Osnabrück - Istanbul / Hilfe für meine Fahrt

Hallo Radgemeinde,

ich werde Anfang Juni bis Mitte August eine Fahrt von Osnabrück nach Istanbul wagen.

Meine bisherigen Entscheidungen:
- Fahrrad steht
- Grobe Route über Magdeburg/Leipzig/Dresden/Prag/Bratislava/Zagreb/Split/......./
Kavala/Istanbul

Meine Fragen ans Forum sind:
- Ich habe Respekt vor den Staaten: Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Albanien und
Mazedonien. Könnt ihr mir da Tipps zu den Menschen,Straßen und Unterkünften
geben?
- Ideen für Route von Split nach Kavala
- Gibt es vielleicht schon Erfahrungen auf den Strecken?
- Was sollte man unbedingt gemacht oder gesehen haben?
- Gibt es vielleicht weitere Fahrer, welche in dieser Zeit auf dieser Strecke
unterwegs sind?
- Ist es sinnvoll ohne Zelt und Schlafsack zu fahren und in Pensionen, etc. zu
schlafen? Damit kann man ja Gewicht einsparen.
- ...

Ich bedanke mich schon einmal im Voraus für eure Tipps.

Der Hagen

Hallo Mochico,
willkommen im Forum - und gleich mit einem ambitionierten Reiseprojekt im Fokus. "Irgendwie liegt das Santiago de Compostela des Ostens in Istanbul. Alle Balkanradler pilgern an den Bosporus - allein fehlt noch ein einheitlicher Pilgerfetisch wie die Jakobsmuschel..." so habe ich sinngemäß in meinem Bericht zurVia Dinarica über die Radler geschrieben, die mir aus aller Herren Länder begegnet sind. Damit hast du gleich einen Link zu Lesestoff satt für einen Teil deiner geplanten Reise.

Ob du ohne Zelt auskommst, hängt von deinem Budget ab. In Montengro kann man auf Campings fast überall in Hütten oder Zimmern nächtigen - das ist auch nicht sonderlich teuer. Die Die Möglichkeiten sind auch trotz dünner Besiedlung recht dezentral gut verteilt. In touristischen Orten gibt es auch sonst viele Privatvermieter, in Gewerbe-/Industriestädten weniger. In Kroatien muss man ggf. auch mal auf eine teureres Hotel zurückgreifen, im Hinterland gibt es auch eine teils sehr asymmetrische Unterkunftsverteilung, sodass ein Zelt als Notnagel Sinne macht. In BiH gibt es in verschiedenen Gegenden auch nicht so viele Unterkünfte, die Hotels sind zwar günstiger, aber es kann sich natürlich summieren und manchmal hat man keine Auswahl und muss das einzige Haus am Ort nehmen. Privatunterkünfte sind in vielen Teilen seltener als in Kroatien, Camps mit Hütten eher nur dort, wo auch Rafting- oder Bergsport populär ist.

Ja, das Ziel Istanbul lockt schon ungemein. Man fährt ja in den Orient, in ein anderen Kontinent und durchquert viele schöne Länder am Mittelmeer.

Zum Zelten: Ich habe halt auch Angst um meine Klamotten und dem Fahrrad, wenn ich nachts im Zelt schlafen würde. Aber du hast mich schon in die Richtung ein Zelt mitzunehmen bestärkt. Dazu gehört ja dann auch nen Schlafsack und ne Isomatte.

Dann werde ich mir gleich mal deinen Reisebericht anschauen. Danke dafür!

Sinngemäßes Zitat eines wohlbekannten Forumsmitgliedes: Wenn du das nicht ganz schnell abschaltest, dann sind Radreisen nichts für dich. Das kann ich nur unterschreiben. Diebstähle auf Radreisen sind super selten. Es gibt viele von uns, die schließen ihr Rad häufig nicht mal ab.
Gruß
Uli

@Uli: Ich habe schon Radreisen durch Frankreich und Deutschland gemacht. Aber dieses Mal fahre ich alleine und habe halt Respekt vor den Balkanstaaten. Das sollte aber jeder haben, denke ich.
Ich habe auch nicht gesagt, dass ich es ausschließe mit dem Zelt zu fahren. Ich möchte mir hier im Forum halt Tipps holen.

Aber trotzdem Danke für deine Antwort.

Und: Radreisen sind genau das was ich will. Man sollte trotzdem mit etwas Respekt an eine Tour gehen. Sonst könnte ich auch Wingsuit Flying machen.

