ALPHA ON TOUR

Posted by: ALPHA

ALPHA ON TOUR - 11/22/03 01:26 AM

Hallo Leute!
Nun ist es endlich so weit! Gestern Nachmittag hat mich mein Vater zum Duesseldofer Flughafebn gebracht und nach gerade mal 30 Stunden bin ich hier in Calama, dem Ausgangspunkt meiner Tour, gestrandet. Ich habe eigentlich Glueck gehabt, denn in Santiago habe ich eine Maschine frueher nach Calama nehmen koennen, sonnst waere ich sogar 34 Stunden unterwegs gewesen und haette erst gegen Mitternach mein Fahrrad aufbruchbereit gehabt.
Ich war natuerlich riesig froh, dass trotz vier mal umsteigen, mein Gepaeck angekommen ist. Drei Mal hatte ich Gelegenheit, das verladen des Fahrrades in den Fliegerzu beobachten. Gut, das ic hmir vorher die Haare abgeschnitten habe! Denn die waeren sonst grau geworden...
Aber ALLES IST HEIL ANGEKOMMen und ich habe auch schon etwas aufregendes erlebt. Beim Transatlantikflug hat ein Mann die Klotuer aufgeriessen, weil sein Freund einfach nicht mehr raus kommen wollte. Der hing da kreidebleich auf dem Lokus (ich hatte meinen Sitzplatz gleich gegenueber der Klotuere) und wirkte tot. Der Freund ist in Panik ausgebrochen und ich kann sagen, das ich noch nie einen Menschen erlebt habe, der so verzweifelt war. Er gab seinen Freund links und rechts eins auf die Backen und flehte ihn an, doch wieder wach zu werden. Dabei hat er staendig nach einem Arzt gerufen. Die Flugbegleitung reagierte ganz profesionell und hat die Bordsprechanlage bemueht. Es war dann auch eine Aerztin an Bord, duie haben ihn erst mal in die richtige Lage gebracht. Dann habe ich diesen Kuli gesehen, den einer von der Flugbegleitung in der Hand hielt. Ich dachte nur Luftroehrenschnitt und Du "darfst" live dabei sein! Aufgrund meiner sehr lebhaften Fantasie hatte ich dann alle Ereignisse, die schliesslich doch nicht gekommen sind vorweggenommen. Das ganze hat mich so mitgenommen, das ich schliesslich selbst aus den Latschen gekippt bin. Ich hatte zwar noch mitbekommen, das der Mann wieder zu sich kommt und hoerte die Aerztin noch sagen "Der Puls ist wieder stabil", aber fuer mich war es da schon zu spaet.
Als ich wieder zu mir gekommen bin, musste ich mit mir selbst schimpfen. Will mit dem Rad durch die Anden fahren und memmt dann hier so rum. Irgendwie passt das nicht so ganz zueinander?!
Jedenfals bin ich nun sehr muede und deshalb halte ich mich erst mal kurz. Morgen fahre ich die 100 km nach San Pedro de Atacama. Laut SASA liegt der erste Pass auf 3700 Metern Hoehe. Calama und San Pedro liegen beide auf 2200 Hoehenmetern. Mein Messgeraet hat 2300 angezeigt, was darauf schliessen lassen koennte, das das Wetter Morgen schlecht wuerd. Aber laut yahoo.com soll es zumindestens trocken bleiben, mit Hoechsttemperaturen von 18 Grad und leichter Bewoelkung.Also ideales Wetter zum radeln. Ich melde mich dann aus San Pedro wieder. Bis dahin habe ich wohl auch einen ersten Eindruck von der Gegend hier bekommen.
Gruss, Peter
Posted by: tilly

Re: ALPHA ON TOUR - 11/22/03 02:13 AM

Hallo, Peter,
toller Erlebnisbericht. Alles heil angekommen und Puls stabil. Wahnsinn, was Du im Flieger erduldet hast - und wir sind dank Deiner lebendigen Schilderung dabei. Und jetzt soll gleich die Berge rauf und runter geflitzt werden: hoffentlich geht's Deinem Drahtesel gut! Hoffentlich überstehen das die Autos. Schneid' Dir lieber auch vor dem Rückflug die Haare, sonst erkennen wir Dich vielleicht nicht wieder listig . Ne feine Sache ist aber auch die Rückfahrt im Tretboot auf den Spuren von Thor Heyerdal. cool
Erstmal schöne Tage ganz weit oben, erfolgreiche Begegnung mit den Berggeistern lach und gesunde Mahlzeiten schmunzel wünscht - so fern, so nah
Tilmann
Posted by: schwalli

Re: ALPHA ON TOUR - 11/22/03 03:23 AM

danke fuer deinen ersten bericht!
hatte auch schon zwei notfaelle in der luft.......... als sich damals nach den durchsagen der flugbegleiter kein arzt meldete wirr musste ich ran bäh (rettungssani listig ) am ende wars nichts wildes aber das witzige dabei war, das ich 10000000mal von kapitaen gefragt wurde ob wir zwischenlanden sollten oder nicht verwirrt ---war schon cool gewesen --ICH der chef im flieger grins .

oke zurueck zum thema: GUTE REISE cool
Posted by: José María

Re: ALPHA ON TOUR - 11/22/03 08:10 AM

Hallo Peter,
das war ja nicht ohne die Situation im Flugzeug. Trotz allem ist alles Gut gegangen.
Ich wünsche dir eine wunder schöne Zeit, mit angenehmen Temperaturen und Pannen freie Km.
Freue mich jetzt schon auf dein nächsten R.- Bericht.

Schöne Grüße aus den Grau in Grau Alemania.
Posted by: Sasa

Re: ALPHA ON TOUR - 11/22/03 11:13 AM

Zitat:
Laut SASA liegt der erste Pass auf 3700 Metern Hoehe. Calama und San Pedro liegen beide auf 2200 Hoehenmetern. Mein Messgeraet hat 2300 angezeigt, was darauf schliessen lassen koennte, das das Wetter Morgen schlecht wuerd.


Hehe... dann wärst Du wohl der erste seit einer Millionen Jahren dort, der einen Regensturz erlebt! grins
Freut mich, dass wenigstens Deine Gabel heil geblieben ist - es ist also kein allgemeines Phänomen nach der Ankunft in Chile (Du hast aber auch nicht die Schuhe am Lowrider angebunden, oder?).
Freue mich schon auf Deinen nächsten Bericht und was Du so von San Pedro hältst. Aber Du bist ja sowieso gerade erst in aller Frühe aufgestanden und fährst gleich erst los.

Grüsse
Sasa
Posted by: Anonymous

Re: ALPHA ON TOUR - 11/22/03 03:00 PM

Moin Peter
Ich wäre auch umgekippt, bin auch ne echte Memme die kein Blut sehen kann!

Viel Viel Spass, las es ruhig angehen und genies die Zeit.
Kiel meldet seit einer Woche SONwetter, (verdammt, jetzt will ich auch mal wieder Sonne!)

Gruss auch von Tine und Felix
Posted by: Jan

Re: ALPHA ON TOUR - 11/22/03 09:01 PM

Hi Tivo,
da hab ich ja Glück gehabt, dass bei unseren beiden Nordcups keine Stürze dabei waren -> sonst hätte ich Dich noch behandeln müssen...
Macht ja schon neidisch, die ganze Vorfreude, die in Alphas Bericht mitschwingt! Wird Zeit, selber mal wieder los zu fahren!
Bonne route!
Jan
Posted by: ALPHA

Re: ALPHA ON TOUR - 11/22/03 11:55 PM

Ja Du hast Recht. Yahoo muss das mit seinem Wetterdienst nochmal ueben. Von wegen Hoechsttemperaturen bis 18 Grad. 41 Grad hatte ich. Du weisst ja was das bedeutet, in dieser Baumlosen Wueste. Und dann dieser Wind dabei. Ich hatte zwar Gùeck, er kam meisst von hinten, endweder frontal, oder schraeg von der Seite, aber er bliess so heftig, das ich dachte, er trocknet Dich vollkommen aus. Mit gut 4 Litern fuer die 105 Kilometern hatte ich recht knapp kalkuliert, als ich in San Pedro ankam, hatte ich nur noch einen knappen halben Liter ueber. Insgesammt sind es 1315 Hoehenmeter geworden, weniger als ich gedacht habe. Der Pass, der laut diversen Infos mit 3700 Metern Hoehe angegeben wurde, wurde von meinem Hoehenmesser nur mit 3400 ausgewiesen.
Auf 3100 Hoehemmetern hatte ich ein schoenes Erlebniss. 3 LKWs aus Brasilien fuhren an mir vorbei und dann Anfueher winkte seinen Kollegen, doch mal rechts ran zu fahren. Es ergab sich ein kleines Gespraech, wegen meinen schlechten Spanischkenntnissen mehr mit Improvisation, aber man konnte doch vieles verstehen. Wo ich denn her kommen wurde. Sozy de Alemania. Nun hat er seinen Fotoapperat gezueckt und ein Kollege musste unbedingt ein Bild machen, er wollte immer schon mal mit einem Deutschen auf ein Bild.
Ob ich noch klar im Kopf waere, hat er mich gefragt. Ich hatte eigentlich wenig Probleme bis dahin, der Atem ging ein wenig schneller, und ich habe schon mitbekommen, das es etwas anderes ist, auf ueber 3000 Metern zu radeln als in den laeppischen Eifelbergen, aber es ging. Die Trockenheit machte mir mehr zu schaffen. Er hat mir dann aber trotzdem ein Aspririn spendiert. Und dann noch eine etwas fragwuerdig aussehende Pille. Stand Soroche drauf, also Hoehenkrankheit. Ich selbst habe Diamox dabei, und will das Zeug eigentlich nur im Notfall schlucken, aber ich wollte seine Gastfreundschaft nicht verletzen.
Ueberhaupt sind die Leute hier sehr freundlich. Nur wenig ignorieren mich, einige gucken, wie das Auto in dem sie sitzen, wenn sie mich sehen, viele Strecken den Daumen hoch, oder hupen Beifall. Das motiviert schon sehr, muss ich sagen.
Auf der Strecke Calama - San Pedro gabe es jedenfalls nichts ausser trockendste Wueste. Hoehepunkt war hier der kleine Baum, mit dem Schild "give me Water please". Nun, da ich mit Wasser knapp war, hat er etwas anderes von mit bekommen. Ist sowieso besser als Wasser. Erst recht, wenns von mir kommt :-)
Dann gab es noch zwei Bushaeschen, da konnte man sich reinsetzen. Immerhin, kleine Zufluchten vor der gnadenlosen Sonne. Wenn mich jetzt jemand fragt, ob es nicht Oede ist, durch so eine Wueste zu fahren (Die Atacama-Wueste ist im uebrigen die trockenste Wueste all betracht die ganze Welt hindurch), dann wuerde ich erst mal sagen "nein". Jetzt am ersten Tag ist alles noch so neu, das es schon seinen Reiz hat. Wie es ist, wenn ich hier zwei, drei Wochen rumgurke, kann ich jetzt natuerlich noch nicht wissen.
Hier in San Pedro habe ich uebrigens Renault, aus Luettich kennengelernt. Bis zum Salar de Uyuni, mochte er die gleiche Route fahren, wie ich. Ich habe ihn gefragt, ob wir nicht zusammenfahren sollen. Er moechte es wohl ausprobieren, klar wir muessen checken, ob wir so ungefaehr die gleiche Geschwindigkeit fahren und auch sonst miteinander klar kommen.
Morgen bleibe ich hier noch etwas, es gibt hier viel zu sehen und mindestens das Valle de la Luna moechte ich mir gerne anschauen.
So jetzt trinke ich mir erst mal die Hucke voll und schaue, das ich etwas vernueftiges zum beissen finde. Morgen melde ich mich nochmal kurz, bevor ich dann uebermorgen nach Bolivien entschwinde.
Gruss, Peter
Posted by: schwalli

Re: ALPHA ON TOUR - 11/23/03 02:29 AM

danke fuer deine eindruecke!
weiterhin gute fahrt cool
Posted by: Sasa

Re: ALPHA ON TOUR - 11/23/03 10:34 AM

Du... Du... also... nee...
Was hast Du denn bitte dem lieben kleinen Bäumchen gegeben!?! Ich habe ihm extra einen Liter Wasser spendiert, damit andere Radreisende wie Du sich noch daran erfreuen können und was machst DU??? Schäm Dich! Findest Du das gerecht dem kleinen Bäumchen gegenüber?!? Es ist immerhin die einzige Abwechslung weit und breit.
Genieß da Valle de la Luna und vergiss nicht Dir den Sonnenuntergang und den Sternenhimmel von der Düne aus anzusehen. Vorher noch unbedingt eine Runde durch den Cañon drehen.
Hätte ja nicht gedacht, dass es jetzt im Frühling schon so heiß in der Atacama ist.

Grüsse
Sasa
Posted by: Wolfrad

Re: ALPHA ON TOUR - 11/23/03 12:51 PM

Zitat:
Du... Du... also... nee...
Was hast Du denn bitte dem lieben kleinen Bäumchen gegeben!?! Ich habe ihm extra einen Liter Wasser spendiert

Nun, Sasa, sei tolerant! Jeder halt auf seine Art...

Indes, auch das Bäumchen findert Deine Methode sicher sympathischer.


Wolfrad
Posted by: ALPHA

Re: ALPHA ON TOUR - 11/23/03 07:28 PM

Hehe, das ist das beste, was der Baum bekommen kann. Er wird es nicht nur ueberleben, sondern sich sehr darueber freuen. Ist mal was anderes. Wird auch zum duengen eingesetzt.. Aber nun weiter im Text:

Hallo zusammen,
ich wurde gefragt, wie mein Hotel ist. Fuer umgerechnet 6 Euro kann man natuerlich nicht viel erwarten. Zum Pinkeln muss ich ueber den Hof, dort ist ein Verschlag. Duschen kann man nur mit kaltem Wasser. Strom und Wasser werden Nachts abgeschaltet. Mein Zimmer hat keine Steckdose und aus dem Glas des Fensters ist ein grosses Stueck herausgebrochen. Das Bett ist so siffig, das ich mir ueberlegt habe, besser meinen Schlafsack obenauf zu legen. Aber es ist trotzdem ok. Die naechsten Naechte im Zelt - ganz ohne Dusche und ebenfalls ohne Strom, werden bestimmt auch nicht gemuetlicher.
San Pedro ist uebrigens sehr international. Kaum, das ich gestern am Tisch sass, wurde ich angequatscht. Would you like to enjoy your Meal with us? Und schon sass ich mit einer Schweizerin, einem Franzosen und einem Brasilianer, die sich alle eben erst kennengelernt habe, an einem Tisch. Hier in dem Ort hat sich eine Backpackerszene etabliert, man findet ueberall Tourenanbieter, die einem Trips zu den nahegelegenen Lagunen, Salzseen und Gaysieren anbieten. Die Leute sind dementsprechend anders, ich wuerde mal sagen offener und interessanter. Man hat sich halt viel zu erzaehlen. Aber das verueckteste an San Pedro sind die Baeume. Du faehrst den ganzen Tag durch tote Wueste und ploetzlich sieht man von oberhalb des Ortes diese Baeume stehen. Ich kann einfach immer noch nicht verstehen, wie es moeglich ist, dass die hier wachsen. Ausserdem praegen noch die staubigen Strassen, die Strassenkoeter und die immerwaehrend duddelnde indegene Musik das Ortsbild. Es gibt hier jede Menge Ausruestung fuer die Tour auf eigene Faust zu kaufen. Qualitaet ist ordentlich, kommt aber an meine nicht ganz ran ;-)
Wahrscheinlich werde ich nicht zusammen mit Renault nach Bolivien fahren. Der Irre will es probieren, den Pass, der auf ca. 4400 Metern liegt, an einem Tag zu erreichen (San Pedro liegt auf 2438) Auch heute bin ich mehrfach mit Leuten ins Gespraech gekommen, habe mich mit denen ueber mein Vorhaben unterhalten (auch mit der Bewustloss-Aerztin aus dem Flugzeug, die war Deutsche), und alle haben mich nochmal daran erinnert (ja Vater, Du auch) vorsichtig zu sein. Ich habe nun geplannt, mir drei Tage Zeit fuer den Aufstieg zu nehmen. Das reicht wahrscheinlich fuer die Aklimatisation. Ausserdem ist er schlecht ausgeruestet. Er hat keine Wassersaecke und meint, ca. 10 Liter Wasser in Flaschen transportieren zu koennen. 10 Liter fuer drei Tage. Ich denke das ist sehr knapp bemessen...
Schade das das mit dem Bildversand nicht funktioniert. Der Mensch hier hat zwar einen Kartenleser und meine Bilder sind auf Festplatte, aber mit 1 bis 2 MB fuer den Mailversand einfach zu gross. Ich habe ihn gefragt, ob er was zum komprimieren hat, aber was bekomme ich: Einen Direktlink auf meine Originaldatei. Da koennt ihr ziemlich wenig mit anfangen, fuerchte ich.
Gleich schaue ich mir noch das Valle de la Luna an. Ich sage jetzt erst mal schuess, fuer ca. 2 Wochen.
Hasta Pronto, Pedro

Posted by: Sasa

Re: ALPHA ON TOUR - 11/23/03 07:48 PM

Hi Peter,

so extrem die Höhe bis zur Laguna Verde bzw. dem Grenzübergang Hito Cajones auch ist - drei Tage wirst Du dafür nicht brauchen. Du kannst jetzt schon von San Pedro aus sehen, wo Du morgen abend Dein Zelt aufschlagen wirst (!) und hinter dem Sichtbaren Bereich da oben ist auch schon irgendwo der Pass, der aber gar nicht als solcher zu erkennen ist. Bis zur Laguna sind das nur 20-30km. Da wirst Du Probleme haben, Dich so zusammenzureißen, dass Du nicht mehr fährst.
Ich bin erst Mittags losgefahren und war auch am nächsten Tag schon am frühen Nachmittag dort. Drei Tage brauchst Du also sicher nicht.

Noch mal kurz die nächsten "Wasserstationen":
Refugio Laguna Verde (auch Schlafmöglichkeit)
Refugio Laguna Colorada (auch Schlaf -und Essensmöglichkeit)
Villamar und die folgenden Dörfer.
In Alota gibt's das erste Satellitentelefon und in Uyuni (also in zwei Wochen) das erste Internetcafé.

Drück doch einfach mal dem Typ von Colque Tours 5 Liter Wasser in die Hand und bitte ihn darum, es an einem bestimmten Tag an den heißen Quellen (Salar de Chalviri) abzustellen. Damit hatte ich sogar mehr Wasser, als eigentlich benötigt.

Viel Spaß! Ich kann's schon gar nicht mehr erwarten, wenn die Funkstille nach Deine Ankunft in Uyuni wieder unterbrochen wird.

Grüsse
Sasa
Posted by: ALPHA

Re: ALPHA ON TOUR - 11/27/03 05:44 PM

@Sasa:
Drei Tage habe ich einfach eingeplannt, um mich an die duenne Lauft zu gewoehnen. Nachdem ich es nun in drei Tagen "geschafft" habe, muss ich Dir bescheinigen, das zwei Tage schon eine stramme Leistung sind. Aber vielleicht war es bei Dir Mittags auch nicht so heiss und Du konntest durchfahren...

