Re: Großglockner - Maut für RadfahrerInnen

Posted by: Barfußschlumpf

Re: Großglockner - Maut für RadfahrerInnen - 02/09/11 11:50 PM

In Antwort auf: FordPrefect
der original Gotthilf-Bus

Was fürn Gebirgsstück !


Zur hier immer wieder aufscheinenden Meinung, die Glocknerstraße sei Allgemeingut und damit für jedermann, soweit er rechtschaffen ist, also kein Explosions-, Dampf-, oder Elektromotor verwendet, kostenlos zugänglich zu halten:
Allgemeingut ist nicht kostenfrei. Es gehört dem obersten Souverän, dem Volke und finanziert sich über Steuern und Entgelte, und sogar was der Herr gibt, etwa Wind, Wasser oder taube Steine aus dem Boden muss in unserer Welt bezahlt werden.

Die Glocknerstraße war aber gar kein steuerfinanzierbares Allgemeingut, sondern ein Tourismusprojekt.
Schöne Aussicht zu verkaufen, refinanziert durch Straßenmaut.
Da kein privater Investor gefunden wurde, musste am Ende doch die Republik Österreich übernehmen, die seinerzeit so elend bankrott war, daß die Straße nur unter dem allerletzten Ächzer vorzufinanzieren war, und der Staat musste darauf hoffen, wenigstens in den nächsten Jahrzehnten einen Teil der Kosten für die schöne Aussichtsrodelbahn per Straßennutzungswegezoll wieder herein zu bekommen.

Diese Idee ging auf. Aber voll finanziert wurden die Baukosten durch die Maut wohl nicht.
Jedenfalls konnten den Alpenradlern irgendwann mal die auch für sie fälligen Gebühren erlassen werden.
Es ist schön, daß die Republik Österreich in jahrzehntelangem Aufbauwerk aus dem ökonomischen Jammertal nach der Republikgründung herausgefunden hat.
Ein Grund dafür besteht in der konsequenten Nutzung ihrer Wirtschaftsgüter.
Eines davon ist die schöne Aussicht.
Warum sollte der Radfahrer dafür weniger Zoll zahlen als der Autler?
Weil er ein besserer Mensch ist? Ihr?
Ja wo, bitte.

Die Aussicht, aber insbesondere die Bezwingung des Fetischs Großglockner (= grade mal Hochtor auf Asphalt) ließe sich jedoch auch für 12 oder 18 Kronen vermarkten, das gibt es her.
Es ist lediglich sehr ungeschickt als verkappte Bußgeldzahlung für Nebeneinanderherfahren und schlechten Kreislauf wegen zuviel im Beisl umeinandertachiniern verkauft.
Man sollte solche Dinge nicht ansprechen, wenn man jemandem etwas verkaufen will.
Daß sich das Geschäftsmodell auf öffentliche Straßen ausdehnt, ist zur Zeit in den DACH-Staaten noch gesetzlich ausgeschlossen.

Ich würde es jedoch befürworten, wenn für Mopedler der Alpenraum in stärkerer Weise entgeltpflichtig gemacht würde. Einzurichten wäre das - sowohl am Schlagbaum wie auch am Säckel der Mopedler, die nicht ärmer werden.

mit vorzüglichem Gruß
Schlumpf