Posted by: Britta
Re: Zick-Zack durchs Baltikum 2024 - 07/06/24 01:13 PM
Am nächste Tag steht dann auch mal etwas Kultur auf dem Programm: es geht weiter nach Kuressaare zur Burgbesichtigung.
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340473oy.jpg)
Schulsportfest oder sowas in der Art – wir verstehen Estnisch ja so schlecht…
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340474qo.jpg)
Wir stöbern eine ganze Weile um und durch die Anlage und verlaufen uns im Innern mehrfach. Die Ausstellung über den Wandel des Lebens hier über die verschiedenen Epochen ist durchaus interessant. Es ist früher Nachmittag als wir aus Kuressaare aufbrechen.
Den Rest des Tages verbringen wir dann auf weitgehend graden Straßen Richtung Nord-Ost – wir kommen nur träge voran, es weht von vorn und irgendwie ist nach der langen Pause die Luft raus:
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340475jy.jpg)
Eigentlich wollten wir noch weiter kommen, aber es zeichnet sich ab, dass das beste Ziel für diesen Abend wohl die Marina Köiguste ist. Wir sind die einzigen Gäste – leider allerdings wieder mal umzingelt von Millionen von Mücken. Tatsächlich hatte ich auf diesem Platz am wenigsten damit gerechnet, da er auf einer schmalen ziemlich windigen Landzunge liegt. Kümmert die Mücken allerdings wenig.
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340476nw.jpg)
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Trotzdem, es lohnt am Abend nochmal den Fuß vor die Zelttür zu setzen:
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340477sd.jpg)
Am nächsten Morgen läuft es wesentlich besser. Wir brechen recht früh (das heißt für uns: vor 9 Uhr) auf weil es im Zelt mit der Sonne zu warm wird.
Das haben wir selten. Und raus kann man nicht, da ist immer noch alles voller Mücken – also los!
Schon am frühen Mittag erreichen wir Orissaare, wo wir eine kurze coop-Pause einlegen bevor wir über den Damm nach Muhu fahren.
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340479uk.jpg)
Auf Muhu biegen wir von der Hauptstraße nach Süden ab und fahren auf kleinen Sträßchen und Pisten auf einigermaßen direktem Weg zur Fähre.
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340480iw.jpg)
Dabei folgen wir immer dem ausgewiesenen Radweg:
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340481bv.jpg)
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![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340484eq.jpg)
Ein ausgesprochen schöner Abschnitt!
Wieder auf dem Festland angekommen bleiben wir auf kleinen Nebenstraßen. Es ist wirklich schön, und wir sind verblüfft, wie ursprünglich Wälder und Wiesen hier noch wirken.
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340485yj.jpg)
Und ein weiteres Mal fällt uns auf, wie „aufgeräumt“ und in welch gutem Zustand hier die Dörfer und Siedlungen sind. Alles ist auffallend sauber und gepflegt, es gibt große, neue Spielplätze, die Häuser sind allesamt gut in Schuss. Es fällt uns auf und wird uns später, als wir durch Lettland fahren nochmal mit aller Deutlichkeit bewusst.
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340488xr.jpg)
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340490rc.jpg)
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340491xj.jpg)
Auf der Karte hatten wir einen Campingplatz gesehen, der etwas abseits der Straße an der Küste liegt und den wir ansteuern wollen. Dort angekommen ist nicht gleich ersichtlich, an wen man sich wenden könnte. In einer Küche in einem kleinen Haus am Eingang sind ein paar Leute im Gespräch. Wir sind nicht ganz sicher, ob das hier tatsächlich ein Campingplatz ist oder eine Privatveranstaltung. Während ich erfolglos versuche, auf mich aufmerksam zu machen – die Leute schauen mich an, lächeln und schauen auch gleich wieder weg – schaut Bernd sich auf dem Platz um. Nach 10 Minuten kommt er wieder: prinzipiell ist das wohl ein Campingplatz, aber hier scheint grad ein Yoga-Camp und die meisten Leute hocken wohl meditierend auf der Wiese und lassen sich von den unzähligen Mücken zerstechen. Nun ja, wir haben bereits 120 km in den Beinen und würden schon gern langsam den Feierabend einläuten. Tatsächlich löst sich dann doch mal einer der Leute aus der Gruppe, kommt auf uns zu und erklärt, dass das hier sehr wohl ein öffentlicher Campingplatz wäre und dass wir natürlich hier zelten könnten. Preis: 25 Euro pro Person. Also 50 Euro… Wir glauben uns verhört zu haben und fragen sicherheitshalber nochmal nach. Ja, 50 Euro, dafür gäbe es aber auch Duschen und Frühstück. Wir sind angesichts dieses Preises etwas fassungslos – 50 Euro für einen Acker voller Mücken nachdem wir 20 Minuten komplett ignoriert wurden? Der hat sie ja wohl nicht mehr alle. Wir machen auf dem Absatz kehrt, fahren zurück zur Straße und weiter zum Hafen Munalaiu.
