Hallo,
natürlich wird man vom Verkehr immer eingeholt, aber je früher man wegfährt, desto später. Um ca neun Uhr kommen die Busse und blasen dir die blauen Abgase ins Gesicht und du saugst sie gezwungenermaßen tief in die Lunge und um zehn Uhr kommen die Motorradfahrer, die später aufstehen, weil sie am Abend gerne saufen. Ganz zu schweigen von den Autotestfahrern, (Audi u.a.) die mit ihren schweren, ballastbeladenen Anhängern hinten dran, auf der Glocknerstraße ihre Bremsentests durchführen und zu diesem Zweck die Straße 10 mal auf und ab fahren und dabei ihr bestialisches Bremsengestank verbreiten.
Eine Möglichkeit, dem stärksten Verkehr zu entgehen, wäre statt in aller Früh, erst am späteren Nachmittag zu fahren, frühestens etwa um 16.oo h, dann ist das Ärgste vorbei. Zweckmäßig wäre es da natürlich, oben zu bleiben und dort zu übernachten. Besonders angenehm ist das im Gasthaus Fuscherlacke möglich, aber auch natürlich anderswo, Wallakhaus, Glocknerhaus ua.). Faszinierend, und ein besonderes Erlebnis dabei, ist die vollkommene Ruhe, wenn der Verkehr am Abend völlig zum Erliegen kommt. Sich am späten Abend in das inzwischen dunkle Tal hinab zu stürzen, ist hingegen wenig reizvoll.
Eine Niete ist natürlich der einmal jährlich den Radfahrern großzügig gegönnte sogenannte "autofreie Tag". Denn zum Einen ist das natürlich nicht, wie man glauben könnte, ein ganzer Tag, sondern natürlich nur ein halber, dann lässt man die ungeduldig unten wartende Automeute wieder hinauf und die tausend oder zweitausend Radfahrer die da unterwegs sind, die ganze Straße für sich hatten und sich deshalb Zeit gelassen hatten, weil ja autofrei, finden sich unvermittelt von der, nunmehr natürlich Autokolonne, eingeholt, auf die Seite gescheucht
und massiver belästigt, als es sonst der Fall wäre.
Ich halte mich deshalb von solchen Massenveranstaltungen fern, auch weil es keineswegs stressfrei ist, mit zweitausend anderen gleichzeitig unterwegs zu sein.
Ich bin lieber allein unterwegs und auf der Glocknerstraße ist mir das bisher sogar dreimal gelungen Das erste Mal zufällig, weil ich bei Schlechtwetter weggefahren bin und deshalb so gut wie kein Verkehr war. Ab Höhe Piffkar begann es allerdings zu regnen. In 2.000 mH ging der Regen in Schnee über und am Fuschertörl schwitzte und schlotterte ich vor Kälte im Schneetreiben gleichzeitig. Warme Kleidung, Regenzeug und Neopren Überschuhe hatte ich natürlich mit, nur meine Handschuhe waren schon von der Auffahrt völlig durchnässt, so dass ich mich, inzwischen zitternd vor Kälte und mit steifen Fingern auf die Abfahrt begab. Ein paarmal musste ich einen Halt einlegen um die steifen Finger wieder warm zu bekommen. Seither besitze ich Goretex-Handschuhe!

Einen anderen Radler sah ich an diesem Tag nicht.
Das zweite Mal, dass ich die Glocknerstraße sogar völlig verkehrsfrei erlebte und ebenfalls allein, bei schönstem Wetter und dazu noch mitten am Tag gefahren bin, war vor zwei Jahren, als die Straße noch gesperrt war und am nächsten Tag geöffnet werden sollte. Da packte ich schnell zusammen, setzte mich in den Zug und fuhr nach Bruck. Es war perfekt.
Das dritte Mal war es ganz ähnlich, nur im vergangenen Herbst. Die Wintersperre der Straße stand bevor und ich erkundigte mich, wann das endgültig der Fall sein würde. Man sagte mir den Tag, ich packte wieder meine Sachen, setzte mich in den Zug und fuhr bei wolkenlosem Wetter nach Bruck. Die erste Straßensperre fand ich bereits bei Beginn der ersten Steigung, nach den letzten Häusern im Tal, wie ich mit Genugtuung schon einmal zur Kenntnis nahm. Eine weitere bei der Mautstelle und noch eine im Piffkar, da musste ich sogar unten durch. Da war ich am späteren Nachmittag unterwegs und der Schatten aus dem Tal kroch immer ein paar hundert Meter hinter mir her nach oben. Einen anderen Radler sah ich da natürlich nicht und ich war auch garantiert als Letzter unterwegs im vergangenen Jahr, weil es in der Nacht zu schneien begann und am nächsten Tag ein halber Meter Schnee lag.

Gruß Franz