Hallo Leute,
Frueher als erwartet, hoert ihr nun wieder von mir. Was fuer ein Aerger! Ich bin wirklich sehr traurig, ich muss die Tour durch Bolivien abbrechen und haenge nun wieder in San Pedro. Was ist passiert? 3 Tage lang habe ich mich diesen Andenpass hochgequelt, die ersten beiden Tage war zwischen 13:00 und 16:00 Uhr ob der Hitze an Radfahren nicht zu denken. Am ersten Tag habe ich in dieser Zeit mein Zelt ueber den Radrahmen geworfen, am zweiten war das wegen dem Wind nicht mehr Moeglich. Ich habe dann meinen Kopf unter einer der grossen Ortliebtaschen gelegt, um ihn aus der Sonne herauszuhalten. Die beiden Naechte im Schlafsack habe ich keinen Schlaf gefunden. In der zweiten Nacht habe ich etwas Holz gefunden, aber obwohl ich eine Stunde rumprobrobiert habe, ist es mir nicht gelungen etwas Feuer zu machen und mir somit ein warmes Mahl zu bereiten. Ich aergere mich sehr, das ich nicht auf die Leute im Radforum gehoert habe, und keinen Campingkocher mitgenommen habe. Diese trockenen Muesliriegel bekommt man in dieser ohnehin trocken Umgebung kaum herunter. Am dritten Tag war es dann Mittags zwar nicht mehr so heiss, aber der Wind bliess umso heftiger und die duenne Luft machte sich auch bemerkbar. Ich hatte zwar keine der typischen Symptome der Hoehenkrankheit, aber die Kraft in den Beinen war kaum noch vorhanden. Ich war schon sehr froh, als ich den Pass, der auf 4520 Metermn Hoehe lag, erreichte.
Nun musste ich mich nur noch hinunter an die bolivianische Grenze rollen lassen. Die Grenzformalitaeten waren kein Problem, eher schon die Piste. Gleich hinter der chilenischen / bolivianischen Grenze hoert der schoene Asphalt auf und ich hatte einen ersten Eindruck davon, was es heisst ueber bolivianische Wellblechpisten zu fahren. Aber ich hatte immer noch Hoffnung, wenn ich erst mal im Refugio, an der Laguna Verde bin, kann ich mich dort etwas erholen und am naechsten Tag weiterfahren.
Ein Haus war in Sicht und ich dachte schon, das ist es, das Refugio. Aber es war nur "der Eingang" zum Nationalpark. Dort muss man 30 Bolivianos abdruecken, um den Nationalpark betretten zu koennen. Ich habe mein Rad draussen stehen lassen und bin rein in die Bude. Und nun kommt es:
Gerade als ich drin meine sieben Sachen zusammenpacke, fegt draussen eine Windhose ueber das Gelaende und schmeisst mein Rad um. Aber noch schlimmer: Eine der hinteren Ortliebtaschen hat der Wind geloest und mit sich fortgetragen. Ich habe dann mit dem Nationalparkwaechter zusammen bestimmt noch eineinhalb Stunden nach der Tasche gesucht, aber da war nichts zu machen. Ich glaube, die Tasche kann kilometerweit vom Ort des Geschens entfernt sein. Auf fast alles was drin ist kann ich verzichten, aber nicht auf den Schlafsack!
Ich habe dannbeschlossen, die Nacht erst mal im Refugio zu verbringen und in Ruhe zu ueberlegen. Dort haben auch noch zwei andere Radreisende uebernachtet, die das Altiplano ueberquert haben. Hin- und hergerissen, ob es nicht vielleicht doch Moeglich ist, ohne Schlafsack weiter zu fahren, habe ich sie nach den Temperaturen gefragt, die mich dort erwarten werden. Aber ich wusste es ja vorher schon. Bis zu minus 10 Grad, sagte man mir, was sich mit den Infos deckte, die ich hatte. Dann habe ich noch ueberlegt, ob es vielleicht eine Alternative waere, im Refugio zwei Decken zu kaufen. Probeweise habe ich die Nacht in einem lanegen Unterhemd, einem Pullover, der Windstopperjacke und EINER Decke verbracht, in dem vom Wind geschuetzten Refugio. Ich habe trotzdem gefroren. Also wird dann auch mit zwei Decken nichts zu machen sein.
Nun ueberlege ich mir, von San Pedro aus mit gefuehrten Touren das Altiplano zu erkunden. Das ist zwar nicht dasselbe wie mit dem Rad, aber vielleicht noch die beste Alternative. Dann fahre ich per Bus bis La Serena, vielleicht auch bis Santiago. In Santiago kann ich mir einen neuen Schlafsack kaufen und auch eine neue Packtasche. Ich muss mir das mal genauer auf der Karte anschauen, ob es genug Moeglichkeiten gibt, zwischen La Serena und Santiago in Refugios / Hotels zu uebernachten.
Bis demnaechst dann mal, vielleicht hat ja jemand ein paar troestende Worte fuer mich?
Peter
Posted by: bikebiene

Re: ALPHA ON TOUR - 11/27/03 05:59 PM

Hallo Peter,

dann will ich mal versuchen, dich zu trösten.
Da hat es dich ja ziemlich arg erwischt. aber, wenn ich mich recht erinnere, hat Sasa ja am Anfang seiner Tour auch ziemliche Probleme gehabt, um richtig "in Fahrt" zu kommen.
Und wenn man jetzt so in seinem Bericht schmökert... also es muß schon eine tolle Tour gewesen sein.
Also laß dich nicht unterkriegen. Auch wenn nicht alles wie geplant läuft, das wichtige ist doch, was du aus deinem Urlaub machst. Und ich denke, du bist auf dem besten Wege, hast ja schon Überlegungen angestellt, was du alternativ machen könntest.
Ich wünsche dir jedenfalls einen Urlaub, an den du immer wieder gern zurückdenkst. Viele gute Erlebnisse und Begegnungen mit Einheimischen und anderen die auch unterwegs sind, so wie du.
Tine würde jetzt vielleicht sagen, was sie Sasa auch gesagt hat: Denk positiv.
Ich drück es halt nur anders aus: Es kann ja nun nur noch besser werden lach

In diesem Sinne wünsch ich dir eine gesegnete Zeit
Posted by: Sasa

Re: ALPHA ON TOUR - 11/27/03 06:50 PM

Hi Peter!

Mein erster Gedanke: Das ist natürlich verdammt, verdammt, verdammt schade!!! Habe mich schon gewundert, dass Du Dich so früh zurückmeldest.

Andererseits hat unsere liebe Bikebiene ja recht. Du hattest Tine nicht als "ThinkPositive"-Motivationstrainerin. Aber was soll's. Es gibt Leute, die behaupten, dass hinter jedem Schicksal auch sein Sinn steckt. Und da war sicher auch einer hinter. Wer weiß? Vielleicht wärst Du bei dem schlechten Klima doch an Soroche umgekommen, wärst im viel zu matschigen Salzsee versunken oder was weiß ich. Für eine Salzseeüberquerung ist es ja auch schon ziemlich spät im Jahr. Also: POSITIV! lach
Hinzu kommt, dass Du mit dem Parkwächter schon kurz hinter der Grenze die bolivianische Freundlichkeit kennenlernen durftest.

Nein, dann mach eben eine motorisierte Tour durch Bolivien. Die Leute im Jeep sind meistens auch sehr interessant und außerdem lernst Du sicher mehr Spanisch, was für den ersten Teil Deiner Tour sowieso so ziemlich das Wichtigste ist.

Außerdem muss ich noch anmerken, dass ich auf meiner Tour durch die Lagunen absolutes Königswetter hatte. Der Wind kam meistens kräftig von hinten (hört, hört!) und schon am zweiten Tag musste ich am Anstieg die Jacke anziehen. Da bin ich schon auf den ersten Schnee getroffen. Mit der Hitze hatte ich keinerlei Probleme - von daher fand ich Deine kurze SMS vom Anstieg schon ziemlich erschreckend. Naja - und ich hatte -20°C. Aber das lässt sich mit einem guten Schlfsack verkraften.

Jetzt lern erst mal kräftig Spanisch, dann hast Du mit Übernachtungsmöglichkeiten auf dem Weg Richtung Süden keine Probleme. Da muss nicht immer ein Hotel im Reiseführer sein - irgendwie findest Du ganz sicher immer was. Du wärst nicht der Erste, der Südamerika ohne einen Schlafsack bereist. Und meine Campingausrüstung habe ich auch nur äußerst selten benötigt.

Viel Spaß auf der Tour!
Sasa
Posted by: ALPHA

Re: ALPHA ON TOUR - 11/28/03 12:44 AM

Danke fuer die lieben Worte!
Ich habe heute Nachmittag auch schon eine gefuehrte Tour ueber die Lagunenroute bis zum Salar und zurueck gebucht. Geht ueber 4 Tage und kostet 100 US Dollar. Na ja, nicht so, wie ich es mir ausgemalt habe, aber die schoene Landschaft bekomme ich trotzdem zu sehen. Und SASA hat recht, es war ein bemerkenswertes Erlebniss, wie sich der bolivianische Parkwaechter bemueht hat, mir bei der Suche nach meiner Ortliebtasche zu helfen. So etwas gibts in Deutschland, wenn ueberhaupt, nur sehr selten.
Wie ich gehoert habe, kann ich in Calama wohl einen neuen Schlafsack bekommen. Dann wuerde eigentlich nichts dagegen sprechen, von dort aus, wie geplant, die Tour al Sur fortzusetzen. Auf jeden Fall werde ich mir, wenn Moeglich, dort auch einen Campingkocher besorgen.
Ich hoffe, dann kann ich euch von Calama aus wieder gute Nachrichten uebermitteln.
Ach ja, die Abfahrt nach San Pedro war schon nicht uebel. Unterwegs nach unten, aber noch oberhalb 3000 Metern, sind mir Vincunas und Lamas begegnet.
Also, bis spaeter mal, Peter
Posted by: Anonymous

Re: ALPHA ON TOUR - 11/28/03 10:02 AM

Moin Peter
Das ist ja ein dickes Ding! Wie hat der Wind den die Ortlieb ab bekommen? Sind die Haken gebrochen?

Kannst Du ja froh sein, dass Du während dessen drinnen gewesen bist. Ich stell mir gerade vor so was erwischt einen auf einer Passstrasse während der Fahrt schockiert Nee, das will ich mir gar nicht erst ausmalen.

So ist es doch alles in allem glimpflich abgegangen, und ein dickes Ding passiert doch auf jeder Reise (s. Sasas Gabel), dein Unglück hast Du also schon hinter dir.

Und ausserdem eine 4500 m Passhöhe WOW!!! Das ist mehr als doppelt so hoch wie mein höchster (Mt Ventoux mit schlappen 1920m)

Viel Spass und Glück dir noch, halt die Ohren steif, mach schöne Bilder (auch mit der Kamera aber v.a. im Kopf) und geniess die restliche Tour,

neidische Grüsse
Posted by: ALPHA

Re: ALPHA ON TOUR - 12/01/03 05:21 PM

Hallo TiVo
wahrscheinlich wahren die Haken oben am Gepaecktraeger nicht richtig eingerastet. Und dann war es eben nicht einfach nur ein Wind. Es war eine richtige Windhose und dann noch eine von den besonders kraeftigen. Waehrend meiner 4-taegigen gefuehrten Tour durch den Suedwesten Boliviens habe ich diese Dinger noch oefter gesehen, aber dann Gott sei Dank nur aus der Ferne. Mittlerweile mache ich mir so meine Gedanken ueber diesen Vorfall. Ich kann ja eigentlich froh sein, das es an einer Stelle passiert ist, wo ich die Gelegenheit hatte, wieder umzukehren...
Die 4-taegige Tour war auch ganz toll. Mit Arancha aus Spanien (Sozialarbeiterin, arbeitet fuer 3 Monate in einem Bolivianischen Gefaengniss), Konstanze (Italienerin, Uebersetzerin fuer Dokumentarfilme) und Edith und Henrique (aus der Provence, haben eine kleine Srachschule, die sie immer dann schliessen, wenn sie lieber reisen) habe ich per Jeep den Suedwesten Boliviens erkundet. Ich habe eine Menge schoener Fotos gemacht, von den Lagunen, den Geysiren und all dem Viehzeug, an dem wir vorbei gefahren sind. Sogar einen aktiven Vulkan habe ich gesehen. Hat aber nur so ein bischen vor sich hin gequalmt. Obligatorisch fuer Touris war auch das komplett aus Salz erbaute "Hotel de Sal" indem wir eine Nacht verbracht haben. Besonders beeindruckt war ich aber vom Salar de Uyuni und der Isla Pescada. Wenn ihr Saschas Homepage besucht habt, koennt ihr verstehen was ich meine. Ich war zwar immer noch ein wenig traurig, den Salar nicht per Rad ueberqueren zu koennen, auf der andere Seite aber auch ganz froh, das mir die bestimmt wahnsinnig anstrengende Fahrt bis dort hin erspart geblieben ist. Man liest zwar immer so, Wellblechpisten ... uebersaet mit kpfgrossen Steinen ... kilometerlange Sandeinlagen ... aber Leute glaubt mir, wenn ihr dass nicht selbst erlebt habt (und ich war im vierradgetriebenen Jeep!) dann koennt ihr euch kaum vorstellen, wie schlimm diese "Strassen" sind.
Eine gute Stunde ging durften wir auf der Isla umherstiefeln, dann ging es weiter nach Uyuni. Unterwegs hat Carlos, unser Fahrer erzaehlt. Er ist stinksauer, das er, als Aelterer (er ist erst 32, koennte aber locker fuer Ende 40 durchgehen, die harten klimmatischen Bedingungen...) immer die alten Jeeps bekommt. Das liegt daran, das die juengeren noch nicht so fit sind, im repairieren von Jeeps. Die bekommen immer die neuen Wagen, weil die Gefahr, das dort etwas kaputt gehen kann, geringer ist. Dann hat er sich ueber die Schwarzarbeiter ausgelassen. Er musste eine richtige Ausbildung machen. Er muss Koch sein (es war uebrigens lecker und alles in den 100 USD mit drin), Mechaniker, Fahrer und nicht zuletzt eine gute Landeskunde haben.
Als wir dann in Uyuni ankammen, hat er mir noch zwei Laeden gezeigt, wo ich mir einen neuen Schlafsack kaufen konnte. Fuer 95 Bolivianos, das sind umgerechnet gerade mal so 14 Euronen habe ich mir einen gezapft. Hehehe, das Teil macht gar nicht mal so einen ueblen Eindruck. Wird sich zwar noch bewaehren muessen, aber ich werde berichten.
Von Uyuni aus sind Konstanze und ich wieder zurueck nach San Pedro, die anderen gingen ihrer eigenen Wege. Die Rueckfahrt war dann auch weniger interessant, es ging hauptsaechlich darum, zurueck zu kommen.
Morgen werde ich dann mit dem Buss nach Calama fahren. Ich will nicht mehr in San Pedro sein. Stellt euch vor, sogar hier gibt es die Blondchen, die nichts besseres zu tun haben, als sich ueber Harland Schmidt und Arabella Kissbauer zu unterhalten. Wer das ist? Ihr verpasst nichts...
In Calama ersuche ich dann, mir einen Campingkocher zu zapfen. Ein neuer Topf muss auch her, der war auch in der Tasche. Die Tasche kann ich bis auf weiteres notduerftig durch eine RV-Tasche ersetzen, die ich mit zwei Karabinerhaken am Gepaecktraeger befestige. Von Calama aus werde ich dann Richtung Antofagasta fahren. Mal antesten, wie ich mit der Hitze klar komme.
Bis dann mal, der wieder frohen Mutes seiende, Peter
Posted by: bikebiene

Re: ALPHA ON TOUR - 12/01/03 05:32 PM

Hallo Peter,

schön, daß du wieder frohen Mutes voranschaust lach , prima, daß du so eine schöne Tour zu dem Salzsee mitmachen konntest. Hoffentlich bewährt sich dein Schlafsack dafür
Wünsche dir eine gute Weiterreise,
bleib behütet schmunzel
Posted by: Joscho

Re: ALPHA ON TOUR - 12/01/03 06:46 PM

Horrido Peter,

dass man Schlafsäcke bzw Campingkocher "zapfen" kann, hatte ich so noch nicht gehört; ich habe herzhaft lachen müssen.
Deine Schilderungen klingen ja insgesamt sehr spektakulär. Da freut man sich schon jetzt auf Deine Bilder.
Für den weiteren Verlauf Deiner Reise wünsche ich Dir viel Glück, tolle Erlebnisse, einen warmen neuen Schlafsack und - sofern dies Deinen Geschmack treffen sollte - gelegentlich auch mal was richtig gezapftes.
Georg
Posted by: Sasa

Re: ALPHA ON TOUR - 12/01/03 10:32 PM

...und hier noch ein paar passende Bilder zu Peters Route (sind zwar von mir, aber sowieso erst etwa 4 Monate alt)


San Pedro de Atacama (die im Hintergrund zu sehende Entfernung sind zwei Tagesetappen und etwa 2500 Höhenmeter mit dem Fahrrad!)


Laguna Verde




Jeep


Geysire auf 4800m


Laguna Colorada


Publikum am Wegesrand


Altiplano


Gut ausgebauter bolivianischer Highway




Isla Pescado (die heißt eigentlich Isla Inkawasi)


Isla Inkawasi


Isla Inkawasi


Salar de Uyuni


Uyuni

Mehr gibt's wie immer auf meiner Seite. grins
Ich gehe davon aus, dass wir von Dir Peter auch einen langen Reisebericht erwarten können, gelle? zwinker

Grüsse
Sasa
Posted by: ALPHA

Re: ALPHA ON TOUR - 12/04/03 04:52 PM

¡Ola Amigos!

Ich bin jetzt in Antofagasta, am pazifistischen Ozean. Seht hier: http://www.hotelantofagasta.cl/
Zunaechst bin ich mit dem Bus zurueck nach San Pedro gefahren. Ein wenig Sorge um mein Rad hatte ich schon, denn es wurde einfach so me nothing, You nothing in den Frachtraum des Busses gelegt. Nichts war mit Spangurten, mit denen man es haette irgendwie arretieren koennen. Aber das Rad hat es ueberlebt. Fuer die Bussfahrt habe ich gerade mal 1000 Pesos, also ca. 1,50 Euro bezahlt. In Calama habe ich mir dann ein etwas bessers Hotel gesucht, con Enchufe, damit ich meine Akkus wieder aufladen kann. Da gab es sogar eine Badewanne. Mit einem Bier in der Hand, habe ich es mir gutgehen lassen.(Gruss an Gernot :-) An der Rezeption habe ich kundgetan, das ich einen Campingkocher brauche. Mit dem Hoteleigenen Shuttelbus wurde ich dann zu dem ausserhalb der Stadt liegenden Walmart - einem riesigen Einkaufszentrum amerikanischen Ausmasses - hingekarrt. Einen Spiritus-/Benzinbetr¡eben, wie ich ihn eigentlich gerne gewollt haette, habe ich dort zwar nicht bekommen, aber einen Gasbetreibbaren. 17000 Pesos hat dies Teil gekostet. Habe mir noch 2 Kartuschen a 190 Gramm gekauft. In der Anleitung steht, das Dingen verbraucht 45 Gramm pro Stunde. An die, wo Ahnung haben: Kann das sein? Wisst ihr, wo ich mir hier in Chile die Kartuschen nachkaufen kann?

