Du stellst richtig fest, dass eine Verringerung von Autospuren bei der derzeitigen Dichte an Autos in der Stadt zu Staus führen würde. Die Folgerung daraus darf aber nicht sein, dass wir das nicht machen sollen oder sogar noch mehr Straßen bauen müssen, um den Autos das Leben leicht zu machen. Fahrradfreundliche Städte mit Einschränkungen für Autofahrer funktionieren doch auch in anderen Ländern ... wenn man das nur will. Ja, es ist richtig, dass deshalb nicht jeder auf das Fahrrad steigen wird. Es werden aber sicherlich deutlich mehr werden, wenn das Auto in der Stadt nur noch Nachteile bietet. Und ja, es ist richtig, dass der ÖPNV nachziehen muss. Dessen derzeitig ungenügender Zustand kann aber kein Argument dafür sein, dass den Autos mehr Raum gegeben wird, sondern er muss dazu führen, dass in den ÖPNV mehr investiert wird als in den Ausbau von Straßen. Dann können auch die "Faulen, Fetten und Bequemen" durch die Stadt kommen, ohne mit ihren Autos die Umwelt zu verpesten und Fahrradfahrern und Fußgängern Platz wegzunehmen.
Neue Verkehrskonzepte sind kein ideologischer Unsinn. Ideologischer Unsinn war die Autovernarrtheit der Nation und deren Unterstützung durch die Politik. Hier würde mir z. B. ein gewisser Minister der Ampel einfallen.
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Und nochmals zu den Regeln, um auf das Thema des Fadens zurückzukommen. Ich sehe nicht unbedingt Regeln (oder zumindest nicht viele), die Radfahrer tatsächlich benachteiligen würden. Die Regeln sollen die Sicherheit gewährleisten, was sie eigentlich auch tun, wenn sie befolgt werden. So ist es durchaus sinnvoll, Ampeln zu haben und diese dann auch zu beachten. Man könnte sich höchstens über Ampelschaltungen unterhalten, die nicht immer fahrradfreundlich sind. Auch ist es eine sinnvolle Regel, beim Rechtsabbiegen auf von hinten kommenden Verkehr zu achten, wenn es noch eine Fahrspur weiter rechts gibt. So eine Fahrspur ist häufig der Radweg und leider wird die Regel eben nicht immer beachtet. Mir erscheint nur wichtig, dass Regeln
von allen Verkehrsteilnehmern beachtet werden müssen. In meinen Augen verliert ein Radfahrer, der sich um Regeln nicht schert, das Recht, sich über Probleme zu beschweren, die durch die Nichtbeachtung von Regeln durch Autofahrer entstehen (z. B. Parken auf Radwegen, Aufreißen von Autotüren, ohne nach hinten zu sehen, Überholen mit zu geringem Abstand, ...).
Übrigens gibt es Regeln, die nur wenige Radfahrer verstehen, die aber selbst Polizisten nicht zu kennen scheinen. Ein Beispiel sind die neuen Ampelregeln, die ab dem Januar 2017 gelten (siehe z. B.
HIER). Bei uns in der Gemeinde gibt es einen Fußgängerübergang, der auch einen Radweg und eine Straße verbinden. Dort ist eine Ampel mit Fußgängersymbol angebracht, die auf Rot geschaltet ist (die Autos haben dann ein grünes Signal) und die über Knopfdruck zum Umschalten bewegt werden muss. Bis Ende 2016 mussten dort auch Fahrradfahrer warten, ab 2017 gilt aber diese Ampel für sie nicht mehr. Sie dürfen auch bei einem roten Signal für die Fußgänger und einem grünen Signal für Autofahrer bei freier Straße die Kreuzung überqueren. Schon früher haben hier ab und zu Polizisten "auf der Lauer gelegen" und Fußgänger und Fahrradfahrer abgefangen, wenn sie bei Rot die Kreuzung überquert haben. Diese Praxis hat sich auch nach 2017 fortgesetzt und es wurden auch Radfahrer zur Kasse gebeten, da die Polizisten die neue Regel offensichtlich nicht kannten. Es gab aber auch keinen Protest der Radfahrer, da diese ebenfalls die neuen Regeln nicht verstanden haben.
Nun ist aber eigentlich diese Ampel auch für Radfahrer sinnvoll, da dort ein Übergang Richtung Schule vorliegt, wo viele Schulkinder unterwegs sind. Für diese Verkehrsanfänger ist ein Anhalten an der Kreuzung sicherer. So habe ich bereits dreimal die Gemeinde angeschrieben, das Fußgängersymbol einfach gegen eine Kombischeibe auszutauschen. Passiert ist aber in den mehr als sechs Jahren nichts und immer noch schnappt sich die Polizei auch Schulkinder, die mit ihrem Fahrrad dort die Ampel nicht beachten, was die Polizei eigentlich nicht dürfte, was aber in gewisser Weise sinnvoll ist.
Ein anderes Beispiel für eine nicht wirklich vielen bekannte Regel ist die von mir oben geschilderte Nutzung von Fußwegen, die mit einem Schild für Radfahrer freigegeben sind. Ich habe etliche Bekannte, die glauben, dass diese Wege für sie verpflichtend sind, wenn sie mit dem Fahrrad unterwegs sind (dummerweise glauben das auch einige Autofahrer). Und fast keinem ist bewusst, dass dort eigentlich nur Schrittgeschwindigkeit gefahren werden darf.