Re: Wien-Neusiedlersee-Balaton-Budapest-Györ

Posted by: Bettinako

Re: Wien-Neusiedlersee-Balaton-Budapest-Györ - 05/04/24 12:44 PM

Tag 3:

Nach einem guten Frühstück breche ich in einen kühlen, aber sonnigen Tag auf. Auf strassenbegleitenden Radwegen und mäßig befahrenen Landstraßen geht es leicht hügelig weiter bis Duka. Dann folgt laut Bikeline Buch ein "kurzer, unbefestigter Abschnitt", der "schwierig zu befahren" ist.
Tatsächlich ist "schwierig" pure Untertreibung. Bestenfalls ist dieser Weg eine Ralley-Bahn, oft jedoch auch schlichtweg Sumpfgebiet. Teilweise kann ich mit voller Konzentration mit maximal 10 km/h fahren, aber grossteils muss ich schieben. Nach sehr anstrengenden 10 Minuten führt ein Weg nach rechts weg, das Navi zeigt aber beharrlich geradeaus, wo es keinen Weg mehr gibt.
Nach zwei vergeblichen Versuchen, doch noch einen Weg zu finden, lasse ich mein Rad dort, wo es geradeaus weiter gehen sollte, stehen, und klettere durch einen ca. 1,5 Meter tiefen Graben links von mir durch Gestrüpp auf die andere Seite, wo ich dieselbe Art von "Weg" vorfinde, von dem ich gerade gekommen bin.
Da ich nicht bereit bin, die vermatschte Buckelpiste zurück zu fahren (und zu schieben), beschließe ich, Fahrrad und Gepäck rüberzuschleppen und von dort weiter zu fahren.
Nachdem ich die ersten Sachen zur anderen Seite gebracht habe, fährt mir aus der Richtung, in die ich weiter fahren will, ein Geländewagen entgegen. Ich sage mir, dass der ja auch von irgendwo her kommen muss und schleppe in insgesamt 4 Durchgängen Ausrüstung und Rad durch den Graben auf die andere Seite. Geschafft!
Leider wird der Weg - so weit das überhaupt möglich ist - noch schlechter! Schließlich stehe ich vor einen riesigen, unebenen Sumpf, wo es kein seitliche Vorbeikommen gibt. Die Räder vom Geländewagen vorhin haben tiefe, wassergeefüllte Gräben hinterlassen, mittig ist purer Schlamm. Mein Rad schiebend, probiere ich, auf dem etwas härter aussehenden Mittelteil des Weges zu gehen. Sofort sinke ich knöcheltief ein. Meine Schuhe sind komplett verschwunden, die Socken auch, und der untere Teil der Radhose. Ich mache zwei weitere Schritte, bei denen ich sehr aufpassen muss, damit mir der Schlamm die Schuhe nicht ganz auszieht.Auch das Rad steckt fest. Na toll!
In einem Kraftakt hiefe ich mein beladenes Rad in die tiefe Pfütze daneben und kämpfe mich - weiterhin im Schlamm - Schritt für Schritt vorwärts. Tatsächlich kann ich mich und das Rad aus dem Sumpf schleppen, ohne meine Schuhe zu verlieren (was meine größte Sorge war).
Dann geht es mit fahren und schieben weiter auf diesem schrecklichen Weg, bevor ich vor Keled wieder auf eine asphaltierte Straße komme.
Ich fahre weiter und lassen Schlamm auf den Schuhen im Fahrtwind trocknen. Über mäßig befahrene Landstra0ßen geht es vorwärts, manschmal durch kleine Orte. Als der Schlamm halbwegs trocken ist mache ich eine Rast und entferne die groben Brocken von Hose, Schuhen, und Socken mit dem Rettungsmesser. Dann geht es weiter.
Da die Schuhe 100% waserdicht sind habe ich nach wie vor trockene Füße. Aber s kann ich trotzdem in kein Hotel oder Gasthaus gehen. Ich verzichte daher aufs Mittagessen und stille meinen Hunge mit Keksen.
Schließlich erreiche ich Heviz, das für seinen Thermalsee berühmt ist, und viele Touristen anzieht. Unter den vielen Geschäften dort, die auch sonntags offen haben, finde ich ein Schuhgeschäft. Die Verkäuferinnen wollen mich mit meinen schmutzigen Schuhen gleich wieder wegschicken, aber ich bleibe beharrlich. Der Großteil vom Schlamm ist schließlich entfernt und ich hinterlasse auch keine schmutzigen Spuren mehr.
Wir einigen uns, dass ich meine Schuhe vor dem Geschäft ausziehe und dann mit frischen Socken wieder reinkomme. Dafür muss ich Zelt, Schlafsack und Isomatte abladen, um dan die Packtaschen zu kommen. Schließlich erstehe ich Sportschuhe irgendeiner Schickimicki-Marke um 86 Euro. Soll sein!
Frisch beschuht muss ich etwas suchen, um den Radweg nach Keszthely zu finden, aber das klappt dann. Auf einem schmalen Weg fahre ich durch einen Walt unf danasch schließlich links in die Stadt. Dort treffe ich den ersten anderen Radreisenden seit meine Abreise: einen Deutschen Mitte 60, unterwegs nach Georgien.Nach einem netten Gespräch suche ich den Campingplatz, der jedoch geschlossen ist. Also probiere ich es bei den vielen Häusern mit "Appartement" oder "Zimmer frei"-Schild und beim dritten habe ich Glück. Ich bekommen ein hübsches Appartement mit Balkon um umgerechnet 36 Euro. Daneben ist ein Restaurand, wo ich um 12 weitere Euro ein Abendessen bekomme. Dann bin ich hundemüde und lege mich schon kurz nach 20h schlafen.

Gefahrene Kilometer: 78,59
Fahrzeit: 5h26m20s