Re: Von Wien nach Cádiz (2023)

Posted by: oktopus

Re: Von Wien nach Cádiz (2023) - 10/15/23 05:47 PM

7. September 2023 / Nizza bis Fréjus:
Ab heute war ich auf unbekanntem Terrain unterwegs. Wir setzten heute die Küstenfahrt an der Côte d'Azur fort.
Die Temperaturen steigen wieder ein wenig. In der Früh hatte es wieder 19 °C, der Wetterbericht prognostizierte Sonne bei bis zu 30 °C. Da am Meer immer ein leichter Wind weht, war das noch einigermaßen akzeptabel. Frühstück gab es auf der Dachterrasse ohne Blick aufs Meer, aber trotzdem nett. Die Auswahl war mäßig, das Gebäck gut, frisch und knusprig! Baguette in Frankreich ist etwas Feines. Auch der Kaffee war gut. Und das Wasser ist hier ebenfalls gut. Der Saft weniger.

Um 8 Uhr 08 fuhren wir los. Vom Hotel aus links und auf direktem Weg zur Promenade des Anglais, der 7 km langen Uferpromenade von Nizza. Ab hier waren wir auf einem richtig tollen Radweg unterwegs. Nizza hat richtig schöne Radwege! Aber auch nachdem wir die Stadt verlassen hatten, waren wir auf einem schönen Radweg entlang der Küste unterwegs. Der EuroVelo 8 ist hier als sehr schöner Radweg ausgebaut.

Die Fahrt durch Antibes war ein wenig ruppig. Autos, Busse, LKWs, alles fuhr kreuz und quer oder steckte im Stau. Und wir mittendrin. Ich war froh, als wir wieder draußen und zurück am Radweg am Meer waren!
Dann kam Cannes! Die Ortstafel hab ich anscheinend übersehen. Wir waren auf einmal mitten in der Stadt. Baustellen, Radweg gesperrt, falsche Fahrbahn, Gehsteig, doch quer rüber. Und schon standen wir vor dem Palais des Festivals et des Congrès mit dem berühmten roten Teppich. Eine chinesische Gruppe musste ich abwarten, bevor ich mich auf den roten Teppich stellte :-)

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Ich glaub, an der Pose muss ich noch arbeiten. Filmreif bin ich noch nicht.

Die Strandpromenade von Cannes ist wiederum traumhaft schön. Und natürlich sieht man auch immer wieder die dazugehörigen Jachten und Segeljachten. So eine schöne Gegend und auch eine noble Gegend. Nicht für jeden leistbar.

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Der offizielle EuroVelo 8 verlässt nach dem Flughafen von Cannes die Küste und geht ins Landesinnere. Warum auch immer. Wir blieben an der Küste, auch wenn wir nicht immer auf Radwegen unterwegs waren, sondern vielfach auf der Straße fuhren. Viel los war allerdings nicht auf den Straßen. Nach Cannes wurde die Küste felsig und schroff, dementsprechend folgten Bergaufs und Bergabs. Am Ende des ersten Bergaufs lachte uns gleich ein Lokal mit herrlichem Blick aufs Meer an. Ich studierte die Speisekarte. Öhm ... warme Speisen um 39 Euro aufwärts? Ich suchte nach der billigsten Speise: ein Oktopussalat mit Gebäck (richtig gut und knusprig!), anschließend Panna cotta und Espresso. 2 Carafes d'Eau (eine reichte mir diesmal nicht) gab es wieder gratis dazu.
Gestärkt nahmen wir die nächsten Bergaufs in Angriff. Der Blick jeweils aufs Meer und die Buchten sowie auf die Ortschaften an den Felsenküsten war umwerfend!

Um 15 Uhr 45 erreichten wir die Stadtgrenze von Fréjus, ein paar Minuten später unser vorgebuchtes Hotel. Eine richtig schöne Etappe! Landschaftlich toll!
Reiner musste einen neuen Sattel kaufen, die Halterung war gebrochen. Anschließend gingen wir Abendessen. Das Hotel ist nahe am Meer bzw. Hafen, hier reiht sich ein Lokal an das andere. Die Wahl fiel auf ein Lokal, das von Tacos über Fisch, Finger Food bis Eis und Cocktails eine breite Auswahl hatte. Ich bestellte mir Salat mit Hühnerstreifen - hieß allerdings auf der Speisekarte anders. Irgendwas mit Salade und irgendwas mit Tacos. Dazu wieder 2 Carafes d'Eau und zum Abschluss einen doppelten Espresso. Haaaaaalt, ich hab noch etwas vergessen: einen Erdbeerbecher! Die Taco-Salatschüssel war gut, das Eis na ja. Ich hab schon besseres gegessen. Der Kaffee war super. Das Wasser auch. Mein Wasserkonsum erreichte heute über den Tag verteilt die 6 Liter-Grenze.

Gesamtstrecke 75,07 km
Temperatur in der Früh 19 °C, tagsüber bis zu 30 °C
Sonne pur den ganzen Tag
Summe aller Steigungen: 437 m


8. September 2023 / Fréjus bis Toulon:
Seit einigen Tagen sind wir an der Côte d'Azur unterwegs. Anlass, ein bissl zu recherchieren, woher dieser Name überhaupt kommt.

Google gibt Auskunft:
https://de.wikipedia.org/wiki/C%C3%B4te_d%E2%80%99Azur#:~:text=Die%20C%C3%B4te%20d%27Azur%20erstreckt,Tropez%20als%20westlichen%20Anfangspunkt%20an.

Dieses Azurblau ist wirklich faszinierend! Ich finde fast, dass das Blau noch intensiver wirkt, wenn man "von oben" aufs Meer schaut, als wenn man direkt am Wasser steht. So wie die letzten Tage fuhren wir auch heute wieder größtenteils die Küste entlang, wobei wieder Bergaufs und Bergabs dabei waren - mit dem oben erwähnten Blick "von oben".

In der Früh hatte es 18 °C, der Wetterbericht prognostizierte Sonne bei bis zu 30 °C. Solange es nicht über 30°C werden, bin ich schon zufrieden. Die leichte Brise am Meer wirkt doch noch kühlend, auch wenn man in der Sonne unterwegs ist. Frühstück gab es wahlweise im Frühstücksraum, in dem auch das Buffet aufgebaut war, oder an den beiden Tischen, die vor dem Eingang standen. Auch gut. Die Auswahl war wieder mäßig, nur das Gebäck war gut! Französisches Baguette ist wirklich gut! Es wird in 5-10 cm langen Stücken angeboten. Dazu gab es Butter, zwei Käsesorten, Joghurt und die süße Ecke. Der Kaffee war heute weniger genießbar. Auch der Orangensaft war künstlich, picksüß und hat nicht wirklich nach Orangen geschmeckt. Satt wurde ich trotzdem.

Im Frühstücksraum stand dieses Gefährt - ein altes Motorrad, von dem nur noch das Skelett vorhanden war. Baujahr unbekannt. Wie alt könnte dieses Motorrad sein?