Gute Entscheidung: dort finden wir eine mückenfreie Wiese mit Meerblick, Sitzgelegenheit und Toilette und Wasser am Fährterminal.
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340492fk.jpg)
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340493lb.jpg)
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Weiter geht’s am nächsten Morgen nach Pärnu. Ein weiterer Tag schönstes Sommerwetter.
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340497zf.jpg)
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340498kd.jpg)
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340499gz.jpg)
Die Einfahrt in die kleine Stadt ist entspannt und der Ausbau der Radinfrastruktur wird in Estland offensichtlich gefördert. An der Sinnhaftigkeit mancher Wege darf allerdings gezweifelt werden so wie bei diesen 50 m Neubaustrecke…
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340501cw.jpg)
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340503nf.jpg)
Es ist Sonntagmorgen, die Sonne scheint, und in der Altstadt tummeln sich Pärnuerinnen und Pärnuer in den netten Cafés und Straßenlokalen beim Sonntagsbrunch. Ein weiteres Mal essen wir ausgesprochen frisch, gut und gesund – und ja, das alles gleichzeitig.
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340506aa.jpg)
An dieser Stelle vielleicht ein kurzer Exkurs zu Bernds auf dieser Tour brandneu entwickeltem Packkonzept: dem Shoe-packing! Einfach die Schuhe nicht in sondern auf die Tasche geschnallt, und schon gibt’s zwei leicht zugängliche zusätzliche Lagerplätze für Bananen, Müsliriegel, Bierdosen, Nudelsaucen, Äpfel oder ähnliches. Selbst ein großes Glas Plov wurde so sicher bis zum Biwak am Abend transportiert! Wir sind gespannt, wann sich dieses Konzept in der breiten Masse durchsetzt…
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340505dq.jpg)
Satt und tiefenentspannt geht es für uns nach der Pause weiter. Zunächst entlang der Hauptstraße, später dann wieder auf kleineren Nebenstraßen in Richtung Lettland.
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340507ed.jpg)
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340513lu.jpg)
Das Zelt schlagen wir dann unweit der Grenze auf einem weiteren Biwakplatz auf. Dieser ist riesig groß und zieht sich über einen Kilometer am Strand entlang. Als wir am späten Nachmittag ankommen ist er auch noch recht gut besucht, die allermeisten Camper und Autos brechen aber am Abend noch auf und waren offensichtlich nur auf Wochenend-Ausflug. Ein ganzer Wald voller Grill-Plätze:
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340510kg.jpg)
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340512rc.jpg)
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340511bi.jpg)
Lettland – 4 Tage, 430 km
Nach knapp 10 km erreichen wir die Grenze die als solche erstmal kaum zu erkennen ist. Trotzdem sieht es auf der anderen Seite ganz anders aus. Unser erster Eindruck ist ziemlich trüb. Die Häuser sind dunkler, viele in dunklem, verwitterten Holz und die Felder und Äcker scheinen viel großflächiger und industriell bewirtschaftet zu sein. Hinzu kommt, dass die nächsten 15 km ziemlich ätzend entlang der viel befahrenen A1 verlaufen.
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340514tw.jpg)
Der streckenweise parallel verlaufende Radweg ist auch eher ein Witz. Das hier ist noch ein sehr guter Abschnitt.
