Re: Britisches Pfund - ab wann billiger

Posted by: Keine Ahnung

Re: Britisches Pfund - ab wann billiger - 06/28/16 07:38 AM

In Antwort auf: Peter Lpz
Es sind doch nicht plötzlich so eine Vielzahl von Wählern zu Nazis mutiert, sondern die Politik ist immer unerträglicher geworden.


Ich glaube, dass das keiner ernsthaft behaupten kann. Der europäische Gedanke, der schließlich zur Gründung der EU geführt hat, hatte aber seine Wurzeln darin, dass man erkannt hatte, dass in der Geschichte allzu nationales Denken eigentlich immer zu Schwierigkeiten geführt hat. Der zweite Weltkrieg ist hier nur ein besonders extremes, aber in diesem Sinne auch ein sehr gutes Beispiel. Um immerhin in Europa mehr Einigkeit zu gewinnen, ist es nicht zielführend, sich wieder auf nationale Selbstbestimmung zu besinnen. Das heißt nicht, dass kulturelle Unterschiede unter den Tisch gekehrt werden sollen und alles gleichgeschaltet werden sollte!

Nun zu behaupten, dass die Politik "immer unerträglicher" geworden sei, verkennt die äußerst positive Entwicklung, die in Europa seit Ende des zweiten Weltkriegs stattgefunden hat. Ein Verhältnis der meisten Länder Europas, wie wir es heute vorfinden, war zuvor keineswegs vorzufinden. Das heißt nicht, dass die europäische Politik alle Ziele erreicht hätte und es nicht auch Kritikpunkte gäbe. Aber nun deshalb den europäischen Gedanken aufzugeben, beruht auf fehlendem historischen Überblick und zugleich auf kurzsichtiger Betrachtungsweise. Rechtspopulisten nutzen Unzufriedenheit sehr geschickt aus (Politiker aller Couleur haben das in ähnlicher Weise schon immer für sich zu nutzen gewusst). Blickt man auf die aktuellen Probleme, die z. B. unsere Nachbarn auf der Insel bedrücken, und analysiert sie, so wird man feststellen, dass die meisten "hausgemacht" sind. Wenn man als Politiker selber in der Vergangenheit keinen Beitrag zur Verbesserung der Situation vorzuweisen hat, so ist es geschickt, auf einen Sündenbock zu deuten, von dem man sich gut distanzieren kann. Es ist leider eine Tatsache, dass sich in der Bevölkerung immer eine erhebliche Zahl von Menschen findet, die recht unkritisch und uninformiert solche schnellen Schuldzuweisungen aufnehmen und glauben, ohne sie zu reflektieren. Diese menschliche Schwäche ist so tief verankert, dass man Beispiele dafür bis in die Anfänge der uns überlieferten Geschichte findet (siehe z. B. den Begriff "Sündenbock").

Um nochmals auf den zitierten Satz zurückzukommen. Auch in der Zeit, als Nazis tatsächlich die Macht übernehmen konnten, waren diejenigen, die ihnen dazu verhalfen, keineswegs alles "böse Nazis". Basierend auf einer Krise konnte diesen Leuten aber schnell ein Sündenbock präsentiert werden und die "Heilsbringer" dazu. Ganz klar hat der BREXIT eine derartige Dimension nicht erreicht und auch den Politikern, die das dort vorangetrieben haben, würde ich (in den allermeisten Fällen) solche extremen Motive nicht unterstellen wollen. Aber auch dort ist natürlich der Wunsch verschiedener Politiker zu erkennen, die Macht zu übernehmen.

Und - nationale Bestrebungen sind immer sehr aufmerksam zu verfolgen. Bereits jetzt werden nach der BREXIT-Entscheidung Osteuropäer, die schon auf der Insel leben und arbeiten, vereinzelt angefeindet. Eine von den meisten BREXIT-Befürwortern sicherlich nicht so vorhergesehene (und gewollte) Stimmung bildet eine gute Grundlage für Aktionen dieser Art. Auch hierfür gibt es Beispiele in der Geschichte und auch im aktuellen Tagesgeschehen verschiedener (vielleicht sogar aller) Länder.

Eigentlich wollte ich mich zu diesem Thema hier nicht äußern und die Off-Topic-Diskussion ausweiten. Ich bin - nicht nur als Moderator - froh, dass diese Diskussion bislang recht sachlich verlief. Ich wünsche mir, dass das so bleibt.

Gerade einem Radreisenden sollte der Wunsch nach offenen Grenzen und einem guten Miteinander aller Nationen am Herzen liegen. Es wäre schön, wenn dieser Gedanke der Gemeinschaft sich in Europa festigen und perfektionieren ließe und parallel darauf geachtet würde, dass Europa nicht als ein bloßer Machtblock in Opposition zu anderen großen Machtblöcken gesehen wird. Auf lange Sicht würden uns und den anderen Menschen sonst daraus keine Vorteile erwachsen.