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Um 8 Uhr 23 fuhren wir los. Ums Eck zum Kreisverkehr und anschließend auf die Bundesstraße D559, die Straße des Tages. Hier fielen mir die vielen Pinien auf, die direkt neben der Straße wuchsen. Aber auch an der Küste sah ich sie immer wieder.
Heute war ich richtig froh, dass wir nicht immer auf der Straße fahren mussten. Bald entdeckten wir einen Radweg direkt neben der Straße. Schöööööön! Mit herrlichem Blick aufs Meer!

... bis Cogolin. Hier hätten wir die Abzweigung nach Saint-Tropez auf dem Radweg nehmen können. 6 km waren es bis Saint-Tropez. Allerdings hätte uns die Weiterfahrt ab Saint-Tropez Zusatzkilometer eingebracht, und an der Küste gibt es keine Straße, außer man fährt den gleichen Weg wieder zurück. Somit ließen wir Saint-Tropez links liegen und ... fuhren in den Kreisverkehr.

Kreisverkehre haben etwas magisches. Wenn man sich nicht sicher ist, ob die Ausfahrt stimmt, landet man entweder falsch oder fährt nochmal im Kreis. Ich entschied mich für raus aus dem Kreisverkehr und noch einmal in mich gehen. Und das machten wir auf dem Pfad, der zum Minigolfplatz führte. D98? Die ist falsch. Warum steht aber dann Toulon bei D98 angeschrieben? Unsere Straße heißt doch D559. Aaaah, das steht oberhalb von Saint-Tropez. Aber Saint-Tropez ist auch falsch? Wir wollten nach Toulon. Aaaah, da gibt es eine Mittelvariante, die man erst sieht, wenn man schon Richtung D98 gefahren ist. Alles klar. Noch eine Runde im Kreisverkehr.
ABER dann waren wir richtig. Bist du g'scheit! Mit uns fuhren 5478264502 LKWs, Lieferwagen, Busse und Autos auf unserer Straße. So hatte ich mir das nicht vorgestellt! Stress lass nach!

Die D559 führte uns auch wieder bergauf und bergab. Und das brachte wiederum immer wieder einen traumhaften Blick aufs Meer :-)
BLAU - BLAUER - AZUR!

Je weiter wir uns aus dem Raum Saint-Tropez entfernt hatten, desto weniger Autos waren auf unserer Strecke unterwegs. Das fiel mir vor allem bei den Anstiegen auf. Und wenn wir auf Meeresniveau an der Küste waren, hatten wir immer wieder einen Radweg neben der Straße!
Ehe wir uns versahen, blieb der Radweg standhaft. Wir mussten ihn nicht mehr verlassen, er lag genau auf unserer Route. Und der Radweg war sogar richtig toll ausgebaut. Die Straße des Tages - D559 - war immer in der Nähe, teilweise in Sichtweite, aber wir mussten nicht auf ihr fahren. Was für eine Wohltat!

Toulon erreichten wir um 17 Uhr, mussten dann aber doch noch ein ziemliches Stück durch die Stadt fahren, bis wir unser Hotel erreichten. Toulon ist keine Kleinstadt. Unser Hotel erreichten wir schließlich um 18 Uhr 12. Diesmal war es wieder ein Bed & Breakfast.

Gesamtstrecke 108,48 km
Temperatur in der Früh 18 °C, tagsüber bis zu 30 °C
Sonne pur den ganzen Tag
Summe aller Steigungen: 702 m


9. September 2023 / Toulon bis Éguilles:
Ich sitz hier auf der Terrasse eines ganz einfachen rosa Hauses mitten im Nirgendwo in einem Ort namens Éguilles, den ich vorher noch nie gehört hatte. Die Sonne ist schon untergegangen, der Horizont ist noch rot. Der Vermieter heißt Martin, seine Frau Biba.

Rechts von mir eine Tasse Kaffee, daneben ein Glas Wasser und der Wasserkrug mit Wasser ohne Ende. Links von mir 3 Katzen, die es sich auf den Liegen bequem gemacht haben. Mein Zimmer ist das Gartenhaus. Mein Rad steht daneben. Davor ein kleiner Pool frisch gereinigt. Alles sehr gepflegt und sauber, Klimaanlage und WLAN funktionieren super. Das einzige Manko: ich hab kein eigenes WC, ich muss zu den Vermietern gehen. Nur Dusche ist im Zimmer. Für Abendessen und Frühstück hab ich bei der Anfahrt noch eingekauft. Hier im Umkreis ist Nirvana.
So hab ich noch nie gewohnt.

Aber alles der Reihe nach.
Mein heutiger Tag war völlig konträr zu den Tagen davor: ein bisschen Provence, ein bisschen Wald (Pinien, Zypressen, Olivenbäume), ein bisschen bergauf. Dafür kein Meer. Wir fuhren heute durch den Parc naturel régional de la Sainte-Baume.

Google gibt Auskunft:
https://de.wikipedia.org/wiki/Regionaler_Naturpark_Sainte-Baume

Bergkette war das Stichwort! Nach einem ausgiebigen Frühstück - diesmal recht gut - fuhren wir um 8 Uhr 32 los. Zuerst noch aus Toulon raus. Und bald waren wir auf der DN8, die zügig bergauf ging. Ganz kurz konnte ich im Anstieg das Meer samt Felsenküste und vorgelagerter Insel erkennen. Oben sah man aber nichts mehr vom Meer, und so blieb es auch den ganzen Tag. Ich sah Pinienwälder, Zypressen und Olivenbäume. Eine richtig schöne Landschaft!
Wie jedes Bergauf folgte auch diesem ein herrliches Bergab. Und in den Niederungen fuhren wir durch kleine Dörfer. Eines der Dörfer bot uns die Gelegenheit auf einen kleinen Imbiss mit Kaffee und 2 Carafes d'Eau. Dieses war der erste Streich, und der zweite folgte sogleich. Es ging wieder bergauf. Der zweite Anstieg war jedoch kürzer als der erste, aber landschaftlich genauso schön.

Heiß war es nach der Mittagspause geworden. Und die Sonne brannte runter. Ich verwendete mittlerweile Sonnenschutzfaktor 50 und cremte mich mehrmals im Laufe des Tages ein. Daher war auch die Sonnenallergie weg, die mich noch in Italien gequält hatte. Ich war nun frei von Gelsenstichen (auch die haben sich in der Zwischenzeit aufgelöst) und frei von sonstigen Tupferln. Richtig angenehm :-)

Mit dem zweiten Bergab landeten wir mitten in Aix-en-Provence.
Ein Kaffee und ein Eis gingen sich vor der Zimmersuche noch aus. Reiner hatte hier sein Zimmer gebucht, ich fuhr noch 8 km weiter nach Éguilles.