Respekt sollte man für das Reiseland immer mitbringen, Angst ist hingegen in den seltensten Fällen angebracht. Diebstahlgefahr und allg. Kriminalität sind auf dem Balkan für Radfahrer jedenfalls nicht bedrohlicher als irgendwo in Deutschland.

Grüße

zaher

Ganz im Gegenteil. Ich fand die Menschen auf dem Balkan (Bulgarien) mit das Freundlichste und Hilfsbereiteste was ich in meiner bislang 10-jährigen Radreisekarriere erlebt habe.

Gruss
Thomas

Die Hauptkriminlaität in den Ex-Jugoslawien-Staaten ist die Korruption. In diesem Zusammenhang gibt es auch schon mal Kapitalverbrechen. Ein anderes Problem sind schleichende bis offene Feindschaften zwischen Volksgruppen. Politisch ist die Lage besonders im Kosovo brisant, wegen der Nichtanerkennung des Staates durch Serbien. All diese Probleme bleiben für den Touristen weitgehend unsichtbar und insbesondere ungefährlich. Man sollte sich aber vielleicht ein wenig bewusst sein, dass trotz friedlicher Zustände immer noch Menschen an Verfolgung leiden.

Die Alltagskriminalität ist sehr gering, es gibt auch kaum Kriminalität durch Migrationsgruppen wie etwa in Deutschland oder insbesondere in Frankreich. Die Ex-Jugo-Staaten sind Abwanderländer. Auch gibt es weniger große Städte, was kriminalitätsmindernd wirkt. Für Albanien muss man die Sache ein wenig genauer betrachten, da gibt es unterschiedliche Erfahrungen, wobei es manchmal auch einen Unterschied macht, ob "gefährlich" (meist nicht) oder "lästig" (weil andere Sozialkultur). Im Ostbalkan (östl. Slowakei, Rumänien, Bulgarien) kann es kleinkriminelle Probleme insbesondere in/bei Roma-Siedlungen geben, wohl auch sind nicht alle Stadtviertel in Bukarest ein echte Empfehlung. Für den Ostbalkan gibt es aber hier im Forum andere Experten mit eigenen Erfahrungen.

Danke für eure Antworten. Ich wollte aber nicht nur auf die Kriminalität und so gucken. Ich hatte oben in meinen ersten Beitrag noch weitere Fragen bzw. erhoffe mir nen paar Tipps, was man sehen sollte und wohin man fahren könnte.

Ist es denn klug die großen Städte mitzunehmen oder sollte man um diese herum fahren???

Hallo Mochico,
bitte verwende einen aussagekräftigen Betreff (wie im Erstposting) und verändere diesen nur, wenn sich auch der Inhalt der Diskussion grundlegend geändert hat.
Gruß
Uli

Auf der Küstenstraße in Montenegro ist viel Verkehr und ab Budva wird geprotzt. Taxis alle Mercedes, Zustand naja.
Sie ist auch eng, einspurig, kein großes Vergnügen, da zu radeln mal abgesehen vom Asphalt. Radfahrer haben uns folgende Episode erzählt: die Hollywood-20m-Stretchlimousine fuhr gerade vorbei, sie radelten hinterher, an der Seite in seinem Gärtchen hob ein Herr den Daumen und klatschte ihnen Beifall, die Limousine bekam wohl den Stinkefinger.

Der Kapitalismus wird dort unverblümt interpretiert und die Gegensätze sind groß. Gilt auch für Touristenpreise, ab und an kann man es ja mal versuchen. An sich aber sind viele auch drauf bedacht, als ehrlich und zuverlässig zu gelten, kam mir so vor. Etwa Leute, die ein Zimmer als Privatpension anbieten (das klappt in der Hauptsaison an der Küste evtl. nicht so gut spontan, da ist schon was los dann). Sie wollen es gut machen. Verhandeln sollte man trotzdem, Preis reduziert sich fix. Junge Leute können auch mal Englisch und helfen gerne. Die Damen in den Touristeninfos sind eher nicht so informiert.
Podgorica ist wohl die große Stadt. Ich fand sie eigentlich ganz nett, Alltagsleben. Essen gehen im Pod Volat. Sonst sind Unterkünfte eher teuer da. Abseits der Küste ist es kein Problem, irgendwo zu zelten (an der Küste ist kein Platz, aber es gibt ja Campingplätze - auch da, sie werden langsam renoviert). Alle megafreundlich oder desinteressiert. Ich denke nicht, dass man irgendwelche gravierenden Probleme bekommt. Niemand hängt einem am Rockzipfel.

