Hallo Chris!
Zuerst ein paar Kleinigkeiten: Dein Lenker sollte ergonomisch gut passen. Leicht abgewinkelt tut dem Gestell gut.
Habe ich oben schon irgendwo geschrieben. Bin mit meinem SQLab 3ox (680mm, 16° bs, 30mm rise) eigentlich sehr zufrieden!
Hätte auch noch einen Ergotec Riser Bar (25° bs, 50mm rise), der mir ursprünglich gut gefallen hätte, leider verkürzt der den (laut Juliane optimalen) Reach dann doch erheblich und baut natürlich noch höher.
Hast du den Brooks gut ein gefettet? Nach dem Einfetten gehört er ordentlich erwärmt. Ich hänge ihn dafür über mein Werkstattöferl, so hoch, dass ich meine Hand noch gut hin halten kann. Andere stecken ihn ins Backrohr, wohl auf der niedrigsten Stufe. Ohne Erwärmen zieht das Fett nicht gut ein, und damit brauchst du in den meisten Fällen ewig, bis sich der Sattel anpasst. Wobei es dabei große Unterschiede gibt. Das Leder ist nie gleich.
Es gibt wohl kaum mehr unterschiedliche Meinungen/Vorgehensweisen als beim Brooks B17

Ich habe ihn bis jetzt 2x eingefettet (mit Proofide). Ordentlich von unten (und drauf gelassen) und ein wenig oben inkl. abwischen/einpolieren nach ca. 1 Std. Und dann einmal die sehr "humane" Methode mit dem Gummihammer. Danach über Nacht auf dem Heizkörper. Hat schon recht viel gebracht im Vergleich zum Neuzustand.
Jetzt frage ich mich, ob es Sinn macht, diesen Prozess nochmal zu wiederholen? Wie gesagt, durch mein Leichtgewicht dauert der Einfahrprozess bei mir sicherlich viel länger als bei "Schwergewichten". Ich möchte den Sattel aber nicht "überstrapazieren, geschweige denn schwächen oder gar ruinieren (solls ja alles schon gegeben haben). Deshalb der Plan ihn intensiv auf dem Indoor Trainer nach und nach über den Winter einzufahren

Zum eigentlichen Thema:
Wie du geschrieben hast, haben die meisten Bikefitter ihre Standard-Programme, die sie abspulen, egal, wer vor ihnen steht, was er mit dem Radl machen will und welche Themen der Haltungsapparat hat. Eine Freundin meiner Frau z.B. fuhr lange mit einem MTB, das "genau für sie angepasst war", und litt dabei dauerhaft Schmerzen. Dass sie starke Probleme mit dem Haltungsapparat hat, wusste der Bikefitter, konnte aber damit nichts anfangen. (Glücklicher weise wurde ihr das tolle und teure Rad irgendwann gestohlen.)
Und vor genau solchen Geschichten graut mir! Habe leider schon viel zu oft von ähnlichen Fällen gehört/gelesen. Und weil es gerade eben so "hip" ist "bikezufitten", sind die Preise auch teilweise nur unverschämt. Der "Gravel-& Bikepacking-Trend" hat die Fahrradszene schon sehr verändert.
Für das Anpassen bzw. Aussuchen eines passenden Rahmensets bzw. Rades gibt es die üblichen Werte. Die hast du schon.
Die habe ich aber leider nur durch sog. Halbwissen. Deshalb hab ich ja so Probleme mit meinen 2 Rahmen, da ich die mir eben aufgrund solches Halbwissens besorgt habe und im Moment (noch) nicht damit klarkomme.
Ich weiß nur: Überstandshöhe ist natürlich wichtig. Dann eher langes OR (in Kombination mit einem Vorbau, mit dem ich meine max. Sitzlänge erreichen kann) Verkürzen kann ich sie dann immer noch mit einem kürzeren Vorbau und/oder einem Lenker mit mehr Rückbiegung.
Ein eher flacherer Lenkwinkel fürs ruhigere Fahren. Optimalerweise Starr- & Federgabel möglich.
Längere Kettenstreben wegen der Taschen. Der längere Radstand ergibt sich ja dann daraus.
Das wars eigentlich mal zur "Basis-Geometrie".
Natürlich GANZ wichtig: es soll ein Reise-
MTB werden, daß sich aber auch längere Zeit auf der Straße wohl fühlt. Also so wie jetzt ca. 2,1" Reifen (im Moment Marathon Plus MTB) - fahren sich auf der Starße recht ok. und funktionieren auch im Gelände für mich befriedigend - aber hauptsache MEGA-Pannensicher