Den Rueckweg bin ich zu Fuss zurueck nach Calama und musste eine slumartige Vorstadtgegend passieren. Hmmm...
Ansonsten gab es in Calama nicht viel zu sehen. Das Stadtbild ist gepraegt vom hecktischen treiben und den vielen Geschaeften- Kein Wunder, denn mit dem ueber 200 km entfernten Antofagasta gibt es sonst in der "naeheren Umgebung" keine groessere Stadt. Apropos Antofagasta. Mich reizt es, nach all denTagen des Muessigganges, zu verschuchen, die Strecke an einem Tag zu fahren. Das Gelaende muesste guenstig hierfuer sein. Von Calama 2300 Meter ueber Meer geht es ab bis auf 0. Und wenn ich dann noch Glueck mit dem Wind habe... aber ich will den Ereignissen nicht vorgreifen.

Frueh um 7:00 bin ich in Calama aufgebrochen. Der Hotelmensch hat sage und schreibe 15 Minuten gebraucht, bis er die Rechnung erstellt und das Geld eingesackt hat. Das ist eben Suedamerika.
An dem Flughafen vorbei ging es Richtung Antofagasta. Eine Strassenkarte braucht man bei diesem in die Laenge gezogenen Land uebrigens kaum, die Wege sind meisst recht einfach zu finden. Und wie das Rad lief! Die Tankstelle Carmen Alto lag sehr guenstig und bereits um 12:15 habe ich hier nach 116 km eine Mittagspause gemacht. Von den 2300 Hoehenmetern Startkapital, hatte ich gerade mal 900 HM (eine feine Waehrung dies) verprasst. Eine Suppe reingeschoben, die Beine noch was gestreckt und frohen Mutes wieder aufs Rad gestiegen. Ich war fit wie ein Turnschuh, es liess sich fahren, als haette mir jemand eine Sauerstoffmaske umgebunden. Ausserdem war ich ueberzeugt davon, das ich diesmal, trotz der Hitze den Mittag ueber durchfahren konnte. Die Trockenheit vertrage ich immer besser und auf der Isla Pescada, inmitten des Salar de Uyuni, hatte ich mir eine Extrem Desert Cap gekauft! Was das ist? Schaut euch den Film "Lawrence von Arabien" an, da laufen die alle mit diesen Dingern rum...
Die restlichen 99 km nach Antofagasta sollten ein Klacks sein. Aber was war das? Waehrend ich mein Mittagsessen eingenommen habe, kam ein Wind auf! UND WENN ICH WIND SAGE, DANN MEINE ICH WIND! Genau frontal von vorne, das war nicht mehr feierlich. Ich habe mir dann gesagt: Sei froh ueber diesen Wind. Er ist da, um Dich auf die Verhaeltnisse in Patagonien vorzubereiten. Aber es ging kaum voran. Unglaublich wie schnell dieser Wind in dieser Haerte aufgekommen ist. Obwohl es immer noch leicht bergab ging und ich getreten habe wie Tier, kam ich einfach nicht vom Fleck. Entnervt habe ich um 20:00 Uhr, nach weiteren 60 km kurz vor Antofagasta Schicht gemacht. Ich hatte keinen, geschweige denn einen duennen, Floetz mehr, weiterzufahren. Die, wo im Ruhrpott wohnen, wissen, was ich meine.
Dann konnte ich wenigsten mal meinen bolivianischen Schlafsack und den Kocher antesten antesten. Die letzten 20 km schwebte mir schon dauernd die leckere Tomatensuppe vor den Augen. Aber das mit dem kochen wurde nichts :-( Mein Fuerzeug hatte ich in dem schoenem Titantopf verstaut, der in der beruechtigten Radtasche war. Und mir wurde das erst klar, als ich es wieder brauchte. Schmalhans Kuechenmeister war angesagt. Die Nacht habe ich dann 30 Meter abseits der Panamerikana hinter einem Erdwall verbracht. Die Lastwagen, Busse und PKWs machten einen ganz schoenen Laerm, aber das wird sich schon geben. Dem war auch so, aber unter dem Erdwall war eine Wasserpipeline verlegt und als die Autos Ruhe gaben, sprang eine Pumpe an. Ist klar, die Chilen muessen Nachts oft auf den Boiler...
Ich war froh, als die Nacht vorbei war und ich den Rest bis Antofagasta fahren konnte. Noch 9 km vor dem Ziel hatte ich immer noch 600 HM Guthaben und in einer feinen Abfahrt ging es durch die Berge und eine kurvige Strasse hinunter nach Antofagsta. Mir war klar das ich ihn bald sehen musste - den pazifistischen Ozean und die Vorfreude war gross. Da, da endlich ein schimmerndes Blau und schon war ic auch schon mitten in Antofagasta.
Die erste Aktion war, einen Mac Doof anzusteuern und mir dort einen Burger reinzuziehen. Ahh, wie das schmeckt! Um 10:00 Uhr war ich dann im Hotel, und obwohl Check in Time erst mit 14:00 Uhr ausgewiesen war, durfte ich schon in Zimmer. Das ist auch Suedamerika! Mann, Leute, das Hotel ist Klasse hier. Mein Zimmer hat zwei Fenster und einen Bolkon, liegt im fuenften Stock und ich habe einen tollen Ausblick auf den Ozean. Ich muss sagen, nicht unbedingt wegen dem Krampf gegen den Wind wollte ich mich mit diesem Hotel belohnen, sondern eher, weil es auf den naechsten 500 km keine groessere Stadt gibt, wo ich mir mal so etwas feines koennen koente. Die Badewanne war noch groesser und das Bier hat noch besser geschmeckt! (Gernot: Prost Jung)
Ich lag dann noch eine Zeit auf der Matraze, habe diesen Bericht hier geschrieben, aber jetzt wird es Zeit, Antofagasta zu erkunden. Morgen bin ich auch noch hier. Vielleicht melde ich mich dann noch mal.
Gruss, Petzer
Posted by: JB_Linnich

Re: ALPHA ON TOUR - 12/04/03 05:01 PM

Zitat:
einen Gasbetreibbaren. 17000 Pesos hat dies Teil gekostet. Habe mir noch 2 Kartuschen a 190 Gramm gekauft. In der Anleitung steht, das Dingen verbraucht 45 Gramm pro Stunde. An die, wo Ahnung haben: Kann das sein?


Moin Alpha,

der Verbrauch kann hinhauen - ich habe mir vor 'nem Jahr einen entsprechenden Brenner im hiesigen Walmart gekauft.

Seit dem habe ich den einen oder anderen Espresso darauf gekocht und etwas gebraten. In der Summe ca. 3 Stunden, bisher mit der ersten Kartusche.

Ist aber eher ein Warmmacher als ein Kocher, 'nen 1,5l-Topf mit Wasser habe ich (ohne Windschutz) bei leichtem Wind nicht zum Kochen bekommen.
Posted by: Joscho

Re: ALPHA ON TOUR - 12/04/03 05:38 PM

Horrido ALPHA,

Dein Zwischenbericht liest sich so, als seist Du jetzt so "richtig" angekommen in Südamerika. Ist ja auch klar: wenn man sich fast so schnell wie der Schall von einem Kontinent zum anderen bewegt, dann braucht die Seele eben ein Weilchen, um hinterher zu kommen. zwinker
Lass´ Dich nicht vom Bock pusten, wenn der Wind sich mal wieder wichtigmachen will, und genieß´ Deine Tour.

Prost Jung!
Georg
Posted by: Sasa

Re: ALPHA ON TOUR - 12/04/03 10:25 PM

So so so... ich bin ja schon fast neidisch geworden, dass Du die Strecke an einem Tag hättest schaffen können. Hättest Du mal meinen Reisebericht genauer gelesen.
Was meinst Du denn, welcher Wind mich die ganzen 1000 Höhenmeter bis Carmen Alto hochgepustet hat, he? zwinker

Da ist schon was dran, dass die Seele erst mal hinterherkommen muss. Ich war überhaupt nicht in der Lage mich so positiv wie Du über Antofagasta äußern zu können. Das war mir zu dem Zeitpunkt alles noch zu extrem.

Grüsse
Sasa
Posted by: ALPHA

Re: ALPHA ON TOUR - 12/05/03 01:02 AM

Hallo Sascha,
eine wichtige Sache vorneweg, habe ich glatt in dem ersten Posting vergessen: Weist Du, wo es, suedlich von Antofagasta Wasser zu kaufen gibt? Nach meinen Infos ist es Richtung Sueden mit 120 km die laengste Durststrecke die mich erwartet. Kann das hinkommen? Hier ist leider keiner in der Lage, mir diese Angabe zu bestaetigen. Ich habe glatt den Eindruck, die Leute kommen kaum raus aus Antofagasta. Und wenn, dann ist es fuer sie doch nicht so wichtig, wo es Wasser zu kaufen gibt.
Es waere sehr nett, wenn Du mir die Orte aus dem Touristelatlas nennen koenntest, wo ich mich dann mit Wasser eindecken kann. Am besten mit Kilometerangabe.
Antofagasta ist gar nicht mal so uebel. Ich freue mich darauf, Morgen noch hier zu sein. Dann muss ich aber mal weiter, Richtung Sueden. Darauf freue ich mich auch schon. Mal gespannt, wie lange ich bis La Serena brauche, und was mich hinter der Atacamawueste erwartet.
Gruss und Prost an alle, Peter

Posted by: schwalli

Re: ALPHA ON TOUR - 12/05/03 01:24 AM

prost zurueck.....
klasse berichte....... das fernweh kommt wieder hoch.......

pass auf dich auf! grins cool schmunzel
Posted by: Joerg(kajakfreak)

Re: ALPHA ON TOUR - 12/05/03 07:30 AM

Hi @ alpha !
Cooler Tourbericht.
Hi @ all !
Hoffentlich stehe ich jetzt nicht als der Kulugsch.... da!

Ich sichere meine Ortliebs zusätzlich mit einem Gepäckgurt.
Das soll mein Gepäck vor allem vor flinken Langfingern schützen. Der Wind hätte da wohl auch keine Chance.
Solch einen habe ich ausserdem noch ständig zur Hand um :
Das Rad bei Bus-Bahn- und anderen "Liften" irgendwo festzuzurren, aus 2 Ortliebs ein Gepäckstück zu machen wenn gefordert usw.

jörg
Posted by: Sasa

Re: ALPHA ON TOUR - 12/05/03 05:02 PM

Hi Peter!

Südlich von Antofagasta kenne ich mich leider nun wirklich nicht aus. Klar hast Du bei den Leuten wenig Erfolg. Wenn schon, dann verlassen sie Antofagasta per Auto und da ist die Entfernung auf der apshaltierten Panamericana kein Problem mehr.

Hier habe ich Dir mal einen Scan der entsprechenden Karte aus dem Turistel-Atlas hochgeladen. Wie Du siehst, könntest Du auch die ganze Strecke an der Küste entlang bewältigen. Das wäre landschaftlich bestimmt viel interessanter als die Panamericana, aber sicherlich vom "Straßen"zustand her doch etwas haarsträubender. Der Turistel-Atlas enthält auch Wegbeschreibungen für verschiedene Routen runter nach Taltal und daraus kann man schon recht gut entnehmen, wo es Trinkwasser gibt und wo nicht. Ich sag Dir nach wie vor. Kauf Dir das Teil! Damit machst Du nichts falsch, die paar Gramm mehr im Gepäck retten Dein Leben eher, als dass sie Dich umbringen. Hier habe ich mal eine Karte von Antoafagsta centro eingescannt. Irgendwo von in den mir rot markierten Straßen müsste es einen (oder mehrere) kleine Buchläden geben, in denen man den Atlas bekommt. Sonst melde Dich einfach heute noch mal und ich scanne Dir weitere Teile ein.

Grüsse
Sasa
Posted by: ALPHA

Re: ALPHA ON TOUR - 12/05/03 07:01 PM

Hallo Sascha,
nicht wegen den paar Gramm werde ich mir das Teil nicht kaufen, sondern einfach deshalb, weil mein Spanisch viel zu schlecht ist, als ich mit dem Atlas etwas anfangen koennte. Mein spanisches Vokabular beschraenkt sich auf vieleicht 80 bis 100 Worte. Du kannst jetzt voller Unverstaendniss sein, oder mit mir schimpfen, aber es ist nun mal so. Waehrend der Reise werden es einige Vokabeln mehr werden.

Deiner Karte, Du Du eingescannt hast, entnehme ich, das es in "La Negra" und "Agua Verde" Wasser zu kaufen gibt. Sind dies wirklich die einzigen Orte? Die Leute (Englisch sprechend, davon einer aus Puerto Montt) hier vor Ort haben mir als weitere Stellen "Paradero Barazarte" (63 km Suedlich von Antafagasta" und "Los Vientos" (ca. 150 km suedlich von Antofagasta) genannt. Ausserdem soll es noch hier und da eine Posada geben, wo es moeglich waere, Wasser zu kaufen. Aber ich haette es lieber gerne von Dir abgesegnet, ob das auch stimmt.
Ich hatte mir bei der Planung der Route schon ueberlegt, ob ich an der Kueste entlang fahre. Genau aus dem Grund den Du genannt hast - die Strassenzustaende - habe ich mich dagegen entschieden.
Vielleicht kommst Du ja noch dazu, mir zu sagen, wo ich Wasser kaufen kann?!
Posted by: ALPHA

Re: ALPHA ON TOUR - 12/05/03 08:14 PM

Die Karawanne zieht weiter der Peter kriegt Durst...


Hallo Leute,
Hier mein vorerst letzter Bericht, da ich damit rechne, auf den naechsten gut 500 km keinen Internetzugang zu haben. Damit ihr eine ungefaehre Ahnung davon bekommt, wo ich mich zur Zeit aufhalte, einige Infos:

Antofagasta liegt im Nordchile, auch "grosser Norden" genannt. Die Stadt liegt im Zentrum der trockensten Wueste der Welt. Häufig faellt hier jahrelang kein Regen. Die Stadt hat ungefaehr 230.000 Einwohner - und wenn man sich die Anzahl der Leute anschaut, die hier durch die Fussgaengerzone tappern (und diese Anzahl ins Verhaeltniss zu der Anzahl der Leute in Koelns Fussgaengerzone setzt) - dann meine ich fast, es koennten auch ein paar zehntausend mehr sein. Von der Bedeutung her kann man Antofagasta im Norden mit Puerto Montt im Sueden vergleichen, den die Stadt versorgt mit ihrem Hafen den gesammten Norden Chiles mit wichtigen Guetern.
Antofagasta lag einst auf bolivianischen Terrain. Aber im Salpeterkrieg, (auch Pazifischer Krieg genannt und 1879 bis 1884 ausgetragen) wurde die Region Atacama an Chile verloren. Im 19. Jahrhundert war die Zugehörigkeit der Grenzregion zwischen Chile, Peru und Bolivien strittig und das Interesse aufgrund des Nitratvorkommens sehr groß.
Chilenische Unternehmen begannen als erste das Nitrat abzubauen, was für Peru und Bolivien 1873 Grund für eine geheime Allianz war, mit dem Ziel sich die chilenischen Firmen anzueignen. Ergebnis war, dass Bolivien 1874 die Kontrolle über das Gebiet vertraglich gesichert erhielt, mit der Bedingung von den chilenischen Firmen 25 Jahre lang keine Steuern verlangen zu dürfen.
Jedoch verlangte 1878 der bolivische Präsident Hilarión Daza von den Firmen Steuern und gab Chile damit einen Grund Truppen zu entsenden. Die Truppen besetzten daraufhin die bolivische Hafenstadt Antofagasta und Chile erklärte den paktierenden Ländern Bolivien und Peru 1879 den Krieg.
Die Truppen Chiles erwiesen sich auf See und Land als überlegen. Noch im selben Jahr errang die Flotte bei Kap Angamos einen wichtigen Sieg und die Landtruppen stießen 1880 nach Arica und Tacna vor. Dies ließ Bolivien keine andere Wahl als die Aufgabe.
Peru, damals ohne eine Grenze zu Chile, setzte den Kampf fort, allerdings eroberte Chile 1881 die Hauptstadt Lima und drängt die Verteidiger ins Bergland wo sie zwei Jahre später aufgaben. Am 20. Oktober 1883 kam zwischen Chile und Peru der Vertrag von Ancon zustande. Darin erhielt Chile die peruanische Provinz Tarapaca. Am 4. April 1884 kam zwischen Chile und Bolivien der Vertrag von Valparaiso zustande. Darin erhielt Chile die bolivische Küstenregion um Antofagasta, was Bolivien den Zugang zum Pazifik kostete und natürlich die Provinz Atacama. Erst 1904 wurden diese Bedingungen offiziell anerkannt.

Gestern Abend habe ich mir von der Terasse des Hotels aus das Lichtermeer von Antofagasta angeschaut. Es war wirklich sehr beeindruckend, da sich die Stadt von Meeresniveau an, mehre hundert Meter die Berge hinauf, aufwaerts schwingt, und die Lichter wie von einer gigantischen Tribuene herab leuchten. Es Weinachtet hier in Chile auch schon etwas, aber - welch Wohltat - es ist lange nicht so schlimm wie in Deutschland. Hier und da sieht man einen Christbaum stehen, da es sonst um Antofagasta herum Null Baeume zu sehen gibt, kann man also sagen, das ich mich - mathematisch ausgedrueckt - in einem diskreten Wald befinde.
Es faellt auf, das hier alle Etagen, in den Kaufhauesern (und auch in den Hotels) mit eins aufwaerts anfangend beginnen. Das Erdgeschoss ist also bereits die erste Etage, was anfaenglich bei mir grosse Verwirrung ausloesste! Aber jetzt hab ich es raus :-))
Und dann sieht man ueberall Wachleute in den Eingaengen der Kaufhaueser stehen. Deutlich mehr als in Deutschland, wo man sie auch an den Eingaengen der grossen Kaufhaueser sieht. Um mir neue Sonnenmilch zu kaufen (Lichtschutzfaktor 45) musste ich erst umstaendlich einen der Kaufhausangehoerigen bitten, mir die Vitrine aufzuschliessen, in der die kostbare Flasche eingeschlossen war. Bevor man mit der Ware das Kaufhaus verlassen kann, muss man sich eine Rechnung ausstellen lassen, mit dieser vor ein Karbuff treten, in der jemand hockt, sich eine Quittung abholen und dann wieder zum Lagerplatz der Ware zurueck. Die Quittung vorzeigen und dann darf man gehen. Die Tueten werden vorher noch versiegelt, wahrscheinlich damit man nicht ein zweites Mal "umsonst einkauft".

Gestern Morgen habe ich vor dem Mac Donalds so eine abgerissene Gestalt gesehen. Er hat den vorbeigehenden Passanten fuer 2000 Pesos eine Uhr angeboten. Hmmm... Um offiziell auszusehen, hat er sich noch so eine Kappe von Mac Donalds auf den Kopf gesetzt, die man in diesem Restaurants zu den groesseren "Menus" dazu bekommt. Mit Argusaugen habe ich mein Rad bewacht, den ich hatte kein Interesse, das er es Stunden spaeter irgendwo fuer Dosmill Pesos verscherbelt. Ja ja, so ist das, alle haben Angst, bestohlen zu werden...