Hallo, Hagen

Zwischen Leipzig und Ungarn pendle ich jedes Jahr, einige Male bin ich auch über Dresden-Bratislava gefahren, immer mal auf anderen Strecken.
Für den tschechischen Abschnitt könntest du cykloserver.cz anschauen, dort sind, wenn man genig reinzoomt, alle markierten tschechischen Radrouten eingezeichnet. Von Prag nach Brno führt übrigens die RAdroute Nr.1 Aber in Tschechien kannst du ruhig nahezu alle Straßen mit dreistelliger Nummer in deine Tourenplanung einbeziehen, meiner Meinung nach macht die Radroute 1 zu viele Schlenker.
Für den ungarischen Abschnitt kann ich die vielleicht konkrete Tipps geben, wenn ich weiß, wo du über die Grenze möchtest.
Allerdings würde ich, wenn ich vor allem schöne Gegenden beradeln möchte, Bratislava, Ungarn und Zagreb weit westlicher umgehen und etwa Wien-Graz-Maribor-Ptuj-Celje-Ljubljana-Postojna-Adriaküste fahren.

VH aus Budapest
MArtin

Die Frage ist sehr allgemein. Ein paar Gegenfragen: Was suchst du in den Städten? Museen? Veranstaltungen, Konzerte? Stadtbummel? Shopping? Tauben füttern im Park? - Es gibt keine verbindliche Antwort. Städte bieten eine Menge, man muss aber auch etwas Zeit mitbringen. Die meisten größeren Städten haben heute einen verkehrsberuhigten Kern, Probleme gibt es eher beim Raus- oder Reinfahren. Selbst wenn man kein Interesse an Städten hat, ist Umfahrung nicht immer die beste Lösung, man fährt manchmal einfach mitten durch oder am Ufer entlang. Fährst du eine ländlich-bergige Route wie etwa ich im letzten Jahr, kann man weiträumig auch alle Städte auslassen. Das ist aber eine Frage des Reisekonzeptes - was willst du sehen, was bewegt dich? Willst du aber die Jugend und Szene in Montengro treffen, gehst du nicht nach Kotor, sondern nach Podgorica, auch wenn es da weniger zu sehen gibt. Die einzige veritable Jazzszene in Kroatien findest du in Zagreb, vielleicht ist aber gerade im Sommer nichts los und du würdest im Touristenort Porec mehr Jazz finden als in Zagreb, weil am Meer gerade ein Festival ist.

In deiner eingangs gemachten Liste klafft noch eine große Lücke, wo es genauer hergehen soll. Von den aufgezählten Städten kenne ich aus eigener Anschauung nur Split. Historisch wertvoll, Außenring mit Verkehr ist recht lästig. Fast alle Küstenstädte in Ex-Jugoslawien sind kleine oder größere Perlen - es gab schließlich enge Handelsverbindungen mit dem alten Venetien. Zweifellos, Dubrovnik trägt die Krone aller Schönheiten, und Kotor ist für Montenegro das, was Dubrovnik für Kroatien. Wenn du Inseln ansteuerst, musst du ohnehin durch Städte - zum, Hafen. Dein Endpunkt ist Istanbul - wenn eine Stadt zum Problem werden könnte, dann am ehesten Istanbul. Städte können auch aber auch unstädtisch sein - in Wien könntest du z.B. Strandurlaub machen, ohne das Innere der Stadt sehen zu müssen. In Sarajevo könntest du zwischen dem Camping der Vorstadt (Ilidza) und den Bosna-Quellen den Eindruck gewinnen, dass es eine Naturidylle sei, wo allenfalls ein paar wienerische Fiaker herumtraben und Liebespaare laue Sommernächte erleben wollen. Städte sind manchmal ein herber Kontrast zum Landleben - noch stärker als bei uns, deutlich moderner als der Rest des Landes, manchmal ein Zerrbild, manchmal die Zukunftsperspektive des Landes (Tirana, Skopje z.B.).

Dass die Frage nicht eindeutig zu beantworten ist, hat veloträumer ja schon ausgeführt. Auf jeden Fall lohnt es sich die Ein- und Ausfahrten in Großstädte gut vorzuplanen. Wir waren dieses Jahr in Zagreb und hatten ausgerechnet von der Einfahrt aus Nordost nur das GPS-Kartenmaterial. Fahrradwege sind in Kroatien ein absolutes Novum, die Einfahrt auf einer vielspurigen Einfallstraße sicher nicht nach jedermans Geschmack. Dies wird besonders lustig, wenn sich diese Straße plötzlich in eine fahrradgesperrte Kraftfahrstraße wandelt und dass die Ausschilderung "Zentrum" sich in der Regel an den motorisierten Verkehr wendet, sollte auch klar sein. Ich finde das Fahren in unbekannten Großstädten daher immer etwas stressig (was sich auf dem Tandem nochmal verstärkt, da man sich damit doch nicht so ganz flexibel wie auf einem Solorad überall durchquetschen kann und ständiges Auf- und Absteigen noch mehr nervt).

