Re: Westalpen auf unbefestigten Wegen

Posted by: veloträumer

Re: Westalpen auf unbefestigten Wegen - 04/29/15 03:36 PM

Es gibt noch verschiedene Dinge, die man sagen könnte. Wenn man unsicher ist, ob bestimmte Strecken für einen geeignet sind, kann man ggf. flexibel planen und eine Rückzugsoption einkalkulieren. Manchmal zeigt sich recht früh, ob man mit dem Belag zurecht kommt oder nicht. Für mich ist auch immer wichtig, wo der schwierigere Teil liegt. Aufgrund meiner Straßenorienterung bzgl. fahrerisches Gefühl wie auch Ausstattung (Reifen, Gepäck), versuche ich Offroad-Teile eher auf Abfahrten zu legen, weil ich so eher eine Chance sehe, die Strecke irgendwie zu bewältigen. Zwar kann man Zeit gut machen, wenn man bergauf den Schotter nimmt und Asphalt abwärts fährt - aber was nutzt mich das, wenn ich gar nicht hochkomme. Für den Landschaftsgenuss ist Schotter ggf. ein Hindernis, wenn er zu anspruchsvoll ist, weil dann die gesamte Konzentration auf den Untergrund gerichtet ist und man allenfalls die Details der Landschaft beim Anhalten mitbekommt. Das ist dann mehr Sport als Reisen.

Einer weiteren Thesen kann ich nicht uneingeschränkt zustimmen. Schotterpisten sind nicht notwendigerweise attraktiver als Straßen im Gebirge. Gerade Kammstraßen bieten oft wenig Abwechslung, während das spannende ja die verschiedenen Vegetationsstufen und Landschaftsformen sind, die man im Auf und Ab erlebt - dann häufig auf bessseren Wegen oder Straßen. Man ist oft fernab der Besiedlung - die wiederum auch ein Stück der Bergkultur wiedergibt. Auch in Mittelgebirgen wie hier im nahen Schwarzwald finde ich viele Waldpisten langweiliger als manche Bergstraße, weil es oft recht monoton durch Nadelwald geht. Ähnliches gilt nicht gerade selten für die Bahnradtrassen, die sich als Radpisten in Europa einer touristischen Beliebtheit erfreuen.

Vorsicht ist auch geboten bei der Aussage "Schotter = einsam, Asphalt = viel los". Entscheidend sind die Regionen, nicht die Straßenzustände. Schotterpisten in beliebten Regionen in Österreich oder den bayerischen Alpen ziehen zu guten Zeiten ganze Horden von Wander- und Radtouristen an, hingegen bleiben in einsameren Alpenregionen (besonders frz. Alpen) beste Bergstraßen selbst zu Ferienzeiten weitgehend leer. Zudem schließt viel Verkehr nicht landschaftliche Schönheit aus - das Schöne wollen ja auch viele sehen, nicht nur ein paar Reiseradler, auch die Autofahrer und Motorbiker. Die Erkenntnis, nicht allein auf der Welt zu sein, ist manchmal schmerzlich, manchmal aber auch wieder beruhigend.