Das Paket, welches ich mir selbst postlagernd nach Antofagasta geschickt habe, ist noch nicht angekommen. Da meine Tour durch Bolivien ausgefallen ist, bin ich mindestens 2 Wochen zu frueh hier. Aber das ist eigentlich nicht tragisch. Ich bin bislang viel weniger Rad gefahren, als ich vor der Reise gedacht haette und es ist noch nichts verschlissen, von der Ausruestung. Ausserdem klafft ein gewaltiger Unterschied zwischen der Tatsache, was man vor der Reise meint, was wichtig ist, und der Erkenntniss die ich unterwegs bekomme, von dem, was ich brauche.

Hier vor Ort habe ich mich nochmal bei einigen Leuten erkundigt, wo es Wasser gibt. Schon ungefaehr 15 Kilometer ausserhalb von Antofagasta gibt es in La Negra Wasser zu kaufen. Ich werde also mit wenig Wasser starten, damit das Rad nicht zu schwer wird und ich besser in die Berge komme. Danach gibt es allerdings lange Durststrecken. Hilfreich ist es, das es hier Flaschen in allen moeglichen Groessen gibt: 1,5 / 1,6 (sehr verbreitet) / 2,0 / 2,2 / 2,25 / 2,5 und 3-Liter Flaschen habe ich hier gesehen, neben den 5-Liter Kanistern. Die 2-Liter-Flaschen passen gut in meine XL-Minoura-Flaschenhalter, somit kann ich schon mal 4 Liter am Rahmen des Fahrrades unterbringen. Was fuer die grossen Durststrecken natuerlich nicht reicht...
Die Leute mit der Wasserinfo - hoffentlich stimmen die - haben mich noch unglaeubig angeschaut. There is absolutly nothing! Und sie haben mich vor der Sonne gewarnt, ich soll mir mal meine Lippen ansehen und auf jeden Fall einen guten Sunblocker mitnehmen.

Auf dem Spaziergang durch die Stadt habe ich mir die Kirche angeschaut. Sie ist nicht besonders aufwendig gebaut. Auffaellig ist, das gleich an die Fassade der Kirche angrenzend, moderne Haueser gebaut sind. Ich habe mich in die Kirche gesetzt und die Atmosphaere auf mich einwirken lassen. Ploetzlich habe ich feuchte Augen bekommen. Mann, auf so einer Reise kann man glaeubig werden - wenn man es nicht schon ist. Aber macht euch nicht zuviel Sorgen. Erst vor einigen Monaten hat ja der beruehmte Tilmann Waldthaler die Atacamawueste per Rad durchquert. Der Mann ist ueber 60, somit zwar viel erfahrener als ich, aber ich sollte es auch schaffen.

Morgen will ich sehr zeitig aufbrechen, auf jeden Fall vor 7:00 Uhr. Die Sonne brennt dann noch nicht so sehr. Es wird einige Tage keinen Bericht von mir geben, erst gut 500 km weiter suedlich rechne ich wieder mit einem Internetzugang. Aber SMS versenden muesste moeglich sein, hoffe ich. Und Marleen leitet diese dann an euch weiter.

Uebrigens habe ich schon ueber 300 Fotos gemacht! Das freut den Dirk, den er schaut ja sooo gerne Fotos an. Ich habe mir schon ueberlegt, ihm zum Geburtstag ein Album ueber Fotoalben zu schenken, ein sogenanntes Meta-Album also.

So, bis hoffentlich bald mal, Peter
Posted by: Sasa

Re: ALPHA ON TOUR - 12/05/03 11:13 PM

Hi Peter!

Na klar schimpfe ich jetzt wie ein Rohrspatz! Was denkst Du denn!? Mein Spanisch ist auch nicht perfekt aber ich gehe doch davon aus, dass Du wenigstens einen Dicconario bei Dir hast?

Ich habe der Streckenbeschreibung leider auch nicht viel mehr Informationen entlocken können. Da ist viel von zerfallenen Minen und deren Geschichte die Rede, Wasser scheint es allerdings nur an den beiden Tankstellen zu geben. Bei der Agua Verde soll es sogar eine Übernachtungsmöglichkeit geben, auch wenn ich mir davon nicht allzuviel versprechen würde...
Ich wäre viel lieber die nicht asphaltierte und kürzere Strecke gefahren, aber ich will Dir ja jetzt nichts aufzwingen. Wie war das noch mal - Du hattest keinen Wassersack dabei? Ohne den würde es ja extrem knapp werden. Sonst würdest Du wohl noch was an nicht stillgelegten Minen bekommen, allerdings kann man die auf der Karte nicht ausmachen. Dann gäbe es da noch zwei Observatorien (eines von der ESA und eines von der Bochumer Uni, das östlichere). Dumm nur, dass die beide wohl sicher hoch auf einem Berg liegen werden, also auch nicht so das Wahre...

Aber wie immer kann ich Dir wieder nur viel Spaß und Erfolg und natürlich auch Glück wünschen.

Grüsse
Sasa
Posted by: ALPHA

Re: ALPHA ON TOUR - 12/06/03 12:06 AM

Hallo Sascha,
Sicher ein Woerterbuch habe ich dabei! Die paar Gramm bringen mich ja nun nicht um grins
Also, wenn in dem Turistel-Atlas nicht mal steht, wo es ueberall Wasser gibt, wofuer ist das Dingen dann gut?! Die ganzen historischen Abhandlungen, die ja sicher interessant sind, kann ich mir doch auch aus dem Netz saugen! Aber ich darf das Dingen ja nicht schlecht machen, ich habe es ja noch nie ernsthaft studiert. Renault, ein Biker aus Luetich, dem ich in San Pedro getroffen habe, hatte einen dabei. Ehrlich - ich habe nur Spanisch verstanden, als ich da mal reingeguckt habe.
Die Infos ueber Wasser sind hier wirklich widerspruechlich. Vor meiner Tour habe ich gelesen, das mich suedlich von Antofagasta mit 120 km die laengste Durststrecke erwartet. Dummerweise habe ich mir die Quelle nicht aufgeschrieben, in der ich diese Info abgegriffen hatte. Leute, das sollte man bei kritischen Streckenabschnitten immer machen! Jetzt fange ich naemlich an zu zweifeln!
Ich neige aber dazu, zu glauben, das dies mit den zwei Tanken wirklich die einzigen Orte sind, wo man Wasser kaufen kann und mich nicht auf das Glueck zu verlassen. Die liegen etwas mehr als zweihundert km auseinander. Es soll nicht alzu berig sein und der Wind soll mir angeblich in den Ruecken blasen - meint ein Chile hier. Those Wind will be your best Friend or your worst Enimy - hat er gesagt. Also in zwei Tagen muesste ich diese Durststrecke ueberwunden haben. Wenn ich zwischendurch Wasser kaufen kann, werde ich es mir notieren, damit andere, die auch die Atacama durchqueren wollen, nicht die gleichen Sorgen bekommen.
Ich hatte sogar drei Wassersaecke dabei: 2 Liter / 2,5 Liter und denn suendhaft teueren 6-Liter Sack von MSR, der in der beruechtigten Packtasche war. Ich wuensche mir, das sie ein einsamer Biker Heiligabend finden wird grins
Danke fuer die lieben Wuensche,
Peter
Posted by: ALPHA

Re: ALPHA ON TOUR - 12/09/03 12:09 AM

Der Wind mein Freund, der Wind mein Feind

Der Chile hatte recht gehabt. Der Wind ist hier wirklich das beste oder das schlimmste was einem passieren kann. Die Berge zaehlen da gar nichts. Bin ich auf der Abfahrt und der Wind blaesst muss ich trotzdem jedesmal kraeftig zutreten. Aber der Reihe nach.
Vor drei Tagen bin ich in Antofagasta gestartet. Mit zwei Litern Wasser, da die Angabe, das es 15 km ausserhalb, in La Negra, wieder neues Wasser gibt, mir sehr zuverlaessig erschien. Sonst konnte man sich aber wirklich auf keine Aussage verlassen. Von Null bis drei Posadas bis zum 230 km entfernten Agua Verde waren alle Meinungen vertreten. Deswegen habe ich dann den Wasservorrat auf 12 Liter in La Negra aufgestockt. Die Kette noch gespannt, gereint und geoelt, den Steuersatz gecheckt und weiter gings.
Damit die, die es nachmachen wollen, nicht auch mit der Ungewissheit des Versorgungsnachschubs leben muessen, kommt nun der ultimative Posadafueher. Alle Entfernungsangaben gemessen von Antofagasta Zentrum.
62,5 km nach Antafagasto trifft man auf die Posada Borazarte, auf 1000 HM. Alle Posadas haben ein kleines Restaurant, wo ich mir den Bauch vollschlagen und bei Bedarf auch Wasser nachkaufen kann. Ausnahmslos alle Posadas, die entlang am Wegesrand liegen, werden von mir angetestet. Bei der Posada Borazarte gibt es Nudeln mit Fleisch fuer 1500 Pesos (knapp 2 Euro), andere Gerichte fuer 800 bis 1200 Pesos.
Es folgt dann die Posada Rosario, bei km 97,3 auf 1350 HM. Die Familie lebt mittem im Nichts - es ist einfach unvorstellbar. Wenn jemand meint, ich bin errueckt, wenn ich mit meinem Rad durch die Wueste fahre - nein - das ist verrueckt. Ein Leben lang hier zu wohnen. Der Wind hilft den ganzen Tag sehr gut mit. Am Ende des Tages hat er mich ueber eine Distanz von 141,7 km und fast 1900 Meter hoch die Berge raufgeschoben. Gruss an Juergen Trittin, DEM Umweltminister! Juergen, Danke Mann!
Sonst sind die Bedingungen an diesem Tag nicht ohne. Die Sonne kommt fast senkrecht von oben. Ein ueber zwei Meter hohes Verkehrsschild wirft Mittags noch nicht einmal 10 cm Schatten. Ich fahre bei 42 Grad im Pullover (Gruss an Guenther Strohmeyer). Das mag unvernueftig klingen, aber ich habe den Eindruck es ist besser fuer das Koerperklima. Der Schweiss und die Feuchtigkeit bleiben noch laenger bei mir und der Wind trocknet mich nicht so schnell aus. Abwechslung bringen die Graeber am Strassenrand. Ich habe nicht den Eindruck, das es Graeber von Unfalltoten sind. Es schein mir Brauch zu sein, das man zu Lebzeiten den Wunsch auessern kann, in der Wueste bestattet zu werden. Die Graeber sind manchmal sehr schlicht, manchmal aber auch unglaublich aufwendig gestaltet. Die letzteren erstrecken sich manchmal ueber ein Arenal von ca. 200 Quadratmetern, haben ein Grab aus Mamor, sind ummauert und, was am erstaunlichsten ist, es stehen auch ein paar Baueme herum, die mit ausgekluegelten Methoden am Leben erhalten werden. Bei den aufwendigeren gibts auch Baenke und Stuehle, auf die man sich waehrend der Andacht setzen kann, sie haben einen kleine Schuppen, die wahrscheinlich Geraete und Wasser uer dieGrabpflege enthalten. Alle Graeber sind so gestaltet, das sie persoenliche Dinge aufweisen, die mit dem Leben des Verstorbenen in Beziehung stehen. Es ist wirklich interessant, ein Auge auf die Graeber zu werfen.
Am Ende des Tages suche ich mir einen Erdwall und lege mich auf die Matte. Das Zelt baue ich gar nicht erst auf. Warum auch, es regnet hier eh nicht.

Am zweiten Tag komme ich erst kurz vor 8 Uhr weg. Im nachhinein ist das schlecht, den der Wind blaest Morgens noch nicht so stark. Die Posada San Fransisco erreiche ich bei km 203 und auf 1850 HM. Im Gegentum zu den beiden anderen Posadas sind die Leute hier sehr unfreundlich. Die ersten dreisig km lassen sich recht gut fahren, obwohl die Strasse noch bis auf 2200 km ansteigt. Dannach gibt es ein staendiges auf und ab, der WInd blaesst nun aber wieder frontal von vorne (Mensch Juergen!) Er weht so stark, das ich meine, gegen eine Wand zu fahren. Muehsam geht es weiter. Agua Verde erreiche ich bei km 232 (1600 HM). Nach gerade mal 91 km beschliesse ich, das es fuer heute genug ist. Man muss sich den Gegebenheiten anpassen. Ausserdem - vielleicht kommt der Wind Morgen wieder von hinten?

Agua Verde besteht aus zwei Posadas, einer Copec Tankstelle und einer Wasserfoerderanlage die das ca. 80 km entfernte Taltal am Ozean mit Wasser versorgt. Die suedlichere der beiden Posadas macht einen gepflegteren Eindruck, das Bad ist richtig sauber, was hier sehr ungewoehnlich ist. Die Essenauswahl ist etwas reichhaltiger, die Frau ist sehr freundlich. Aber bei der noerdlicheren Posada habe ich ein Zimmer fuer die Nacht gefunden. Kostet 3500 Pesos, die kalte Dusche kann man sich fuer 500 Pesos kaufen. Was auch noetig war. Wegen dem Wind sind meine Augen gereizt und traenen etwas. Trotz Brille kam der Wind hinter die Glaesser. Das Licht brennt den ganzen Tag sehr grell. Wer es genau wissen will:
Bei ISO 64, Blende 8.0 und Objektivlichtstaerke kommt man auf Belichtungszeiten von 1/200 (Morgens/Abends) nbis runter zu 1/320 (Mittags).

Am dritten Tag mache ich Morgens frueh, um 6:15 einen langen Schuh. Man muss soviel wie Moeglich fahren, bevor die Wind kommt. Es geht nochmal 200 Meter aufwaerts. Das Wetter spielt an diesem Tag verrueckt. Nach 50 km kommen ich in ein Nebelfeld - unglaublich - Nebel in der Wueste! Hier gibt es im kurzem Abstand (auf 10 km) drei Posadas. Die erste ist geschlossen, hat aber zweei sehr nervige Hunde, die mich Kilometerweit in die Wuesste verfolgen. Vor allem der groessere ist hartnaeckig. Bloedes Vieh! Lauf mir nur weiter in die Wuesste nach und verdurste dann. Kurz vor der zweiten Posada gibt er Ruhe und macht kehrt. Hier zapfe ich mir erst mal ein Fruehstueck. Sehr gut komme ich die ersten 70 km voran, die Kilometersteine fliegen nur so an mir vorbei.
Bei km 114 (600 Meter HM) erreiche ich die Plantage La Bomba. Es gibt hier eine Posada, in die ich aber nicht einkehre. Das Casino fuer die Arbeiter erscheint mit interessanter. Mitten zwishcen all den Arbneitern nehme ich mein Essen ein. Fuer den grossen Teller inclusive zwei Glaessern Saft und zwei Nektarien bezahle ich 1000 Pesos. Die Leute sind sehr freudlich, ich werde gefragt, wo ich her komme. Einer der Arbeiter bringt mir persoenlich das zweite Glas Saft zum Tisch.
Vielleicht schaffe ich es heute noch bis Chaneral? Im Laufe des Tages wechsele ich von der zweiten in die dritte Region Chiles. Es sind nun auch keine 1000 km mehr bis Santiago. Aber der naechste Meilenstein ist erst mal La Serena. Der Wind faengt wieder moerderisch an zu blasen. Ich glaube, es sind Foenwinde, die vom Meer aufwaerts die Berge hochkommen. Zusaetlich muss ich an diesem Tag ueber 1100 Hoehenmetern ueberwinden. ABER ICH WILL CHANERAL ERREICHEN!
25 km Vor Chaneral hat man noch 700 HM auf dem Hoehenmesse, die mir aber kaum nutzen. Ich muss trotzdem kraeftig zutreten.
10 km vor Chaneral gibt es nochmal eine Posada, wo ich mir nochmal gut den Bauch vollschlagen kann. Bald habe ich es geschaft. Nach 174 km rolle ich in Chaneral ein. In dieser 12000 Einwohnerstadt am Pazifik habe ich nun nichts besseres zu tun, als noch ein Internetcafe zu suchen und noch diesen Bericht zu schreiben. So schlimm kann die Fahrt also gar nicht gewesen sein...

Morgen erwartet mich eine kuerze Etappe. Ziemlich genau 100 km, immer entlang der Kueste.
Bis demnaechst, Peter

Posted by: Ula

Re: ALPHA ON TOUR - 12/09/03 10:09 AM

Hallo Peter!

Schöner Bericht! Da kommt richtig Fernweh auf...
Weiterhin gute Fahrt und nicht so viel Gegenwind,

Katja
Posted by: Sasa

Re: ALPHA ON TOUR - 12/09/03 02:35 PM

Ich brauche wieder Urlaub!!! gähn

Übrigens: Dein Standort, die Weltstadt Chañaral, ist sogar auf meiner Weltkarte verzeichnet. So klein kann die also gar nicht sein. grins

Grüsse
Sasa
Posted by: Joscho

Re: ALPHA ON TOUR - 12/09/03 05:32 PM

Horrido Peter,

174 km - bei diesen Bedingungen? Du wirst mir allmählich unheimlich!

Hau rein und pass´ auf Dich auf!

Georg
Posted by: ALPHA

Re: ALPHA ON TOUR - 12/10/03 10:28 PM

Ja Mann, auf die 174 km bin ich auch wirklich Stolz. Allerdings - obwohl mittlerweile zwei Tage her, merke ich die immer noch. Deswegen habe ich es auf den vergangen zwei Etappen auch etwas ruhiger angehen lassen. Hier nun mein naechster Bericht.
Sascha - wenn es Dir nicht allzuviel Muehe macht und Dich meine Bilder ueber die gmx-Adresse erreichen werden: KAnnst Du sie dann hier einstellen? Ich habe - noch - keinen Webspace. traurig Aber ich bin Dir auch nicht boese, wenn nicht sein soll.


Es wird gruener

Das Hotel in Channeral hat 5000 Pesos gekostet. Die Dusche war diesmal sogar warm :-) Fuer chilenische und ueberhaupt suedamerikanische wohl ungewoehnlich wurde das Hotel ausschliesslich von Willy gefuehrt, der sehr freundlich war. Wieder die Frage nach dem woher und wohin. Nach Tierra del Fuego. Mit dem Fahrrad?! Er faengt an zu lachen. Wenn ich denn endlich da angekommen bin, werde ich am Stock gehen. Er beginnt einen alten Mann am Stock zu immitieren. Ich lache auch. In Santiago soll ich mich bloss vor den Trickdieben in acht nehmen. Versprochen Willy, mache ich.
Ansonsten habe ich von dem kleinen Staedtchen Chaneral wenig gesehen. Viel zu spaet bin ich gestern dort angekommen. Gerade noch Zeit, nach dem Hotel Checkin etwas Wasser und Obst einzukaufen und das Internetcafe aufzusuchen. Ich fahre am naechsten Morgen erst kurz vor 9 Uhr los, da nun eine kuerze Etappe ansteht.
26 km hinter Chaneral gibt es wieder eine Posada. Hier esse ich eine Kleinigkeit. Die naechsten eineinhalb Tage wird es bewoelkt sein, was mir sehr entgegenkommt. Die Wolken bleiben an den teilweise sehr steil aufsteigenden Bergen, die bereits 300 bis 400 Meter im Hinterland aufsteigen, kleben. Aber es regnet nicht. Der Humboltstrom, der draussen auf dem Pazifik sein Unwesen treibt, hat die Wolken bereits abregnen lassen. Die Strasse ist recht flach, von kleineren auf und abs abgesehen. Nie geht es an diesem Tag hoeher als 150 Meter. Rechts von mir kann ich den ganzen Tag ueber einen Blick auf den Ozean werfen. Eine schoene Abwechslung fuer die Augen. Ich sehe hier auch, wie die Chilenen
(A C H T U N G: Blaubaergeschichte!) Shampoo herstellen. Mit grossen Kellen schoepfen sie die Gicht des Meeres ab, die dann in Zentrifugen zu den verschiedenen Seifenarten verdichtet wird.