. Kein 28 Zoll Trekking Rad oder so Gravel-Zeugs.
Und Lenker bleibt fix flach.
Auch wenn es (noch) Träume in sehr weiter Ferne sind: Surly (Ogre z.B), Tout Terrain, ... das wäre so meine Richtung. Im besten Fall gebraucht natürlich.
Dann beginnst du am besten mit deinen speziellen Themen. Das Alter wäre eines. Mit steigendem Alter brauchen fast alle eine steilere Sitzhaltung. Auch die Verwendung als Reiserad, also stundenlanges Sitzen mit eher niedrigerer Intensität, spricht für eine eher aufrechtere Haltung. Ein wichtiger Punkt ist dein Rundrücken. Nach deiner Wahrnehmung kannst du mit ihm eher aufrecht nicht fahren. Das glaube ich dir gerne. Vielleicht wäre ein guter Weg aber auch umgekehrt: Schau mit physiotherapeutischer Hilfe, was du mit deinem Rücken tun kannst. Ich habe z.B. bei meinen Problemen mit meinen Schultern entdeckt, dass es einen großen Unterschied macht, wie ich meine Schultern halte. Meine falsch eintrainierte Haltung auf den aufrechten Rädern hat jahrzehntelang funktioniert, jetzt, knapp vor dem Pensionsalter, nicht mehr. Wenn du ähnliche Probleme hast, ist es gescheiter, diese jetzt an zu gehen, bevor du einiges an dir ruiniert hast.
Also wäre dein Tipp zu einem Physiotherapeuten zu gehen? Kann man sich sowas leisten? Vielleicht finde ich ja sogar einen, der sich zumindest mit Fahradfahren auskennt (weil er selber fährt, z.B). Gar keine schlechte Idee! Sicher vertrauenserweckender als ein bikefitter

Ein weiterer Punkt ist auch, dass wir alle, auch wenn wir keine Wehwehchen haben, verschieden sind. Die Abweichungen, die dein Körper braucht, kannst du nur selbst finden, natürlich auch gerne mit Unterstützung.
Und bitte nicht übersehen: Geh es in Ruhe und Gelassenheit an. Heraus zu finden, welche Einstellung am Rad für dich passt, ist mehr Marathon als Sprint. Zu schnell zu ändern, bevor dein Körper Zeit und Ruhe hat, sich an die neue Position zu gewöhnen, bringt dir möglicher weise mehr Probleme als Lösungen.
Auch wenn du natürlich absolut Recht hast! Wenns doch nur so einfach wäre

Dazu ein Erlebnis von mir: Ich habe einmal mein Rennrad, mit dem ich jahrelang lange Touren gemacht hatte, das Rad, auf dem ich am entspanntesten saß, nach dem Winter ausgeführt. Nach Kurzem hatte ich starke Schmerzen auf der Sitzfläche. Auf dem Sattel, der auch nach einem langen Tag nicht weh tat? Nach Kurzem entdeckte ich: Mein Wunsch, endlich schnell zu radeln, hat dazu geführt, dass ich verkrampft am Rad saß. Als ich wieder entspannt oben saß, kehrte das gute Gefühl schnell wieder zurück.
Also: Geh es in Ruhe an!
lg!
georg
Danke für die aufmunternden Worte und guten Tipps!
Ob ich das
(Also: Geh es in Ruhe an!) noch lernen werde? Immerhin gehe ich das schon seit fast einem Jahr "ruhig" an
