Re: ALPHA ON TOUR

Posted by: ALPHA

Re: ALPHA ON TOUR - 01/15/04 05:52 PM

Puerto Natales

Montag Morgen bin ich um 9:00 Uhr frueh zum Pier der Navimag-Gesellschaft gefahren. Boarding-Time war aber erst um 14:30. Mein Fahrrad konnte ich im Buero der Navimag-Gesellschaft abstellen. Anschliessend bin ich noch ein wenig
durch Puerto Montt geschlendert.
Das Boarding-Procedure verlief eigentlich recht problemlos. Lediglich um mein Fahrrad machte ich mir ein wenig Sorgen. Schliesslich habe ich mein Fahrrad gegen einen Autoanhaenger gelehnt, auf dem zwei Motorraeder abgestellt
waren. Mein Fahrrad habe ich dann am Auspuffrohr des Motorrades und einem Reifen mit meinem Spanngummis verankert. Die Fahrt hat 275 USD gekostet, plus ein paar zerquetschte, fuer das Rad.
Das Schiff (Bild P1150101) ist 120 Meter lang, 21 Meter breit und hat neben den beiden unteren Frachtdecks, drei Decks fuer die Passagiere, die Crew, das Restaurant, die Bar und die Schlafkabinen. Die Schlafkabinen befinden sich im mittleren Deck, einige noch im zweitobersten. Mein Bett befand sich zusammen mit 21 anderen Betten in einem grossen Schlafraum. Jeweils 4 Betten (jetzt fangen die Mathematiker an, zu rechen. Richtig! Zwei bleiben ueber) waren zu einer Einheit zusammengefasst und wurden von den anderen Einheiten durch eine Sperrholzwand abgetrennt. Schlaf habe ich in den drei Naechten nicht viel bekommen, wie man sich vielleicht vorstelen kann. Erstaunlicherweise habe ich keine Schnarchnsase gehoert, aber die beiden Schiffsmotoren droehnten unablaessig vor sich hin.
Das Restaurant und die Schiffsbruecke befanden sich am zweitobersten Deck, ganz oben gab es die Bar und das Sonnendeck. Dort wurden alle Passagiere nach dem einchecken zunaechst in die Sicherheitsmassnahmen eingewiesen. Fuer den Notfall... Viel Wert hat man darauf gelegt, das jeder seine Schwimmweste anlegen kann. Na ja, das Schiff von letzter Woche (Bild P1150099) zum Beispiel,
hat es nicht geschafft. Und auf einige Benimmregel hat man Wert gelegt. Man solle auf den Decks nicht laufen (wegen der Naesse), keinen Muell in den Ozean schmeissen und sich keinen Alkoholexessen hingeben. Aber bereits eine halbe
Stunde spaeter, noch am fruehen Abend, wurde bereits die Happy Hour ausgerufen.

Da das Schiff erst kurz nach 16:00 Uhr abgelegt hat, war der erste Tag an Board recht kurz. Ich hing allerdings Nachts bis 2:00 Uhr in der Bar herum. Sie hatten dort 3 Spieltische, 2 davon mit Schach. Gegner gabs genug, hoho.
Irgendwann war ich dann aber Muede genug fuer den Schlafsaal. Na ja, einige Stunden muss ich wohl doch geschlafen haben.

Denn naechsten Tag fuhr das Schiff zunaechst weiter durch die engen Kanaele Richtung Sueden. Den Kurs des Schiffes konnte man, wann immer man wollte, auf diversen Monitoren verfolgen, die im Schiff aufgestellt waren (Bild P1150100). Es wurde deutlich darauf hingewiesen, dass man, erlauben es die
Umstaende, am Nachmittag das Schiff in die offene See fahren werde. Fuer mich und andere hoerte es sich so an, als werde ein wenig mehr dramatisiert, als Notwendig. Das Schiff lag schliesslich die ganze Zeit absolut ruhig im Wasser. Aber
auf dem offenen Meer schaukelte es dann ganz ordentlich. Erst machte ich mir Sorgen um mich selbst, dann um mein Rad. Ich war nicht der einzige an Board, der Seekrank wurde, einige haben sich sogar uebergeben muessen. Haette ich noch
einige Stunden laenger in der stickigen Bar gesessen, dann waere mir dies auch passiert. Aber bei einem der Schifffahrt kundigen Nordfriesen, habe ich mir einige Tipps abgeholt. An der frischen Luft, den Blick auf den Horizont gerichtet, ging es mir dann auch wieder deutlich besser. Der Ausblick auf den
Horizont wurde allerdings durch das Wetter getruebt, Himmel und Ozean gingen in einem einzigen Grauton ineinander ueber.
Wegen meiner Seekrankheit hatte ich schon ernsthaft erwogendas Abendessen ausfallen zu lassen. Aber der nordfriesische Seemann meinte, Grundnahrungsmittel koenne ich schon zu mir nehmen. Also habe ich das Gemuese, den Saft und den Nachtisch stehen lassen und es bei Weissbrot mit Spagetthi belassen. Dannach war ich noch oefter an der frischen Luft. Schaetzungsweise 10 bis 15 Grad
lagen zwischen den Amplituden des sich hebenden und senkenden Schiffbugs. Der nordfrisische Seemann meinte, dies sei gar nichts. Es hat aber schon gereicht, um in der Dunkelheit einen interessanten Effekt zu erzeugen, als das Licht
eines fernen Schiffes, am Horizont auf und ab tanzte. Um mein Farrad habe ich mir dieser Stunden grosse Sorgen gemacht.