Ich fahre an weiteren Posadas vorbei (km 33) und km 54. Hier mache ich Mittag. Die Posada hat eine grosse Auswahl an Gerichten. Die Versorgungslage ist sehr viel besser als ich Gedacht habe. Ich schleppe viel zu viel Wasser mit mir herum. Ein km weiter gibt es sogar eine Posada, die Zimmer vermietet. Direkt am Ozean.
Auf dem Weg nach Caldera treffe ich einen Motorradfahrer aus England. Er hat auch schon groessere Reisen mit dem Rad unternommen. Aber er meint:
I wont drive the Atacamadesert by bike. Its too boring. The landscape doesnt change, nothing for your eyes. I just do it, to clean up my head, antworte ich ihm. Ich empfinde es in der Tat als sehr wohltuend, die Leere auf mich einwirken zu lassen. Es ist, als wuerde der Geist einmal so richtig gut durchgelueftet werden. Es gibt nur wenig worauf ich zu achten habe, dieser Tage.
Wir stimmen beide darin ueberein, das der Wind die groessten Probleme macht. Auch er hat Probleme mit diesen teilweise sturmartigen Wind und das, obwohl er auf einem Motarrad sitzt.

Meinen Lippen geht es mitlerweile viel besser. Ich habe sie oft mit diesem Fenistil-Gel eingeschmirt, sie sind schon fast wieder heil. Sehr bewaehrt haben sich auch die Brausetabletten, die ich mir aus Deutschland mitgebracht habe. Das Essen in den Posadas ist zwar reichhaltig, aber die Brausetabletten sorgen zusaetzlich fuer den notwendigen Nachschub an Vitaminen und Minaeralstoffen, die ich tagsueber ausschwitze.
Am Rad macht sich der kleine Rueckspiegel sehr gut (Danke Sascha fuer de Tip). Wann immer es geht machen die chilenischen Trucks und Busse einen grossen Bogen um mich, aber wenn sich zwei auf meiner Hoehe begegen , halten sie es nicht fuer noetig, wegen einem Radfahrer abzubremsen. Ich weiche dan auf den Seitenstreifen aus, der zwar meist eine geringere Asphaltqualitaet hat, aber gut genug fuer solche Manoever ist.

Ich erreiche Caldera bei km 93,5. Hier treffe ich auch auf zwei Deutsche Reiseradler, Ronny und Arianne aus Berlin. Sie sind durch die noerdliche Atacamawueste mit dem Buss gefahren und erst ab Chaneral gestartet. Ich werde um meine Rohloffnabe beneidet. Aber das Gespraech ist kurz. Nur 100 Meter weiter sehe ich aus dem Augenwinkel ein Hotel und da zieht es mich magisch hin. Vielleicht sieht man sich am naechsten Tag.
In Caldera sehe ich dann Pelikahne. Ich haette gar nicht gedacht, das diese kopflastigen grossen Voegel so elegant fliegen koennen. Jeden Fall eleganter als Oliverkahne, hoho.
Abends habe ich noch mit den Kleinigkeiten des Alltags zu kaempfen. Zunaechst muss ich diesen unglaublich roehrenden Kuehlschrank in meinem Zimmer kaltstellen. Einen Schalter hat er nicht und es bereitet mir Muehe mit meinem Arm unter die Verkleidung der Arbeitsplatte zu greifen, bis ich den Stecker aus der Dose ziehen kann. Am naechsten Morgen erwartet mich eine mittlere Ueberschwemmung im Zimmer.
Und kurz vorm schlafen summt mir noch eine Muecke an meinem Ohr rum. MUSS STERBEN! Ich habe doch keine Lust, mich anzapfen zu lassen!
Am naechsten Tag treffe ich 20 km hinter Caldera Ronny und Arianne aus Berlin wieder. Mit ihren leichtbepackten 28-Zoll Raedern donnern sie teilweise mit 25 bis 30 kmh ueber die Ebene. Ich haenge mich in den Windschatten, komme aber eben noch so mit. Sie sind viel ausgeruhter und da sie nur den Norden bereisen, in dem es nie regnet und auch keine Cam´pingausruestung dabei haben, ist ihr Gepaeck gerade mal halb so schwer wie meins. Darum beneide ich sie. Ronnys Vater war mal Berliner Meister im Rennradfahren.
Wir fahren gemeinsam bis nach Copiapo, der Hauptstadt der Region 3 von Chile. Die Versorgungslage zwischen Caldera und Copiapo ist so gut, das es sich gar nicht lohnt, all die Posadas zu nennen. Das liegt vor allem daran, das wir ca. 40 km vor Copiapo ganz ploetzlich ein Tal durchqueren, indem es vor Bauemen und Straechern nur so wimmelt. Es wird sogar Obst angebaut.
In Copiapo trennen sich unsere Wege wieder, am naechsten Tag fahren sie mit dem Buss nach La Serena. Copiapo hat 45.000 Einwohner und eine nette Plaza. Dort sitzen sie, die chilenischen Schachspieler. Schnell ist ein Gegner gefunden und nach soviel geistiger Leere tut es gut, sich mal wieder mit dem Kopf zu betaetugen. Die Partie ist spannend, der Spielstil des Chilenen ist gepraegt vom suedamerikanischen Temperament. Ich habe zwei verbunden vorgerueckte Freibauern, aber eine Figur weniger. Die Freibauern erweisen sich als wertvoller. Kurz vor dem Ende des Spiel biete ich ihm Remis an und er nimmt an.
So Leute, ich muss mir jetzt noch den Bauch vollstopfen und dann mal ausspannen. Bis demnaechst,
Peter

Posted by: Sasa

Re: ALPHA ON TOUR - 12/11/03 05:10 PM

Jajaja... ich bin ja mal wieder Mädchen für alles. Das haben wir ja gerne...
Hier sind sie.

Grüsse
Sasa
Posted by: Wolfrad

R... ON TOUR - 12/11/03 05:22 PM

Schau, schau:

Letztes Bild: Rotkäppchen on tour. grins

Wolfrad
Posted by: Joscho

Re: ALPHA ON TOUR - 12/11/03 06:31 PM

drittes Bild: "Boh - wat Kaktusse!"

(das war ruhrpöttisch)

Es grüßt der Sendung-mit-der-Maus-Liebhaber
Georg
Posted by: José María

Re: ALPHA ON TOUR - 12/11/03 06:40 PM

Hola Peter

Klasse Fotos wie auch dein Bericht. Weiter hin alles Gute wünsch ich dir auf deine Tour.
Posted by: ALPHA

Re: ALPHA ON TOUR - 12/13/03 11:35 PM

Hallo Sascha,
Das war Super von Dir! Herzlichen Dank!!

Nun der naechste Bericht:

La Serena!

Hinter Copiapo gehts auf 13 Kilometer fast 500 Meter bergauf. Aber es ist ja noch am fruehjen Morgen und noch bin ich fit. Bereits um 7:15 sitze ich auf dem Rad. Vielleicht erreiche ich ja heute noch Vallenar, was 200 Kilometer vor La Serena liegt?

Bei km 15 treffe ich auf die erste Posada, aber zum einkehren ist es noch zu frueh. Erst bei km 73, auf halben Weg nach Vallenar kommt die zweite Posada, wo ich zum gewohnt niedrigen Preis zu Mittag essen kann. Bei km 94,5 (HM 570) liegt die dritte Posada auf dem Weg nnach Vallenar.
Nur der Vollstaendigkeit halber: Bei km 106 gibt es eine Posada und 15-20 km vor Vallenar kommen gleich drei hintereinander.

Das abgefahrenste habe ich aber ca. 30 km vor Vallenar gesehen. Dort wo die Eisenbahngleise die Panamericana ueberqueren, hat im Schatten eines Baumes, eine Familie Ihren Verkaufsstand aufgebaut. Wegen der Gleise, die sehr derb im Teer verlegt sind, muessen die Autos auf Shitt-Tempo abbremsen. Das nutzen sie aus, um auf die Wagen zuzugehen und Ihnen Erfrischungen anzubiten. Mich muss mal nicht zweimal bitten. Gleich zwei Eis kaufe ich Ihnen ab.

Bei km 147 und einem weiteren heissen Tag komme ich in der gruenen Oasenstadt Vallenar an. Obwohl fast so gross wie Copiapo hat die Stadt nicht viel zu bieten. Ich mache aber auch nur einen kurzen Spaziergang durch die Stadt.

Am naechsten Morgen sind bis auf 31 km hinter Vallenar gleich 700 Hoehenmeter zu bewaeltigen. Da ich in Vallenar meine Sonnenbrille vergessen habe, muss ich umkehren und darf einen Teil des Anstieges gleich zweimal ueben. So ein Stuhl! Am "Gipfel" gibt es eine Posada, in der ich sogar meine mitgebrachten Stullen essen darf. Vorher gibt es weitere Versorgungsmoeglichkeiten auf dem Anstieg.
Bei km 54 (HM 850) liegt das groessere Dorf Domeyko, wo ich zu Mittag essen kann. Die Versorgungslage wird immer besser!

Kurz darauf radeln mir zwei Gestalten entgegen - wieder zwei Reiseradler aus Deutschland! Es ergibt sich ein netter Plausch am Strassenrand, sie fahren dann allerdings in die entgegengesetze Richtung weiter. Mir wird eine schoene Abfahrt versprochen, die gleich kommen soll. . Aber bis dorthin muss ich erst mal wieder 500 Meter hochklettern. Bis auf 1450 Meter steigt die Strasse an. Kann es sein, das die beiden schon so viele Anstiege hinter sich haben, das sie nicht mehr wissen, wann es hoch oder runter geht?!

Mir kommt ein Tanklastwagen der Firma CRISTAL entgegen, DER chilenischen Biermarke. Mitten in der Wueste! Zwar ist es hier nicht ganz so Brauch wie in Deutschland, doch dieser Spassvogel hat auch ein Schild an der Windschutzscheibe kleben, die seinen Namen ausweist: Arsch! Kaum zu glauben, wie kann man nur so heissen?! Trotzdem - sehr passend, denke ich mir.
In Incahuasi mache ich Ende. Das ist schon sehr speziell hier. Das Dorf hat - meiner Schaetzung nach - gerade mal 200 bis 250 Einwohner. Der Karte nach zu urteilen haette ich nicht gedacht, das der Ort so klein ist. Aber wenn auf der Karte schon Minenorte eingetragen sind, die seit jahrzehnten geschlossen sind.... was sehr tueckisch in der Wuestte sein kann.
Als ich Incahuasi entdeckt habe, dachte ich zuerst, hier findest Du nie ein Zimmer. Aber ich werde dann zu Senora Alvarez gefuehrt. Die Familie vermittet auch ein Zimmer an Fremde. Etwas verhalten wir auf meine Anfrage reagiert. Die Naechte im Schlafsack sind nicht wirklich erholsam - sonst wuerde ich weiterfahren.
Gerade mal 1700 Pesos kostet die Unterkunft. Von den umherlaufenden Kindern werde ich angestart. Mein Essen koche ich mir auf dem Campingkocher. Mit Muehe und Not kann ich in dem kleinen Dorfmarkt eine (!) Kartoffel erwerben, die ich mir in mein Sueppchen schneide. Waehrend ich am Essen bin, kommt dann doch noch der Hausherr und fragt, wo ich herkomme (ich hatte mich allerdings schon vorgestellt) und was ich hier in Incahuasi mit dem Fahrrad mache. Mit Muehe, Haenden und Fuessen entwickelt sich sogar ein kleinen Gespraech. Waehrend ich meine Suppe esse.
Ich bin muese, aber es ist laut hier. Die Familie wird wahrscheinlich erst gegen Mitternacht zur Ruhe kommen. Am naechsten Morgen will ich aber um 6:00 Uhr aufstehen und weiter nach La Serena fahren.

Frueh um 6:30 bin ich in Incahuasi aufgebrochen. Am Morgen fahre ich wieder durch ein Nebelfeld. Ueber die Strasse fuehren Hochspannungsleitungen. Die feuchte, spannungsgeladene Luft bringt den Schweiss auf meinen Backen zum prickeln. Nichts wie drunter her!" General Pinochet laesst gruessen. Aber so ein eitles Blondchen, zieht sich so etwas dreimal in der Woche rein. Elektromassage nennt man das dann.
40 km vor La Serena mache ich in einer Posada ein spaetes Fruehstueck. Im Radio laeuft ein Lied - Ultra derechta, Libertad - ultrarechts, Freiheit. Das ganze als Popsong aufbereitet. Hmmhmm, schon ganz schoen fragwuerdig.
Es geht weiter am Ozean entlang, de steilen Klippen hinauf und hinunter. Du kannst hier nicht mit dem Rad diese Anstiege hochflitzen. Mit den rund 45 Kilo unter mir, je nach Wasserstand, wir Dir das ganz schnell beigebogen.
Am fruehen Nachmittag habe ich dann La Serena, die Hauptstadt der vierten Region Chiles erreicht. Die Wuesste soll hier zu Ende sein. Immer hoeher wurden auf den letzen km die Gewaechse am Strassenrand, von denen ich nicht sagen kann, ob es Straeucher oder Kakteen sind. Aber egal - hauptsache hoch! Ihr wisst schon warum...
Nun habe ich schon einiges von La Serena gesehen. Ich habe mich am Meer einquartiert, die eigentliche Stadt liegt ca. 3 Kilometer im Hinterland. Aber ich habe mir ein Taxi genommen.
931 Kilometer, in acht Tagen, bei diesen Bedingungen waren einfach genug! Es war Grenzwertig. In La Serena mache ich nun zwei Tage Pause.
Am Nachmittag habe ich noch einen Spaziergang am Strand entlang gemacht, habe mir dann nach der Taxifahrt die Plaza und die Kathedrale angesehen und eben war ich noch einkaufen. Klar - ich habe mir auch ein Sixpack Bier geholt. In kleinen Flachen. Hallo Gernot! Morgen haue ich mich auf die Matte. Das Bild was ich dabei abgebe, duerfte so ungefaehr dem eines im Staub liegenden Strassenhundes entsprechen.
Die Pause ist auch gut fuer die Flosskeln. Wenn das Gewicht des Oberkoerpers naemlich den ganzen Tag auf die Handballen drueckt. dann kommt es schon zu kleineren Durchblutungsstoerungen in den Haenden. Was sich in einem Taubheitsgefuehl in den Fingerspitzen bemerkbar macht.

Als Fazit fuer die Atacamawueste moechte ich nur sagen, das es lediglich zwischen Antofagasta und Agua Verde mit dem Wasser eng werden koennte. Ansonsten ist die Versorgungslage besser als gedacht. Viel zu Nervoes bin ich von Antofagasta aufgebrochen. Ansonsten sind die Bedingungen wirklich nicht von schlechten Eltern. Die Kombination aus Gegenwind, Hitze und Berge erfordern schon ene gewisse Beharlichkeit, um weiter zu kommen.

So, bis demnaechst mal, Peter
Posted by: Björn

Re: ALPHA ON TOUR - 12/14/03 08:37 PM

Immer wieder super interessant Deinen neuesten Bericht zu lesen. Also: Bitte auch weiterhin schon mal die Lage für mich da unten erkunden... schmunzel
Posted by: Andreas

Re: ALPHA ON TOUR - 12/15/03 11:34 PM

Hallo Alpha,

tolle Berichte! Mehr davon bitte.

Allzeit eine Handbreit Asphalt unter den Reifen wünscht Andreas
Posted by: ALPHA

Re: ALPHA ON TOUR - 12/20/03 07:59 PM

Valparaiso!

Hallo Leute, nach 5 Tagen Fahrt bin ich wieder ein paar Hundert km weiter suedlich von La Serena und befinde mich nun in Valparaiso, der wichtigsten chilenischen Hafenstadt. Hier mache ich eineinhalb Tage Pause, es gibt hier auch einiges zu sehen.
La Serena selbst hat mir nur bedingt gefallen. So eine klassische Strandpromenade mit Bettenburgen ist doch nichts fuer mich. Vielleicht haette ich mich in der Stadt selbst einquartieren sollen? Dort gab es einen netten japanischen Garten, ein Museum (hatte allerdings kein Interesse an der Ausstellung) und den schoenen Plaza de Armas. Hier konnte ich wieder Schach spielen (3:0 fuer Deutschland) und mich auf den schattigen Baenken ausruhen. Es gibt auf den Plazas aber auch diese nervigen Zigeuner, die einen ziemlich aggresiv anbetteln. Ich versuche das einfach zu ignorieren, aber dieses Stueck fing doch tatsaechlich an, an meiner Lenkertasche rumzufingern! So was sehe ich gar nicht gerne und fast haette es was auf die Selbigen gegeben.
Gernervt hat ungemein eine Taxifahrt am zweiten Abend. Das Restaurant, wo ich eigentlich essen wollte, hatte geschlossen und ich dachte mir "Lass Dich zu einem guten Restaurant kutschieren". Eingestiegen und den Spruch abgeschickt: "Una buenno Restaurante, parfovor" (Ein gutes Restaurant bitte) "En el Mar, o en el ciuadad?" (Am Meer, oder in der Stadt?) "Este no importannte, buenno este importante" (Das ist nicht wichtig, es soll ein gutes sein). Der Kerl faehrt mit mir in die Stadt und macht dort eine Rundfahrt mit mir. Zeigt mit einen geschlossenen Laden nach dem anderen. Irgendwann bin ich es leid und steige in den Gassen aus. Dumm wie ich bin, zahle ich auch noch den vollen Preis fuer die Fahrt. Das wuerde ich das naechste Mal nicht mehr machen.
Um mir die Laune vollends zu verderben, schleiche ich mich ins Restaurant Bavaria. Bei dem Namen haette ich es eigentlch wissen muessen... Also Leute, wenn ihr mal euren Magen entleeren wollte, geht nach La Serena ins Restaurant Bavaria.
In La Serena kann man ausserdem noch an der Standpromenade spazieren gehen. Dort gibts auch einen Fahrradweg und Fahrradcops. Ich musste mich schon ein bischen beherrschen, die nicht zu aergern ;-) Ohne Gepaeck zu radeln, es ist als koennte man fliegen! Und mit so ein zwei Cops hinter mir her, haette ich vielleicht einen neuen Geschwindigkeitsrekord aufgestellt?! Aber ich bin ja lieb...
In La Serena konnte ich auch einmal mehr meine Waesche waschen. Mit der ueblichen Methode: In der Badewanne, mit etwas "Rei in der Tube". Im Waschsalon in der "Los Carrera 650" waere dies aber eleganter gegangen, nur muss man diese Info auch haben.
Nach zweieinhalb Tagen bin ich weitergefahren und musste feststellen, das es suedlich von La Serena ziemlich oede wird. Wenn also jemand wegen Zeitnot einen Teil von Chile mit dem Buss ueberbruecken muss, dann sollte er den Teil suedlich von La Serena nehmen. Ich fand es weniger interessant, als die Atacamawueste. Nun ja, man hat mir keinen Rosengarten versprochen.
Die Versorgungslage wird wieder schlechter und man faehrt nunmehr auf einer 4-spurigen Autobahn daher. Auf den ersten beiden Tagesetappen wird man kein Hotel finden. Und die zwei Naechte im Schlafsack neben der 4-spurigen Autobahn waren wirklich nicht erholsam. Musste schon ein bischen gucken, um ueberhaupt ein Plaetchen zu finden, wo Du die Matte ausrollen kannst. Es ist naemlich so, dass das Hinterland von der Strasse ueber mehre hundert km von einem Zaun abgetrennt wird. So etwas ist einfach Stuhl! Nicht, dass ich vorhaette kilometerweite Maersche von der Strasse weg dort hinein zu marschieren, aber ich fuehlte mich gleich so ausgeschlossen! Am ersten Tag war es auch wieder sehr heiss: 43 Grad zeigte das Thermometer in der Mittagszeit.
Nachts hatte ich wenigstens einen schoenen Sternenhimmel, der seinem Ruf gerecht wird. Man kann hier die Sternbilder Widder, Stier und Zwillinge sehen und natuerlich all das andere Gedoens, was sich auf der Ekliptik tummelt, nur eben nicht zu dieser Jahreszeit. Das Sternbild Orion steht Nachts im Zenit (so war es jedenfalls am Anfang meiner Reise), alles was suedlich des Orions ist, kenne ich nicht.
Morgens hatte ich aber Tau auf dem Schlafsack (das erste Mal auf der Reise), deswegen habe ich in der darauffolgenden Nacht mein Zelt aufgebaut. Ich hatte "Glueck", ein Parkplatz zu einem Mirador (Aussichtspunkt) lag neben der Autobahn. Der Zaun fuehrte etwas weitlaeufiger um diesen herum und so konnte ich unterhalb des Miradors mein Zelt aufbauen. Abends habe ich angefangen, mir eines der Hoerbuecher, die ich mir auf MD gebrannt habe, anzuhoeren. Ist gut mal etwas unterhalten zu werden...

