Re: Quer durch Deutschland: Primitives übernachten

Posted by: Indalo

Re: Quer durch Deutschland: Primitives übernachten - 05/08/22 07:21 AM

Hallo Lukas,

meine Ideen wären noch folgende:

Du kannst dich selber ein wenig austricksen und zuhause vor der Reise mit osmand etc. alle in Frage kommenden Shelter, Waldspielplätze etc. digital heraussuchen und dir ein X auf der analogen Karte machen, die Du dann mitnimmst, Maßstab 1:200.000 müsste dafür ausreichen.

Du kaufst dir jeden Abend eine Wanderkarte der Gegend in der du gleich übernachten willst. Die gibt es ja sogar meistens noch bei Tankstellen. In den Wanderkarten 1:25.000 sind Schutzhütten, Grillplätze und Spielplätze ausserhalb der Ortschaften meist eingezeichnet, je nach Verlag. Solltest Du extrem low-budget unterwegs sein, müsstest Du halt nett fragen, ob Du einen Blick auf die Karte werfen darfst, dann müsstest Du dir dein potentielles Ziel halt merken.

Was mir auch schon öfter weitergeholfen hat, sind die in vielen Ortschaften aufgestellten Umgebungskarten. Diese finden sich gerne vor dem Rathaus, am Dorfplatz, vor dem Bahnhof etc, irgendwo an prominenter Stelle im Dorf. Sehr oft sind das hochkopierte Wanderkarten auf denen die Wanderungen und Sehenswürdigkeiten der Gegend eingezeichnet sind. Und auf diesen Karten finden sich oft noch lokale Hinweise auf z.B. Grillplätze, Badestellen, Waldspielplätze etc., bisweilen sind dieselben nicht mal digital erfasst.

Last not least, auch gute alte Schule, mensch kann ja durchaus auch ganz analog jemanden ansprechen. Sympatisch aussehende Hunderundendreherinnen in Outdoorkleidung sind z.B. mein Beuteschema wenn ich jemanden nach einer tauglichen Biwakstelle fragen will/muss. Da gabs es auch schon gute Tipps für verlassene Schuppen und sonstige Vordächer, einmal wurde sogar morgens eine Thermoskanne mit Filterkaffee gebracht.

Ich persönlich würde ja nie ohne Zelt losziehen, aber ein guter Freund von mir beispielsweise, der ist jahrelang kreuz und quer durch Mitteleuropa geradelt, manchmal auch zu Zweit auf dem Tandem, und die hatten nie ein Zelt dabei, sondern schwörten auf Brücken oder Schutzhütten/Shelter.
Inzwischen ist der Freund zum Langstrecken-Wandern gewechselt, gleichwohl durfte ich mir gestern ein spontanes Impulsreferat zum Thema Schlafen unter Brücken anhören. Was ich mir gemerkt habe, ist dass die großen Brücken meistens die geeigneteren sind, weil die haben baulicherseits oft so attraktive Absätze auf denen sich passabel nächtigen lässt, unter kleineren Brücken hingegen ist es oft krautig oder matschig oder schlichtweg wenig Platz.. So wie ich beim Kartenstudium gezielt nach Grillplätzen Ausschau halte (da camp ich am liebsten), so hat er beim Kartenstudium ganz gezielt einen Blick auf Brücken, wo kreuzt die Autobahn oder große Zugstrecke den Fluss etc.

Der Freund erwähnte noch seinen Biwaksack mit Moskitonetz vor dem Gesicht, ohne den es bisweilen unangenehm wäre mit den Mücken/Schnaken.

Nachdem ich oben von deinen konkreten Reiseplänen las, denk ich mir ganz pragmatisch: Schau vorher auf den Wetterbericht und such dir ein Zeitfenster raus in dem es möglichst wenig regnet und dann ballerst Du halt sechs Tage lang die ollen Flusstäler rauf und runter, 5x wirst Du schon irgendein Plätzchen finden, wo Du dich irgendwie einrollen kannst, danach hast Du auf jeden Fall was zu erzählen. Wenn Du schlau bist, steckst Du dir genug Geld für ein Hotelzimmer ein.

Wird schon schiefgehen,
Gute Fahrt!
Indalo