Posted by: irg
Re: Route Balkantour - 05/04/10 08:53 AM
Hallo!
Jetzt habe ich noch gegrübelt, warum gerade das Minenrisiko gerne unterschätzt wird. Dabei bin ich auf eine mögliche Erklärung gestoßen. Ich schreib sie einmal, vielleicht trägt sie zum besseren Verstehen bei:
In Deutschland besteht, soweit ich das überblicken kann, eine gewisse Tendenz, Risiken von vorne herein auszuschalten. Das bringt mehr Sicherheit, verleitet aber zu Gedankenlosigkeit, weil oft gar nicht mehr mit Risiken gerechnet wird.
Dazu ein Beispiel: in Österreich haben einmal deutsche Kinder unter Aufsicht der Eltern auf einem Stapel Baumstämme, der auf den Abtransport ins Sägewerk gewartet hat, gespielt. Dabei haben sie Stämme gelöst, ein Kind ist verunglückt. Die Eltern sahen die Alleinschuld beim Bauern, dem der Stapel gehörte, nach dem Motto "wenns gefährlich wäre, wärs ja abgesperrt". Das ist aber in Österreich kein einziger solcher Stapel, und manche liegen extrem labil. Die Eigenverantwortung wird in Österreich weit mehr gefordert.
Am Balkan wird noch weit mehr Eigenverantwortung gefordert, als in Österreich. Dazu 2 Beispiele: Ein Wanderweg kann gemütlichst und sicherst ausgebaut sein -oder genauso gut als Kletterroute durch die Felswand führen (hat zB. mein Bruder erlebt). Oder: Es werden Radrouten durch stark von Bären bewohnte Regionen beworben, dass Bärenkontakte möglich sind, und wie dabei vorgegangen werden sollte, schreibt niemand.
Mit den Minen verhält es sich nicht anders. Die paar grossen, militärisch angelegten Minenfelder wie zB. eines in der Nähe von Obrovac sind genau definiert gelegt und markiert. In diesem verrückten Krieg wurden aber viele, viele Minen so in die Gegend verteilt, dass man von ihnen teilweise nur ungefähr die Lage kennt, oft kennt man nicht einmal das. Zu Räumen sind sie de facto kaum bis gar nicht. Auf einer Radtour fürchte ist beim Abgehen von sicheren Räumen (minenfreie Straßen, Orte und Gärten) diese verstreuten Minen, vor den anderen wird ja gewarnt.
Und genau vor diesen Minen warnt kein Schild, man wüsste meistens auch nicht, wo man das Schild hinstellen müsste. Es wird einfach davon ausgegangen, dass sich alle, die die gefährdeten Regionen bereisen, selbst schlau machen und entsprechend handeln.
Versteht ihr jetzt, warum ich immer wieder versuche, vor den Minen zu warnen?
lg! und eine schöne Reise durch Bosnien & Co!
georg
Jetzt habe ich noch gegrübelt, warum gerade das Minenrisiko gerne unterschätzt wird. Dabei bin ich auf eine mögliche Erklärung gestoßen. Ich schreib sie einmal, vielleicht trägt sie zum besseren Verstehen bei:
In Deutschland besteht, soweit ich das überblicken kann, eine gewisse Tendenz, Risiken von vorne herein auszuschalten. Das bringt mehr Sicherheit, verleitet aber zu Gedankenlosigkeit, weil oft gar nicht mehr mit Risiken gerechnet wird.
Dazu ein Beispiel: in Österreich haben einmal deutsche Kinder unter Aufsicht der Eltern auf einem Stapel Baumstämme, der auf den Abtransport ins Sägewerk gewartet hat, gespielt. Dabei haben sie Stämme gelöst, ein Kind ist verunglückt. Die Eltern sahen die Alleinschuld beim Bauern, dem der Stapel gehörte, nach dem Motto "wenns gefährlich wäre, wärs ja abgesperrt". Das ist aber in Österreich kein einziger solcher Stapel, und manche liegen extrem labil. Die Eigenverantwortung wird in Österreich weit mehr gefordert.
Am Balkan wird noch weit mehr Eigenverantwortung gefordert, als in Österreich. Dazu 2 Beispiele: Ein Wanderweg kann gemütlichst und sicherst ausgebaut sein -oder genauso gut als Kletterroute durch die Felswand führen (hat zB. mein Bruder erlebt). Oder: Es werden Radrouten durch stark von Bären bewohnte Regionen beworben, dass Bärenkontakte möglich sind, und wie dabei vorgegangen werden sollte, schreibt niemand.
Mit den Minen verhält es sich nicht anders. Die paar grossen, militärisch angelegten Minenfelder wie zB. eines in der Nähe von Obrovac sind genau definiert gelegt und markiert. In diesem verrückten Krieg wurden aber viele, viele Minen so in die Gegend verteilt, dass man von ihnen teilweise nur ungefähr die Lage kennt, oft kennt man nicht einmal das. Zu Räumen sind sie de facto kaum bis gar nicht. Auf einer Radtour fürchte ist beim Abgehen von sicheren Räumen (minenfreie Straßen, Orte und Gärten) diese verstreuten Minen, vor den anderen wird ja gewarnt.
Und genau vor diesen Minen warnt kein Schild, man wüsste meistens auch nicht, wo man das Schild hinstellen müsste. Es wird einfach davon ausgegangen, dass sich alle, die die gefährdeten Regionen bereisen, selbst schlau machen und entsprechend handeln.
Versteht ihr jetzt, warum ich immer wieder versuche, vor den Minen zu warnen?
lg! und eine schöne Reise durch Bosnien & Co!
georg