Mein rosa Haus erreichte ich um 18 Uhr 45. Mittlerweile war es stockdunkel. Rasch ergriff ich die Flucht, um nicht von den Viechern aufgefressen zu werden!

Gesamtstrecke 98,54 km
Temperatur in der Früh 20 °C, tagsüber bis zu 32 °C
Sonne pur den ganzen Tag
Summe aller Steigungen: 1.105 m


10. September 2023 / Éguilles bis Aigues-Mortes:
Allmählich brauchte ich eine Kühlung. Ich hoffte auf niedrigere Temperaturen an der Küste. Da ich diesmal kein Frühstück bei meiner Übernachtung hatte und auch Reiner ein Zimmer ohne Frühstück hatte, vereinbarten wir einen frühen Treffpunkt vor meinem rosa Haus. 7 Uhr!

Ich verputzte die Restln vom Vortag und konnte mir sogar im Zimmer einen Nespresso-Kaffee kochen. Für ausreichend Mineralwasser hatte ich am Vortag ebenfalls gesorgt. Somit war ich um 7 Uhr abfahrbereit. Um 6 Uhr 58 läutete mein Handy: Ich steh vor dem Haus! SEHR pünktlich! Um diese Zeit hatte es tatsächlich erst 14 °C, der Wetterbericht prognostizierte Sonne bei bis zu 33 °C. Die Prognosen spielten im Laufe des Tages ein wenig Ping Pong und bewegten sich bei Tageshöchsttemperaturen zwischen 33 und 49 °C. Die 49 bezogen sich auf Cavaillon. Das lag nicht weit weg von unserer heutigen Fahrt. Ob es dort tatsächlich 49 °C hatte, weiß ich allerdings nicht. Das will ich auch gar nicht wissen. Bei solchen Temperaturen geh ich ein.

Die heutige Etappe begann gleich mit einem Anstieg von bis zu 12 % hinein oder besser gesagt hinauf in den Ort Éguilles. Umfahren konnten wir den Ort nur über eine Schnellstraße oder die Autobahn. Gegen die Einbahn, dann um die Kirche herum, Abbiegeverbote ignoriert man sowieso. Und ähm ja - und wie geht's jetzt weiter? Links oder rechts? Oder geradeaus? An jeder Ecke stand ein Einbahnschild. Am besten rechts gegen die Einbahn. Wir waren ja auf dem ersten Teil des Anstiegs auch gegen die Einbahn unterwegs. Ein bissl ruppig erreichten wir die Hauptstraße des Ortes und gleich ums Eck ein Café. Wir stärkten uns mit einem noch warmen Croissant, Espresso und Wasser und fuhren herrlich bergab. Die Belohnung für den knackigen Anstieg :-)

Das herrliche Bergab setzte sich mit einem ebenso herrlichen Flachstück fort. Berge standen heute nicht auf dem Programm. Unsere herrliche Straße war die D17, die so gut wie gar nicht befahren war.

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Die D17 mündete in die D572. Unsere D-Nummern wechselten heute ein paarmal. Wir fuhren auch durch ein paar Ortschaften durch. Wir waren genauso wie am Vortag in der Provence unterwegs, allerdings ohne Anstiege.

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Nach 67 km waren wir bereits in Arles. Hier peilten wir das erste Lokal an, um Mittagspause zu machen. In einem offenen Kessel brutzelten Hühnerhaxen für eine Paella. Das war gleich Reiner's Wahl. Ich bestellte Hühnerspieße. Reiner hatte sich hier mit seiner Tochter verabredet, die mit dem Wohnmobil von Ibiza nach München fuhr und ihn mitnehmen konnte. Somit war ich ab Arles wieder alleine unterwegs. Um halb 2 verabschiedeten wir uns, und ich setzte meine Fahrt fort. Ich hatte immerhin noch 52 km vor mir.

Ich überquerte die Rhône und gleich danach die Kleine Rhône und fuhr in Richtung Saint-Gilles auf einer kaum befahrenen Landstraße. Diese Landstraße führte mich durch ein Naturschutzgebiet, durch das Reserve de Petit Rhône oder die Petite Camargue.

Google gibt Auskunft:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kleine_Camargue

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Eine richtig schöne Landschaft!

In Gallician erreichte ich den Radweg entlang des Canal du Rhône à Sète, auf dem ich bis Aigues-Mortes blieb.

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Aigues-Mortes erreichte ich um 17 Uhr 21.
Und hier staunte ich nicht wenig. Ich stand vor einer mittelalterlichen Festungsstadt. Aigues-Mortes ist eine der größten noch erhaltenen mittelalterlichen Festungsstädte. Diese Stadt hat eine richtige vollständig erhaltene Stadtmauer mit einem Wehrturm und einem Tor, durch das man geht, um in die Stadt zu kommen. Hier sind Kirchen, historische Gebäude, die teilweise als Straßenlokale genutzt werden. Ich war beeindruckt!

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Enttäuschend fand ich nur das Hotel, in dem ich 12 Euro für das Unterbringen meines Fahrrades im Schuppen nebenan bezahlen musste. Unterbringen im Zimmer ist nicht erlaubt, draußen abstellen geht nicht, ich hätte das Fahrrad nur außerhalb der Stadtmauern abstellen können. Das hab ich natürlich auch nicht gemacht. Somit musste ich mich fügen und 12 Euro für den Platz in der Rumpelkammer bezahlen. Na ja ..

Gesamtstrecke 117,88 km
Temperatur in der Früh 14 °C, tagsüber bis zu 33 °C
Sonne pur den ganzen Tag
Summe aller Steigungen: 318 m


11. September 2023 / Aigues-Mortes bis Béziers:
Das Hotel beharrte darauf, dass es erst ab 8 Uhr Frühstück gibt. Somit verzichtete ich auf ein Frühstück. Mein Wecker war auf 6 Uhr gestellt, um 7 Uhr fuhr ich los. Gleich ums Eck hatte eine Brassérie geöffnet, und ich kaufte mir ein Croissant, ein Käsegebäck und eine Apfeltasche. Außerhalb der Stadtmauern gleich neben dem Tor fand ich eine Sitzbank und verspeiste das Croissant samt einem halben Liter Wasser. Den Rest packte ich ein und fuhr gestärkt los.

Mein Navi zeigte eine Temperatur von 15 °C an. Der Wetterbericht sagte teilweise Bewölkung mit einer Temperatur von bis zu 27 °C voraus. Die von mir bestellte Abkühlung! Sehr gut!
Ich befand mich noch am Rande des Naturschutzgebietes, durch das ich gestern gefahren war. GELSEN! Gleich als Invasion stürzten sie sich auf mich. Ich bin ein Medium! Vorgestern hatte ich noch geschrieben, dass meine Insektenstiche abklingen. Das hätte ich nicht schreiben sollen. Seit gestern bin ich wieder zerstochen.

