Posted by: touromat
Re: Der Watzmann ruft - Zelten für Anfänger - 06/09/15 07:30 AM
Der Watzmann ruft – Zelten für Anfänger
Dienstag, 12.05.2015 – Bad Feilnbach – Berchtesgaden – 150 km – 1.700 hm
Im Kiosk gibt es einen Kaffee zum Mitnehmen und einfache Backwaren. Also erstmal frühstücken und dann zusammenpacken. Ich habe den Eindruck, dass das noch länger dauert als das Aufbauen am Vortag.
Ich versuche, die Iso-Matte in die mitgelieferte Hülle zu zwängen. Das erweist sich als fast unmögliches Unterfangen. Offensichtlich wurde versehentlich die Hülle für das Kindermodell mitgeliefert. Ich komme ins Schwitzen. Das ist anstrengender als ein 12-Prozent-Anstieg.
Ich habe die feste Absicht, den Hersteller zu verklagen. Ich sehe mich schon im Mittelpunkt eines aufsehenerregenden Gerichtsprozesses unter heftigem Blitzlichtgewitter der Pressefotografen den Gerichtssaal betreten. Die gegnerischen Anwälte versuchen, die Sache herunter zu spielen. Aber ich schildere anschaulich die erlittenen Qualen. Der Richter ist beeindruckt, ich gewinne den Prozess. Der Isomattenhersteller wird dazu verdonnert, mir unverzüglich eine passende Hülle zu liefern und mir eine nicht unerhebliche Summe Schmerzensgeld zu überweisen.
So ein Unsinn fällt mir manchmal bei langen Tagesetappen ein. Dabei könnte man ja auch über sinnvolle Dinge nachdenken, wie z. B. die Verbesserung der Welt oder die moralische Entwicklung des Abendlandes.

Vielfältige Gefahren lauern am Wegesrand
Gestern habe ich noch die Landkarte studiert. Zunächst möchte ich mal zum Inn und nach Kufstein. Dort sehe ich dann weiter. Die an sich leichte Strecke ist wegen starken Gegenwindes recht mühsam und ich komme nur sehr langsam vorwärts.

Innradweg. Der Gegenwind ist auf dem Bild nicht zu sehen.

Innradweg

Kufstein

Bunter Wohnen

Fleißige Helfer pflanzen Blumen und räumen den Müll weg.
In Kufstein muss ich mich entscheiden, ob ich über Walchsee oder über St. Johann fahre. Bei der Walchsee-Strecke würde ich am Zahmen Kaiser vorbeikommen, bei der Alternative am Wilden Kaiser. Die Entscheidung ist somit klar. Warum sollte ich mich mit einem Zahmen Kaiser zufrieden geben, wenn ich stattdessen auch einen Wilden Kaiser haben kann?

Die stattlichen Bauernhöfe haben oft diesen kleinen, markanten Turm.

Etwas Sorge bereiten mir die in der Karte rot eingezeichneten Straßen. Zunächst auf die B173. Die ist mäßig befahren und hat teilweise einen Radstreifen; kein Problem. Später mündet dann die Bundesstraße von Wörgl ein und damit nimmt der Verkehr schon sehr deutlich zu. Es gibt jedoch bald eine Radwegbeschilderung und es geht über einen kleinen, asphaltierten Weg fern der Hauptstraße mit schönen Ausblicken Richtung Scheffau. Um in den Ort zu kommen ist ein kleiner Abstecher bergauf notwendig.

Scheffau am Wilden Kaiser
Erfreulicherweise gibt es einen Laden und ich kann Getränke kaufen. Eine eiskalte Flasche Fanta stürze ich sofort auf Ex hinunter. Die totale Gier, schmeckt genial. Klares Zeichen, dass ich heute wieder zu wenig getrunken habe. Am schönen Brunnen kann ich die Radflasche auffüllen. Die Temperaturen sind heute sommerlich.
Ich sehe mir noch Ellmau und Going an. Ganz nett, aber insgeheim hatte ich mir mehr versprochen. Die Radwegführung ist in diesem Bereich auch bestenfalls grenzwertig. Es gibt aber immer wieder schöne Ausblicke zum Wilden Kaiser. Über die Nebenstrecke über Oberndorf erreiche ich St. Johann, das einen sehr hübschen Ortskern hat.



Moderne Firmenarchitektur vor alpiner Kulisse. Durchaus gelungen, wie ich finde.

Post- und Telegraphenamt. In Österreich werden modernste Kommunikationsmittel souverän beherrscht.