Hallo,

ich habe mich entschieden immer in blau zu schreiben, ...

Wenn das jeder macht, wird das Forum durch das bunte Layout quasi unlesbar. Bitte verwende Farben nur zur Hervorhebung u.ä..

... damit ihr meine Fragen und Kommentare leichter findet. Nochmal danke an die zahlreichen Kommentatoren hier im Forum, die mir schon viel in meiner Planung geholfen haben.

@martinbp: Die Seite, die du mir geschickt hast, ist echt top. Da werde ich mich mal inspirieren lassen.

@Veloträumer & DerSammy: Hm, die Städte reizen mich schon, besonders die jeweilige Altstadt. Vielleicht bleibe ich in ein paar Städten die eine oder andere Nacht länger. Für mich ist es aber wichtig, ob es nicht zu aufwendig ist, in die Städte hinein und wieder heraus zu fahren.

Würdet ihr mir denn Mazedonien empfehlen oder sollte ich lieber komplett durch Griechenland fahren auf dem Weg nach Istanbul?

Der Hagen

Hallo Hagen,

ist dir vielleicht noch nicht aufgefallen, aber als Themenersteller hast du schon eine schöne rote Linie unter deinem Nick, somit ist alles von dir in diesem Thema auch ohne weitere Hervorhebung schön leicht zu finden.

Ups, danke...

Hallo und willkommen im Forum,
vor zwei Jahren sind wir von Hamburg nach Griechenland gefahren (aber nicht nach Istanbul )
Mein Teilweisermitfahrer Piffe hat einen Blog geschrieben.

Meine Route war etwas anders als Seine. Ab Rreschen, Albanien sind wir wieder zusammmen gefahren.

Das interessanteste Land war Bosnien, das Fremdeste Albanien. Montenegro und Macedonien sind nichts sehr speziell aber sehr schön. Ich würde meine Route weiter empfehlen. Nicht raten kann ich zur Küste und Kroatien viel zu touristisch, um entspannt zu reisen. Bleib weg von der Küste ist mein Rat, außer du willst wie ein Tourist nicht nicht wie ein Reisender behandelt werden.

In diesem Sommer geht es wieder in den Osten, ich werde ab Juli nördlicher fahren. In etwa diese Route .

Was sich aus der Strecke lohnt ist Meteora , und die Strecke Gacko, Foca, Pluzine und die Straßenpässe in Albanien, so um die Berge gewunden wie vor 1000 Jahren.

Hier ein paar Fotos

Hallo Jonas,

danke für deinen Kommentar. Habe mir gerade begeistert deine und Pfiffes Fotos angeguckt.
Echt wunderschön.

Mit der Küstenstraße ist das echt so´n Ding. Auf der einen Seite will man das Meer sehen und mal schnell hinein springen und auf der anderen Seite will man das wahre Land sehen. Habe auch schon überlegt bei Zagreb geradeaus zu fahren und dann nördlich über Bosnien-Herzegowina zu fahren...

Freue mich auf jeden Fall immer mehr auf diese Fahrt!!!

Falls du in Slowenien an der Soca vorbei kommst, ist sie perfekt zum Baden und Zelten.
Piffes Route mit der Fähre über die Inseln durch Kroatien ist keine schlechte Idee. Eine Sache, die mir als Norddeutscher bei der kroatischen Küste nicht klar war, ist, dass du meistens nur auf die nächste Insel guckst und wenige deinen Bkick in die Ferne richten kannst.

Ich würde diesen Unterschied nicht zu hoch hängen, es kommt schnell der Verdacht auf das bessere und schlechtere Touristen geben könnte. Dem Ursprunge des Wortes genehm ist das Wort Tourist eine recht ideale Bezeichnung für einen Radreisenden: einen großen Rundgang machen.

Und von mancher Insel man das Meer nur zu Anfang und Ende erblickt, während es im Inselinnern nur karstige Hänge zu bewundern gibt. Mehr Inseln kann man erblicken, wenn man die Küstengebirge auffährt (Velebit, Biokovo), da man sich dann doch deutlich über die Inselhöhen erheben kann. Der in Hochglanzprospekten verkaufte inselübersähte Kornatenblick ist allerdings weitgehend ein Privileg von Touristen/Reisenden, die Rundflüge buchen.