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340515sy.jpg)
In Teilen kurven wir über bessere Wanderwege , versinken im Sand und landen schließlich der Ausschilderung folgend im Vorgarten eines Neubaus:
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340516kr.jpg)
Wir sind beide froh, als wir in Salacgriva die Küste verlassen und nach Osten abbiegen können. Ab jetzt geht es leicht wellig auf kleineren Straßen durch die Landschaft. Es ist eigentlich ganz nett, aber doch deutlich unterschiedlich zu Estland. Es fällt mir schwer, den Unterschied konkret zu benennen, aber die Häuser und Ortschaften machen auf mich vielfach einen deutlich verkommeneren und dunkleren Eindruck, als im nördlichen Nachbarland.
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340517fg.jpg)
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340519yl.jpg)
Durch die großflächige Landwirtschaft gibt’s auch nicht viel Abwechslung auf der Strecke. In erster Linie machen wir heute Kilometer. In Limbazi gibt’s eine Mittagspause in an einer besseren Dönerbude, dann rollen wir weiter Richtung Sigulda und Gauja-Tal. Der Campingplatz mit Dusche ruft.
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340518ir.jpg)
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340520oo.jpg)
Die Abfahrt ins Flusstal ist richtig cool und macht großen Spaß. Es ist halb acht abends, als wir nach gut 120 km auf dem Campingplatz einrollen.
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340521ea.jpg)
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340522ok.jpg)
Wir frühstücken in Ruhe und brechen gegen halb 10 auf. Die ersten Kilometer entlang der Hauptstraße sind ziemlich ätzend zu fahren, doch auch hier scheint in den Radverkehr investiert zu werden.
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340524mf.jpg)
Dennoch, an der gegenseitigen Rücksichtnahme ist noch viel zu tun. Da helfen die vereinzelten Schilder allein offensichtlich gar nicht. Wir beide haben den Eindruck, dass wir hier in Lettland den mit Abstand rücksichtlosesten Auto- und LKW-Fahrern unserer Radreisekarriere begegnen.
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340523xg.jpg)
In den vier Tagen, die wir in Lettland unterwegs waren hat genau ein LKW Fahrer sein Tempo gedrosselt, als er uns passiert hat. Das war so außergewöhnlich, dass und das in besonderer Erinnerung geblieben ist. Ansonsten wurden wir auf den größeren Straßen gefühlt im Minutentakt von LKW, insbesondere Holz-LKW ohne jeden Sicherheitsabstand und ohne jede Rücksichtnahme überholt.
Es geht ab auf kleinere Straßen, zunächst auf Asphalt, später dann auf Schotter/Wellblech Pisten. Manches Mal sieht’s aus, als wären wir in Brandenburg unterwegs.
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340525jb.jpg)
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340526vn.jpg)
Die Schotter/Wellblechpisten sind schon ziemlich ätzend. Eigentlich sollten wir nicht überrascht sein – wir hatten im Vorfeld viel gehört und gelesen über die schlechten Straßen in Lettland aber das nicht wirklich als Problem gesehen. Auf anderen Reisen haben wir ja auch schlechte Pisten gehabt, warum also sollte uns das in Lettland stören? Tatsächlich ist das, was auf Saaremaa als Museumsstraße in Erinnerung an Sowjetzeiten hergerichtet war, hier in Lettland aktuelle Realität – nur in deutlich schlechterem Zustand. Und ich für mich stelle schnell fest: es ist ein Riesenunterschied, ob ich mich hier über eine üble Piste quäle oder durch die namibianische Wüste oder den Pamir, denn die Entschädigung in Form von Landschaft, Ausblick, Panorama und überhaupt ist eine erheblich andere, als durch eine Landschaft zu rumpeln, die sich nicht wesentlich vom heimischen Brandenburg unterscheidet. Ganz besonders, wenn man dann noch in eine Staubwolke eingehüllt wird, die einem selbst darauf die Sicht versperrt. Da sinkt meine Leidensfähigkeit plötzlich auf Null.
