Hallo Akki,
tolle Reise, die Ihr vorhabt. Ich bin 2009-2010 von Feuerland nach Kalifornien geradelt. Hier nur ein paar kurze Tipps, die sich dann aber zu einem halben Roman ausgewuchert haben. Verzeih manchmal den knappen Besserwisserton bei der Ausrüstung, jeder hat hier natürlich seine ganz eigene Philosophie. Meine ist, so wenig wie möglich, so viel wie nötig.
Route:Natürlich die traumhafte Carretera Austral, dann über Bariloche durch das schöne Seengebiet Chiles, vorher noch auf den Vulkan Villarica. Richtung Santiago de Chile wird es schön, Wein- und Obstanbau, man kann ständig was an der Straße kaufen und auch mal Avocados von den Bäumen pflücken. Nach Santiago de Chile bin ich kurz nach Norden und dann die erste Andenüberquerung nach Argentinien. Über Mendoza dann nach Salta, traumhafte Strecken. Dann die zweite Andenüberquerung zurück nach Chile über den Paso Jama, ziemlich anstrengend und viel Gegenwind. Von San Pedro de Atacama dann wieder hoch in die Anden, die sog. Lagunenroute, dann über Salar de Uyuni, Salta, Chochabamba, La Paz, Westufer Titicacasee über Puno, Juliaca, Urcos nach Cusco, dann sehr bergige, aber tolle Andenstrecke über Abancay, Ayacucho, Huancayo, Junin, Huaraz nach Trujillo (da gibt es eine Casas de Ciclista). Dann durch die mittlere Route Ecuadors über
Loja, Cuenca, Quito, nach Kolumbien über Pasto, Popayan und Cali (von dort mit Flugzeug nach Panama, von da gibt es fast nur noch eine Strecke bis Mexiko)
Das Gute ist, so viele verschiedene Routen gibt es gar nicht, die man nehmen könnte, die Nord/Süd Strecken führen entweder an der Küste lang (ziemlich langweilig), in den Anden (ganz toll, aber anstrengend) oder dann wieder Richtung Osten im Amazonas-Tiefland.
Literatur/Webseiten:Kauf dir das Südamerika Bike Buch aus dem Reise Know How Verlag und schau im Internet nach deren Seite mit Updates.
www.marandi.chKarten:Hatte Karten vom Reise-Know How Verlag, waren eigentlich ganz gut, wenn man sie durch Angaben von Blogs und Google Maps bei kritischen Routen ergänzt.
Ausrüstung:Jeder hat seine Philosophie, ich wollte mich nicht tot schleppen. Ich hatte alles in allem echt nicht viel Gepäck mit und musste doch kaum auf Komfort verzichten. Wenn Du 7-9 Stunden täglich radelst, aber nur 1,5 Stunden vorm Zelt abends hantierst, ist der wichtigere Komfortgewinn der auf dem Rad: durch leichtes Gepäck (die Anden, die Anden!). Dann kommt als nächste, längste Phase das Schlafen (keine Komfort-Kompromisse bei der Matte und beim Schlafsack). Nehmt ja keine fetten Akkulaternen mit oder Falthocker, der einzige echt geile und sich zu überlegende Luxus wäre das Teil von Therm-a-Rest, durch das man seine Matte zu einem Sessel falten kann. Aber das muss mit der Schlafmatte gehen, sonst wird es wieder zu schwer. Ansonsten: alles auf die Küchenwaage und in eine Liste eintragen. Macht irgendwann sogar richtig Spaß!
Kleidung-2 kurze Radhosen mit wirklich hochwertigem Sitzpolster kaufen, hier ja nicht sparen, das habe ich nämlich gemacht und ewig geflucht.
-1 lange Radhose mit Windstopper vorne (für kalte Anden Pässe wichtig, ab Kolumbien nicht mehr)
-1 lange Trekkinghose von Fjällräven für die Stadt, als Gürtel habe ich aus pedantischem Gewichtsfetischismus den Tragegurt der Ortliebs genommen:-)
-1 lange Unterhose für Nachts in den Anden, sehr leicht
-2 kurze Unterhosen von Löffler mit flachen Nähten für die Freizeit und Nachts, kann man notfalls auch drin radeln (flache Nähte)
-1 Regenhose von Jack Wolfskin, leicht
-2 kurzarm Trikots in auffälliger Farbe (Verkehr ist dein ärgster Feind)
-1 Langarmshirt von Icebreaker Oasis Crewe 200er Qualität (total super)
-1 Longsleeve von Haglöfs für die Stadt und Freizeit, leicht
-1 T-Shirt von Icebreaker (200er Qualität, 150 wird löchrig)
-1 Fleejacke von TNF in 200er Qualität für Abends und in der Freizeit
-1 Windjacke von Montane, super leicht, hätte im Nachhinein eine Weste von denen mitgenommen, weil die Regenjacke ja lange Ärmel hat.