Am Morgen des dritten Tages war alles nass und klamm. Es gab sogar einen leichten Nieselregen. Kurz nach dem Start kam ich an dem Huentelauquen sowie an zwei, drei Posadas vorbei. Es war noch frueh am Morgen, alles war noch geschlossen. Ich war hunrig, muede und ausgelaugt, die Packtaschen gaben nichts mehr her. In La Serena hat ich zu wenig eingekauft, im Glauben die Versorgungslage werde so gut bleiben, wie auf den letzten hundert km vor dieser Stadt! Mir ging es gar nicht gut und ich konnte erst nach 50 km in Los Villos etwas Vernueftiges essen. Gegen 14:00 Uhr sind dann aber die Wolgen weggezogen. In denn endlosen Senken, ueber die die Panamericana fuehrt, ging die Fahrt weiter. Als Fahrradfahrer bleibt man an den Mautstellen von der Gebuehr verschont. Hiner Los Villos habe ich an einer Autobahnraststaette einen der GESA-Angestellten (GESA ist Betreiber der Autobahn), mein Fahrrad heben lassen. Er hat sich fast einen Bruch gehoben. Und wieder die Frage nach dem wohin und woher. Das Rad wurde bewundert.
Nachmittags habe ich dann den Ort Pichidangui erreicht. Es ist ein kleiner Fischerort mit einer malerischen Bucht. Wer auf Badeurlaub steht, muesste hier viel mehr als in La Serena auf seine Kosten kommen, weil es hier viel idyllischer ist. Der Ort hat mehre sehr kleine Hotels (aber keine Bettenburgen) ich habe mir eine Cabana fuer 20.000 Pesos gemietet. Das ist so ein kleines Blockhaus, mit Wohn- und Schlafzimmer, Kueche und Bad. Die Terasse hatte sogar einen eigenen Liegestuhl. Hier wuede ich gerne mal einen Tag ausspannen. Aber ich habe meinen Zeitplan. Das Restaurant war hier auch nicht uebel. Am Ozean gibt es natuerlich allerei aus dem Meer, das man sich auf seinen Teller ordern kann. Ich habe eine Fischsuppe gegessen, in der es vor Tentakeln und Gluppschaugen nur so wimmelte. Lecker!

Am vierten Tag, nach der Nacht auf einen vernuenftigen Matraze und einem ordentlichen Fruehstueck, gings gleich viel besser voran. Eigentlich wollte ich nur bis La Calera, aber ich war dort noch fit genug, weiter zu fahren. Dann werde ich frueher in Valparaiso sein...
Es gab auch mal die ein oder andere Luecke im Zaun. Der Landschaftliche Hoehepunkt war aber ein Berg, 25 km noerdlich von La Calera. Die Autobahn wurde durch einen Tunnel nach Santiago gefuehrt. Als Alternative fuer Gefahrenguttransporter und sonstige fragwuerdigen Gefaehrte wurde die Fahrt ueber Serpentinen den Berg hinauf und hinunter (loh nuff, hinnerruecks runner) angeboten. Die Fahrt durch den Tunnel erschien mir zu gefaehrlich. Es hat sich aber auch gelohnt, nach diesen unzaehligen, nervenden Senken mal einen richtigen Berg hinaufzufahren. Ich hatte einen schoenen Ausblick auf das hinter mir liegenden Land und wurde nach dem Pass mit einer tollen Abfahrt belohnt - die beste die ich bislang auf der Reise hatte. Quilleta selbst hat nicht viel zu bieten. In einem Gitter von Einkaufsstrassen laufen die Leute auf und ab. Es ist eng auf den Buergersteigen. Einmal mehr darf ich "bewundern", wie die Hausser mit Strom versorgt werden. Verteilerkaesten scheint es hier nicht zu geben. Wirft man einen Blich nach oben, erschliesst sich einem ein Gewirr von Strippen, das man es nicht glauben kann. Wie kann da jemals jemand wissen, welches Kabel zu welcher Verbindung gehoert?
Das bemerkenswerteste ist das Hotel (Boston). Der Hotellier spricht sogar ein paar Worte Deutsch. Wie geht es Ihnen, Peter?, fragt er mich, Es ist sehr schoen, mal in der Heimatsprache angesprochen zu werden. Ich werde darauf aufmerksam gemacht, das sie Haenchen haben - zum Abendessen, falls ich etwas braeuchte. Kein Wunder, in ganz Chile gibt es Haenchen. Auf der Autobahn ueberholt mich alle 15 Minuten ein LKW mit der Aufschrift "SUPER POLLO". Wenn ich nach Hause komme, habe ich das Federvieh satt!
In einer Bar, in der ich mein erstes Abendessen einnehme, spricht mich ein fragwuerdiger Typ an. Ich will mich nicht unterhalten, einfach nur in Ruhe essen, versuche aber hoeflich zu bleiben. Was ich mache, wo ich herkomme? Ach ja - Deutschland? Ob die Mauer noch steht? Arghr! Es wird immer schlimmer. Wie ich den die Frauen hier in Chile finde. Ich schaue ihm tief in die Augen, die Mundwinkel zu einem leichten Laecheln verzogen: Ich mag keine Frauen! Danach habe ich wieder Ruhe. Mann muss manchmal zu drastischen Massnahmen greifen!

Seit knapp fuenf Stunden bin ich nun in Valparaiso. Hier gibts einiges fuers Auge. Am intersantesten war bislang die Fahrt in einem Aufzug, von einem Stadtviertel in das naechste. Die Stadt ist naemlich derart steil die Berge hinauf gebaut, das man hier zum Teil Aufzuege benutzt, um sich fortzubewegen. Morghen werde ich mir auf jeden Fall noch den Hafen anschauen und sehen, was es sonst noch so zu gucken gibt.

Die Fahrt zwischen Vina del Mar und Valparaiso war uebrigens haarstraubend. Der Autoverkehr ist sehr gefaehrlich, nichts fuer Gaensebluemchenpfluecker auf dem Fahrrad. Die Abfahr nach Vina del Mar ist sehr steil. Auf dem Asphalt hatte es ploetlich so einen Hubbel und ich flog mitsamt dem schweren Rad ein Stueck weit durch die Luft. So wie die Autos in den Verfolgungsjagden dei "Die Strassen von San Fransisco". Die Anspannung liess deutlich nach, als ich endlich hier angekommen bin.

Weihnachten werde ich in Santiago sein! Ihr hoert dann wieder von mir. Will auch mal wieder ein paar Fotos mitschicken, aber das ist gar nicht so einfach. Ich haette mein Connectionkabel mitnehmen sollen. Und hier bekommste sowas nicht zu kaufen. In Santiago vielleicht... Das Equipment in den Laeden ist etwas rueckstaendig.

Gruss, Peter
Posted by: ALPHA

Re: ALPHA ON TOUR - 12/23/03 06:13 PM

Santiago!

Gestern Abend bin ich in Santiago angekommen. Die Fahrt war mal wieder alles andere als einfach, 147 km insgesamt. Zuerst der steile Aufstieg aus Valparaiso heraus, auf der Strecke dann gleich zwei Tunnelumfahrungen. Die erste war nur steil. Die zweite fuehrte ausserdem noch weitlauefig von der kuerzesten
Strecke fort. Ausserdem noch zwei Platte.
Nach 130 km dann die Einfahrt in die 5-Millionen Metropole. Ich wollte unbedingt ins Zentrum. Um mir den Rest zu geben, bin ich schliesslich in der Fussgaengerzone gelandet, wo ein Gewimmel herschte, wie ich es bislang noch nie erlebt habe. Auch die Chilenen kaufen auf den letzten Druecker ihre
Weihnachtsgeschenke.
Ich mitten drin und keine Ahnung, wo ein vernueftiges Hotel ist. Unweit der Plaza de Armas habe ich dann einen Polizisten angesprochen. Keine 5 Minuten spaeter habe ich mir den Pullover ueber mein verschwitztes Shirt gezogen, die Haare ausgeschuettelt und ein Grinsen aufgesetzt. Ich stand vor der
Rezeption, es wurde spannend! Die haben mich reingelassen, oui!

Aber der Reihe nach:
Im Valparaiso habe ich sehr viel gesehen. Mit mehreren dieser alten Aufzuege bin ich die Haenge hochgefahren. Von einem Stadtviertel ins naechste. Oben erwarteteten mich schoene Promenaden. Von einem der Aufzuege habe ich das Baujahr erfahren: 1893! Ich hatte wunderbare Ausblicke auf die unterhalb liegende Stadt. Es gibt sehr viele alte und bunt angemalte Fassaden mit schoenen Stuckarbeiten. Dann habe ich noch eine Schiffsrundfahrt durch den Hafen gemacht und das Museum der Marine besucht.
Im Hafen gab es eine Boje, auf der sich mehrere Seehunde tummelten. Neben den ganzen Dooks, Verladekraenen und Containerschiffen waren auch einige Schiffe der chilenischen Marine zu sehen. Man durfte die nicht fotographieren, aber
ich konnte es einfach nicht lassen. Bin nochmal mit dem Leben davongekommen :-)
Im Marinemuseum waren besonders die Bilder ueber den Befreiungskrieg gegen Spanien sowie ueber den Pazifikkrieg gegen Peru/Bolivien interessant. Ich weiss nun wer die zwei Spassvoegel sind, nachdem hier die Strassen in jeder
beliebeigen Stadt benannt werden: O´Higgens war der Fuehrer des Befreiungskrieges, Arturo Pratt der Befehlshaber der Marine im Pazifikkrieg.
Den Rest, Seile und deren Knoten, Modellbauten zu Schiffen, Flaggen und ausgestelltes Equipment hat man so oder aehnlich schon in anderen Schifffahrtsmuseen gesehen.

Trotz der anstrengenden Fahrt nach Santiago gab es aber auch schoene Momente. Die Tunnelumfahrungen waren landschaftlich wieder sehr ansprechend. Bei der zweiten Abfahrt fuhr ich spaeter ueber eine Strasse, deren Rand rechts und links mit bluehendem Oleander und Azaleen gesauemt war. In der Ferne waren die schneebedeckten Gipfel der Anden zu sehen.

Die Platten waren aergerlich und haben aufgehalten. Zumindest der zweite waere vermeidbar gewesen. Auf der Suche nach dem Uebeltaeter habe ich mir den Mantel genau angeschaut, konnte aber nichts finden. Kein Wunder, in der prallen Mittagssonne...
Den Schlau habe ich ausgetauscht, aber nach wenigen km war die Luft wieder raus. Ich habe dann einen Bauernhof entdeckt, mit einem schattigen Plaetzchen. Ein Tischstand dort, zwei Baenke drumherum. Alles rein privat, aber ich habe
es trotzdem mal versucht. Statt mich rauszuwerfen hat der Bauer mir einen Becher mit warmem Tee gebracht und der Sohn hat mir die ganze Zeit beim Austausch des Reifens zugesehen. Diesmal habe ich den Mantel gleich mitgetauscht!

Nun bin ich tatsaechlich in Santiago und schaue mir die Stadt an. Mehr dazu in der naechsten Mail.

Weihnachtsgruss an alle aus Santiago de Chile,
Peter


Hier noch ein kleines Weihnachtsgeschenk fuer Gernot:


Der Peter eine Reise macht,
der Gernot sitzt zu Haus´ und lacht.

Von Geschenken weiss er zu Berichten,
unter kleinen, blauen Fichten!

Weihnachten von Freunden umgeben,
das ist ein schoenes, feines Leben!

Sylvester wird ins Glas geschaut,
der Peter sich sein Sueppchen braut!

Er sitzt sich blau und wund,
ihm wird es bald zu bunt!

Der Sattel hart wie Stein,
der Gernot trinkt nen´ leckeren Wein.

Im Sueden ist es heiss und trocken,
zu Hause gibt es frische Socken.

Der Schweiss rinnt in den Kragen,
wofuer sich hier plagen?

So uebel ist der Winter nicht,
liesst man erst dies klein´ Gedicht...



Posted by: cyclist

Re: ALPHA ON TOUR - 12/23/03 06:22 PM

Hallo Peter!
Auch dir frohe Weihnachten und einen guten Rutsch!
Auch wenn es nicht so kalt ist und du keine Weihnachtsbäume um dich herum hast (die aus Kunststoff mal ausgenommen zwinker ).
Du kannst dir ein paar grosszügige Mahlzeiten ja ruhig leisten, frei nach dem Motto "essen macht Spass" zwinker grins
Alles Gute noch zum Schluss und weiterhin pannen + verlustfreie Fahrt!
Posted by: Anonymous

Re: ALPHA ON TOUR - 12/23/03 06:26 PM

Moin Alpha,

ich wünsche Dir, so fern der Heimat, auch eine schöne Weihnacht.

Zitat:
Im Hafen gab es eine Boje, auf der sich mehrere Seehunde tummelten.
Bin mal zur See gefahren und habe dort 1979 mit Pinguinen gebadet - ehrlich!

Gruß aus Hamburg
Posted by: Sasa

Re: ALPHA ON TOUR - 12/23/03 09:22 PM

Hi Peter!

Jetzt schon in Santiago!?
Kaum zu glauben, Du rast ja so schnell, dass Du Dir im Zeitnot sicherlich keine Gedanken mehr machen musst. bäh

Ich wünsche Dir dann noch ein schön warmes und sonniges Heiligabend während ich mich hier am Schnee erfreue.

Grüsse
Sasa
Posted by: José María

Re: ALPHA ON TOUR - 12/23/03 09:38 PM

Hola Peter

Feliz Navidades

party wein party
Posted by: Sasa

Re: ALPHA ON TOUR - 12/24/03 09:40 AM

...und pünktlich zu Weihnachten gibt's hier auch wieder ein paar Fotos vom Peter.

Grüsse
Sasa
Posted by: Björn

Re: ALPHA ON TOUR - 12/24/03 10:38 AM

Hi Peter,

auch von meiner Stelle frohe Weihnachten und weiterhin viel Spaß! ... und hetz nicht so, Pausen machen doch auch Spaß....

schmunzel

Gruß,

ein sehnsüchtig aus dem Fenster blickender,

Björn
Posted by: Joscho

Re: ALPHA ON TOUR - 12/25/03 07:06 PM

Horrido Peter,

zwar heiße ich nicht Gernot, sondern Georg, aber da ich glaube gemeint zu sein bedanke ich mich herzlich für Deine Poesie und wünsche Dir ganz schöne und erholsame Feiertage im fernen, warmen Chile. Hier bei uns ist´s derzeitig in der Tat ziemlich lausig: gelegentlich Schneeregen, ruppige Böen...naja, Du weißt schon! Ich hoffe jedenfalls, Du bist der reichlichen Sonne noch nicht überdrüssig; Dein aktueller Bericht klingt jedenfalls nicht danach - gut so!
Während Du also Deine Süppchen köchelst und zwischendurch selbst in der Sonne brutzelst genieße ich faul die heimische Christ-Mast, jedoch niemals mit Wein sondern stets - da bleib´ ich proletarisch - mit gutgekühltem Gerstenblütentee.

Für den Jahreswechsel (kommst Du eigentlich eher im neuen Jahr an? ich lern´s nie!) wünsch´ ich Dir eine südamerikanisch-peppige Feier in netter Gesellschaft und für Deine weitere Tour viel Glück und ebensoviel Spaß! Hau rein bis die Tage!

Georg
Posted by: bikebiene

Re: ALPHA ON TOUR - 12/26/03 09:54 AM

Zitat:
kommst Du eigentlich eher im neuen Jahr an? ich lern´s nie

später natürlich, da es bei uns eher Tag wird als in Südamerika, du mußt die uhr zurückdrehen, wenn du Richtung Westen fliegst oder radelst zwinker
/Besserwissermodus off/

Hoffe, das ist dir jetzt klar, die Hoffnung nie aufgeben
Posted by: ALPHA

Re: ALPHA ON TOUR - 12/27/03 05:52 PM

Santiago II

Am ersten Tag bin ich mit der Metro zum Parque Metropolitan gefahren. Der Park ist der groesste in Chile und dem am Eingang ausgehaendigten Flyer nach einer der groesten der Welt (> 600 Hektar). Mit einer Kabelbahn kann man die
320 Meter Hoehendiffernz zum Stadtzentrum ueberwinden. Von oben hat man einen guten Ueberblick ueber die Stadt, viele Details verschwinden aber im Smog. Am Gipfel des Huegels steht die 14 Meter hohe und 36 Tonnen schwere Marienstatue
Virgen de la Immaculada Conception. Mit zwei Liftbahnen (aehnlichen denen der Liftbahm vom Koelner Zoo in den
Rheinpark, nur viel laenger) fahre ich weiter durch den Park. Viel bringt dies nicht ein, da es ausschliesslich ueber bewaldete Haenge und Huegel dahingeht. Keine bunten, bluehenden Pflanzen. Am Fusse des Viertels ist ein
Stadtviertel zu sehen, in denen die Leute Santiagos leben, die es geschafft haben. Zu vielen der Villen gehoeren Gaerten, in denen auch Swimingpools zu sehen sind. In der Ferne sehe ich die schneebedeckten Gipfel der Anden, was schon
Glueck sein muss, da auch die oft im Smog verschwinden.