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340543kj.jpg)
Wir beschließen, den EV11, dem wir die letzte Zeit gefolgt sind einfach EV11 sein zu lassen und orientieren uns um auf möglichst kleine Nebensträßchen. Das klappt auch ziemlich gut, die LKW und Autos sind wir los, die Landschaft wird wieder etwas abwechslungsreicher und die Laune steigt.
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340528pw.jpg)
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340527ys.jpg)
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340529ia.jpg)
Allerdings: der Eindruck, dass hier vieles schlechter in Schuss ist als beim nördlichen Nachbarn bleibt bestehen.
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340530nz.jpg)
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Schulsportfest oder sowas in der Art – wir verstehen Estnisch ja so schlecht…

![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340474qo.jpg)
Wir stöbern eine ganze Weile um und durch die Anlage und verlaufen uns im Innern mehrfach. Die Ausstellung über den Wandel des Lebens hier über die verschiedenen Epochen ist durchaus interessant. Es ist früher Nachmittag als wir aus Kuressaare aufbrechen.
Den Rest des Tages verbringen wir dann auf weitgehend graden Straßen Richtung Nord-Ost – wir kommen nur träge voran, es weht von vorn und irgendwie ist nach der langen Pause die Luft raus:
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340475jy.jpg)
Eigentlich wollten wir noch weiter kommen, aber es zeichnet sich ab, dass das beste Ziel für diesen Abend wohl die Marina Köiguste ist. Wir sind die einzigen Gäste – leider allerdings wieder mal umzingelt von Millionen von Mücken. Tatsächlich hatte ich auf diesem Platz am wenigsten damit gerechnet, da er auf einer schmalen ziemlich windigen Landzunge liegt. Kümmert die Mücken allerdings wenig.
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340476nw.jpg)
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340478tj.jpg)
Trotzdem, es lohnt am Abend nochmal den Fuß vor die Zelttür zu setzen:
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340477sd.jpg)
Am nächsten Morgen läuft es wesentlich besser. Wir brechen recht früh (das heißt für uns: vor 9 Uhr) auf weil es im Zelt mit der Sonne zu warm wird.

Schon am frühen Mittag erreichen wir Orissaare, wo wir eine kurze coop-Pause einlegen bevor wir über den Damm nach Muhu fahren.
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340479uk.jpg)
Auf Muhu biegen wir von der Hauptstraße nach Süden ab und fahren auf kleinen Sträßchen und Pisten auf einigermaßen direktem Weg zur Fähre.
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340480iw.jpg)
Dabei folgen wir immer dem ausgewiesenen Radweg:
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Ein ausgesprochen schöner Abschnitt!
Wieder auf dem Festland angekommen bleiben wir auf kleinen Nebenstraßen. Es ist wirklich schön, und wir sind verblüfft, wie ursprünglich Wälder und Wiesen hier noch wirken.
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340485yj.jpg)
Und ein weiteres Mal fällt uns auf, wie „aufgeräumt“ und in welch gutem Zustand hier die Dörfer und Siedlungen sind. Alles ist auffallend sauber und gepflegt, es gibt große, neue Spielplätze, die Häuser sind allesamt gut in Schuss. Es fällt uns auf und wird uns später, als wir durch Lettland fahren nochmal mit aller Deutlichkeit bewusst.
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Auf der Karte hatten wir einen Campingplatz gesehen, der etwas abseits der Straße an der Küste liegt und den wir ansteuern wollen. Dort angekommen ist nicht gleich ersichtlich, an wen man sich wenden könnte. In einer Küche in einem kleinen Haus am Eingang sind ein paar Leute im Gespräch. Wir sind nicht ganz sicher, ob das hier tatsächlich ein Campingplatz ist oder eine Privatveranstaltung. Während ich erfolglos versuche, auf mich aufmerksam zu machen – die Leute schauen mich an, lächeln und schauen auch gleich wieder weg – schaut Bernd sich auf dem Platz um. Nach 10 Minuten kommt er wieder: prinzipiell ist das wohl ein Campingplatz, aber hier scheint grad ein Yoga-Camp und die meisten Leute hocken wohl meditierend auf der Wiese und lassen sich von den unzähligen Mücken zerstechen. Nun ja, wir haben bereits 120 km in den Beinen und würden schon gern langsam den Feierabend einläuten. Tatsächlich löst sich dann doch mal einer der Leute aus der Gruppe, kommt auf uns zu und erklärt, dass das hier sehr wohl ein öffentlicher Campingplatz wäre und dass wir natürlich hier zelten könnten. Preis: 25 Euro pro Person. Also 50 Euro… Wir glauben uns verhört zu haben und fragen sicherheitshalber nochmal nach. Ja, 50 Euro, dafür gäbe es aber auch Duschen und Frühstück. Wir sind angesichts dieses Preises etwas fassungslos – 50 Euro für einen Acker voller Mücken nachdem wir 20 Minuten komplett ignoriert wurden? Der hat sie ja wohl nicht mehr alle. Wir machen auf dem Absatz kehrt, fahren zurück zur Straße und weiter zum Hafen Munalaiu.
