Re: Panamericana

Posted by: M.R.

Re: Panamericana - 07/05/10 07:10 PM

Hallo zusammen,

Da bin ich mit dem Vorredner derselben Meinung. Kolumbien ist nicht gefährlicher als die Nachbarländer. Als ich in Quito im Hostel war traf ich einen Dänen, von Alaska runtergekommen, der hatte sein Bike in einem Verschlag im Innenhof verschlossen, und ging ein paar Tage ohne Bike das Land bereisen. Später schrieb er mir ne Mail: Man habe ihm das Rad aus dem Hostel gestohlen! Irgendwie kann das überall passieren, dagegen hilft nur gesunder Menschenverstand, Wachsamkeit, Meidung bestimmter Orte und Situationen, Glück aber es sei vorweggenommen: Ich hatte in 2 Jahren Lateinamerika KEIN Fahrradschloss mit dabei. Das Rad kommt eh aufs Zimmer, ich zelte wo mich kein Mensch sieht, ohne Fahrradschloss ist man vorsichtiger. MEnschen sind bessere Schlösser, man kann den Gemüsehändler fragen oder was weiß ich. In Mittelamerika hab ich z.B. ständig bei der Feuerwehr (Bomberos) übernachtet im Innenhof. Da ließ ich dann mein Zeug und ging in die Stadt ohne das Fahrrad. es geht irgendwie immer.
Ich habe mit der Zeit echtes Vertrauen in die Latinos stecken können, man sollte auf keinen Fall Angst haben und sich ständig vor potenziellen Überfällen fürchten. Außerdem fahren wir doch auch dort, um mal wieder unser Herz schlagen zu hören, oder?! Also hier in Deutschland ist man sich manchmal da nicht mehr so sicher...

Also was Kriminalität und Überfälle angeht, bin ich gelassener geworden, je länger ich unterwegs gewesen bin. Im Hinterkopf weiß man aber "Es könnte irgendwann zu einem Überfall kommen". Ich bin dreimal damit konfrontiert worden. Während man mir in Südamerika keinen Peso geklaut hat, passierte es in Costa Rica und zweimal in Guatemala. In Guatemala war ich dennoch derart begeistert von dem relativ kleinen Land, dass ich 3 Monate dort war, in den anderen mittelamerikanischen Staaten zusammengenommen nur 2 Monate. Aber Guatemala ist nicht ganz ohne. Man hört unterwegs natürlich auch immer wilde Stories, vor allem wenn man in Hostels zusammenkommt, und sich die Backpacker um die wildeste Story gegenseitig überbieten- vieles ist übertrieben. In Guatemala und ebenso vor allem in El Salvador muss man in manchen Gegenden aber wirklich aufpassen, da häuften sich diese Stories, und ich glaube nicht irgendwoher. Ich habe Warnungen der Einheimischen in den Wind geschlagen. Resultat: 500m weiter schwangen zwei Buschen mir die Macheten über dem Kopf. Dennoch vertraute ich weiterhin den Guatemaltecos, weil es nur wenige Menschen waren, die mein Geld wollten (nie wollten sie mir wirklich körperlichen Schaden zufügen), und hunderte, die mir absolut wohlgesonnen waren. Wenn man kooperiert im Fall der Fälle, passiert einem höchstwahrscheinlich nichts. Und wenn man selbstbewusst auftritt, keine Angst zeigt, passiert sowas auch nicht so schnell.

Ich denke auch, Kolumbien ist sicherer geworden, auf den Hauptstrassen (Panam) über Cali, Medellin nach Cartagena fühlte ich mich meistens sicher. Ich habe mich immer bei der Polizei und den Soldaten nach der Sicherheit auf der weiteren Strecke erkundigt. Man muss sich daran gewöhnen, dass alle 10 bis 50km auch manchmal mitten im abgeschiedenen Bergwald -man glaubt manchmal kaum, dass diese enge Bergpiste wirklich die vielzitierte Panam sein soll- ein Trupp Soldaten oder Polizisten die Strasse überwachen und Autos kontrollieren. Ich wurde nie rausgewunken. Die Leute in Kolumbien schenkten mir ständig Ananas, Mango und ähnliches... es waren manche Momente darunter, die ich wohl nie vergessen werde. So herzlich manche der Angetroffenen, dass ich echt ins Grübeln kam, was bei uns so Standart im Umgang mit Fremden ist.

Andere Probleme: Ich hatte einen 4l Ortlieb Wassersack dabei, hat mit den Trinkflaschen am Rad eigentlich immer gereicht. Wasserfilter ist wichtig! Ich hatte 4 Mal Parasiten (Amöben, Giardia...), also irgendwas muss man ja zu sich nehmen, irgendwann schnappt man sich was auf. Hoffentlich nehmt ihr einen guten Benzinkocher mit, Primus Omnifuel kann ich empfehlen.
Gefährlich ist vor allem der Verkehr in Mexico, Guatemala - na eigentlich wird fast überall wie die Sau gefahren, aber mancherorts eben noch wahnsinniger. In Südamerika waren die Strassen leerer, wenn ich mich nicht täusche. In Panama und Costa Rica haben mehr Leute einen eigenen PKW. In Mexico bin ich oft in die Strassenmitte gezogen um den andonnernden Truck auf 20km/h runterzuzwingen, um überleben zu dürfen.
3 Stürze insgesamt auf 50000km (immer auf Schotter gefallen) waren auch nicht ohne, aber nichts gravierendes passiert. Ich hab sowieso immer so ein Schwein gehabt. Das Glück des Tüchtigen, hab ich mir immer gesagt.
Bärenbegegnungen gabs auch, auch zweimal direkt im Lager. Einfach drauf achten konsequent alles Duftende (auch Klopapier ist manchmal deodoriert..., fand ein Schwarzbär im Yosemite Valley und drückte mit der Nase die Zeltwand ein, weil er das gerochen hatte! er stupste meine Schulter an, kein Witz!) wie in einschlägiger Literatur nachzulesen aufbewahren. Nie schlampig werden. Ich habe im Yukon Territory zwei Biker getroffen, die nur noch in Hotels übernachteten: Weil ihnen ein Bär das Zelt auf einem Campingplatz zerlegt hatte. Die hatten den Schock ihres Lebens. Mit Pfefferspray (dort (billiger) kaufen), immer am Lenker griffbereit bin ich irgendwie entspannter gereist.
Irgendwie hab ich mich aber überall sicherer gefühlt, man wird mit der Zeit auch selbstbewusster und entspannter, wenn man weiß wie der Hase im Land läuft.

viel Spass beim Vokabeln lernen.
Matthias