Re: Was ist dran am Mythos Nordkap?

Posted by: Cruising

Re: Was ist dran am Mythos Nordkap? - 08/11/15 04:50 PM

Hallo Jürgen

In Antwort auf: Juergen

von dir hätte ich mir eine differenziertere Aussage gewünscht. Du hast die Menschen und deren Begegnungen vergessen, die sich immer mal wieder auf dem Weg treffen, die sich gegenseitig motivieren, sich helfen und unterstützen.

Warum? Verstehe ich nicht – gerade um diese Differenzierung ist es mir doch gegangen traurig Der Jakobsweg war jahrhundertelang ein Ziel für echte Pilger, und vor denen habe auch ich den größten Respekt. Doch würde ich behaupten, die allermeisten, die dort heute unterwegs sind, sind einfach Follower – seit ein paar Reiseunternehmen und nicht zuletzt das Buch von Hape Kerkeling diesen Hype erzeugt haben ist, um mal Dietmars süffisantes Ranking von weiter oben zu bemühen, der Jakobsweg von 2 Punkten auf mindestens 8 hochgeschnellt – und nur deshalb! Den meisten ist doch der mit einer Pilgerreise verbundene Sinn völlig wurscht. Gäbe es nicht diese Umhängemuschel und die Aufmerksamkeit, wenn man sagen kann, dass man dazugehört, dann würden 90% der angeblichen Pilger dort nie hingehen. Das ist so wie in einer Muckibude – gäbe es da keine Schaufenster nach draußen, wo jeder sieht was für ein toller Hecht man ist, dann wären diese Läden halb leer. Das ist es, was mich traurig stimmt. Schon die Tatsache, dass es Pilger-Urkunden für unterschiedliche „Leistungsklassen“ gibt ist in meinen Augen ein absolutes Unding.

Im Übrigen legen wir genauso Wert auf die netten Begegnungen auf einer Radreise wie du – das ist auch einer der Gründe, warum wir so gerne in die USA gehen. Urlaub unter Freunden halt, mit vielen netten Gesprächen. Und ich bleibe bei meiner Meinung: Jede sinnvolle Reise braucht ihre Ethik. Echtes Interesse nenne ich das, an was auch immer. Anstatt wie ein blöder Schnäppchenjäger alles mitzumachen, was mit möglichst wenig Aufwand ein gewisses Prestige verspricht. Daran krankt unsere ganze Gesellschaft. Viele interessante Reiseziele sind dabei im Kommerz zu einem austauschbaren Konsumgut geworden – Reise-Fastfood sozusagen. Mein Beitrag oben war ein Versuch, für diese bedauerliche Entwicklung zu sensibilisieren schmunzel

Gruß Thomas
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