Der Radweg führte mich den Canal du Rhône à Sète entlang, bis ich das Meer erreichte. Hier fuhr ich in Küstennähe auf dem EuroVelo 8, hatte einerseits immer wieder Blick aufs Meer, andererseits Blick auf Lagunen, die ich entlangfuhr. Der Radweg war herrlich - sehr gut ausgebaut und asphaltiert, gut ausgeschildert. Nur stehenbleiben durfte ich nicht, sonst überfielen mich die Gelsen in Scharen!

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Was das wohl für ein Gebäude war? Mein Navi zeigte mir "Musée Albert Dubout" an. Ich recherchierte natürlich. Es handelt sich um eine Festung, die 1743 erbaut wurde, um die Küste vor Piraten zu schützen. Später wurde sie in einen mit Beton ummantelten Wasserturm umgewandelt, bevor sie Stein für Stein abgetragen und an ihrem aktuellen Standort neu errichtet wurde. Heute ist die Festung ein Museum.

Auch Sète brachte mich zum Staunen. Ich fuhr direkt an einer Festung vorbei, die für Festspiele in Sète genutzt wird: Das Théâtre de la Mer Amphitheater am Fuße des Berges Saint Clair. Gleich daneben oder besser gesagt unterhalb ist ein Café, in dem ich mir ein Eis mit Kaffee gönnte :-)

Mittagspause machte ich heute gar nicht, sondern hielt mehrmals Ausschau nach einem Kaffee. Kaffee mit dem Gebäck von der ersten Brassérie bekam ich von einem Automaten in einem Anglerbedarfsgeschäft in der Pampa. Nun holte ich mir meinen zweiten Kaffee. Und es sollte nicht der letzte der heutigen Etappe werden.

Sête ist wieder einmal eine Stadt mit magischen Kreisverkehren. Ich wollte nach meinem Eis zurück zum EuroVelo 8 fahren. Der einfachste Weg war - so dachte ich - das Meer anzupeilen. Ich sah das Meer auf meinem Navi. Wenn das Meer links ist, bin ich richtig. Das war ein Trugschluss! Ich merkte meinen Fehler mit einem Blick auf das Navi. Öhm ... wieso fahr ich in östlicher Richtung? Das stimmt doch nicht? Aber das Meer ist links. Gibt es noch ein zweites Meer? Wurde Westen zu Osten? Schiele ich? Ich verkleinerte den Maßstab auf meinem Navi. Ooooooh weh! Rechts ist auch ein Meer. Ich hab Wasser auf beiden Seiten. Oder genau genommen war auf der einen Seite das Meer und auf der anderen Seite eine Lagune. Ich fuhr im Kreis! Also nix wie zurück zu meinem magischen Kreisverkehr, noch einmal genau das Navi studieren, auf die richtige Ausfahrt achten. Und ich war in westlicher Richtung unterwegs! Uffff...

Schließlich fand ich doch noch den Voie Verte, auf dem ich wieder die Küste entlang fuhr. Das Meer war links, die nächste Lagune war rechts. Und mein Navi zeigte mir an, dass ich nach Westen fuhr! Alles bestens, ich war richtig!

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In Les Onglous schickten mich die Radwegschilder an den Canal du Midi. Öhm. Piste? Nein! Piste will ich jetzt nicht fahren. Ich machte eine Kehrtwendung und fuhr auf die nahegelegene D 612, eine doch sehr stark befahrene Straße. Ich kam flott voran. Aber LKWs und Autos fuhren noch viel flotter an mir vorbei.
In Villeneuve-lès-Béziers war ich dem Canal du Midi wieder nahe und versuchte nochmal mein Glück. Jaaaa! Hier war der Radweg asphaltiert und gut ausgebaut. Somit fuhr ich meine letzten 10 km bis Béziers wieder auf dem EuroVelo 8 den Canal du Midi entlang. Herrlich :-)

Um 17 Uhr 30 erreichte ich Béziers, 20 Minuten später stand ich vor meinem Hotel. Diesmal ein Ibis Budget.

Ich hab schon eine richtige Routine entwickelt. An der Rezeption stelle ich immer 3 Fragen: Wann gibt es Frühstück? Wie ist das WLAN-Passwort? Und kann ich gleich bezahlen? Im Zimmer häng ich alles, was aufgeladen werden muss, an den Strom, und wähle mich ins Internet ein. Wenn die Foto-APP geöffnet ist, können die Fotos in die Cloud geladen werden. Das dauert meistens ein bissl. Während die Cloud beschäftigt ist, mache ich meine Packtaschen auf, richte mir meine Abendgarderobe her, lege frisches Radlgewand für den nächsten Tag bereit. Dann geht es ab unter die Dusche. Und heute kam danach die Gelsenstiche-Pflege. Bist du g'scheit, bin ich wieder gesprenkelt! Aus diesem Grund war ich heute bei einer Apotheke:

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Vorbeugung, Nachbehandlung. Für die Sonne bleibe ich bei Schutzfaktor 50. Das hat sich gut bewährt.

Föhn gibt's hier keinen, daher ging ich mit nassen Haaren Abendessen. Die Wahl fiel auf einen Türken ums Eck. Na ja, ich hab schon besser gegessen. Hühnerspieße mit Pommes, dazu Salat und viel Mineralwasser. Kaffee holte ich mir im Hotel beim Automaten.

Gesamtstrecke 115,99 km
Temperatur in der Früh 15 °C, tagsüber bis zu 27 °C
teilweise sonnig, teilweise leicht bewölkt, ein paar Regentropfen während meiner Eispause in Sète
Summe aller Steigungen: 405 m


12. September 2023 / Béziers bis Saint-Cyprien:
Auf Ibis ist doch Verlass. Frühstück gab es ab 6 Uhr 30! So früh saß ich zwar doch nicht beim Frühstück, aber um 3/4 7 Uhr schon. Davor war ich in der Garage, um mein Fahrrad zu beladen. Somit konnte ich heute früh starten, besser gesagt hätte ich früh starten können, wenn .... ja, wenn ich nicht getrödelt hätte. Ich ließ mir ein bissl sehr lang Zeit beim Frühstück und startete um 8 Uhr 14. Mein Navi zeigte eine Temperatur von 21 °C an. Es war stark bewölkt. Und der Wetterbericht meldete 50 % Regenwahrscheinlichkeit bei einer Tageshöchsttemperatur von 27 °C.

Einmal bergab, und ich war bei der Brücke, über die ich den Orb überqueren wollte. Geht nicht. Da komm ich nicht rauf. Und überhaupt, das war eine Kanalbrücke namens Pont-Canal de l'Orb! Da hätte ich viel früher auf den Radweg neben dem Canal du Midi fahren müssen, um über diese Kanalbrücke den Orb zu überqueren. Also wieder zurück und über die nächste Brücke. Anschließend rüber zur Kanalbrücke, auffi auf die Pist'. Und ich konnte ein Stück auf dem Radweg neben dem Canal du Midi fahren.

