Posted by: veloträumer
Re: Großglockner - Maut für RadfahrerInnen - 02/08/11 01:47 PM
In Antwort auf: Jojo64
Nun, da das Wort "Maut" sich vom gotischen "Mota" ableitet, bricht hiermit Deine ganze schöne Argumentationskette zusammen
Historisch gesehen haben wir hier in Deutschland erst in der jüngeren Geschichte mautfreie Straßen.

Genau so meinte ich es aber. Maut bzw. Wegezoll war ein Haupthindernis für freien Handel. Sämtliche Theorien zur freien Marktwirtschaft und immerwährenden Wachstum postulieren daher für das Funktionieren ihrer Modelle den freien Warenverkehr ohne Zölle - auch ohne Wegezölle (sog. Ceteris-paribus-Bedingungen). Typischerweise wurden die Wegezölle auch mit der Entwicklung des Kapitalismus im 19. Jahrhundert abgeschafft (= moderne Wirtschaft, was ich oben meinte - im Gegensatz zum Merkantilismus etc.). In Deutschland selbstverständlich eher in der Bismarck-Ära - schließlich war ja Deutschland für seine Kleinstaaterei bekannt und der Kapitalismus setzt sich später durch als in England und Frankreich.
Welche Verzerrungen und Verwerfungen durch zu niedrige Zölle und Transportkosten im Hinblick auf soziale und ökologische Strukturen entstehen, ist wieder ein anderes Thema und Fokus des postmodernen Wirtschaftens (Nachhaltigkeit, Wachstumsbeschränkung). Noch verfolgt der Mainstream in der Welt den Freihandel und seine Postulate. So steht in der EU der unverzerrte, billige Transport immer noch vor der Ökologie und der Erschöpfung der Ressourcen (z.B. Konflikt Alpentransversale mit der Schweiz). Auch das ständige Ringen um stabile und niedrige Ölpreise seitens der nationalen Regierungen hat damit zu tun. Die starke Verteuerung von Energie für den Transport wirkt ähnlich wie Maut und führt zu Rezession (Ölkrise). Just-in-time-Produktion geht vor Lagerhaltung usw. Ich glaube aber nicht, das wir das hier noch ausdiskutieren werden.
