Re: Ostseeumrundung (EV10) unvorbereitet wagen?

Posted by: cyclist

Re: Ostseeumrundung (EV10) unvorbereitet wagen? - 06/04/24 11:39 AM

Hallo,
ich bin 2021 den finnischen Teil des Ostseeküstenradwegs ab Kemi bis Turku incl. der Archipelago Road Klick gefahren. Die Anreise erfolgte bei mir mit der Fähre Travemünde-Helsinki Vuosaari (ca. 30km östlich vom Zentrum), dann mit der Bahn (ca. 9h) nach Kemi. Zurück ab Turku mit der Bahn und der Fähre.
Insgesamt waren es 1350km u. ca. 8000 Höhenmeter, verteilt auf 17 Tage plus An-/Abreise.

Der nördliche Teil (Kemi bis kurz vor Kokkola) ist noch vergleichsweise flach, bis Vaasa ists dann schon etwas kräftiger hügelig. Ab Pori wird es dann wieder hügeliger bis bei Uusikaupunki. Auf der Archipelago Road (Innerer Schärengürtel) hat es viele kurze teils sehr knackige Anstiege, eine sehr gute bergtaugliche Übersetzung ist da schon Pflicht.

Die meiste Zeit sieht man vom Ufer nix, man ist teilweise bis zu 30km weg vom Ufer. Als öde empfand ich die Strecken in Finnland eigentlich überhaupt nicht.
Auch das Verhalten der Autofahrer ist überwiegend sehr gut - wenn man mal die Stadtbereiche und die kurzen Stücke stark befahrene Landstraße ausnimmt.

Landschaftlich fand ich die Schären besonders schön. Da sind auch sehr viele andere Radler unterwegs - auf den ersten 2 Wochen waren es gerade mal 20, denen ich begegnet bin, an der ersten Fähre (Heponiemi-Kannvik) waren es direkt >30 die mir entgegen kamen...
Sobald die Autos von der Fähre vorbei waren, ist auch wieder kaum was los auf den Inseln.

2022 bin ich dann den schwedischen Teil, ab Stockholm bis Kemi gefahren. Die Anreise wieder mit der Fähre (Rostock-Nynäshamn, die Fähre gibt es leider nicht mehr), dann mit der Bahn nach Stockholm-Odenplan. Das waren dann ca. 1700km u. 11500Hm in 20 Etappen (insgesamt 24 Tage).

Der schwedische Teil war schon deutlich hügeliger, speziell die Höga Küsten, ist schon nicht ohne (was die Anstiege angeht, hatte da 2 Etappen mit 1100Hm/Tag). Aber auch sehr schön, da viele Abschnitte mit sehr wenig Verkehr.

Sehr viele, auch sehr kleine Straßen in Schweden und Finnland sind in Googles Street View relativ aktuell erfasst, so das man schauen kann, wie es da ausschaut und wie der Belag ist.

Was die Fitness angeht, losfahren und schauen wie es sich anfühlt die erste Woche. Danach merkst du recht gut, was so möglich ist. Mir reichen inzwischen 60-80km, wenn es mal sein muss können es auch mal 100km werden, mehr muss es aber mittlerweile nicht mehr sein.

Was die Technik angeht, so würde ich dir ebenfalls empfehlen, den Antrieb komplett zu erneuern (incl. Schaltungsröllchen). So hast du dann unterwegs Ruhe.
Die Gepäckträger würde ich schon ersetzen, wenn sie schon mal repariert wurden.
Auch die Schrauben sollten alle (!) überprüft werden, ob noch fest genug. Ein wenig Fett an den Gewinden schadet auch nicht...

Was die Navigation angeht, eine wirklich optimale Navigation hat man mit der Kombination vom Streichelautomaten (z.B. Google um Läden und deren Öffnungszeiten zu finden), einem Navi (bzw. einer Äpp) mit dem Track der Strecke, sowie einer passenden Papierkarte (zur schnellen Übersicht, 1:400T z.B.).

Ich plane zuhause mit Garmin BaseCamp, was einerseits kostenlos ist, offline funktioniert, viele Karten auf OSM-Basis verarbeiten kann, sowie man seine Tourendatenbank komplett offline parat hat. Tracks/Routen/Wegpunkte können erstellt/editiert und auch importiert/exportiert werden.

Wenn noch Fragen, gerne auch per PN.