Ich fahre wieder nach unten und besichtige die Iglesia Cathedrale, 1748 bis 1775 erbaut. Drei fruehere
Konstruktionen wurden durch Erdbeben und Braende zerstoert. Die Kirche wirkt von innen so wie von aussen: dunkel und sehr barock eingerichtet. Die Weihnachtsgrippe ist mit allerlei blinkenden Laempchen geschmueckt. Das ist hier in den chilenischen Kathedralen so. Diskogrippen...
Neben der Kathedrale ist der Prachtbau der 1882 von dem Architekten Ricordo Brown errichteten Correo Central (Hauptpost) zu sehen. Die Fassade besteht aus aufwendigen Stuckarbeiten, innen sind viele gusseiseneren Ballustraden
zu sehen. Neben der Hauptpost steht der Palacio de la Real Audencia (1804 - 1807). Dort tagte am 19.9.1810 Chiles erste Regierungsjunta. Heute beherbergt er ein historisches Museum.

Dann sehe ich die Schachspieler auf der Plaza. Bestimmt 5 Duzend Geisteskaempfer sitzen dort beisammen, umringt von zahlreichen Kibitzen, die das Geschehen auf den Brettern beobachten. Ich Kibitze auch nur und spiele selber nicht. Einige Spieler sind sehr stark.

Unterhalb der Plaza, in der Metrostation ist eine kleine Ausstellung ueber die Indianderstaemme Chiles zu sehen.
Ich besuche die katholische Universitaet, in der es eine Vernisage gibt. Moderne Realisten haben ausgestellt, die Bilder sind mit interessanten Mischtechniken hergestellt. Zum Teil wird auch Sand verwendet. Ich fotographiere einige der Werke, keiner beschwert sich.
Weiter geht es zum Cerro Santa Lucio, lange nicht so hoch wie der Cerro San Cristobal, aber viel Zentrumsnaeher gelegen. Hier kann ich nur zu Fuss rauf, was aber schon wieder geht. In den Huegel sind zwei interessante, auf alt gemachte Fassaden verbaut. Die Aussicht auf das Zentrum ist lohneswert.

Auf dem Rueckweg vom Cerro Santa Lucio zum Hotel raste ich aus. Dieser Punkt in Santiago wird in meinem Reisefuehrer als gefaehrlich beschrieben. Schon am Eingang zum Park versucht man mir Eintrittskarten fuer das Gelaende zu verkaufen, was ja noch sehr harmlos ist. Waehrend ich so dahergehe packt
mich eine Gestalt mit beiden Haenden am linken Arm, faengt an daran zu ruetteln.
Nachdem ich ausgerastet bin gehe ich weiter und hinter mir ertoenen, dem Tonfall nach, Schimpfworte, die ich nicht verstehen kann. Hin und wieder ist es nuetzlich, das ich kein Spanisch kann.

Am zweiten Tag in Santiago schaue ich mir zuerst die Tribunales de Justicia (Justizpalast von 1907 bis 1929 erbaut) an. Gleich daneben liegt der Nationalkongress. Die Bibliothek des Nationalkongresses ist geoeffnet und zeigt wunderbare alte Lesesaelle mit grossen lederbespannten Holzsesseln.
Die Waende sind mit dunklem Holz beschlagen, die Buecher in den Regalen sind in Leder eingebunden. Die Lampen haengen tief ueber den Tischen, es herscht eine Atmosphaere von einem Barock eingerichteten englischen Wohnzimmer, nur das alles viel groesser ist.
Den eigentlichen Nationalkonkress darf man nicht besuchen, aber um den Nationalkonkress herum ist ein Park angelegt. Er ist Palmenbewachsen und es gibt viele interessante Baeume aus diversen Laendern zu sehen, deren Heimatland durch kleine Schilder ausgewiesen wird.

Ich komme wieder an der Plaza de Armas vorbei und miete mir einen Satz Figuren fuer 300 Pesos. Viele Nasen von gestern sind hier wieder versammelt, vor allem an die Gesichter der staerkeren Spieler kann ich mich erinnern. Ein Spielpartner ist rasch gefanden. Es wird ohne Uhr, aber trotzdem recht flott
gespielt. Heute fange ich mir eine. Ich verliere 2:4. Kann mich einfach nicht kondensieren. Sogar 2 gewonnene Partien werden weggeschmissen. Aber mein Partner war wohl auch besser...

An der Plaza de la Constituation vorbei ging es zum Palacio de la Moneda, seit Mitte des 19 Jh. Praesidial und Regierungspalast. Das 1799 erbaute neoklassistische Gebaeude war zuvor koenigliche Muenze und Spaniens
groesstes oeffentliches Gebaeude in Uebersee. Vor dem Palast seht ein Denkmal des von Pinochet gestuerzten und ermordeten Praesidenten Salvador Allende. Den Palast selbst darf man nicht besuchen. Im Hof gibt es eine Ausstellung von
Weihnachtsbaeumen zu sehen, jeweils mit dem angeblich landestypischen Schmuck. Der deutsche Weihnachtsbaum erscheint mir wenig repraesentativ zu sein.

Irgendwann stehe ich vollkommen leer in den Strassenschluchten und frage mich was ich eigentlich hier mache. Gut 5 Minuten hetzen die Leute links und rechts an mir vorbei, bevor ich wieder klar denken kann. Gut das es nicht
weit bis zum Hotel ist. Auf den kuerzestem Weg geht es dorthin zurueck. Nun ja, nicht ganz, ich suche noch ein Telephonbuero auf, wo ich versuche Marleen zu erreichen. Aber keine Chance, das Netz ist wohl ueberlastet. Im Hotel angekommen, versuche ich mich beim flicken meiner zwei defekten Schlaeuche etwas zu entspannen. Aber das geht nicht, das Handy klingelt. Ich muss mich nun auch noch zum wiederholten Male rechtfertigen, warum ich nicht fuer 5 Euro pro Minute nach Deutschland telephonieren moechte.
Man wuenscht "jedenfalls mir" viel Spass in Santiogo. Um es nochmal (wahrscheinlich vergebens) hier zu schreiben: Ich will hier keinen Spass haben und habe auch keinen. Ich will etwas erleben. Was mich das an Energie und Nervon kostet, davon hat wahrscheinlich keiner meiner Bekannten eine Ahnung
(alles Bus- und Autofahrer).
"Er soll das halt machen, wenn er das braucht", habe ich vor meiner Abfahrt gehoert. Diese Auesserung stellt einen auf die Stufe von Wirrkoepfen, die sich an beliebig geilen Trendsportarten ergoetzen, wie sie die heutige Spassgesellschaft hervorbringt (Gut formuliert in der Meinung zu den entfuehrten Radtouristen im Irak)
Er braucht das, er muss springen. Er braucht das, er muss skydiven. Das ist in, das ist DER HYPE. Jetzt neu aus Amerika...
Spass macht es nicht, vom Bauern einen warmen Becher Tee zu bekommen. Aber es ist ein schoenes Erlebniss.
Tilmann Waldthaler hat mir vor meiner Reise geraten, das Handy zu Hause zu lassen. Ich haette auf ihn hoeren sollen.

Morgen werde ich um 5 Uhr aufstehen, damit ich weiter gegen Sueden fahren kann. Viel Spass dabei! Danke. Bitte. Und nochmal ausdruecklich herzliche Weihnachtsgruesse an alle. Um 22:00 werde ich hier aus dem Internetcafe geworfen.
Nachdem viele jetzt denken werden: Der Jung braucht mal Pause, beschliesse ich fuer mich, die naechsten zwei Wochen jegliches Internetcafe zu meiden und das Handy auszuschalten. Das wird eine erholsame Pause werden!
Wie ihr seht, ist daraus nichts geworden.

Dem Vater werde ich empfehlen nochmal in Andalusien 100 km an einem Tag zu fahren (Es muessen ja nicht gleich 150 oder 170 sein, wie bei mir, der Wind wird einfach ausgeknippst), sich dann innerhalb eines 3/4 Tages:
Sivilla anzusehen (auch das ist eher zu seinem Gunsten gerechnet, betrachtet man sich das Groessenverhaeltniss von Sevilla zu Santiago), SELBER einkaufen zu gehen, zu duschen, Waesche zu waschen (natuerlich mit der Hand) ein Internetcafe aufzusuchen, einen ausfuehrlichen Bericht zu schreiben, (Probehalber diesen mal abtippen und die Zeit stoppen), sich bei Spiegel.de auf dem laufenden zu halten, was es neues ueber Hussein, die Marsexpedition & Co. gibt (man bekommt vom ihm Nachrichten geschickt, als wuerde man hier hinter dem Mond leben), nach neuen Packtaschen zu suchen und sich dann diese Fragen zu stellen:
Kann ich jetzt noch umfangreich mit meiner Kamera experimentieren und Probeaufnahmen inclusive der Beschreibung der jeweiligen Einstellungen nach Hause
schicken? Hier in diesem Internetcafe? Oder vielleicht in dem naechsten? Ich weiss der Vater, hat es nur gut gemeint. Aber er sollte es eigentlich wissen...


SAN FERNANDO

Am folgenden Tag fahre ich nach San Fernando, 143 km suedlich von Santiago gelegen. Da ich frueh losgefahren bin und obendrein noch dieser tolle Feiertag ist, komme ich gut aus Santiago raus, ohne mein Leben zu gefaerden. Im
Gegensatz zur Stadteinfahrt ist die Stadtausfahrt sehr gut ausgeschildert. Alle paar Hundert Meter gibts ein Schild mit der Aufschrift "al Sur". Nicht nur an den Stellen, wo ich abbiegen muss, sondern auch zwischendurch, sozusagen als Hinweis, das ich noch auf dem richtigen Weg bin. Trotz der
unmenschlichen Zeit gibt es doch schon recht viele Autos auf den Strassen. Die Ausfallstrasse hat drei Fahrspuren nach Sueden und ich bin froh, frueh losgefahren zu sein, da es auf den ersten 14 km keinen Seitenstreifen gibt. Zur normalen
Tageszeit wuerde ich hier keinem raten, mit dem Fahrrad herzufahren.
Die Strecke nach San Fernando ist so lieblos, wie der Ort selbst. Das interessanteste ist noch der Supermarkt, wo ich mir die Tuete Chips fuer den Abend hole und eine grosse Flasche Trinkjoghurt. Ausserdem zwei kleine Salamiwuerste einen Obstsalat, zwei Bananen und Saft. Danach gehts mit
Kohldampf in ein Restaurant. Die Chilenen sind nicht gerade mit dem Kochloeffel in der Hand geboren, aber hier laesst es sich ganz gut speisen.


CURICO

Heute fahre ich nur 55 km nach Curico. Auf der Karte wird der Plaza de Armas besonders hervorgehoben, ausserdem soll es schoene Kirchen zu sehen geben. Der Platz ist wirklich sehenswert, er gilt als einer der schoensten von ganz Chile und ist mit 60 Palmen bepflanzt.
Die erste Kirche ist geoeffnet. Eine interessante Architektur. Die vordere Fassade ist alt, dahinter muss einmal ein Unglueck gewuetet haben. Findigerweise hat man die Kirche neu aufgebaut, aber mit einer modernen Architektur. Zwischen der alten Fassade und der modernen Kirche liegt ein kleiner Platz.
Die zweite Kirche ist geschlossen, aber hat eine schoene Architektur, die ich von aussen betrachten kann.

Am Platz entdecke ich ein sehr schoenes Restaurant und ich muss sagen das ich hier bislang am besten gegessen habe, seit ich in Chile bin. Mein Stimmung hebt sich wieder. Ich bin in einem Weinclub gelandet. Lange ueberlege ich, ob ich mir wohl einen Schluck erlauben darf. Es ist mitten am Tag und bis
Morgen muesste sich der Alk im Blut wieder abgebaut haben. Also goenne ich mir eine halbe Flasche und ich bin sehr zufrieden mit dem chilenischen Tropfen. Hinterher goenne ich mir sogar einen Expresso. Ja, das hoert sich jetzt ziemlich enthaltsam an, aber so empfinde ich es nicht. Das Bier schmeckt mit hier immer weniger. Es gibt hier so leckere
Saefte, kaum zu glauben! Erdbeersaft, Himbeersaft, Kiwisaft, Annanassaft, Birnensaft, alles schon in Massen in mich reingeschuettet.

Ansonsten muss ich erlicherweise zugeben, das es ziemlich oede ist, auf der Panam zu fahren. Ich lebe von der Hoffnung, im Laufe des Tages eine interessante Stadt anzusteuern, in der ich mir ein Hotel suchen kann. Die Stadt muss
natuerlich so auf der Strecke liegen, das mein Zeitplan nicht gefaehrdet ist.
Wer sich an den Sehenswuerdigkeiten der Staedte nicht erquicken kann (oder nicht mehr die Kraft hat, sie sich nach der Fahrt anzusehen), der sollte gar nicht erst daran denken, per Rad ueber die Panam zu fahren. Immerhin, ich komme
so ganz gut weiter. Und suedlich von Puerto Montt wird wieder alles anders sein.

TALCA

Heute bin ich ziemlich am Ende und genau das ist auch der Grund, warum ich mit meinem Vorsatz breche, zwei Wochen kein Internetcafe aufzusuchen. Ich brauche einfach mal Rat bzw. Meinungen. In Curico bin ich frueh um 7:00 Uhr aufgestanden. Und schon bliess mir wieder der Wind entgegen. Es ist einfach zum kotzen. Ich kann mich ja noch damit abfinden, die letzten 3 Stunden gegen den Wind anzufahren, meinetwegen soll er auch fruehmorgens schon etwas wehen. Aber das ist schon anders hier und einfach total zermuerbend. Bis Puerto Montt sind es noch 813 km, dafuer habe ich nun noch 13 Tage Zeit. 2 Tage will ich in Puerto Montt Pause machen, ein Tag Pause auf der Strecke moechte ich mir auch goennen. Das heisst also 80 km pro TAg im Schnitt fahren. Hoert sich nicht unmenschlich an, aber sowohl gestern als auch heute bin ich nur 60 gefahren und ich bin ziemlich am Ende. Ausserdem macht das Radfahren so einfach keinen Spass mehr. Was sind die Alternativen?
1) Zaehne zusammenbeisen und durch
2) Zug bis Temuco nehmen und 458 km Radfahren einsparen
3) Die ganze Sache vergessen, gar nicht nach Ushuaia fahren,
sondern ueber die Anden gleich nach Buenes Aires.

Ich schwanke zwischen 1 und 2. Das Ziel ist schon lohneswet, aber es schmerzt auch, sich in den Zug zu setzen. Das ganze ist dann nicht mehr das, was ich mir vorher davon versprochen habe. Ich wollte die Stecke mit dem Rad fahren.

Natuerlich hatte ich mich vorher auch ueber die Windrichtung informiert, aber nach allem was ich an Infos bekommen habe, haette ich ihn eher im Ruecken haben sollen. Mittlerweile bin ich der Ueberzeugung, das diese Informationen absolut falsch sind und, meiner Erfahrung nach, habe ich auch in den folgenden Wochen mit Gegenwind zu rechnen.
Um ganz sicher zu gehen, ob ich mir den Gegenwind nicht einbilde, habe ich mir uebrigens mehrfach auf der Strecke die
Windfahnen angeschaut, die hin und wieder am Rande der Panam stehen. Aber es ist klar, so einen Gegenwind kann man sich eigentlich gar nicht einbilden.

Nicht mal die Maedels, die auf den uebergrossen Plakaten halbnackend Werbung fuer Unterwaesche machen, koennen meine Laune anheben. Was soll ich nur tun?

Gruss, Peter



Posted by: schwalli

Re: ALPHA ON TOUR - 12/27/03 08:26 PM

hi alpha,
es schaut so aus als wenn du wirklich urlaub von urlaub braeuchtest zwinker ich/wir hatten genau das selbe problem mit dem wind in canada (1 woche wind mit bis zu 60km/h von vorne und temperaturen von +35c) ich uberlegte auch sehr lange ---und weisst du was? wir nahmen den bus cool klasse entscheidung!
und genau das selbe wuerde ich an deiner stelle auch tun. schalte das daemliche handy aus, mach dir nicht so viele gedanken "was andere sagen werden" sondern geniese DEINEN urlaub--URLAUB got it?

take care!
Posted by: Sasa

Re: ALPHA ON TOUR - 12/27/03 10:15 PM

Hi Peter,

lass Dich nicht hängen. Was Du ganz offensichtlich brauchst, sind ein paar nette Leute, die am besten noch gleichgesinnt sind.
Kleine Empfehlung von mir: Nimm Dir doch als nächstes Ziel das Torre Suiza vor, eine kleine Packpacker-Herberge, die von zwei Reiseradlern gegründet wurde. Davon solltest Du nicht mehr allzuweit entfernt sein...

Grüsse
Sasa
Posted by: Joscho

Re: ALPHA ON TOUR - 12/28/03 03:23 PM

Zitat:
Hoffe, das ist dir jetzt klar,

Horrido,

für den Moment ist mir das klar - besten Dank!
Bei nächster Gelegenheit, wenn ich die Zusammenhänge garantiert wieder vergessen haben werde, würd´ ich mich dann gern sofort an Dich wenden. zwinker

Es grüßt der bekennende Zeitzonen-Dilletant

Georg
Posted by: Joscho

Re: ALPHA ON TOUR - 12/28/03 04:10 PM

Zitat:
Irgendwann stehe ich vollkommen leer in den Strassenschluchten und frage mich was ich eigentlich hier mache.

Horrido Peter,

ist es das, was Dich derzeitig beschäftigt? Hat Dir der Gegenwind eine ungeklärte Sinnfrage entgegengeweht? Wenn dem so sein sollte (was nur Du selbst wissen oder erahnen kannst!), dann wäre die "Augen zu und durch"-Strategie wahrscheinlich die am wenigsten geeignete; der "Wind" würde wohl nur noch heftiger zu blasen anfangen.

Deinem Bericht entnehme ich, dass Du fast unablässig beschäftigt bist: sei es die Besichtigung diverser Kirchen, ganz profanes Klamotten-waschen, Schach-spielen, Unterkunft suchen, und, und, und,... Dazu der Druck, den Lieben zuhause irgendwie gerecht werden zu sollen/wollen. Läufst Du gerade Gefahr, Deinen Emotions-Akku zu überladen?

Bewältigungsarbeit - auch emotionale Bewältigungsarbeit - braucht Zeit und Energie! Nimmt Dir die Erwartungsfülle, die Du an Dich selbst und an Deine Reise stellst, im Augenblich womöglich den Blick für angemessene Selbstfürsorglichkeit?

Ich weiss, dass Ratschläge letztlich auch immer eine Art Schläge sind, und dass ich besser darauf verzichte, Dir Ratschläge zu erteilen. Nur soviel: wäre ich Du, würde ich mich nebst Fahrrad in den Zug oder Bus setzten, das nächste attraktive Etappenziel ansteuern und dort bei viel Müßiggang darauf warten, dass mich meine Seele wieder einholt. Oder - weniger pathetisch gesagt: "Alles mal in Ruhe sacken lassen!"

Aus dem verregneten Kohlenpott grüßt

Georg
Posted by: Jan

Re: ALPHA ON TOUR - 12/28/03 06:57 PM

Hi Peter,
ich denke das Loch ist normal. Du bist ja wie ein Wahnsinniger unterwegs gewesen, hast die Kilometer nur so weggeschrubbt....
Also entweder Pause oder mal ein anderes Verkehrsmitttel, das sehe ich wie meine Vorgänger.
Auch sollte man ggf. nicht zwanghaft an (s)einer Route festhalten, der Weg ist doch das Ziel, oder?

