... Wie kann man das machen ...
Vor etwa zwei Wochen benutzte ich einen EC München-Verona. Die gleichen Züge laufen auch zurück von Verona nach München. Ich kann Dir bei beabsichtigter Fahrradmitnahme nur raten: Tu Dir das nicht an! Wie "2Blattfahrer" schon sagte: Am Schalter kannst Du für Dich und Deinem Begleiter einen Stellplatz reservieren lassen. Damit droht ein Zerwürfnis. Meine Erfahrungen schildere ich zur Abschreckung.
Seit Jahren benütze ich aus diversen Gründen in Norditalien nur den Nahverkehr zu original italienischen Preisen ohne den beträchtlichen DB-Zuschlag. Letztes Jahr liefen keine EC-Züge auf der Brenner-Linie. Ich habe sie noch nie benutzt, heuer laufen sie wieder dem Namen nach - bloße Staffage. Letztes Jahr gab es einigen Schienenersatzverkehr. Bergauf brachte ich mein Rad mit Verhandlungsgeschick immer im Bus unter. Meine Hausstrecke zum Brennerbahnhof geht von Dießen über Weilheim-Scharnitz-Innsbruck. Vom Brenner geht es auf Italienisch weiter. Meine einmalige Erfahrung: Gelegentlich GPS-gemessen lief der "neue" EC auch nicht wesentlich schneller als ein Nahverkehrszug. Zeit gewann er nur, indem er kleinere Orte durchfuhr, ohne anzuhalten. Für mich bedeutet der Umweg über München längere Fahrzeit.
Meine Fahrt mit dem EC München-Verona wird mir noch einige Zeit im Gedächtnis bleiben. Dass er von Gleis 13 im Münchner Hauptbahnhof abfuhr, konnte mich nicht schrecken. Die EC-Wagen sind österreichische Modelle aus der glorreichen Donaumonarchie. So erklärte mir der deutsche Zugführer auch das Fehlen eines eigenen Rad-Abteils. Ich habe in Radler-Wagen, besetzt von heimkehrenden bayrischen Etschtal-Radlern, schon berauschende Feiern mitgemacht. Damit dieser Beitrag einen höheren Sinn gibt: In manchen Südtiroler Betrieben gibt es das Zehntel-Glas Wein noch für einen Euro - auf das doppelte übergeschenkt je nach Lust und Liebe der Wirtin. In einem Meraner Beisel kostet das Ähnliche das Doppelte bei halber Menge und Gesicht verzerrendem Geschmack.
Von einem Radabteil wollte in München auf dem Bahnsteig von den an der Uniform kenntlichen DB-Leuten keiner etwas wissen. Zu guter letzt bekam ich von dem umgänglichem Zugführer die Erklärung, dass der mittlere Wagen des Zuges an beiden Enden einen mickrigen Stellplatz für ein Rad hat, der reserviert werden kann. Dass dies ihn bis in seine Albträume verfolgt, hat er mir auch anvertraut. Den reservierten Stellplatz müssen leidgeprüfte Zugbegleiter erst freikämpfen, da sie mit Kinderwagen und Großraumgepäck bereits im Startbahnhof belegt werden. Mir tun Zugbegleiter nur noch leid. Erst gestern auf der Rückfahrt von Mallnitz erlebte ich den Aufstand eines Ehepaares, weil sie ohne die vorgeschrieben Reservierung angetroffen noch einen Nachschlag bezahlten sollten. Der Zugbegleiter machte wegen dieses ständig wiederkehrenden Szenarios einen wirklich niedergeschlagenen Eindruck auf mich. Als ich das Ehepaar daraufhin ansprach, stieß ich nur auf Ignoranz und Selbstbehauptung um jeden Preis: "Uns geht es nicht um das Geld ..." Dass sie dankbar sein sollten, nicht aus dem Zug gewiesen zu werden, kam ihnen nicht in den Sinn.
Der Beitrag von "2Blattfahrer" hatte mich neugierig gemacht. Ganz gegen meine Gewohnheit kaufte ich mir eine Fahrt mit EC von München aus. Von Verona aus dürften die gleichen Züge laufen. Da in unserer Gegend kein Bahnhof mehr einen Schalter hat, ging ich ins Reisebüro. Dort verlangte man für mein EC-Ticket 10 Euro Zuschlag für Auslandsauftrag. Ich bezahlte für die Fahrkarte letztendlich das Doppelte wie früher. Das Verfahren dauerte eine Stunde, da der Computer abstürzte, und sich weigerte, eine Strecke über Meran hinaus zu verarbeiten. Bei meinen Zugfahrten in den letzten Wochen in Norditalien kam ich zu der Überzeugung, dass die "Trenitalia" die Preise stark erhöht hat.
Schon in München machte mich ein junger Schnösel mit DB-Autoritäts-Insignien am Kragen schon etwas ärgerlich, als er mich zur Rede stellte, weswegen ich mein Rad im Gang parke. Zwei Meter davor war er an dem von mir gemieteten, verstellten Radstellpatz mit zugedrückten Augen vorbeigegangen. Nach meiner galligen Bemerkung, er solle sich nicht aufspielen, sondern besser den mir zustehenden Stellplatz freikämpfen, trollte er sich mit der Abgangs-Bemerkung, mein Problem weiterzugeben. Zu dem Zeitpunkt hatte ich bereits von Zugführer die Zusage, im vorderen Wagen des Zuges in einem leeren Abteil neben seinem Dienstabteil eine Abstelle zu bekommen. In diesem Verfahren bin ich den Zug mehrfach mit dem Rad auf und ab gefahren, ohne abgemahnt zu werden. Der Zugführer ist ein Frauenliebhaber, wie er mir frei weg erzählte. Er bekam Damenbesuch in seinem Dienstabteil, neben dem er mich einquartiert hatte. Ich hatte ihm gesagt, ich möchte nur an mein geplantes Ziel kommen, und würde dafür alles hinnehmen. Er hatte mich davor gewarnt, dass die wechselnde italienische Zugbegleiterin kein Pardon kenne, und mich aus dem Zug werfen würde. Als sie auf dem Brenner in den Wagen kam, hörte ich nur ihren spitzen Schrei "bicicletta". Der österreichische Zugbegleiter war gleich zu Stelle, beruhigte sie, und so kam ich an mein Ziel, wo die Sonne schien.
Meine Devise für diesen Frühling: Auf den Berg mit der Bahn, bringt dich voran, mit dem Rad nur bergab ist etwas schlapp: Etsch-Radweg auf seinem Paradestück hinter Laas, den Drauradweg von Innichen bis Lienz, den Murtalradweg, den Ennsradweg vom Gesäuse bis nach Steyr. Verbindungen stellte die Bahn her.