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Lang konnte ich allerdings nicht neben dem Canal du Midi fahren. Der Radweg war bald zu Ende. Auf der anderen Seite gab es wieder nur eine Piste. Und Piste wollte ich auch heute nicht fahren. Somit waren wieder die D-Straßen auf dem Programm. Heute beobachtete ich, dass sie immer im Einzugsgebiet von größeren Städten stark befahren waren. Kaum entfernte ich mich von Narbonne, wo der Verkehr wirklich grausig war, war es wieder recht ruhig auf meiner D-Straße. Ich war nicht einmal alleine. Mir kamen einige Radfahrer entgegen, und ich wurde von einem Radfahrer, der mindestens genauso beladen war wie ich, überholt.

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Meistens konnte ich einen Pannenstreifen am Rand nutzen. Somit empfand ich es heute als halb so wild. Ich näherte mich allmählich wieder dem Meer bzw. näherte ich mich zuerst den (vermeintlichen) Lagunen. Apropos Lagunen: ich dachte, ich fuhr in den letzten Tagen Lagunen entlang. Auf der Karte werden sie als Étangs bezeichnet. Ich befragte natürlich google, was mit Étangs gemeint ist:

Ein Étang ist so etwas wie ein Teich. Die genaue Definition fand ich im Internet:
https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%89tang_(Gew%C3%A4sser)

Ich lag also falsch mit meiner Vermutung, dass es sich um Lagunen handelt.

In Leucate hatte ich meinen EuroVelo 8 wieder. Hier war auch Zeit für eine Mittagspause, da ich bis dahin nur zweimal Kaffee in einer Bar an der D-Straße getrunken hatte. Die Tankstellen haben nichts zu essen. Entweder sind sie ohnehin geschlossen und bieten Self Service Tanken an, oder sie haben nur eine Kassa zum Bezahlen. Und auch Cafés oder Bars sind selten bzw. selten geöffnet. Aber in Leucate wurde ich fündig. Ein Fischlokal neben dem anderen. Ich kaufte mir Shrimps mit Brot. Beilagen gab es nicht, Desserts oder Kaffee auch nicht. Meine Rechnung war daher sehr klein: 5 Euro, und ich fuhr hungrig weiter.

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Auch egal. So schnell verhungere ich schon nicht. Bis Saint-Cyprien blieb ich auf dem EuroVelo 8. Auf dem letzten Abschnitt hatte ich links Wasser und rechts Wasser. Das Meer links, den Étang rechts.

Um 16 Uhr 45 erreichte ich Saint-Cyprien, musste aber dann noch ein ganzes Stück durch die Stadt fahren, bis ich mein Hotel um 17 Uhr 20 erreichte.

Der Hunger trieb mich voran. Ich verließ das Hotel und hörte Donner. Melden sich jetzt die 50 % Regenwahrscheinlichkeit? Die Wolken waren tiefschwarz, kamen rasch näher. Zum Donner kamen Blitze dazu. Und es begann zu tröpfeln. Ich rannte und fand einen Dachvorsprung eines Hauses, unter den ich mich stellen konnte. Viel Schutz bot er leider nicht.

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Schräg gegenüber sah ich eine offene Garage. Darin werkelte ein junger Mann. Keine 30, eher Mitte 20. Er winkte rüber, ich soll mich in seiner Garage unterstellen. Er bot mir etwas zu trinken an, seine Frau brachte mir ein Glas Wasser. Er fragte mich, ob ich hier Urlaub mache und woher ich komme. Ich erzählte ihm, dass ich auf Radtour bin, aus Wien. Ihm gingen die Augen über.
Er fragte mich, wohin ich denn jetzt gerade unterwegs war.
Ich: in eine Pizzeria. Ich wollte essen gehen.
Er holte sein Auto und brachte mich zur Pizzeria. Geschlossen. Zur nächsten. Auch geschlossen. Er drehte eine Runde durch den Ort. Vergeblich.
Im Vorbeifahren sah er einen Chinesen und fragte mich, ob mir chinesisches Essen auch recht wäre. Mir war alles recht! Ich hatte Hunger.
Der Chinese hatte allerdings nur Essen zum Mitnehmen. Also bestellte ich Hühnerfleisch süßsauer und Reis. Und der junge Mann brachte mich zum Hotel.

Ich glaub's ja noch immer nicht. Gibt's denn so was? Ich bin noch immer ganz platt.

Gesamtstrecke 112,54 km
Temperatur in der Früh 21 °C, tagsüber bis zu 27 °C
anfangs stark bewölkt, zunehmend sonnig. Gewitter mit Wolkenbruch erst am Abend, als ich essen gehen wollte. SEHR gutes Timing!
Summe aller Steigungen: 581 m


13. September 2023 / Saint-Cyprien bis L'Escala:
ESPAGNA!!!! JAAAAA! Ich bin in Spanien!!!!! STOOOOPPPPP! Und zurück - zurück - zurück ...

Am besten gleich zurück nach vorgestern. Vorgestern beschloss ich, in Saint-Cyprien, meinem letzten Etappenziel in Frankreich, eine Pause einzulegen, und buchte zwei Übernachtungen. Dann lief die gestrige Etappe so gut und ich sang während meiner Fahrt immer wieder "Eviva España". DAS IST EIN ZEICHEN! Oder? Ich nahm es als Zeichen und stornierte meine zweite Übernachtung wieder und buchte für mein heutiges Etappenziel L'Escala - bereits in Spanien - zwei Übernachtungen. Das gleiche Spiel wieder, ich war flott unterwegs, ich war topfit, und Barcelona war nicht mehr weit entfernt. Ich stornierte auch in L'Escala die zweite Übernachtung und buchte für morgen meine nächste Übernachtung. Und Barcelona war auch schon unter Dach und Fach!

Aber nun alles der Reihe nach.

Frühstück bekam ich heute erst um 8 Uhr, wobei ich ein paar Minuten vor 8 bereits den Frühstücksraum betreten durfte. Mein Rad war bereits startklar. Ich packte immer schon vor dem Frühstück und belud mein Rad, damit ich nach dem Frühstück zügig losfahren konnte. Ich trödelte heute auch nicht und fuhr um 8 Uhr 30 los. Früher ging wirklich nicht. Draußen war es kühl nach dem gestrigen Gewitter. Es hatte 17 °C. Der Wetterbericht sagte Sonnenschein mit ein paar Wölkchen bei einer Höchsttemperatur von 27 °C voraus. Die Wetterlage war derzeit wirklich gut. Es war nicht zu heiß, und bis auf das Gewitter gestern hatte ich immer Schönwetter.

Ich peilte den EuroVelo 8 an. Die nahegelegene D618 hatte ohnehin ein Fahrradfahrverbot, somit gab es gar keine Alternative. Und der EuroVelo 8 war bei meiner heutigen Etappe wirklich schön. Asphaltiert, gut ausgeschildert. Und ich freute mich über die Natur, durch die ich fuhr.
Aus dem Radweg wurde eine so gut wie nicht befahrene Nebenstraße, die allmählich bergauf ging. Die Pyrenäen kündigten sich an. Bei einem Steigungsgrad von maximal 8 % fuhr ich auf einer leicht kurvigen schmalen Straße durch Wälder.