Am fruehen Morgen des dritten Tages sind wir dann wieder in die Kanaele eingetaucht. Ein gespenstische Atmosphaere eigentlich - waere man nicht von so vielen Leuten umgeben. Manchmal keine 100 Meter vom Ufer entfernt fuhr das
Schiff deben den steil aufragenden Felsen vorbei. Die Wolken hingen sehr tief, die Sonne hat sich waehrend der gesamten Schiffsfahrt nur sehr selten blicken lassen. Zum Beispiel bei Puerto Eden (P1150098), einem unglaublich verlassenen
Nest, das viele hundert Kilometer abseits jeglicher Zivilisation liegt, wurden die schneebedeckten Haenge ein wenig angestrahlt. Gut fuer die Atmospaehre an Deck - schlecht fuer die Fotos.
Ich habe dann doch mal einen kurzen Blick auf mein Fahrrad geworfen, obwohl uns der Zugang zu den Frachtrauemen untersagt wurde. Aber es stand noch friedlich an seinem Platz. Kurz hinter Puerto Eden konnten wir dann sogar kleine
Eisschollen im Wasser treiben sehen. Sie waren aber wirklich sehr klein, vielleicht 1 qm. Aber trotzdem erstaunlich, hier ist Sommer und auf die Nordhalbkugel umgerechnet, liegt Puerto Eden gerade mal auf der Hoehe von Norddeutschland.

Das Essen an Board ist ganz ok. Man kann es von der Qualitaet durchaus mit unserer angeblich unglaublich guten Kantine vergleichen. Im Gegensatz zum Fruehstueck in den Hospadjes, in denen es neben dem Brot ausschliesslich Marmelade und
Kaffee (oder Tee) gab, gab es an Board immerhin noch einen Strefen Kaese und Wurst, sowie Ruehrei. Mittags gab es vorneweg stets eine Suppe und hinterher Nachtisch. Abends gab es ebenfalls warme Kueche.

Der dritte Abend war auch deutlich der geselligste. Alle hatten sich in den vergangenen beiden Tagen ihre Leute gesucht, mit denen sie ihre Schwaetzchen an Board gehalten haben. Ich sass dann Abends mit einem Italiener (Marleen, mach Dir keine Sorgen in einer solchen Situation) und drei Frauen aus Kanada, Thailand und Neuseeland zusammen an einem Tisch. Wir haben Karten gespielt und der Verlierer der Runde musste von draussen durch das Fenster irgendwelche
Faxen machen. Einmal musste sogar ein Wels immitiert werden. Na, wer denkt sich den so ein Punishment aus?! grins

Heute Morgen, um 6:00 wurden wir dann von der Boardsprechanlage aus dem Schlaf gerissen. Das Schiff wuerde in einigen Minuten durch den engsten Engpass auf der gesamten Fahrt fahren (restlichen beiden Bilder). Es war wirklich beeindruckend. Gerade mal 8 Meter Wasser (laut Boarddurchsage) waren auf beiden Seiten des Schiffes zum Ufer vorhanden. Im fruehen Morgenlicht war die Landschaft besonders beeindruckend. Es hat sich dann auch nicht mehr gelohnt, sich schlafen zu legen. Das Schiff ist ueberpuenktlich in Puerto Natales angekommen (8:00 Uhr statt 10:00 Uhr)
und musste sogar noch mit dem andocken warten, damit alle fruehstuecken konnten. Nun bin ich schon ein wenig in dieser sehr abseits gelegenen Kleinstadt herumgelaufen. Morgen gehts dann weiter, diesmal Richtung Norden. Zum Nationalpark Torres del Paine. In ca. Tagen bin ich dann wieder in Puerto Natales.

Schoene Gruesse, warme Fuesse,
Peter