Re: ALPHA ON TOUR

Posted by: ALPHA

Re: ALPHA ON TOUR - 12/29/03 07:44 PM

TALCA II

Nachdem ihr mir alle Absolution erteilt habt, gings wie folgt weiter:
Von Talca aus faehrt ein Zug bis nach Temucu, das habe ich mir vor der Reise notiert. Ich steuere den Bahnhof an und
studiere den Fahrplan. Es gibt eine Tagesverbindung ab 12:05 und eine Nachtverbindung ab 1:05. Schade, das Hotelzimmer ist schon gebucht, sonst haette ich vielleicht die Nachtverbindung klar gemacht. Ich erkundige mich, ob es ein Problem mit dem Fahrrad gibt. No Senor, no Problemo.

Im Hotel bin ich am Gruebeln. Soll ich, soll ich nicht? Ich werde die Entscheidung dem Wind ueberlassen. Zuckeln Morgens die Palmen auf der Plaza auch nur ein bischen rum, wird der
Zug genommen. Ich esse im Hotel und der Maitre persoenlich laedt mich auf ein Glas Wein ein. Auf Kosten des Hauses! Im Nebensaal findete eine Weinprobe statt. Vor und hinter Talca wird Wein angebaut, der in die ganze Welt importiert wird und entsprechenden Ruf hat. Ich muss ablehnen. Vino y
Bicicleta este no compatibel. Ich hoere Stimmen: Seht was aus ihm geworden ist! Das ist kein Leben mehr, was er da fuehrt.

Morgens schiebe ich die Gardinen beiseite und gucke. Sie zuckeln. Aber auf dem Weg zum Bahnhof geht es wieder los:

SOLDAT! Was tust Du da?
Sir, ich fahre zum Bahnhof und nehme den Zug, Sir!
Soldat einen Teufel wirst Du tun! Du schwingst Deinen Hintern auf den Sattel und kehrst zurueck auf Deine Route. DAS IST EIN BEFEHL!
Sir, ich bin muede. Ich denke ich werde es nicht schaffen, bei diesem Wind.
Soldat, es ist nicht Deine Aufgabe zu denken. Du sollst Dein Rad tretten, sonst nichst.

Aber ich verweigere den Befehl. Am Bahnhof wird nun doch ein bischen Theater gemacht, wegen dem Rad. Es wird rumtelephoniert und ich muss 10 Minuten auf eine Antwort warten. Was dann die Freude erhoeht, als ich hoere, das ich
doch fahren darf. Im Zug bin ich am gruebeln. Dann wird es mir klar. Ich habe meinen Stolz besiegt. Das ist doch auch etwas wert, oder? Meistens hat man eh zuviel davon. Ein kleines Grinsen schleicht sich in mein Gesicht.

Die Fahrt dauert 6:30 Stunden, bringt mich knapp 500 km nach Sueden und kostete 9000 Pesos. Beim betrachten der Landschaft ueberlege ich mir, das so einiges falsch gelaufen ist, die letzten zwei Wochen. In Temuco schecke ich nochmal mein Rad auf dem Bahnhof. Ich musste sogar das Vorderrad
abmontieren. Ein Hotel ist rasch gefunden und ich steuere den Supermarkt an.
Hier kaufe ich mal wieder richtig ein:
Trockenobst, drei Tafeln Schokade, Nuesse, Nudel, zwei kleine Tuetensuppen, Saft, Yoghort und ich goenne mir mal wieder eine Flaesch Bier. Ansonsten lass ich Temuco mal Temuco sein und ruhe mich ein wenig aus.


VILLARICA

Die 80 km bis Villarica sind rasch zurueckgelegt. Ich steuere das Torre La Suizza an. Von der Heberge und den Gruendern hatte ich schon gehoert, aber mit dem zugehoerigen Link (http://www.torresuiza.com/german/) hast Du, Sascha, es mir nochmal so richtig schmackhaft gemacht.

Hier ein kleiner Auszug aus deren Homepage:
La Torre Suiza ist eine Herberge für den preisbewussten Rucksackreisenden und Radler. Unser gemütliches Holzchalêt mit Blick auf den aktiven Vulkan Villarrica hat eine tolle Atmosphäre. Aber sei gewarnt, die meisten Leute bleiben viel länger bei uns als geplant, manche wollen gar nicht mehr fortgehen. Villarrica ist der ideale Ausganspunkt um den Vulkan zu besteigen und die Gegend zu erkunden. Wir sind auch bei den Radfahrern sehr bekannt, da wir selber um die halbe Welt geradelt sind.

Ansonsten gibt es in Villarica angenehm wenig zu sehen :-))) Aber gleich drei Supermaerkte habe ich entdeckt und es gibt hier jede Menge fliegende Haendler, die Obst aus eigenem Anbau verkaufen. Ich weiss auch was ich gleich mache: Ich werde mir jede Menge von diesem Obst kaufen und heute Abend gibt es eine Riesen Schuessel Obstsalat. Mit vielem Himbeeren drin, die ich besonders mag. In der Herberge habe ich auch einen Reiseradler aus Giessen getroffen, der sich vielleicht einladen laesst. Wir haben auch schon ein paar Worte gewechselt und ich muss sagen, das es sehr angenehm ist, sich mal wieder "normal" unterhalten zu koennen.

Ich habe mich fuer drei Naechte einquartiert, danach wird es, abseits der Panam Richtung Puerto Montt weitergehen. Dann werde ich auf kleineren Strassen, entlang der Seen fahren und hoffe, das Beat, der Herbergsvater, mir noch ein paar Tipps zu der Route geben kann. Ausserdem mache ich dann mal langsamer, ungefaehr so wie R. Scharing, unser radelnder Ex-Minister.

Gruss, Peter