Re: ALPHA ON TOUR

Posted by: ALPHA

Re: ALPHA ON TOUR - 02/07/04 03:55 PM

Nach dem letzten nun der allerletze Bericht:

Buenos Aires


3 1/2 Tage hatte ich in dieser grossen Stadt Aufenthalt. Inclusive Aussenbezirke hat Buenos Aires 12 bis 14 Millionen Einwohner und beherbergt damit mehr als ein drittel aller Einwohner Argentiniens.
Es ist unmoeglich in 3 1/2 Tagen "alles" zu sehen, aber zu vielen der Prachtbauten hatte ich leider eh keinen Zutritt. Interessant war das Gebaeude von Aguas Argentinas. Es war mit einer der schoensten Fassaden der Stadt ausgestattet und beherbergte sogar ein kleines Museum. Der Eintritt war umsonst und das, was gezeigt wurde, eher lustig als bereichernd. Wenn man mal von den Bildern der Tunnelbohrmaschine absieht. Ansonsten wurden diverse Rohre ausgestellt, Wasserhaehne und sogar eine stattliche Auswahl diverser Kloschuesseln konnte man bewundern.
Im Justizpalast durfte ich das Foyer fotographieren, aber nicht hinab von der zweiten Etage bis hinunter ins Erdgeschoss, sondern nur von der vierten Etage bis ganz hinunter! Zum Palast San Martin hatte ich keinen Zugang, nur mal schnell ein Foto vom Hof wurde mir erlaubt. Sehr hat mir der Yachthafen gefallen, mit der Skyline von Buenos Aires im Hintergrund. Ich war schon drauf und dran, mir die groesste Yacht herauszusuchen (so ungefaehr 100 Meter lang), aber ich habe mich dann nochmal an meine Seekrankheit auf dem Navimagschiff erinnert. Nein, so eine Yacht ist doch nicht das Richtige fuer mich...
Die Avenida 9 de Julio ist auch beeindruckend. Mit 140 Metern Breite angeblich die breiteste Strasse, betracht all die ganze Welt hindurch. 22 Fahrspuren konnte ich teilweise zaehlen, von der einen zur anderen Fassade. Da ist gute Kondition gefragt, will man waehrend einer Gruenphase die komplette Strassenbreite ueberqueren. Aber es gibt Rettungsinseln...
Die Fahrbahnmarkierungen sind hier auch nur der Form halber auf den Asphalt gemalt. Viele halten sich nicht dran und fahren hunderte von Metern genau ueber eine Markierung. Oder stossen wild hupend mit geschulter Ruecksichtslosigkeit drei oder vier Fahrstreifen von links nach rechts. Ich bin heilfroh, das ich mein Fahrrad am Flughafen Ezeiza lassen konnte. Es gibt dort einen Gepaeckaufbewahrungsraum und ich denke mal, ich werde dort gleich mein Fahrrad unversehrt in Empfang nehmen koennen.

Hoffentlich faengt mich Angel (der heisst wirklich so) bei der Rueckkehr zum Flughafen mit seinem schwarzem Cadillac nicht ab. Er wurde mir dann doch ein wenig zu aufdringlich. Hat mich am Flughafen angesprochen, ob ich ein Taxi brauchen wuerde. Ohne jetzt zu wissen, das er keine Lizenz hatte - das wurde mir erst beim Anblick seines Autos klar - habe ich ja gesagt. Er fing dann an, ob ich eine Tangoshow besuchen wollte. Klar Mann, das muss man doch hier gesehen haben. Zwar war tanzen fuer mich per Definition lange Zeit "eine immerwaehrende Veraenderung des festen Standpunktes, durch die man in unaesthetischen Schweiss geraet", aber wenn ein Tanz derat fest mit der Mentalitaet der hiesigen Menschen verwurzelt ist, darf man sich so etwas nicht entgehen lassen. Das wuste auch Angel und hat mich am Tag darauf extra nochmal im Hotelzimmer per Telephon daran erinnert. Auch als ich ihm erklaert habe, das ich schon an der Hotelrezeption reserviert habe, wollte er nicht locker lassen. Ob ich dort den nicht stornieren koenne, was ich den bezahlt habe, ob ich den nicht daran gedacht haette, dass nun seine Komission futsch sei?

