Re: Der Watzmann ruft - Zelten für Anfänger

Posted by: touromat

Re: Der Watzmann ruft - Zelten für Anfänger - 06/08/15 09:30 AM

Der Watzmann ruft – Zelten für Anfänger

Montag, 11.05.2015 – Marktoberdorf – Bad Feilnbach – 170 km – 1600 hm

Es kann also losgehen. Für die erste Tour dieser Art habe ich heimatnahes Gelände ausgesucht. Grob gesagt möchte ich quer durch Südbayern, vielleicht auch durch das angrenzende Tirol; immer Richtung Osten durch das schöne Voralpengebiet. Mal schauen, wie weit ich komme und wohin es mich verschlägt. Leider habe ich nur drei Tage Zeit. Zumindest anfangs kenne ich mich sehr gut aus und muss mir keine großen Gedanken über die Strecke machen.

Die für heute angedachte Strecke ist vielleicht nicht die spektakulärste Variante. Ich kenne auch die Alternativen über Garmisch – Walchensee – obere Isar – Sylvensteinstausee usw. Alles auch toll, aber oft auch abschnittsweise mit relativ hoher Verkehrsbelastung verbunden. Schwerpunkt sollten aber möglichst ruhige Straßen sein. Umwege werden dafür gerne in Kauf genommen.

Ein konkretes Endziel für den heutigen Tag habe ich mir nicht gesetzt, weil ich nicht weiß, wie weit ich mit dem schweren Rad komme. Aber ich habe Wegepunkte der in Frage kommenden Campingplätze auf dem Navi.

Wie so oft wird zum Einrollen gerne der Bahntrassenradweg von Marktoberdorf nach Lechbruck genommen. Das ist schon mal ein schöner Einstieg und frühmorgens ist hier noch die absolute Ruhe.




Bahntrassenradweg




Löwenzahnblühte




Ich war’s nicht! Sturmschaden.




Nein, ich montiere grundsätzlich keine gelben Reifen. Das ist Blütenstaub, aber nicht von Löwenzahn oder anderen Blumen, wie man vielleicht vermuten würde, sondern von Fichten.




Zwei-Parteien-Wiese







Der Lech in Lechbruck




Ostallgäuer und Tannheimer Berge







Etwa in der Bildmitte Schloss Neuschwanstein


Von Prem geht es auf kaum befahrenen Sträßchen und später zum Teil auch für den motorisierten Verkehr gesperrten Wegen zur Wieskirche. Für Ortsfremde ist das sicher relativ schwer zu finden.




Göttlicher Beistand I




Göttlicher Beistand II




Göttlicher Beistand III – Wieskirche


Die Wieskirche ist ein schöner Ort. Die Kirche ist ein einmaliges Bauwerk; der wunderbare Innenraum im Gegensatz zu vielen anderen Sakralbauwerken überaus hell und freundlich gestaltet. Dazu kommt die wunderbare Lage in einer schönen voralpinen Landschaft. Und man kann einfach so hineinspazieren; es kostet keinen Eintritt. Ich ziehe zivile Klamotten über das Radler-Outfit. Ich habe hier schon Leute in Rennhose und grellen Trägershirts in der Kirche herum laufen gesehen; das finde ich nicht angemessen.




Wieskirche


Spirituell gefestigt kann es weitergehen; wiederum mit Umwegen auf einsamen Wegen bis Wildsteig und zur Echelsbacher Brücke. Die Gegend wird übrigens Pfaffenwinkel genannt.

Auf einem Radweg nach Bad Bayersoyen und dann die wunderbare Verbindung über Saliter und Schöffau zum Staffelsee.




Zum Teil unbefestigt, aber gut fahrbar.




Durch verwunschenen Wald





Staffelsee




Riegsee mit Wettersteinmassiv


Von Bad Heilbrunn für wenige Kilometer auf den Radweg direkt neben der stark befahrenen B472. Unschön, aber zielführend. Schnell durch und Abhaken. Das nächste Mal fahre ich vielleicht auch hier – wieder mit Umwegen – über die Dörfer.

Bad Tölz: bayerische Vorzeige-Klischee-Innenstadt; einfach schön. Aber schade, heute ist Markt und die vielen Buden mit allen möglichen (Ramsch) interessanten Angeboten verstellen leider die Sicht auf die herrlichen Fassaden.




Markt in Bad Tölz


Kurz noch die Verkehrshektik um Bad Tölz überstehen und schon ist man wieder auf schönsten ruhigen Straßen. Über Ortschaften mit eigenartigen Namen wie Sachsenkam oder Piesenkam geht es weiter gen Osten.

Wunderbare Verbindung über Reitham und dann steil hinunter zur Mangfall und ebenso steil drüben wieder hinauf. Links muss der Seehamer See sein, aber der ist nicht zu sehen.




Der Wendelstein grüßt aus der Ferne. Ich grüße freundlich zurück, wie es sich gehört.




Hier heißt es „Pfüat Di“, „Pfüat Gott“, oder „Servus“. Basta.








Irschenberg kennt man eher aus den Verkehrsnachrichten, aber damit wird der Gegend Unrecht getan. Wenn man sich die nahe Autobahn wegdenkt, ist es sehr schön hier.

Wenn man quer durch Südbayern fährt, kommen oft mehr Höhenmeter zusammen, als man vorher gedacht hätte. Das liegt sicher auch daran, dass hier alle Flüsse die Unart haben, von Süd nach Nord zu fließen und man in regelmäßigen Abständen Flusstäler queren muss.




Brutalo-Metzgerei?




Bei Bad Feilnbach


Schließlich erreiche ich den sehr empfehlenswerten Campingplatz bei Bad Feilnbach. Das ist ein großzügig angelegter, sehr schöner Platz. Auch als Eintagesgast werde ich sehr freundlich empfangen. Ich bezahle in meinen Augen sehr günstige 8,50 Euro Vorsaisonpreis; darin ist Warmwasser, WLAN und Strom enthalten. Ein Adapterkabel zum Laden meiner diversen Geräte bekomme ich auch noch kostenlos ausgeliehen. Ein kleiner Kiosk ist auch da und ich kann mich mit Getränken versorgen.

Die Zeltwiese ist noch spärlich belegt und so kann ich mir einen schönen Platz direkt neben einer Tisch-/Sitzbankkombination aussuchen. Sehr praktisch, Tisch und Bank führe ich nicht mit.

Während des Zeltaufbauens, das heute schon viel leichter von der Hand geht, erinnere ich mich daran, wie der Entscheidungsprozess damals beim Zeltkauf abgelaufen ist.

Mit größtem Interesse habe ich die informativen Diskussionen zum Thema Zeltkauf hier im Forum und diverse Testberichte gelesen, alle Argumente Für und Wider von bestimmten Modellen abgewägt, bin nächtelang wachgelegen, um die wohlüberlegte und folgerichtige Entscheidung zu treffen und habe dann das Modell gewählt, von dem abgeraten wurde. Sonderangebot.




Das Campingplatzrestaurant hat heute leider geschlossen, also muss ich mich noch einmal mit dem Rad auf den Weg machen. Gibt halt noch ein paar Zusatz-Kilometer. In Bad Feilnbach gibt es einen schönen Biergarten. Ich habe ein nettes Gespräch mit einem jungen Paar. Die von Ihnen erhaltenen Tipps für Aktivitäten in der Umgebung könnte ich in einer ganzen Woche nicht abhandeln und morgen früh muss ich ja schon wieder weiter.