Re: Fernradwege in Schweden

Posted by: atk

Re: Fernradwege in Schweden - 06/29/05 09:49 PM

Zitat:
...wird dann Stockholm wirklich "Stuckhulm" gesprochen?

War die Frage ernst gemeint? Ich hoffe schon, sonst würde ich mir die folgenden Ausführungen sparen zwinker

Nein, natürlich wird Stockholm mit zwei o-Lauten gesprochen, wie im Deutschen (Oslo wird dagegen tatsächlich [uslu] gesprochen (schwedisch wie norwegisch)).

Für die Aussprache des Buchstaben <o> gibt es im Schwedischen keine Regel. Mal wird er als [o], mal als [ u] gesprochen. Es gibt Wortpaare, die man gleich schreibt, wo man das <o> aber in einem Wort [o], im anderen [ u] spricht (z.B. kort, dom). Man kann zwar mit höherer Wahrscheinlichkeit bei einem Langvokal auf die Ausprache [ u] und bei einem Kurzvokal auf die Aussprache [o] tippen, aber es ist eben nicht sicher und man muss sich die Aussprache für jedes Wort mit <o> merken.
Dagegen wird das <å> wirklich immer wie ein [o] ausgesprochen (und zwar genau so wie ein o im Deutschen, egal ob kurz oder lang). Man hat diesen Buchstaben genau dafür erfunden, die aus altem a entstandenen o-Laute wiederzugeben.

Es ist immer ganz lustig, wenn in einem schwedischen Lexikon die Aussprache deutscher Wörter angegeben ist. Meist wird in solchen Büchern nämlich nicht die internationale Lautschrift benutzt, sondern eine schwedische Variante, die sich davon vor allem eben in der Wiedergabe der [o] und [ u]-Laute unterscheidet, die in der "schwedischen Lautschrift" mit å bzw o angegeben werden.
Beispiel "Norstedts svenska ordbok + uppslagsbok":
Bonn [bån'] ...
Koblenz [kå'blents] ...
Ulm [ol'm] ...

Die Gründe für die Abweichung der schwedischen Aussprache der Vokale von der "europäischen" liegen in Lautverschiebungen begründet, die etwa im 15. Jahrhundert stattgefunden haben. Obwohl sich die Ausprache der Vokale geändert hat, hat man in der Schrift die alten Vokalzeichen beibehalten. Lediglich bei den aus [a] entstandenen [o] hat man seit dem Bibeldruck von 1526 zur Kennzeichnung der geänderten Aussprache ein o über das a gesetzt, so entstand das å.
Zunächst betraf die Lautverschiebung nur Langvokale. Langes [a] wurde zu langem [o], langes [o] zu langem [ u], langes [ u] zu einem Laut zwischen unserem u und ü.
Da sich anschließend auch in vielen Fällen die Vokallängen geändert haben (sowohl von lang zu kurz als auch umgekehrt), findet man heute auch "europäisch" ausgesprochene Langvokale und "schwedisch" ausgesprochene Kurzvokale, d.h. sowohl kurzes <å> : [o] als auch langes <a> : [a], kurzes <o> : [ u] wie auch langes <o> : [o].

Andreas

PS: Ich hab in die phonetische Klammer [ u] ein Leerzeichen setzen müssen, weil sonst die Forumssoftware das für den Beginn von unterstrichenem Text hält bäh