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Eine richtig schöne Landschaft und ein Traumblick, den ich immer wieder hatte. Ich kam an einem archäologischen Standort vorbei und stapfte natürlich über die Funde.

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Und ein kleines Stück danach erreichte ich den Col de Panissar. Auf dem Berggipfel konnte ich das Fort de Bellegarde sehen, eine Festung des 17. Jahrhunderts, die ursprünglich als Zollstation sowie zur Kontrolle und Sperre des Weges nach Frankreich angelegt wurde.

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Ich war hier bereits an der spanischen Grenze, auch wenn hier keine Grenze erkennbar war. Die Route des EuroVelo 8 verlief ab hier auf einer Piste talwärts, zwischen dem kleinen Friedhof und der Passtafel. Aber die war gesperrt? Ich wollte außerdem keine Piste fahren…. Und was jetzt?

Ich blieb auf der Straße und fuhr am Fort vorbei nach Le Perthus.

Etwas ratlos, wie ich nun weiterfahren sollte, kaufte ich mir zuerst in einer Bar einen Kaffee. Kaffee bringt mich oft auf Ideen, und eine Pause kam mir jetzt sowieso gelegen.

Während ich meinen Kaffee trank, studierte ich googlemaps und mein Navi. Wieder zurück auf den Berg? Nein, danke! Ich war gerade 17 % bergab gefahren. DAS fahr ich nicht wieder rauf. In Le Perthus war aber nur die Hauptstraße, die nach dem Ortsende in die N-II überging. Und diese N-II führte nach La Jonquera und somit nach Spanien. N-II. Was ist das eigentlich? Eine Nationalstraße? Zumindest ist sie keine Autobahn! Und das beruhigte mich ein wenig. Ich entdeckte auf der Karte einen winzigen Pfad von der N-II rüber zum EuroVelo 8. Den müsste ich doch fahren können? 2 km auf einer N-II werde ich schon auf die Reihe bekommen.

Also holte ich tief Luft und fuhr auf die Hauptstraße bzw. auf die N-II. Und kurz nach Ortsende von Le Perthus stand ich genau hier:

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ÖRKS .... Augen zu und durch bzw. rauf auf die N-II, die mir wie eine Schnellstraße vorkam.
2 km später sah ich tatsächlich einen Pfad und konnte die Nationalstraße verlassen! Und ich sah auch wieder Schilder! Ich war hier auf dem Pirinexus unterwegs. EuroVelo 8 stand auch auf den Schildern. Also war ich jetzt wieder richtig.
Der Pirinexus ist ein Rundkurs von ca. 340 km, der auf Radwegen und Pisten sowie verkehrsarmen Straßen in den Pyrenäen verläuft.

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Willkommen auf dem spanischen EuroVelo 8. Rumpeldibumpel. Wenn das so weitergeht, bin ich übermorgen noch nicht an meinem Etappenziel. Rumpelnd, holpernd, rutschend kam ich im Schritttempo voran und erreichte nach ca. 8 km La Jonquera. So wollte ich aber nicht weiterfahren. Ich studierte wieder mein Navi und googlemaps und beschloss: rauf auf die N-II! Wenn ich 2 km auf der N-II fahren kann, kann ich auch länger darauf fahren. Ich steuerte den Kreisverkehr an und fuhr auf die N-II. 4-spurig, in der Mitte eine Sperrlinie und am rechten Rand einen schönen breiten Pannenstreifen. Der gehörte nun mir alleine!

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Bis Figueres blieb ich auf der N-II. Hier wechselte ich auf die C-260. Sie hatte Ähnlichkeit mit der N-II, nur, dass sie in der Mitte eine Leitplanke hatte. Aber Pannenstreifen am Rand hatte sie ebenfalls. Kaum war ich auf der C-260, sah ich am rechten Rand ein Mädel mit String-Tanga, T-Shirt und Handy in der Hand mit Ohrstöpseln, Musik hörend. Neben ihr ein Campingsessel. Ich dachte mir, sie war sicher in der Nähe an einem Badeteich, und nun holt ihr Freund das Auto. Kurz danach wieder ein Mädel mit String-Tanga, T-Shirt und Handy in der Hand. Ein Stück weiter zwei Mädels mit String-Tanga. Öhm ... das war ein bissl viel Zufall.

DAS war der Autostrich von Spanien! Bei 17 hörte ich auf zu zählen. Zweimal sah ich ein Auto stehenbleiben. Fotografieren wollte ich nicht bzw. traute ich mich nicht. Wer weiß, dann steht der Zuhälter hinter dem nächsten Baum.

Auf der C-260 blieb ich bis Castello d'Empuries.

Fazit: in Spanien darf man mit dem Rad auf N-Straßen und auf C-Straßen fahren. Der Unterschied liegt darin, dass die C-Straßen meistens (nicht immer) eine Leitplanke in der Mitte haben. Beide haben einen breiten Pannenstreifen. Und es kümmert sich kein Mensch darum, wenn man mit einem Rad fährt. Für die Polizei ist das in Ordnung. Und Verbotsschilder gibt es auch nicht. Ich kam flott voran. Und durch den Pannenstreifen war es halb so wild, auf so einer Straße zu fahren.

In Castello d'Empuries lachte mich eine Bar an, und ich kaufte mir einen Kaffee. Fast gleichzeitig mit mir nahmen zwei Radfahrer mit e-Bike am Nebentisch Platz. Und wir kamen ins Gespräch. Die beiden waren aus München und machten hier Urlaub. Tagsüber machten sie Radtouren. Und auch sie kannten die N-II und die C-260 und bestätigten meine Erfahrungen.

Den letzten Abschnitt meiner heutigen Etappe fuhr ich auf Nebenstraßen bzw. auf Radwegen. Um 17 Uhr 20 erreichte ich mein Hotel in L'Escala.

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Hier ist ein Lokal neben dem anderen. Die Preise sind wieder deutlich niedriger als in Frankreich. Das galt für mein Hotel genauso wie für mein Abendessen. Ich hatte Schweinskotlett mit Salat und Brot, dazu einen Liter Mineralwasser, zum Abschluss einen Espresso. Auf dem Rückweg zum Hotel kam ich noch an einem Eisgeschäft vorbei und konnte so gar nicht widerstehen!

Gesamtstrecke 97,31 km
Temperatur in der Früh 17 °C, tagsüber bis zu 27 °C
anfangs fast nur Sonne, im Laufe des Tages zogen ein paar Wölkchen vorbei.
Summe aller Steigungen: 629 m


14. September 2023 / L'Escala bis Malgrat de Mar:
Heute hatte ich echt alles dabei: Piste, C-Straße, GI-Straße (die gibt's auch), N-Straße, Autobahn (Tatsache!), Meer und einfach schöne Radwege.