-1 leichte Regenjacke von Löffler im Radschnitt mit Tasche hinten und separater Kapuze, sehr gut, keine schwere Regenjacke oder 3-Lagen-Bergsteier-Panzer. Das muss alles über die Anden, Hergott!
-1 Primaloft Weste von TNF in Santiago de Chile gekauft, sehr gut, weil es wirklich schweinekalt in den Anden werden kann, selbst beim Radfahren
-2 paar Socken zum Radfahren
-SPD Schuhe von Shimano MT 42, 1 paar Birkenstock mit Riemen hinten (Ich gebe zu, das ist Geschmackssache, ich bilde mir aber ein, dass es regelrecht cool aussah. Sind sehr leicht, super angenehm für Abends und in der Stadt, weil das Wetter ist ja fast immer warm, bis auf die Anden). Ich würde keine Gore-Tex Schuhe (90% warmes Wetter ohne Regen) oder hohe Wanderschuhe mit Cleats mitnehmen, denn auch hier zählt erst Mal der Komfort bei dem, was Du überwiegend machen wirst: Radfahren! Und da hebst Du ja auch ordentlich Gewicht über den Tag gesehen beim Pedallieren und das dann nur, weil Du mal ab und zu wandern gehen willst? Dann fast lieber separate und leichte Wanderschuhe mitnehmen, wenn das ein großes Hobby von euch sein sollte. Ich habe leichte Wanderungen immer in meinen Shimano Halbschuhen gemacht und bei längeren die Cleats abgeschraubt. Den Ortlieb Backroller kann man zum Wandern übrigens auch als Rucksack umfunktionieren. Mit einem Spannriemen mit der Hakenseite nach Außen geht das schon ziemlich gut für ein, zwei Tage. Und auch hier: Wie oft gehst Du wandern und schleppst Du nicht ansonsten einen Rucksack zu 98% funktionslos herum? Es gäbe noch einen Rollsack von Ortlieb mit Tragegurten, ist aber auch relativ schwer.
Wasserdicht bekommt man die Schuhe durch Regengamaschen. Ich hatte welche aus Neopren, die noch super gegen die Kälte isolieren. Sealskin Socken hatte ich auch mit, nie angehabt.
-Buff (super, Schal, Gesichtsschutz zum Durchatmen), flache Windstopper Mütze (super), leichten Sonnenhut (vor Ort gekauft), Windstopper-Fleece Handschuhe, Überziehfäustlinge ungefüttert aus Gore-Tex, kurze Radhandschuhe
Sonstige Ausrüstung:-Therm-a-Rest Matte (würde ich die All Seasons empfehlen, leicht, bequem, warm, relativ robust)
-Schlafsack hatte ich von Western Mountaineering, den Antelope. Eurer ist zu kalt, für die hohen Andenpässe (von Cumulus gibt es günstige und super Schlafsäcke)
-Seideninlett für Schlafsack gegen Verschmutzung
- 1 sehr kleines (nur etwas größer als Waschlappen) Handtuch von Sea to Summit. Im Hostel und Hotel gibt es sowieso Handtücher. Wenn man campt, gibt es selten Wasser und wenn, ist es meisten so warm (wie wenn man baden geht), dass ein kleines Handtuch reicht. Zum Waschen ohne Wasser mein Tipp: Feuchte Babytüchter im Supermarkt kaufen, gegen den Sonnenmilchstaubfilm
- Primus Omnifuel, zwei hard annodisierte Töpfe von Trangia (super, leicht, nicht zu teuer), Statt Deckel ein Teller benutzt, Schneidebrett von Trangia, auch zum Nudelwasserabgiessen (sehr gut). Würde ein Service Kit für den Kocher mitnehmen. Brennerflasche 1 Liter. Gaskartuschen gibt es nur in den großen Städten, mit vielen Kochern kann man beides betreiben. Habe oft auch im Hotel (im Bad) den Benzinkocher angeschmissen, bei guter Lüftung kein Problem.
- MSR Dromedary Wassersack: Ich würde nicht mehr 6+4 Liter Säcke mitnehmen. Pro person 4 Liter Wassersack, den Rest in PET Flaschen bei Bedarf. Ist sowieso sicherer, falls mal der Wassersack doch kaputt geht.
- MSR Wasserfilter: Wirklich kein einziges Mal gebraucht. Wo man Wasser bräuchte (Wüsten, Anden), gibt es sowieso meistens keines. Höchstens ein paar Mico Pur Forte Tabletten mitnehmen (statt die Flüssigkeit von denen, läuft gerne aus).
- Stirnlampe von Petzl oder Zebralights (die sind toll), Kompass (nie gebraucht), GPS (nur für die Lagunenroute und den Salar de Uyuni), Tacho mit Höhenmesser (super wichtig), Dollarscheine am Rahmen und im Gepäck, VISA Karte von DKB oder anderer Bank, wo Abheben im Ausland nix kostet.
So, das war der Roman. Gute Reise und Verwirrung durch all die unterschiedlichen Tipps.
Viele Grüße,
Johannes