Re: Um wieviel ist das Fahren im Winter anstrengender

Posted by: veloträumer

Re: Um wieviel ist das Fahren im Winter anstrengender - 11/07/09 07:23 PM

In Antwort auf: radler4711
Im Sommer waren diese Distanzen kein Problem, warum ist jetzt der Tag danach so schwer ?
Ist es die Kälte während der Fahrt oder stecken schon die diversen Viren und Bakterien der Herbstkrankheiten im Körper, die es so anstrengen machen ?

Das scheint ein bisschen auch eine Typfrage zu sein. Ich baue Richtung Winter sehr stark ab. Das beginnt aber schon im frühen Herbst, wird Richtung Winter stärker. Es hat m.E. verschiedene Gründe:

- Muskelaktivität und Temperatur stehen im Zusammenhang, deswegen bei kalten Temperaturen schlechtere Muskelkontraktion (auch höhere Krampfgefahr)

- durch die kalten Außentemperaturen gibt der Körper mehr Wärme ab und verbraucht entsprechend schon im Ruhezustand mehr Energie, für die sportliche Aktivität bleiben weniger Reserven

- kalte Luft trägt weniger Sauerstoff, womit weniger Brennstoff zur Verfügung steht

- kalte Luft greift die Bronchien an. Man versucht automatisch weniger intensiv zu atmen, um die Auskühlung der Bronchien zu mindern. Ebenso versucht man, Mundatmung stärker zu vermeiden, weil über die Nase die Atemluft vorgewärmt wird. Bei Mundatmung besteht erhöhte Erkältungsgefahr

- kalte Luft reizt die Schleimwege stärker als warme. Wer empfindlich ist (Nebenhöhlen etc.) hat schneller eine verstopfte Nase als im Sommer. Die Nasenatmung ist eingeschränkt oder fällt aus. Die Mundatmung muss aber vorsichtiger dosiert werden (s.o.)

- der Trainigszustand ist im Sommer besser. Ich kann längere und mehr Touren fahren, weil es länger hell ist. Im Winter kann ich nur noch am Wochenende fahren, wenn überhaupt. Es kommt zu entsprechenden längeren Pausen, die Muskulatur baut ab. Entsprechend sinkt das Leistungsvermögen, die verbleibenden Touren werden langsamer

- die Nahrungsaufnahme ändert sich. Im Sommer setze ich mehr Energie um, ich esse relativ viel, um die Energiereserven aufzustocken. Im Winter brauche ich wegen der langen Pausen weniger Energie. Ich passe die Ernährung an, der Magen "verkleinert" sich. Steht dann doch eine Tour mal an, fehlen die entsprechenden Energiereserven bzw. ich kann die Akkus nicht mehr so gut aufladen, weil ich keien großen Mengen mehr verzehren kann. Ich esse auch on the road weniger, weil eine kalte Banane nun mal schlechter den Schlund runterrutscht und ein Brötchen im kalten Wind keinen Spaß macht zu essen. Ich trinke auch deutlich weniger, weil das Wasser zu kalt ist (und ich keine Thermoteekanne mitführe)

- im Winter gibt es mehr stetige Winde, weil die Bäume weniger Schutz bieten (entlaubt). Auch ist die kalte Luft "dichter" als warme. Entsprechend gibt es in der Summe mehr Windwiderstand und langsamere Geschwindigkeiten

- ist es kalt, kommt es auf schnellen Strecken (Abfahrten) zu unangenehmen Kühleffekten am Körper, was sich nicht immer über passende Kleidung vermeiden lässt. Ich bin dann nicht motiviert, das Tempo zu maximieren. Auf meinen Sommerreisen habe ich bei "Kälteabfahrten" öfters sogar runtergebremst, weil es mir bei voller Fahrt zu kalt wurde, z.B. dieses Jahr am Lukmanierpass bei Temperaturen zwischen 0 und 6 °C bei heftigem Gegenwind. Da habe ich wohl kaum die 40 km/h auf der Passabfahrt überschritten, zumal auch die Finger verstärkt abfrieren

- mit zunehmenden Alter wird es schwieriger, ein gewisses Leistungsniveau aus dem Ärmel zu schütteln. Ich muss sehr viel dafür arbeiten, damit ich annähernd das Vorjahresniveau halten kann. Bestehen weniger Möglichkeiten zu trainieren wie im Winter, kommt es zwangsläufig zu einem starken Abbau. Früher bin ich im Mai vielleicht eine erste Runde nach 5-6 Monaten Pause gefahren und ich habe (fast) nichts von der Pause gemerkt

- der Körper "atmet" ja auch, z.B: in dem er Wasser verdunstet. Diese Prozesse werden durch wärmende Kleidung behindert, was wiederum leistungseinschränkend wirkt

- Licht und Sonne fördern die Produktion positiver Botenstoffe und von Vitamin D. Im Winter ist es relativ lichtarm und Sonne wird durch die abschließende Kleidung nahezu vollständig von der Haut abgehalten. Auch das vermindert die Leistungsbereitschaft

- bei Kälte fühle ich mich weniger wohl als bei Wärme. Wohlfühlen ist aber Voraussetzung für optimale Leistung