St. Johann

Kitzbühler Horn
Waidring erreiche ich teils auf komplizierten Radwegen, teilweise auch auf der deutlich befahrenen Hauptstraße. Hier gibt es erst einmal Brotzeit.
An einem Souvenierstand gibt es Tirolerhüte. Ich überlege einen zu kaufen. Das wäre der geniale landestypische Helm. Robust, kleidsam, originell und bei richtiger Körperhaltung auf dem Rad durch die spitz zulaufende Form sicher auch enorm windschnittig.



Ich bin spät dran. Das Gegurke auf zum Teil pseudoartigen Radwegen hat viel Zeit gekostet. Mit dem etwas optimistisch angedachten Tagesziel Berchtesgaden wird es wohl heute nichts mehr. Also den Campingplatz in Schneizelreuth ins Auge fassen. Weiter über Lofer und Unken. Der Radweg ist gesperrt. Ich glaube, es hieß Tauernradweg? Ich bin aber nicht sicher, hier ist weit und breit kein Tauern. Jedenfalls sollte der an der Saalach entlanggehen. Es gibt eine ruppige und wieder zeitraubende Alternative.


An Schneizelreuth bin ich - glaube ich – versehentlich vorbeigefahren. Ich sehe nur ein paar Häuser, die unbewohnt escheinen, aber keinen Campingplatz. Ich folge einer Beschilderung in Richtung Berchtesgaden und ohne nachzudenken und in leicht deliriumsartigem Zustand fahre ich weiter. Nur noch ein Schluck lauwarmes Wasser in der Flasche. Auf halber Höhe in Richtung Schwarzbachwachtsattel kommt ein Brunnen mit kräftig sprudelndem Gebirgswasser. Wer immer den gebaut hat, vielen Dank dafür.


Ramsau
Ich komme am Ortsschild von Berchtesgaden vorbei und schmeiße mich auf die nächste Parkbank. Erschöpft wische ich auf dem Handy herum, weil ich nachsehen will, wo der nächste Campingplatz ist.
Eine App plopt auf und eine freundliche Damenstimme erklärt mir, dass ich soeben ein Hotelzimmer über booking.com/Tripadvisor/Sonstige gebucht hätte.
Ich bin entsetzt. Zu gerne hätte ich noch mal gezeltet. Aber gebucht ist gebucht. Hilft nix. Ein Mann steht zu seinem Wort.
Spätabends mache ich noch einen Rundgang durch Berchtesgaden. Der Reiz dieser Stadt will sich mir aber nicht so recht erschließen.

Der Watzmann wacht über Berchtesgaden
Dienstag, 12.05.2015 – Bad Feilnbach – Berchtesgaden – 150 km – 1.700 hm
Im Kiosk gibt es einen Kaffee zum Mitnehmen und einfache Backwaren. Also erstmal frühstücken und dann zusammenpacken. Ich habe den Eindruck, dass das noch länger dauert als das Aufbauen am Vortag.
Ich versuche, die Iso-Matte in die mitgelieferte Hülle zu zwängen. Das erweist sich als fast unmögliches Unterfangen. Offensichtlich wurde versehentlich die Hülle für das Kindermodell mitgeliefert. Ich komme ins Schwitzen. Das ist anstrengender als ein 12-Prozent-Anstieg.
Ich habe die feste Absicht, den Hersteller zu verklagen. Ich sehe mich schon im Mittelpunkt eines aufsehenerregenden Gerichtsprozesses unter heftigem Blitzlichtgewitter der Pressefotografen den Gerichtssaal betreten. Die gegnerischen Anwälte versuchen, die Sache herunter zu spielen. Aber ich schildere anschaulich die erlittenen Qualen. Der Richter ist beeindruckt, ich gewinne den Prozess. Der Isomattenhersteller wird dazu verdonnert, mir unverzüglich eine passende Hülle zu liefern und mir eine nicht unerhebliche Summe Schmerzensgeld zu überweisen.
So ein Unsinn fällt mir manchmal bei langen Tagesetappen ein. Dabei könnte man ja auch über sinnvolle Dinge nachdenken, wie z. B. die Verbesserung der Welt oder die moralische Entwicklung des Abendlandes.

Vielfältige Gefahren lauern am Wegesrand
Gestern habe ich noch die Landkarte studiert. Zunächst möchte ich mal zum Inn und nach Kufstein. Dort sehe ich dann weiter. Die an sich leichte Strecke ist wegen starken Gegenwindes recht mühsam und ich komme nur sehr langsam vorwärts.

Innradweg. Der Gegenwind ist auf dem Bild nicht zu sehen.

