Re: Helmprüfkriterien realistisch....?

Posted by: nachtregen

Re: Helmprüfkriterien realistisch....? - 05/17/04 06:19 PM

In Antwort auf: webmantz

Zum Thema "gefälscht": mir war nicht bewußt, dass dir dieses "Sprichwort" nicht geläufig ist; auf jeden Fall wollte ich damit keine bewußte Fälschung unterstellen sondern lediglich die Tatsache unterstreichen, dass Statistiken grundsätzlich nur eine bedingte Sicht aufzeigen die stark abhängig von den zu Untersuchung herangezogenen Faktoren ist.


Das angebliche Churchill-Zitat, das in Wirklichkeit von Goebbels Churchill unterstellt wurde, ist mir bekannt. Das als Antwort auf seriöse Quellen, insbesondere den Text "Is Cycling Dangerous" von Ken Kifer, der sich auf sehr viele verschiedene Quellen beruft und sich auch bemüht, sie zu bewerten, habe ich als unangemessen empfunden. Ich konnte nicht wissen, daß Du ihn auf Grund der Sprachbarriere nicht lesen konntest. Vielleicht werde ich, wenn ich mal etwas mehr Zeit habe, mir die Mühe machen, den Text zu übersetzen.

In Antwort auf: webmantz

Somit ist für mich diese (wie auch jede andere mir bekannte) Studie nicht besonders aussagefähig. Meine Entscheidung mich (und mein Kind) mit einem Helm zu schützen wird sie sicherlich nicht beeinflussen.


Das ist in Ordnung, solange Du bedenkst, daß sehr viele andere im Alltag ständig ausgeführte Tätigkeiten gefährlicher sind und Du keine Wunderwirkungen vom Helm erwartest. Ken Kifer z.B., dessen Text ich oben verlinkt hatte, ist tot, weil er von einem besoffenen Autofahrer überfahren wurde. Da hätte *kein* Helm etwas genutzt (Ich weiß nicht, ob er einen getragen hat.).

Zu dieser Einstellung würde es m.E. dazugehören, niemand, der eine andere Entscheidung getroffen hat, zu unterstellen, er handele verantwortungslos oder sei ein schlechtes Beispiel für die Kinder.

In Antwort auf: webmantz

Bleibt noch anzumerken, dass trotz der erhobenen Daten die Studie selbst zu dem Schluß kommt, dass Fahrradhelme eine Schutzwirkung haben. Zitat: Die Tatsache, daß wenig oder kein offensichtlicher Effekt in den Krankenhausdaten sichtbar ist, bedeutet nicht, daß Radfahrer, die sich entschließen, leichtgewichtige, bequeme und gut sitzende Helme zu tragen, keinen Nutzen daraus ziehen - sofern sichergestellt ist, daß sie nicht auf gefährlicheren Straßen fahren oder weniger vorsichtig sind.


Die Einschränkung des Nutzens kommt gleich hinterher. Es gehört zur psychischen Grundausstattung des Menschens, daß er bereit ist, Risiken einzugehen: Die einen mehr (unterpriviligierte junge Männer), die anderen weniger. Verbesserte technische Ausstattung hat die Auswirkung, daß man (im unbewußten Wissen um den verbesserten Schutz) sich riskanter verhält. Daher kann verbesserter Schutz nur einen Bruchteil der theoretischen Möglichkeiten, die sie bei unverändertem Verhalten böte, ausspielen.

Beispiele:
Ein großer Teil der Menschen, die mit Integralhelm auf dem Kopf, den Berg runterrasen, würden auf die Tätigkeit verzichten, wenn sie keinen Integralhelm zur Verfügung hätten.

Seit dem ich über ein Fahrrad mit guten Bremsen verfüge, fahre ich gerne auf asphaltierten Straßen mit relativ hoher Geschwindigkeit Hügel runter, was ich mich früher nie getraut hätte.

In Antwort auf: webmantz

Es mag noch soviele gefährlichere Betätigungen geben, wie du ja ständig anmerkst (z.B. spazieren, Basketball spielen, etc.) ... deswegen werde ich auf den Schutz beim Radfahren trotzdem nicht verzichten.


In Bezug auf das Spazieren gehen ziehe ich meine Behauptung zurück, da ich keinen vernünftigen Beleg dafür gefunden habe.

In Antwort auf: webmantz

Mir schleicht sich allerdings der Verdacht auf, dass der Hauptgrund der meisten Helmmuffel nicht wirklich etwas mit der in Frage gestellten Schutzwirkung zu tun hat, sondern nichts anderes als simple Eitelkeit ist.


Das ist letzenendes egal. Mir würden spontan mehrere andere Verhältensänderungen einfallen, die mir wesentlich mehr Zugewinn an Sicherheit oder Gesundheit böten; ich vermute, daß dies auf fast alle zutrifft. Personen, die auf Grund zunehmender Helmwerbung oder -nutzung, das Rad fahren aufgeben, weil sie das Fahren ohne Helm für riskant halten und aus welchen Gründen auch immer das Fahren *mit* für inakzeptabel halten, schaden jedenfalls statistisch gesehen ihrer Gesundheit. Die British Medical Association hat mal errechnet, daß der gesundheitliche Nutzen des Rad fahrens ca. 20 Mal so groß sind, wie sämtliche damit verbundenen Risiken.

In Antwort auf: webmantz

P.S.: interessanter Weise finde ich bei der Suche in Google (die du mir ja empfohlen hast) wesentlich mehr Treffer PRO Helmbenutzung als KONTRA.


Ich weiß. Ich halte Dich für intelligent genug, Quellen kritisch zu bewerten: Manches ist unterirdisch, was in dem Zusammenhang zu lesen ist.

Als Schmankerl ein Zitat von Guy Chapman (aus der Newsgroup uk.rec.cycling)

"I asked the webmaster of BHSI.org why he was still quoting the original 88% figure from Thompson, Rivara and Thompson, although they had published revised figures in 1996 which put their estimate in line with the average of pro-helmet studies at around 2/3.

Here's their reply:

"We are aware of the second study, but by the time it appeared the 85% figure was so deeply ingrained in the injury prevention community that a change will not be helpful. I regard any similar numbers published in those or other studies as approximations anyway. Over the years observation of who gets head-injured and who does not seems to support the 85% number. So we have left it up that way. We do have references to the later study for those who need more.""