Gute Entscheidung: dort finden wir eine mückenfreie Wiese mit Meerblick, Sitzgelegenheit und Toilette und Wasser am Fährterminal.
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340492fk.jpg)
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340493lb.jpg)
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Weiter geht’s am nächsten Morgen nach Pärnu. Ein weiterer Tag schönstes Sommerwetter.
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340497zf.jpg)
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340498kd.jpg)
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Die Einfahrt in die kleine Stadt ist entspannt und der Ausbau der Radinfrastruktur wird in Estland offensichtlich gefördert. An der Sinnhaftigkeit mancher Wege darf allerdings gezweifelt werden so wie bei diesen 50 m Neubaustrecke…
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340501cw.jpg)
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340503nf.jpg)
Es ist Sonntagmorgen, die Sonne scheint, und in der Altstadt tummeln sich Pärnuerinnen und Pärnuer in den netten Cafés und Straßenlokalen beim Sonntagsbrunch. Ein weiteres Mal essen wir ausgesprochen frisch, gut und gesund – und ja, das alles gleichzeitig.

![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340506aa.jpg)
An dieser Stelle vielleicht ein kurzer Exkurs zu Bernds auf dieser Tour brandneu entwickeltem Packkonzept: dem Shoe-packing! Einfach die Schuhe nicht in sondern auf die Tasche geschnallt, und schon gibt’s zwei leicht zugängliche zusätzliche Lagerplätze für Bananen, Müsliriegel, Bierdosen, Nudelsaucen, Äpfel oder ähnliches. Selbst ein großes Glas Plov wurde so sicher bis zum Biwak am Abend transportiert! Wir sind gespannt, wann sich dieses Konzept in der breiten Masse durchsetzt…

![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340505dq.jpg)
Satt und tiefenentspannt geht es für uns nach der Pause weiter. Zunächst entlang der Hauptstraße, später dann wieder auf kleineren Nebenstraßen in Richtung Lettland.
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Das Zelt schlagen wir dann unweit der Grenze auf einem weiteren Biwakplatz auf. Dieser ist riesig groß und zieht sich über einen Kilometer am Strand entlang. Als wir am späten Nachmittag ankommen ist er auch noch recht gut besucht, die allermeisten Camper und Autos brechen aber am Abend noch auf und waren offensichtlich nur auf Wochenend-Ausflug. Ein ganzer Wald voller Grill-Plätze:
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Lettland – 4 Tage, 430 km
Nach knapp 10 km erreichen wir die Grenze die als solche erstmal kaum zu erkennen ist. Trotzdem sieht es auf der anderen Seite ganz anders aus. Unser erster Eindruck ist ziemlich trüb. Die Häuser sind dunkler, viele in dunklem, verwitterten Holz und die Felder und Äcker scheinen viel großflächiger und industriell bewirtschaftet zu sein. Hinzu kommt, dass die nächsten 15 km ziemlich ätzend entlang der viel befahrenen A1 verlaufen.
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Der streckenweise parallel verlaufende Radweg ist auch eher ein Witz. Das hier ist noch ein sehr guter Abschnitt.