Innradweg

Kufstein

Bunter Wohnen

Fleißige Helfer pflanzen Blumen und räumen den Müll weg.
In Kufstein muss ich mich entscheiden, ob ich über Walchsee oder über St. Johann fahre. Bei der Walchsee-Strecke würde ich am Zahmen Kaiser vorbeikommen, bei der Alternative am Wilden Kaiser. Die Entscheidung ist somit klar. Warum sollte ich mich mit einem Zahmen Kaiser zufrieden geben, wenn ich stattdessen auch einen Wilden Kaiser haben kann?

Die stattlichen Bauernhöfe haben oft diesen kleinen, markanten Turm.

Etwas Sorge bereiten mir die in der Karte rot eingezeichneten Straßen. Zunächst auf die B173. Die ist mäßig befahren und hat teilweise einen Radstreifen; kein Problem. Später mündet dann die Bundesstraße von Wörgl ein und damit nimmt der Verkehr schon sehr deutlich zu. Es gibt jedoch bald eine Radwegbeschilderung und es geht über einen kleinen, asphaltierten Weg fern der Hauptstraße mit schönen Ausblicken Richtung Scheffau. Um in den Ort zu kommen ist ein kleiner Abstecher bergauf notwendig.

Scheffau am Wilden Kaiser
Erfreulicherweise gibt es einen Laden und ich kann Getränke kaufen. Eine eiskalte Flasche Fanta stürze ich sofort auf Ex hinunter. Die totale Gier, schmeckt genial. Klares Zeichen, dass ich heute wieder zu wenig getrunken habe. Am schönen Brunnen kann ich die Radflasche auffüllen. Die Temperaturen sind heute sommerlich.
Ich sehe mir noch Ellmau und Going an. Ganz nett, aber insgeheim hatte ich mir mehr versprochen. Die Radwegführung ist in diesem Bereich auch bestenfalls grenzwertig. Es gibt aber immer wieder schöne Ausblicke zum Wilden Kaiser. Über die Nebenstrecke über Oberndorf erreiche ich St. Johann, das einen sehr hübschen Ortskern hat.



Moderne Firmenarchitektur vor alpiner Kulisse. Durchaus gelungen, wie ich finde.

Post- und Telegraphenamt. In Österreich werden modernste Kommunikationsmittel souverän beherrscht.

St. Johann

Kitzbühler Horn
Waidring erreiche ich teils auf komplizierten Radwegen, teilweise auch auf der deutlich befahrenen Hauptstraße. Hier gibt es erst einmal Brotzeit.
An einem Souvenierstand gibt es Tirolerhüte. Ich überlege einen zu kaufen. Das wäre der geniale landestypische Helm. Robust, kleidsam, originell und bei richtiger Körperhaltung auf dem Rad durch die spitz zulaufende Form sicher auch enorm windschnittig.



Ich bin spät dran. Das Gegurke auf zum Teil pseudoartigen Radwegen hat viel Zeit gekostet. Mit dem etwas optimistisch angedachten Tagesziel Berchtesgaden wird es wohl heute nichts mehr. Also den Campingplatz in Schneizelreuth ins Auge fassen. Weiter über Lofer und Unken. Der Radweg ist gesperrt. Ich glaube, es hieß Tauernradweg? Ich bin aber nicht sicher, hier ist weit und breit kein Tauern. Jedenfalls sollte der an der Saalach entlanggehen. Es gibt eine ruppige und wieder zeitraubende Alternative.


An Schneizelreuth bin ich - glaube ich – versehentlich vorbeigefahren. Ich sehe nur ein paar Häuser, die unbewohnt escheinen, aber keinen Campingplatz. Ich folge einer Beschilderung in Richtung Berchtesgaden und ohne nachzudenken und in leicht deliriumsartigem Zustand fahre ich weiter. Nur noch ein Schluck lauwarmes Wasser in der Flasche. Auf halber Höhe in Richtung Schwarzbachwachtsattel kommt ein Brunnen mit kräftig sprudelndem Gebirgswasser. Wer immer den gebaut hat, vielen Dank dafür.


Ramsau
Ich komme am Ortsschild von Berchtesgaden vorbei und schmeiße mich auf die nächste Parkbank. Erschöpft wische ich auf dem Handy herum, weil ich nachsehen will, wo der nächste Campingplatz ist.
Eine App plopt auf und eine freundliche Damenstimme erklärt mir, dass ich soeben ein Hotelzimmer über booking.com/Tripadvisor/Sonstige gebucht hätte.
Ich bin entsetzt. Zu gerne hätte ich noch mal gezeltet. Aber gebucht ist gebucht. Hilft nix. Ein Mann steht zu seinem Wort.
Spätabends mache ich noch einen Rundgang durch Berchtesgaden. Der Reiz dieser Stadt will sich mir aber nicht so recht erschließen.

Der Watzmann wacht über Berchtesgaden