Der Tag begann mit 18 °C, der Wetterbericht meldete Tageshöchstwerte von 27 °C, Sonne mit ein bissl Wolken. Passt. So lob ich mir das. Frühstück bekam ich leider erst um 8 Uhr, mein Fahrrad konnte ich vorher schon beladen und startklar machen. Das Frühstück war richtig gut. Gutes Gebäck, Butter, Frischkäse, Käse, Schinken, Wurst, Marmelade (sogar offen). Orangensaft und Wasser, Croissant und verschiedene andere Kuchen und Mehlspeisen. Joghurt, Müsliecke und Fruchtsalat. Alles da, was man sich wünschen kann. Aaaaah und natürlich Kaffee. Der war weniger berühmt. Automatenkaffee. Ich hab schon besseren getrunken.

Um 8 Uhr 23 fuhr ich los. Kreisverkehr - Kreisverkehr - Kreisverkehr - Kreisverkehr. Der vierte war dann der Kreisverkehr, der mich auf die GI-632 brachte. Die hatte ich noch nicht in meiner Sammlung. Was auch immer GI bedeutet, es war einfach eine Landstraße, würde ich sagen. Kaum Autos, also gut zu fahren. Nach 2 km verließ ich sie schon wieder und fuhr auf dem Pirinexus weiter. Heute war er sogar asphaltiert! Ich staunte!

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So könnte meine Route ruhig immer sein. Keine Autos, Asphalt, schön zu fahren und schöne Landschaft. Leider blieb es nicht so. In Torroella de Montgrí ging die schöne Asphaltstraße wieder in Piste über. Ich verließ die Piste, überquerte den Ter und fuhr auf die C-31.
In Palafrugell konnte ich kurzzeitig auf einem Radweg fahren, bevor ich zum nächsten Kreisverkehr kam. Weiter ging es auf der C-31.

War die C-31 nicht vorhin noch rot? Wieso ist die jetzt blau? Wurde aus rot auf einmal blau? Oh Graus! Bin ich etwa auf der Autobahn? Wie gibt's das denn?

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HILFE!!!!!

Und genau da begann es mir zu dämmern. ROT bedeutet Straße. Ob Landstraße oder Schnellstraße oder Autostraße - auf jeden Fall ist ROT keine Autobahn. BLAU sind Autobahnen. Und wenn eine (rote) C-Straße blau wird, mutiert sie zur Autobahn. Hinzu kam aber noch eine zweite Erkenntnis: es gibt in Spanien verschiedene Arten von Autobahnen. Autobahnen mit A-Nummern, mit AP-Nummern. Die haben ein Fahrradverbotsschild, AP-Autobahnen (Autopista) sind mautpflichtig, aber das betrifft mich ja nicht. Aber die mutierten C-blau-Autobahnen haben kein Fahrradverbot. Das heißt also, ich darf auf diesen Autobahnen mit dem Fahrrad fahren.

Hm ... vielleicht fahr ich in zwei Wochen quer durch Spanien auf Autobahnen und hab Spaß dabei? Heute war mir jedoch mulmig. Ich verließ die Autobahn und studierte googlemaps und mein Navi, wie ich am besten weiterfahren konnte, ohne wieder auf der Autobahn zu landen. Die Wahl fiel doch wieder auf den EuroVelo 8, der hier auf der Via verde verläuft. Auch wieder eine Piste. Aber eine Piste, die gar nicht so übel war. Ein guter Sandradweg. Auf dem blieb ich fürs erste.
Dieser Radweg führte mich in Palamos sogar wieder ans Meer, das ich seit L'Escala nicht gesehen hatte. Ein Blick auf mein Navi sagte mir jedoch, dass das nicht so bleiben wird. Der EuroVelo 8 führt wieder ins Landesinnere. Sandradweg die nächste.

In Llagostera war mein Hunger schon ziemlich groß, so dass ich mir 2 Croissants in einem Café samt Kaffee und 1 1/2 Liter Mineralwasser gönnte. Gesättigt und abgefüllt fuhr ich weiter. Piste die nächste. Ich glaub's ja kaum - der EuroVelo 8 nutzt sogar den katalanischen Jakobsweg.

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In Vidreres studierte ich noch einmal mein Navi. Aaaaah hier gibt es auch die N-II. Die kannte ich schon. Auffi auf die N-II und auf den Pannenstreifen ... öhm, wieso fährt sich die N-II heute nicht so schön wie gestern? Bergauf? Gegenwind? Das war soooo nicht abgemacht! Trotzdem war ich flotter als auf der Piste unterwegs, die hier wieder ziemlich wild rumpelig war, und erreichte um 16 Uhr 30 Malgrat de Mar und ein paar Minuten später mein Hotel.

Nach dem Einchecken und einer Dusche spazierte ich in den Ort. Malgrat de Mar ist überschaubar, und trotzdem ist hier ein Lokal neben dem anderen und ein Geschäft neben dem anderen.
Zuerst ging ich shoppen (Wasser, 2 Bananen und ein paar Proteinriegel) und anschließend Abendessen. Nachos itxis. Schmeckte gut. Ich war hier in Katalonien, hier wird nicht spanisch gesprochen. Meine Schwester hat mir auch den Tipp gegeben, ja kein spanisch zu sprechen (kann ich eh nicht). Darin sind sie hier eigen, das mögen sie nicht. Anfangs hatte ich es mit italienisch probiert. Die wichtigsten Dinge des Lebens, die man so braucht:

Gelati
Pane
Aqua minerale

Aber kein Mensch hatte mich verstanden. Nun bin ich bei Englisch, und das geht viel besser. Eis kaufte ich mir natürlich auch noch. Bei den Eissorten muss man nur hinzeigen, dazu muss man kein katalanisch können.
Mittlerweile war ich ziemlich braun gebrannt. Kein Sonnenbrand, einfach nur braun wie schon lange nicht. Die Bräunung passte allerdings genau zu meiner Fahrradbekleidung. Aber daran konnte ich nichts ändern.

Gesamtstrecke 95,65 km
Temperatur in der Früh 18 °C, tagsüber bis zu 27 °C
größtenteils sonnig, kaum Wolken, windig am Nachmittag
Summe aller Steigungen: 721 m


15. September 2023 / Malgrat de Mar bis Sitges:
Der heutige Tag begann mit einer riesigen Schlange vor dem Frühstücksbuffet. Das Hotel nahm es sehr genau mit der Uhrzeit. Vor 8 Uhr (leider erst so spät) wurde die Tür zum Frühstücksraum nicht aufgesperrt. Die Hotelgäste warteten in einer Schlange bis zum Stiegenhaus. So etwas hab ich auch noch nicht erlebt. Um Punkt 8 Uhr wurde die Tür aufgesperrt und die Massen stürzten sich aufs Buffet und auf die beiden Kaffeeautomaten. Wie gut, dass es vielfach unüblich ist, Wasser zum Frühstück zu trinken. Daher hatte ich Freiraum beim Wasser und Orangensaft. Irgendwann konnte ich mir auch meine Teller füllen und mir meinen Kaffee holen. Bis ich mit meinem Frühstück beginnen konnte, war es 8 Uhr 25. Das Buffet war allerdings gut, muss ich auch dazu sagen.

