Posted by: veloträumer
Re: Wie steil ist der Weg nach Roncesvalles? - 05/03/13 06:46 PM
In Antwort auf: erzimmer
Ok
Mit dem gigantisch war es vielleicht ein wenig übertrieben. Dadurch das es ziemlich "schwer" war hochzukommen (bzw. sehr anstrengend) war es evtl. besonders schön (ja ich habe ab und an auch mal geflucht
).
Mit dem gigantisch war es vielleicht ein wenig übertrieben. Dadurch das es ziemlich "schwer" war hochzukommen (bzw. sehr anstrengend) war es evtl. besonders schön (ja ich habe ab und an auch mal geflucht

Das Szenario kenn ich zu gut. Ich möchte mich auch nicht davon frei sprechen, mal meine aufwühlenden Gefühle in eine Überinterpretation von Land und Leuten umgemünzt zu haben, versuche aber das durch möglichst pedantische Landschaftsbeschreibungen zu mindern. Derweil werden dann meine Reiseberichte nicht gerade kurz.

In Antwort auf: erzimmer
Warum fährt man den Camino?
Warum fährt man Rad? Warum muss man immer alles begründen?
Warum fährt man Rad? Warum muss man immer alles begründen?
Nein, aber. Die Fragen getrennt gesehen ist nicht das Problem. Ich sehe darin ein Problem, etwas mit dem Rad machen zu wollen, was eigentlich für "zu Fuß" gedacht ist. Das gilt einerseits für die Treppelstrecken des Fußweges - extra deswegen ist ja das Fahren der Straße nach den "Statuten" des Pilgerpasses auch erlaubt. Möglicherweise wird sich der Reiter nochmal ein wenig anders die Strecke zurecht legen.
Trotzdem bleibe ich insgesamt kritisch, was das Radpilgern auf dem el camino generell betrifft. Der Hype ist sicherlich das Eine, ich möchte aber nicht in Abrede stellen, dass sehr es wohl viele gibt, die das Spirituelle auch auf diesem Weg suchen - auch in der Gemeinschaft anderer Pilger. Obwohl ich selbst dazu keinen Bezug habe, finde ich immer noch José Marias Aussage hier im Forum "Der Camino war mir mit Fahrrad zu schnell, deswegen bin ich ihn noch mal zu Fuß gelaufen" (Zitat sinngemäß) authentisch und überzeugend. Jede Fortbewegungsart hat eben auch seinen eigenen Charakter der Wahrnehmung.
Das gilt denn auch für weltliche Wege: Ich kann mit dem Rad nicht das Bergwandern ersetzen, selbst wenn ich aufs MTB umsteige und gefährliche Single-Trails fahre. Die Wahrnehmung des Wanderes bleibt trotzdem eine andere - entweder man nimmt sich die Zeit oder strebt einer anderen Philosophie nach. Man kann die Langsamkeit nicht kaufen, indem man etwas trickst und die langsamen Wege beschleunigt. Man kann sich selbst betrügen, nicht aber die Zeit.
Ich habe mich durchaus bewusst für diese Mischung aus Langsamkeit und Geschwindigkeit entschieden, die das Radfahren bietet. Mir ist aber auch klar, dass mir damit manche Welt des Stiefelgängers vorenthalten bleibt. Wie sagte mir mir mal ein Bayer provozierend, der in Tirol wandernd unterwegs war: "Aber einen Steinbock hast du noch nie gesehen, gell?" - So ist es (mit Fernglas in riesiger Entfernung - schon ja, aber das zählt nicht). Letztens hat mir ein Autofahrer, der sich auch für meine Berichte interessiert, geschrieben, dass er mit dem Auto einfach mehr Schlösser und Kirchen besichtigen kann. Recht hat er, wohl muss der Radler manche Kultur vorbeiziehen lassen, muss sich beschränken auf eine Auswahl, da er sonst nicht vorwärts kommt. Wohlmöglich sollte man für reine Kulturreisen ohenhin besser organisierte Busreisen etc. wählen. Die gelegentlich im Forum auftauchende Arroganz, der Radreisende sei von Natur aus der bessere Reisende, der klügere, der besser informierte, der naturverbundenste, der völkervertändigere usw. ist mir ziemlich fremd. Alle Reiseformen bieten wieder eine andere Perspektive. Entscheidend ist, ob die selbst gesetzte Philosophie des Erlebens auch stimmig ist und nicht Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander klaffen. Diesbezüglich habe ich Zweifel bei Radpilger auf dem camino - jedenfalls mehr als beim Fußpilger.