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In Teilen kurven wir über bessere Wanderwege , versinken im Sand und landen schließlich der Ausschilderung folgend im Vorgarten eines Neubaus:
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Wir sind beide froh, als wir in Salacgriva die Küste verlassen und nach Osten abbiegen können. Ab jetzt geht es leicht wellig auf kleineren Straßen durch die Landschaft. Es ist eigentlich ganz nett, aber doch deutlich unterschiedlich zu Estland. Es fällt mir schwer, den Unterschied konkret zu benennen, aber die Häuser und Ortschaften machen auf mich vielfach einen deutlich verkommeneren und dunkleren Eindruck, als im nördlichen Nachbarland.
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Durch die großflächige Landwirtschaft gibt’s auch nicht viel Abwechslung auf der Strecke. In erster Linie machen wir heute Kilometer. In Limbazi gibt’s eine Mittagspause in an einer besseren Dönerbude, dann rollen wir weiter Richtung Sigulda und Gauja-Tal. Der Campingplatz mit Dusche ruft.
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340518ir.jpg)
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Die Abfahrt ins Flusstal ist richtig cool und macht großen Spaß. Es ist halb acht abends, als wir nach gut 120 km auf dem Campingplatz einrollen.
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340521ea.jpg)
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Wir frühstücken in Ruhe und brechen gegen halb 10 auf. Die ersten Kilometer entlang der Hauptstraße sind ziemlich ätzend zu fahren, doch auch hier scheint in den Radverkehr investiert zu werden.
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Dennoch, an der gegenseitigen Rücksichtnahme ist noch viel zu tun. Da helfen die vereinzelten Schilder allein offensichtlich gar nicht. Wir beide haben den Eindruck, dass wir hier in Lettland den mit Abstand rücksichtlosesten Auto- und LKW-Fahrern unserer Radreisekarriere begegnen.
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In den vier Tagen, die wir in Lettland unterwegs waren hat genau ein LKW Fahrer sein Tempo gedrosselt, als er uns passiert hat. Das war so außergewöhnlich, dass und das in besonderer Erinnerung geblieben ist. Ansonsten wurden wir auf den größeren Straßen gefühlt im Minutentakt von LKW, insbesondere Holz-LKW ohne jeden Sicherheitsabstand und ohne jede Rücksichtnahme überholt.
Es geht ab auf kleinere Straßen, zunächst auf Asphalt, später dann auf Schotter/Wellblech Pisten. Manches Mal sieht’s aus, als wären wir in Brandenburg unterwegs.
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Die Schotter/Wellblechpisten sind schon ziemlich ätzend. Eigentlich sollten wir nicht überrascht sein – wir hatten im Vorfeld viel gehört und gelesen über die schlechten Straßen in Lettland aber das nicht wirklich als Problem gesehen. Auf anderen Reisen haben wir ja auch schlechte Pisten gehabt, warum also sollte uns das in Lettland stören? Tatsächlich ist das, was auf Saaremaa als Museumsstraße in Erinnerung an Sowjetzeiten hergerichtet war, hier in Lettland aktuelle Realität – nur in deutlich schlechterem Zustand. Und ich für mich stelle schnell fest: es ist ein Riesenunterschied, ob ich mich hier über eine üble Piste quäle oder durch die namibianische Wüste oder den Pamir, denn die Entschädigung in Form von Landschaft, Ausblick, Panorama und überhaupt ist eine erheblich andere, als durch eine Landschaft zu rumpeln, die sich nicht wesentlich vom heimischen Brandenburg unterscheidet. Ganz besonders, wenn man dann noch in eine Staubwolke eingehüllt wird, die einem selbst darauf die Sicht versperrt. Da sinkt meine Leidensfähigkeit plötzlich auf Null.

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Wir beschließen, den EV11, dem wir die letzte Zeit gefolgt sind einfach EV11 sein zu lassen und orientieren uns um auf möglichst kleine Nebensträßchen. Das klappt auch ziemlich gut, die LKW und Autos sind wir los, die Landschaft wird wieder etwas abwechslungsreicher und die Laune steigt.
![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/48340528pw.jpg)
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Allerdings: der Eindruck, dass hier vieles schlechter in Schuss ist als beim nördlichen Nachbarn bleibt bestehen.
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