Re: Werde zu schnell hungrig

Posted by: Martina

Re: Werde zu schnell hungrig - 04/03/13 08:27 PM

In Antwort auf: HvS
und Altkanzler Schmidt raucht auch mit über 80 Jahren noch fröhlich vor sich hin ohne Lungenkrebs etc.. Ist Rauchen jetzt doch nicht ungesund? Sind Ärzte, die vom Rauchen abraten einfach blöd und genußfeindlich?


Zwischen Rauchen und Übergewicht besteht ein entscheidender Unterschied: Rauchen ist etwas, was man tut, Übergewicht ist etwas, was man *hat*. Und von etwas was man *hat* abzuraten, bringt dem Betroffenen herzlich wenig. Oder was würdest du sagen, wenn man dich wieder und wieder darauf hinweisen würde, dass Leute mit deiner Augenfarbe früher sterben als andere? Farbige Kontaktlinsen tragen, damit man es nicht so merkt? Ich bin mir sehr sicher, irgendwann könntest du es auch nicht mehr hören.

Natürlich ist mir klar, dass das was ich gerade geschrieben habe genauso eine unzulässige Vereinfachung ist wie der Glaube, dass das Körpergewicht vollständig kontrolliert werden kann. Als jemand, der nie geraucht hat und auch nicht das Bedürfnis dazu verspürt hat, weiß ich nicht wie stark da Suchtfaktoren eine Rolle spielen und wie frei sich ein starker Raucher tatsächlich entscheiden kann, damit aufzuhören.
Ebenso ist mir klar, dass Übergewicht natürlich etwas damit zu tun hat, wieviel jemand isst. Sperrt man einen Übergewichtigen nur lange genug bei Wasser und Brot in den Keller, wird sich sein Gewicht selbstverständlich irgendwann reduzieren. Was aber nicht klar ist, ist ob er damit seinen Gesundheitszustand verbessert.

Zitat:

Ich verstehe nicht ganz, warum man sich über die Aussage "starkes Übergewicht ist auf Dauer gesundheitsschädlich" lustig macht.


Wir machen uns nicht darüber lustig, die Witze sind allenfalls Galgenhumor, denn eigentlich ist zumindest mir das Lachen längst im Hals stecken geblieben. Das eigentliche Problem ist, dass diese Aussage einem Betroffenen selbst wenn sie richtig ist nichts aber auch gar nichts bringt. Erstens weil sie sich vor der Frage drückt, ob das Übergewicht tatsächlich Ursache oder Symptom des höheren Gesundheitsrisikos ist, sprich ob es der betreffenden Person überhaupt etwas bringt abzunehmen oder ob ihr höheres Gesundheitsrisiko nicht ursächlich an der individuellen Genzusammensetzung liegt, die sich eben auch in Übergewicht manifestiert. Und zweitens weil sie geflissentlich ignoriert, dass die meisten Übergewichtigen genügend Versuche hinter sich haben, etwas an dieser Tatsache zu ändern (schon damit man sie endlich in Ruhe lässt), es aber in aller Regel nicht schaffen. Daraus kann man zwei Dinge schließen: entweder, dass alle Übergewichtigen zu doof sind und nur mal ordentlich mit Allgemeinplätzen belehrt werden müssen oder dass es eben nicht so einfach ist und dass man sich als Außenstehender ein paar mehr Gedanken manchen muss als 'fahren Sie halt nicht jede Strecke mit dem Auto'.

Man *könnte* ganz vielleicht auch zu dem Schluss kommen, dass man in allererster Linie dankbar sein sollte, selbst das Glück zu haben, nicht zu dieser Risikogruppe zu gehören und dass man diese Dankbarkeit auch anders ausdrücken als mit dem Finger auf Betroffene zu zeigen.


Zitat:

Ich wünsche dir trotzdem, das du der Regel weiterhin deine Ausnahme entgegenstellen kannst und das auch noch in Schmidts Alter. schmunzel


Und ich wünsche dir sehr ernsthaft, dass du nicht irgendwann mal plötzlich feststellen musst, dass dir ein Bäuchlein wächst und dass alle 'üblichen' Gegenmaßnahmen nicht mehr greifen.

Martina