Re: Marrakesch keine Reise wert

Posted by: panta-rhei

Re: Marrakesch keine Reise wert - 12/07/14 09:30 PM

Hallo Paschakunis

(interessanter Nick - irgendwas à la Pocohantas zwinker ? )


Finde Deinen Beitrag den wichtigsten hier im Thread, da er den Blick vom "Ich hatte als Dritt-Welt-Touri ein schlechtes Erlebnis mit den Eingeborenen" öffnet hin zum ökonomisch-politischen Kontext! Ich finde ihn wichtig zum "Verstehen" des vom TE dankbarerweise (!) geschilderten Erlebnisses und um dazu beizutragen, dass am Ende nicht auch der vermeintliche "Individualtourismus Radreisen" nur zur Verstärkung bereits bestehender Vorurteile (nicht auf den TE bezogen!) über den "Charakter" der Fremden/Anderen führt.

In Antwort auf: paschukanis

Ich möchte noch ein, zwei Punkte in die Runde werfen:
Zunächst muss man sich glaube ich klarmachen, dass man auch in seinem gewohnten Umfeld meist nur ein wandelnder Geldautomat ist. Ob bei ALDI, in der Bahn oder der Stammkneipe, wenn du nicht zu Geld geronnene Arbeitskraft in der Tasche hast, hast du da nichts weiter verloren.

Wichtige Bemerkung - das wird als völlig "normal" akzeptiert, wenn diese Verdinglichung (Durchkapitalisierung jeglicher menschlicher Beziehung!) in einer von uns (Nordmenschen schmunzel ) gewohnten kulturellen "Verpackung" daherkommt teuflisch . "Nur auf Geld aus" sind die imaginierten "Anderen" ...

...
In Antwort auf: paschukanis


Ich möchte nun behaupten, dass man in Marokko (und anderswo) eine Art Blick in die Vergangeheit (Europas freilich) werfen kann. ...
Viele Marokkaner (oder Vietnamesen oder sonstwer) haben auch noch ein ganz gutes Gespür dafür wie absurd die verdinglichte Ökonomie ist, einfach aufgrund der Tatsache, dass parallel noch ältere Strukturen existieren (v.a. auf dem Land).


Sehr wichtig.
Dieser Blick in die Vergangenheit (der dagewesenen Wessis/Nordis zwinker ) blitzt auch z.B. in der Gastfreundschaft gerade der Landbevölkerung auf, die noch nicht völlig in kapitalistischen Bezugs/Wertesystemen leben, bzw. noch nicht lange!
In Antwort auf: paschukanis

Daher die vermeintliche (oder auch tatsächliche) Arroganz, gegenüber Leuten die nur noch Konsumenten (und so gesehen keine 'echten Menschen') sind.


Und die sich ihre Luxus/Macht/Stellung ausschliesslich über ihren materielle Überlegenheit "kaufen", jenseits traditioneller, vorkapitalistischer Regeln oder auch trotz krasser Missachtung derselben (z.B. der via Kleidung vermittelten Moralvorstellungen) ...

In Antwort auf: paschukanis

Aber man kann beruhigt sein: die sanfte Gewalt des Kapitals wird auch aus Marrakesch und Hue noch ein weiteres, leicht konsumierbares Biarritz, Sorrento oder Oberammergau machen grins


Tja ...