Re: Bahnfahren in Polen

Posted by: Anonymous

Re: Bahnfahren in Polen - 08/29/05 08:27 PM

Hallo, hier ein Ausschnitt aus einem Radreisebericht Anno 1999. Ich fuhr damals kurzfristig (vom deutschen Konsulat in Gdansk/Danzig aus) nach Hause und hatte nichts reserviert.

Zitat:
Am besten wurde es aber noch, als die Frau [auf dem Konsulat] mir ganz beiläufig erzählte, dass andere Deutsche gerade zum Bahnhof aufgebrochen seien, weil gegen 13.00 Uhr ein Zug nach Berlin fuhr. Dabei hatte sie doch gewusst, dass ich so schnell wie möglich nach Deutschland wollte. Das spricht nun wirklich für mangelnde - na ist auch egal.
Bis zum Bahnhof waren es noch 2-3 km im Stadtverkehr zu fahren, jetzt war es 12.30 Uhr. Ich versuchte es trotzdem und kam um 12.50 Uhr am Bahnhof an. Zum Glück fuhr der Zug erst um 13.24 Uhr ab. Es wurde zeitlich aber trotzdem alles sehr knapp, denn obwohl ich mittlerweile ein gutes Gefühl für die Andersartigkeit polnischer Bahnhöfe habe, gab es noch einigen Ärger mit der begriffsstutzigen Frau hinterm Schalter für internationale Fahrkarten, die nicht mal Englisch konnte. Fünf Minuten vor Abfahrt rief ich kurz Frank an, dann raste ich zum Peron, wobei mir glücklicherweise immer schnell Leute halfen, etwas das ich wieder in Deutschland [damals Münster, gilt nicht für Erfurt]sofort vermisste. Dass der Zug rappelsvoll war und das Fahrradabteil unglaublich überfüllt, brauche ich kaum noch zu erwähnen. Die allgemeine Hilfsbereitschaft während der Reise fand bei dem Schaffner des Nachtzuges von Berlin nach Dortmund ein Ende. Schließlich ließ er mich jedoch auch ohne Reservierung hinein. Lustig war noch, dass ich am nächsten Morgen ab Dortmund ein paar Leute traf, die auch über Nacht Zug gefahren waren und darüber schrecklich jammerten. Und die polnischen Schwulen, die vom Dortmunder Bahnhof aus nach Münster wollten. So kam ich müde, aber zufrieden wieder in der Heimat an.


Man kann doch mit wenig Aufwand (Reise-Kauderwelsch-Bücher) ca. 50-100 Phrasen lernen, auch wenn man vorher kein Russisch gelernt hat. Oder vor der Reise einen Muttersprachler bitten, die nötigsten Wörter und Wendungen vorzusprechen und aufzuschreiben. Das kostet ca. 2 Std. Zeit, die sich nachher allemal lohnen.

Damals, 1999, konnte ich schon genug Polnisch, um mit einfachen Worten der Frau am Fahrkartenschalter zu erklären, dass es in Deutschland zwei "Halle" gibt; sie wollte den Leuten vor mir in der Schlange Karten nach Halle/Westfalen verkaufen, dabei wollten die nach Sachsen.

In Notfallsituationen hilft dies: EineR bleibt in der Schlange, die/der andere geht von vorn nach hinten und fragt, ob jemand Deutsch oder Englisch spricht. In Polen sind die Menschen im Schnitt _sehr_ hilfsbereit. Jüngere Menschen sprechen schon recht ordentlich Englisch oder Deutsch.

In dem Fahrradabteil des Interregios quetschen sich am Ende 30 Räder (ok, die standen bis in den Gang ...) Alle saßen auf dem Boden, aber waren gut drauf! Ähnliches habe ich auch schon in polnischen Zügen erlebt. Hauptsache, man kommt mit, das ist doch schon was. Und man trifft eine Menge nette Leute.

Ok, ich hatte irgendwann mal polnische Vorfahren, meine Mutter stammt aus Schlesien und ich habe das Kommunikationsverhalten mit den PolInnen vielleicht irgendwie drauf. Man muss einfach ein bisschen herzlicher sein als in Deutschland (um es einfach zu formulieren), und die Polen mögen!, dann kommt man sehr gut klar.

Petra