Ich habe, wie schon erwähnt, 4 Methoden zur Navigation: Karten, Navi, Handy und örtliche Straßen- bzw. Radwegschilder. Heute in der Früh blätterte ich meine Karten durch. Ich hab bis jetzt kein einziges Mal in meine Karten reingeschaut. Da Papier bekanntlich viel wiegt, sind die Karten für Slowenien, Italien und Frankreich im Hotel geblieben. Und beim Durchblättern fiel mir außerdem auf, dass ich die Spanienkarten sowieso daheim vergessen hatte. Auch egal, mit 3 Methoden komme ich auch gut durch.

Der heutige Wetterbericht meldete eine Regenwahrscheinlichkeit von 50 % ab 14 Uhr für Barcelona und Sitges bei Tageshöchsttemperaturen von 25 °C. In anderen Worten: Gas geben, um den Regen auszutricksen. Um 8 Uhr 57 fuhr ich schließlich los. Mein Hotel lag direkt an der Uferpromenade, somit konnte ich gleich ein Stückerl Uferpromenade genießen, bevor ich die N-II anpeilte.
Meine Destination (Barcelona) war angeschrieben, und wo ich fahren darf und wo nicht, wusste ich nun auch genau.

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Ich bin kein Pferd, ich bin kein Traktor. Somit darf ich!
Ja, die N-II war heute wieder meine Straße des Tages. Diesmal war die N-II richtig schön. Ich fuhr die ganze Zeit die Küste entlang und hatte immer Blick aufs Meer. Viel los war auch nicht auf der Straße. Ich konnte die Fahrt daher genießen.

Ich kam flott voran. Eine kurze Bananenpause gönnte ich mir in einer Bushaltestelle am Wegesrand. Und um halb 12 war ich bereits in Badalona, das bereits zum Großraum Barcelona gehört. Bei einer Tankstelle wollte ich mir ein Eis kaufen. Das gab es leider nicht, dafür kaufte ich mir zwei Wasserflaschen.
Apropos Eis. Wenn man meine Zeilen liest, muss man ja glauben, ich ess den ganzen Tag nur Eis. Der Reiner hat mich auch vor ein paar Tagen gefragt: "Wie kann man nur jeden Tag Eis essen und dabei schlank sein? Ich glaub, ich muss bei dir in einen Kurs gehen. Du musst mir erklären, wie das geht."
Darauf hab ich geantwortet: Wenn man täglich um die 100 km mit dem Rad fährt, geht das. Ich verbrenn das. Im normalen Alltag mach ich das nicht. Da würde ich genauso in die Breite gehen.

Barcelona begrüßte mich gleich mit einer Baustelle nach der anderen. Wie das halt so ist in den Großstädten. Aber ich konnte immer auf Radwegen fahren!

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In einer Cafeteria mitten in Barcelona machte ich Mittagspause bei einem Toast und 3 kleinen Flaschen Mineralwasser. Während ich meinen Toast aß, wurden die Wolken, die sich schon seit dem späten Vormittag zusammengebraut hatten, immer schwärzer und es begann zu regnen. Anfangs war es nur ein Tröpfeln und ich dachte mir, ich warte ab, bis es aufhört, und fahr dann weiter.

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Das sah nun nicht mehr nach Tröpfeln aus. Es schüttete in Strömen. Ich hatte noch 43 km bis Sitges, eine Stunde hatte ich bereits gewartet. Ich packte meine Regensachen aus und fuhr los. Im strömenden Regen auf richtig guten Radwegen durch Barcelona. Barcelona ist eine Großstadt, da fährt man eine Weile. Aber ich hatte immer einen Radweg! Ich war begeistert.
Erst in Port Ginesta am Ortsende von Barcelona war es aus mit Radweg und ich musste auf die (rote) C-31 fahren. Und die überraschte mich total. Es ging gleich einmal bergauf. An einer Felsenküste kletterte ich höher. Aber ich fuhr auch wieder bergab. Es war ein Auf und Ab mit Kurven und Kehren an der Felsenküste mit Blick aufs Meer. Wenn nicht der strömende Regen wäre. Zeitweise dachte ich, das wird ein Starkregen, der wieder alles wegschwemmt. Sturzbäche kamen mir auf den Bergaufabschnitten entgegen. Die Straße sah zeitweise aus wie ein See. Und das Meer war nur trüb durch eine Wasserwand zu erkennen. Richtig schade!

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Ich hätte gerne viel mehr fotografiert. Aber ich war so schon durchnässt genug. Ich spürte, wie meine Regensachen den Regen nicht mehr abhielten. Um 16 Uhr 45 erreichte ich Sitges. Im Vorbeifahren sah ich einen Supermarkt und ging einkaufen. In meiner Bauchtasche stand das Wasser. Ich musste sie erst ausleeren, bevor ich zahlen konnte. Mein Geldbörsel war durchnässt, das Geld war nass. Ich packte den Einkauf in meine Packtaschen und fuhr zum Hotel, das ich um 17 Uhr 40 erreichte. Auch hier strömte das Wasser in den Gassen.

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Im Zimmer packte ich alles aus und breitete die nassen Sachen aus. Mein Handy lässt sich nicht aufladen. Wenn ich es anstecke, erscheint eine Warnmeldung, dass Wasser eingedrungen ist. Das brauch ich genau gar nicht! In meiner Lenkertasche stand das Wasser. Darin ist meine Erste Hilfe Tasche und meine Medikamententasche. Alles durchnässt. ABER: Meine Packtaschen blieben erwartungsgemäß dicht!
Mein Abendessen war mein Einkauf im Supermarkt: Sushi und Baguette, dazu ein Liter Mineralwasser. Meine Wetter-APP hatte Regen nur bis 20 Uhr gemeldet, um 21 Uhr regnete es noch immer. Auf die APPs ist auch kein Verlass.

Ich war bis jetzt 2.449,67 km gefahren. Meine letzte Pause war in Nizza. Ich war 9 Etappen durchgefahren. Somit machte ich jetzt einmal PAUSE in Sitges! Wäschewaschen war notwendig, einmal nicht auf dem Rad sitzen ebenfalls. Und ich wollte mir Barcelona anschauen. Es gibt von Sitges nach Barcelona eine Zugverbindung.

Gesamtstrecke 99,48 km
Temperatur in der Früh 16 °C, tagsüber bis zu 25 °C
vormittags sonnig, zunehmend wolkig, starker Regen ab 13 Uhr, der bis zum Abend nicht mehr aufhörte
Summe aller Steigungen: 779 m


To be continued