Die Show selbst war dan aber ein lohnenswertes Erlebniss. Sieht man mal von den Kesslerzwillinge-Verschnitt ab. Die zwei haben teilweise doch ziemlich mit ihren Gesangseinlagen genervt die ohnehin nicht landestypisch waren. Auch der Showmaster lag mit seinem Spiel "Aus welchem Land kommst Du" manchmal ziemlich daneben.
"I am from USA"
"Ah Mister - Communication is diffiult. But not imposibel"

Was soll man dazu noch sagen? Die Taenze waren aber sehenswert und auch das Publikum an meinem Tisch war ein Erlebniss. Mit jeweils 5 Paaren (aus Chile, Peru, Mexico, Brasilien und Argentinien), sass ich dort zusammen und ich habe mich gar nicht mal so fehl am Platz gefuehlt. Ein wenig vielleicht.
Es hat Spass gemacht, zuzuhoeren, wie sie sich darueber uneinig waren, in welchem Land den nun das "schlechteste" Spanisch gesprochen wird. Zwei von den Nasen waren sogar schon in Koeln. Das Bier dort ist ihnen in guter Erinnerung geblieben, aber auch sonst hat ihnen die Stadt gut gefallen.

Gestern Abend habe ich dann in einem kleinen technischen Museem noch Wilhelm, einen 45 Jahre alten Argentinier kennen gelernt. Wir kamen miteinander ins Gespraech und haben dann noch den Abend miteinander verbracht. Er hat mir dann noch zwei Stadtviertel gezeigt, die nicht oft von Touristen besucht werden, seiner Meinung nach aber viel typischer fuer Buenos Aires sind. Er konnte mir auch etwas ueber die wirtschaftliche Lage des Landes erzaehlen. In den derzeitigen Praesidenten, der seit ca. einem Jahr schon ueberdurchschnittlich lange im Amt ist (gemessen an seinen 4 Vorgaengern) setzt er nicht allzu grosse Hoffnung. Mittlerweile ist er froh, wenn alles beim alten bleibt, so schlecht die Lage auch ist. Hauptsache es wird nicht noch schlimmer. Er hat ein wenig das Bild der Einwohner von Buenos Aires bestaetigt, von dem ich zu Hause in meinem Reisefuehrer gelesen habe. Es sind melancholische Menschen, die in der Vergangenheit leben und den besseren Zeiten nachtrauern. Aber es war ein guter und erlebnissreicher Abend.

Weitere Hoehepunkte waren das Kuenstlerviertel Recoleta mit den zahlreichen Strassencafes, den Kunsthandwerkslaeden und dem Stadtfriedhof. War ich schon von dem Stadtfriedhof im chilenischen Punta Arenas beeindruckt, musste ich nun hier feststellen, das der Kult um die Toten nochmal eine Groessenordnung aufwendiger war. Tempel - anders kann man es nicht bezeichnen - teilweise bis zu 15 Metern hoch, mit Mamorsaeulen, 3 Metern hohen gusseisernen Statuen des ehemals Lebenden, Gewoelbedaechern, defizielsten Stuckarbeiten haben mir fast den Mund offen stehen lassen.

Ansonsten habe ich hier noch Gelegenheit gehabt, eine Theorie zu ueberpruefen, die ich bereits in Ushuaia entwickelt habe: "Gibt es eine eins zu eins Beziehung zwischen guten Steaks und guten Burgern?" Nachdem ich hier einige Mac Donalds Restaurants abgeklappert habe und nach meinen einschlaegigen Erfahrungen in Chile kann ich nun diese Frage mit einem eindeutigen "Ja" beantworten.

Beruhigt bin ich auch wegen der Tatsache, das hier in Argentinien die Etagen ab Erdgeschoss wieder mit Null beginnend, durchnummeriert werden. Das wird mir doch den Wiedereinstieg zu Hause erheblich erleichtern.

Ich habe eine Vision! Ich sehe eine Flasche Koelsch im Kuehlschrank...

Gruss, Peter