Posted by: weasel
Re: Keine Visa für EU-Bürger von Lybien! - 02/17/10 05:14 PM
In Antwort auf: blacky
Ich stell fest, dass diejenigen das ganze nicht so einseitig sehen, die lt. Profil schon einiges rumgekommen sind. Die, die noch nicht aus D/Europa rausgekommen sind, malen Schwarz/Weiss.
Kommt doch erst mal aus eurer Ecke raus und fahrt mal ein bißchen durch die Welt. Dann werdet ihr auch sehen, das die politische Landschaft nix mit der Bevölkerung zu tun hat.
In Globetreterkreisen heißt es seit langem: In den korruptesten und autoritärsten Ländern leben die besten Leute.
Ansonsten könnt ihr auch weiter die Zeitung mit den großen Bildern weiterlesen.
Kommt doch erst mal aus eurer Ecke raus und fahrt mal ein bißchen durch die Welt. Dann werdet ihr auch sehen, das die politische Landschaft nix mit der Bevölkerung zu tun hat.
In Globetreterkreisen heißt es seit langem: In den korruptesten und autoritärsten Ländern leben die besten Leute.
Ansonsten könnt ihr auch weiter die Zeitung mit den großen Bildern weiterlesen.
Ich denke, Du bist nur als Tourist (ja auch Radreisende und Globetrotter sind letzten Endes nichts anderes als "Touristen") rumgekommen. Es ist naiv zu glauben, man lerne eine Gesellschaft und Mentalität wirklich kennen, nur weil man das Land nicht als Pauschal- sondern als Individualtourist bereist. In vielen Ländern, die in deinem Profil stehen sind Touristen in den meisten Landstrichen auch eine Seltenheit und somit etwas "Besonderes". Gastfreundschaft gegenüber einem seltenen Touristen hat in vielen dieser Länder auch etwas mit Renomme und Status zu tun. Beherbergt und bewirtet man im entlegenen Dorf einen Touristen aus dem reichen Europa bringt dies durchaus Ansehen in der Gemeinschaft und gerade in muslimischen Ländern ist Gastfreundschaft auch ein religiöses Gebot, muß also nicht unbedingt von Herzen kommen, sondern weil es Pluspunkte auf Allahs Punktekonto bringt. So habe es mir viele muslimische Mitbewohner während meiner Studienzeit selbst geschildert. Und dieses Gefühl, als etwas "ganz Besonderes" behandelt zu werden schmeichelt natürlich vielen Globetrottern, da sie in ihrem Heimatland von den langweiligen, unfreundlichen Landsleuten nur als ganz normale und beliebige Mitmenschen behandelt werden. Ich denke daher kommt dieses schwarz-weiß Urteil "In den korruptesten und autoritärsten Ländern leben die besten Leute.".
Es ist auch das einzige Schwarz-weiß-Urteil, das ich in diesem Faden finde. Denn niemand hat hier die lybische Bevölkerung mit Gaddhafi gleichgesetzt. Während Du hingegen sofort Bescheid weißt, daß Geschäftsreisende, die in arabischen Ländern unangenehme Erlebnisse hatten selbst Schuld sind. Somit bist leider Du hier derjenige, der Vorurteile hegt, auch wenn Du Dir dies nicht eingestehen wirst. Das meine ich ganz umpolemisch und es ist nicht meine Absicht, Dich damit anzugreifen oder zu verärgern. Man könnte lediglich darüber streiten, ob die Besorgtheit der "Scharz-Weißmaler" Sonntagsradler und Ticino bezügl. der Rechtsunsicherheit für Reisende in diesen Ländern nun begründet sei oder nicht.
=> Gerate mal in Lybien als ausländischer, nichtmuslimischer Radler in einen Verkehrsunfall, in dem ein Einheimischer ernsthaft zu Schaden kommt. Sowas ist eine durchaus realistische Möglichkeit. Dann wird es definitiv gefährlich und zwar ganz unabhängig davon, ob man selbst der Unfallverursacher war oder der Einheimische.
Ich glaube übrigens, daß manche Globetrotter diese kulturelle Obligation der Gastfreundschaft auch durchaus ausnutzen, wenn auch nicht grob vorsätzlich, wohlgemerkt. Ich habe manche Reiseberichte gelesen, in denen Globetrotter/-radler begeistert davon geschwärmt haben, wie sie von armen Familien vor der versammelten, neugierigen Gemeinde, die von den Gastgebern immer schön auf Abstand gescheucht wurden fürstlich beköstigt wurden und ihnen zum Abschluß noch die Taschen mit Lebensmitteln befüllt wurden. Wenn man das alles einfach so akzeptiert im Glauben es geschehe ohne selbstauferlegten kulturellen Zwang...naja. Da tut man dann weder sich noch den Gastgebern einen Gefallen. Etwas ganz anderes ist es natürlich, wenn man nur zum Tee oder einem einfachen Snack eingeladen wird, weil man als exotischer Reisender etwas ersehnte Abwechslung ins Ende der Welt bringt.
BTW: Ich bin zur Zeit arbeitslos. Würde ich nun nach Lybien oder Ägypten reisen und dort vor irgendeiner Behörde vorsprechen um mir meinen Lebensunterhalt oder zumindest die Rückreise und Unterkunft bis dahin bezahlen zu lassen, was würde wohl mit mir passieren...? Könnte ich in diesem Zusammenhang in diesem nicht gerade armen Ölförderstaat dieselbe "Gastfreundschaft" erfahren wie sie hier in Europa üblich ist? Nichts für Ungut, aber ich mag es überhaupt nicht und fühle mich als Europäer immer angegriffen, wenn Europa indirekt schlechtgeredet wir indem andere Länder zu rosig dargestellt werden.
Und nochmals: ich persönlich hätte kein Problem nach Lybien zu reisen, wenn mich das Land kulturell und landschaftlich reizen würde. Wäre es landschaftlich und kulturell genauso interessant wie Marokko, würde ich es diesem sogar vorziehen, da es touristisch noch nicht erschlossen ist und auch wirtschaftlich besser darsteht als Marokko. Dadurch hätte man dort sicher mit weniger Betupperei und mit bettelnden Kinderhorden wahrscheinlich gar nicht zu rechnen.
Was die gesellschaftlichen Zustände angeht muß man es halt hinnehmen oder bleibt eben zuhause.
Ich habe aber kein Problem damit, wenn Leuten Länder wie Lybien wegen der unbestreitbaren fehlenden Rechtssicherheit unheimlich sind.