meine Unterkunft ist allerdings die wesentlich geräumigere Dienstwohnung des Gefängnisdirektors, komplett mit knarrenden Dielen, Ledersofa, Schreibtisch und Schreibmaschine im Vorzimmer. Nur der moderne Fernseher und das Rollo fallen aus der Zeit schmunzel

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Spannendes Ambiente, so habe ich noch nicht übernachtet! Es gibt sogar eine Todeszelle (der Betreiber schreibt ehrlicherweise dazu, dass es sich dabei eher um die Dunkelzelle zur Bestrafung in Einzelhaft gehandelt hat).

119km und 600 Höhenmeter, Maximalhöhe 548m, heiß und sonnig