Ich fuhr sonntags in Oberitalien an einem Kanal, dem Naviglio Grande bzw. an einem seiner Anschlußkanäle in sehr pittoresker Kulisse von exotischen Gärten, alten Fabriken, hohen Steinbogenbrücken und rostigen Wehren.
Immer mehr Leute standen herum an den Brücken und am Leinpfad, alle Brücken auf einmal voll besetzt.
Ich war in ein Boote-Rennen oder so eine Art Fischerstechen geraten. Da kam auch schon mit viel Geschrei das erste Boot voller Fischer den Kanal runter gepest.
Um Bilder zu machen, parkte ich mein Radl wackelig am Rande des schmalen Leinpfads (Radwegs), damit die umherlaufenden Zuschauer daran vorbei könnten. Der äußerst schnell fließende Kanal war direkt am Wegrand mit original mittelalterlichen Stahlspundwänden befestigt.
Auf einmal ging ein Riesengeschrei durch die etwa 50 Meter weiter zusammengeballte Zuschauermenge. Ah jetzt gehts los dachte ich.
Die mehreren dutzend oder hundert Zuschauer stürzten in meine Richtung. Ich kriegte einen Riesenschreck um mein Rad, das ich mitsamt Geld, Gold und sorgenfreiem Leben schon im Kanale Grande untergehen sah - es stand wackelig, der Weg keine 2 Meter breit.
Ich kriegte es grade noch vom Ständer und an den Außenrand des Wegs, konnte noch aufspringen und mit der panisch kreischenden Menge wieder talwärts zurückfahren.
Ich wußte wirklich nicht, was das war, dachte nur daran, daß ich nix ins Wasser verloren hatte von meinen Sachen. Hinter mir schrien alle.
Dann merkte ich, daß ich von irgendwas umschwirrt wurde. Ich fuhr so schnell, wie in der Menge möglich. Schreie. Dann merkte ich die Stiche. Kopf. Arme. Überall.
Jetzt kriegte ich auch Angst und trat so schnell als möglich und hielt Ausschau, wo ich aus dem Weg raus könnte. Leider schien dies nicht möglich.
Ich merkte aber, daß Tiere in meinem Kopf waren, die es nötig machten, sie zu vertreiben.
Nach ein paar hundert Metern kam ein Stück Gras. Ich fuhr drauf, hielt an und riss meinen Helm runter.
Innen waren lauter kleine Wespen, die unaufhörlich in die Polster stachen. Ich fuhr vor Schreck durch meine Haare und hatte einige kleine Wespen in der Hand, die wild zuckten, aber sich doch ganz gut abschütteln und tottreten ließen. Schienen total orgasmisch verkrampft. Zerstochene Finger hatte ich dann auch. Ich fischte noch allerhand Wespen von meinem Kopf und stellte fest, daß an den Beinen eher keine waren. Dafür im Hemd, das ich schon mal ablegte und ausschüttelte, und dann nach Prüfung der Vollzähligkeit meines Hausstands vorsichtshalber gegen ein frisches austauschte.
Es kamen wohl auch keine weiteren Wespen nachgeflogen und die Veranstaltung hatte sich ebenfalls zerlaufen. Boote waren keine mehr zu sehen.
So fuhr ich nach gründlicher Entwesung sehr vorsichtig dieselbe Strecke wieder und konnte passieren.
Nun spürte ich die Schmerzen. Gesamter Kopf zerstochen, Arme und Hände ein bisschen.
Ich war stinksauer auf die italienischen Kanäle.
Ich hatte so einen Stift gegen Schnaken dabei, den habe ich etwas verrieben, aber an die Stiche in den Haaren kam ich ja nicht ran. Später nahm ich ein Ibuprofen.
Abends im Spiegel sah ich aus wie ein Monster. (Ich mache daraus keine Witze

)
2 Tage später diskutierte ich mit einem spirituellen Herrn in der Schweiz, ob der Wespenschwarm zum Rennen gehörte, oder ob mißgünstige Menschen diesen gegen ihre Feinde gehetzt haben.
Eine wahre Begebenheit!
(So kleine Wespenstiche sind nach 3, 4 Tagen verschwunden)