Jan
Posted by: ALPHA

Re: ALPHA ON TOUR - 12/29/03 07:44 PM

TALCA II

Nachdem ihr mir alle Absolution erteilt habt, gings wie folgt weiter:
Von Talca aus faehrt ein Zug bis nach Temucu, das habe ich mir vor der Reise notiert. Ich steuere den Bahnhof an und
studiere den Fahrplan. Es gibt eine Tagesverbindung ab 12:05 und eine Nachtverbindung ab 1:05. Schade, das Hotelzimmer ist schon gebucht, sonst haette ich vielleicht die Nachtverbindung klar gemacht. Ich erkundige mich, ob es ein Problem mit dem Fahrrad gibt. No Senor, no Problemo.

Im Hotel bin ich am Gruebeln. Soll ich, soll ich nicht? Ich werde die Entscheidung dem Wind ueberlassen. Zuckeln Morgens die Palmen auf der Plaza auch nur ein bischen rum, wird der
Zug genommen. Ich esse im Hotel und der Maitre persoenlich laedt mich auf ein Glas Wein ein. Auf Kosten des Hauses! Im Nebensaal findete eine Weinprobe statt. Vor und hinter Talca wird Wein angebaut, der in die ganze Welt importiert wird und entsprechenden Ruf hat. Ich muss ablehnen. Vino y
Bicicleta este no compatibel. Ich hoere Stimmen: Seht was aus ihm geworden ist! Das ist kein Leben mehr, was er da fuehrt.

Morgens schiebe ich die Gardinen beiseite und gucke. Sie zuckeln. Aber auf dem Weg zum Bahnhof geht es wieder los:

SOLDAT! Was tust Du da?
Sir, ich fahre zum Bahnhof und nehme den Zug, Sir!
Soldat einen Teufel wirst Du tun! Du schwingst Deinen Hintern auf den Sattel und kehrst zurueck auf Deine Route. DAS IST EIN BEFEHL!
Sir, ich bin muede. Ich denke ich werde es nicht schaffen, bei diesem Wind.
Soldat, es ist nicht Deine Aufgabe zu denken. Du sollst Dein Rad tretten, sonst nichst.

Aber ich verweigere den Befehl. Am Bahnhof wird nun doch ein bischen Theater gemacht, wegen dem Rad. Es wird rumtelephoniert und ich muss 10 Minuten auf eine Antwort warten. Was dann die Freude erhoeht, als ich hoere, das ich
doch fahren darf. Im Zug bin ich am gruebeln. Dann wird es mir klar. Ich habe meinen Stolz besiegt. Das ist doch auch etwas wert, oder? Meistens hat man eh zuviel davon. Ein kleines Grinsen schleicht sich in mein Gesicht.

Die Fahrt dauert 6:30 Stunden, bringt mich knapp 500 km nach Sueden und kostete 9000 Pesos. Beim betrachten der Landschaft ueberlege ich mir, das so einiges falsch gelaufen ist, die letzten zwei Wochen. In Temuco schecke ich nochmal mein Rad auf dem Bahnhof. Ich musste sogar das Vorderrad
abmontieren. Ein Hotel ist rasch gefunden und ich steuere den Supermarkt an.
Hier kaufe ich mal wieder richtig ein:
Trockenobst, drei Tafeln Schokade, Nuesse, Nudel, zwei kleine Tuetensuppen, Saft, Yoghort und ich goenne mir mal wieder eine Flaesch Bier. Ansonsten lass ich Temuco mal Temuco sein und ruhe mich ein wenig aus.


VILLARICA

Die 80 km bis Villarica sind rasch zurueckgelegt. Ich steuere das Torre La Suizza an. Von der Heberge und den Gruendern hatte ich schon gehoert, aber mit dem zugehoerigen Link (http://www.torresuiza.com/german/) hast Du, Sascha, es mir nochmal so richtig schmackhaft gemacht.

Hier ein kleiner Auszug aus deren Homepage:
La Torre Suiza ist eine Herberge für den preisbewussten Rucksackreisenden und Radler. Unser gemütliches Holzchalêt mit Blick auf den aktiven Vulkan Villarrica hat eine tolle Atmosphäre. Aber sei gewarnt, die meisten Leute bleiben viel länger bei uns als geplant, manche wollen gar nicht mehr fortgehen. Villarrica ist der ideale Ausganspunkt um den Vulkan zu besteigen und die Gegend zu erkunden. Wir sind auch bei den Radfahrern sehr bekannt, da wir selber um die halbe Welt geradelt sind.

Ansonsten gibt es in Villarica angenehm wenig zu sehen :-))) Aber gleich drei Supermaerkte habe ich entdeckt und es gibt hier jede Menge fliegende Haendler, die Obst aus eigenem Anbau verkaufen. Ich weiss auch was ich gleich mache: Ich werde mir jede Menge von diesem Obst kaufen und heute Abend gibt es eine Riesen Schuessel Obstsalat. Mit vielem Himbeeren drin, die ich besonders mag. In der Herberge habe ich auch einen Reiseradler aus Giessen getroffen, der sich vielleicht einladen laesst. Wir haben auch schon ein paar Worte gewechselt und ich muss sagen, das es sehr angenehm ist, sich mal wieder "normal" unterhalten zu koennen.

Ich habe mich fuer drei Naechte einquartiert, danach wird es, abseits der Panam Richtung Puerto Montt weitergehen. Dann werde ich auf kleineren Strassen, entlang der Seen fahren und hoffe, das Beat, der Herbergsvater, mir noch ein paar Tipps zu der Route geben kann. Ausserdem mache ich dann mal langsamer, ungefaehr so wie R. Scharing, unser radelnder Ex-Minister.

Gruss, Peter

Posted by: Sasa

Re: ALPHA ON TOUR - 12/29/03 11:09 PM

Herrlich! Du hast den Spaß an der Reise und gleichzeitig noch eine Menge Humor wiedergefunden! lach lach lach
Das Zitat aus Deinen Gedanken ist einfach köstlich! Darf ich es als Zitat von Dir in meinen Reisebericht einbauen? Ich tippe gerade den zweiten Teil und momentan hänge ich vor den Tagen fest, wo ich kaum noch radgefahren bin. Nun gut, das Ganze hatte bei mir weniger mit Stolz als mit netten Mitreisendinnen (schreibt man das so?) zu tun, aber irgendwie muss ich mich ja auch rechtfertigen, den Bus genommen zu haben...

Grüß' mir die beiden Herbergseltern dort unten. Irgendwann stehe ich bestimmt auch mal bei denen vor der Tür. grins

Grüsse
Sasa
Posted by: ALPHA

Re: ALPHA ON TOUR - 12/30/03 01:28 PM

Klar, bau das Zitat ruhig ein!
Ich gehe gleich noch in den Ort, und versuche besseres Kartenmaterial fuer die Gegend suedlich von hier, bis Puerto Montt zu bekommen. Beat meint, man kann auch Turistelfuehrer kaufen, die nur die Karten enthalten. Nachmittags, wenn sich die Wolken so langsam verziehen, werde ich einen Trip zum Vulkan unternehmen. Gestern Abend hatte man von hier aus einen herrlichen Ausblick dorthin. Aber ich denke mal, mit ein wenig Radfahren (ohne Gepaeck lach ) komme ich noch naeher hin.

Gruss, Peter

Posted by: Sasa

Re: ALPHA ON TOUR - 12/30/03 01:30 PM

Habe den Text schon bei mir eingebaut! schmunzel

Genieß den Ausflug und fall nicht vom Rad! Nach so langer Zeit mal wieder ohne Gepäck fahren ist doch sicher ganz ungewohnt.

Grüsse
Sasa
Posted by: inge

Re: ALPHA ON TOUR - 12/31/03 04:40 PM

Hallo Peter,
Ein gesundes neues Jahr!
Die Erfüllung all Deiner Wünsche - Deiner Ziele
Vergiss bitte nicht das Wichtige!
Es gibt Menschen, die stolz auf Dich sind, die Dich brauchen, Dir vertrauen.
Die mit Dir bangen, mit Dir hoffen, an Dich denken! - In jeder Situation, in jeder Lage - WERF bitte dies nich einfach weg.
Alles Gute! Erfolg. Alles Liebe!
Die Erfüllung all Deiner Wünsche!

Lass bitte aber lieben Menschen an Deinem Glück teilhaben. Das ist wirklich Sport!
Posted by: ALPHA

Re: ALPHA ON TOUR - 01/01/04 09:52 PM

Hallo Leute,

Gestern war mal der erste Tag auf der Reise, wo ich ausgeruht habe. Am Abend gab es dann eine schoene Sylvesterfeier. Das Hotel Torre de la Suiza war sehr International besetzt. Es waren Koepfe aus Frankreich, Italien, USA, Japan, Deutschland und Schweiz (mach Sachen) anwesend. Hi Gernot, ich konnte sogar meinen MD-Player an deren Stereoanlage anschliessen und wir haben Joy Divison und Siglo XX gehoert :-) Der Italiener
wurde seinem Ruf so richtig gerecht. Erst hat er Pasta gekocht (einen Riesentopf voll) und dann hat er eines der Maedels abgeschleppt ... Ja ja, so sind sie halt.
Ich habe mir von ihm ein paar Tips fuer die naechste Radtour geben lassen. Bevor das jetzt missverstanden wird, erwaehne ich hiermit ausdruecklich, das es sich um Tips bezueglich bereisenswerter Gebiete in Italien handelt.
Das Hotel hat uebrigens 55.000 US-Dollar gekostet, vor 6 Jahren. Viel Startkapital braucht man also nicht, um sich in Chile eine Existenz aufzubauen. Ich habe Claudia gefragt, warum es hier in den Staedten und Ortschaften so viele
Polizisten gibt. Wegen der Zigeuner und angeblich, weil auch viele Chilenen klauen wuerden. Aber seit so viele Polizisten da waeren, wuerde auch weniger geklaut werden. Die sehen uebrigens recht finster aus, aber wenn man sie nach einem Hotel fragt, bekommt man immer eine hoefliche Antwort.
Ansonstem gibt es nicht viel zu berichten. Ich habe mir gestern am Nacken einen ordentlichen Sonnenbrand gefangen. Es ist hier immer noch sehr warm, mein Thermometer misst noch deutlich ueber 30 Grad. Ich gebe mir allerdings nicht die Muehe konkret im Schatten zu messen, sondern das ist der Hoechstwert, der waehrend der Fahrt gemessen wurde. Erstaunlicherweise ist der Wind hier etwas schwaecher, obwohl er weiter im Sueden zunehmen sollte.
Die Strecke von Villarica nach Ranganpulli war sehr schoen. Zunaechst ging es ueber eine geteerte Nebenstrasse nach Lincan Ray. Die restlichen 30 km bin ich dann ueber eine Schotterpiste hier her gefahren. Natuerlich ist es etwas
ganz anderes ueber eine Schotterpiste zu fahren, als ueber Asphalt. Aber mein NORWID-SKAGERRAK hat sich gefreut, mal so richtig durchgeruettelt zu werden. So eine Fahrt geht dann auch schon fast mehr in die Arme als in die Beine. Ganz uebel sind aber die Chilenen, die einem in ihren Autos entgegen
kommen. Man muss dann jedesmal tief einatmen, die Luft anhalten und warten bis sich der Staub verzogen hat. Es fahren hier wirklich nicht viele Fahrraeder rum und ich kann deshalb nicht verstehen, warum man nicht mal kurz vom Gas gehen kann. Bei denen, die das Gaspedal am teifsten durchdruecken, bekommt man richtig Lust, so einen Kerl mal in einen Windkanal zu stecken und einen Sack Zement hinterher zu kippen.
Aber meist dauert es ja nur eine halbe Minute, danach habe ich wieder Sicht auf die schoene Landschaft.

Bis dann mal,
Peter
Posted by: JB_Linnich

Re: ALPHA ON TOUR - 01/01/04 10:05 PM

Zitat:
Ganz uebel sind aber die Chilenen, die einem in ihren Autos entgegen kommen. Man muss dann jedesmal tief einatmen, die Luft anhalten und warten bis sich der Staub verzogen hat. Es fahren hier wirklich nicht viele Fahrraeder rum und ich kann deshalb nicht verstehen, warum man nicht mal kurz vom Gas gehen kann.


Hallo Peter,

wegen entgegen kommenden Radfahrern bremst hier in Deutschland doch auch niemand ab. Einzige Ausnahme sind Traktoren auf engen Wirtschaftswegen.

Bis Du bei einer Geschwindigkeit von >50 km/h aus dem Staunen über so einen exotischen Radfahrer raus bist, ist es auch schon zu spät zum Bremsen grins grins grins
Posted by: Sasa

Re: ALPHA ON TOUR - 01/04/04 04:44 PM

Hätte ich doch glatt vergessen! wirr
Hier noch ein paar Fotos von Peter vom 31.12.

Grüsse
Sasa
Posted by: Jan

Re: ALPHA ON TOUR - 01/04/04 09:05 PM

Schöne Eindrücke, um den Himmel beneide ich den Peter schon....
Aber in 5 Wochen habe ich ihn auch grins

Jan
Posted by: ALPHA

Re: ALPHA ON TOUR - 01/07/04 03:05 PM

Der naechste Bericht:

Auf dem Weg von Panguipulli nach Futrono bin ich wieder doppelt so weit gefahren, wie urspruenglich geplannt. Dann kannst Du in Puerto Montt einen Tag laenger Pause machen, ging es mir den ganzen Tag durch den Kopf. Aber
inzwischen habe ich mir neue Variante ueberlegt, wie ich von Puerto Montt aus gegen Sueden komme. Klar ist mal, das ich in den 22 Tagen ab Puerto Aisen die restlichen rund 1800 km nicht mit dem Fahrrad bis Ushuaia komme. Nicht unter den Bedingungen die dort herrschen. Ausserdem bin ich nicht mehr ganz so frisch, wie am Anfang der Reise. Dafuer weiss ich mitlerweile besser Bescheid. Nicht einmal die Reiseberichte hartgesottener Tourer, die an solchen Fahrradmarathons wie Paris-Brest-Paris (900 km in weniger als 96 Stunden)
teilnehmen und gegen den Wind in Patagonien
angekaempft haben, haben mich vor der Reise aus der Ruhe bringen lassen.
Zwar habe ich mir einen kleinen Fundus an Alternaiven notiert, aber die stammen alle noch aus einer Zeit, als ich es noch nicht besser wusste. Ich musste nochmal ueber die schlimme Panamericana fahren. Abschnittsweise ist es wirklich grausam. Kein Mensch schreibt ueber so etwas, wenn er durch Chile faehrt. Sie stellen nicht nur 2 Meter hohe Maschendrahtzaeune links und rechts der Panamericana auf, hin und wieder gibt es auch einen auf dem Mittelstreifen. Es fehlt nur noch der Zaun ueber dem Kopf und die Illusion vom fahren im Kaefig waere perfekt. Der Rest der Strecke, auf den
kleinen Strassen, war aber sehr schoen. Es gibt hier viele Kirschbaeume, saftige Wiesen und kleine Gehoefte. Manchmal denke ich, es ist hier wie in der Eifel oder im Bergischen Land.

Die naechsten Tage bin ich dann aber jeweils weniger weit gefahren. Zunaechst wollte ich den Ort Lago Ranco, suedlich des gleichnahmigen Sees ansteuern. Aber nachdem ich zweimal gefragt habe und man mich beides mal in die falsche
Richtung geschickt hat, habe ich es aufgegeben. Ich muss da ja auch nicht zwingend hin. Dann eben nochmal ein kleines Stueck ueber die Panamericana, dachte ich mir und dann nach Osorno. Einmal wurde ich von dem Fahrer eines Pickups angesprochen, ob ich nicht mich und mein Rad hinten aufladen will. Ich muss wohl ein schlechtes Bild abgegeben haben, als ich mit meinem Fahrrad ueber die Schotterpiste gehumpelt bin. Aber diesmal war mein Stolz staerker.
Die Frauen fahren hier uebrigens wesentlich ruecksichtsvoller und ich ersticke nicht gleich in einer Staubwolke, wenn sie an mir vorbeifahren.

Auf der Weiterfahrt habe ich dann kurz nach Mittag von der Strasse aus einen Bauernhof gesehen. Sah zunaechst aus wie ein Restaurant, was sich dann aber als optische Taeuschung herhausstellte. Trotzdem hat man mich reingewunken und mir Kaesebrot und Tee angeboten und mich gefragt, ob ich uebernachten will.
Kurz habe ich ueberlegt, aber eine Nacht auf einem Bauernhof hatte ich bisher noch nicht in meinem Programm. Die Leute waren sehr nett. Man hat mir sogar meine vom Wind zerfetzte Landkarte mit Tesafilm geflickt. Das hat mich gleich an das alte IDMS-Subschema an der Buerowand erinnert...
Hier habe ich mich besonders geaergert, das mein Spanisch nicht besser ist. Die Leute sind schon sehr interessiert an einem. Mein kleines Woerterbuch hat nur bedingt weitergeholfen. Die Frau des Bauern hat es durchgeblaettert und mir die obligatorischen Fragen gestellt, die ich schon in den Posadas im Norden gehoert habe:
Ob ich verheiratet bin? (Sehr wichtig hier)
Was ich beruflich mache? (Unter einem Programador kann man sich hier wenig
vorstellen)
Wie alt ich bin?
Wie ich Chile finde?
Wie lange ich schon unteregs bin?
Ob ich Sport treibe und welchen?
Und nach dem woher und wohin wurde wieder gefragt.

Auf dem Bauernhof gibt es allerlei Viehzeug. Kuehe, Schafe, Gaense und Huehner. Hund und Katze leben in friedlicher Eintracht nebeneinander her. Sogar ein Ferkel schnueffelte Nachmittags mit seiner Schnautze an meinen Fuessen
rum, als ich mich mit meiner Matte im Garten breit gemacht habe. Dabei hatte ich doch Gestern erst die Socken gewechselt! Bei den ganzen Tieren kann man sich
natuerlich leicht vorstellen, das die Nacht nicht so ganz ruhig war.
Am Abend haben die Maenner dann ein Spiel gespielt. Ziemlich aehnlich dem franzoesichen Botcher. Das Ziel wurde aber nicht durch eine kleine rote Kugel vorgegeben, sondern es ging darum, zwei ca. handtellergrosse, gusseiserne Scheiben nacheinander in ein 1 qm grosses Lehmquadrat zu schmeissen.
Natuerlich von einem hinreichend grossem Abstand aus. Das Lehmquadrat wurde mit einer Schnur in zwei Abschnitte unterteilt. Je nachdem, ob die Scheibe vor oder hinter der Schnur landete, gab es einen oder zwei Punkte.

Am Tag darauf bin ich dann nach Osorno gefahen. Hier bin ich Mittags angekommen. Da es in dieser Gegend sehr viele Haeuser und Lokalitaeten mit deutschen Namen gibt habe ich mal den Club Aleman angetestet. Ein deutscher Verein, mit angeschlossenem Restaurant. Zu Essen gab es Schweinebraten, Kartoffeln und Rotkohl. Der Rotkohl war allerdings kalt. Im Hintergrund lief die ganze Zeit Heino. Jetzt weiss ich, das der Enzian blau blueht, die Schwalben weiss und die Jugendzeit schoen ist. Auch andere tiefgruendige Lebensweisheiten, von denen ich bisher nicht einmal was ahnte, wurden mir kundgetan. Toll!
Der Club besteht uebrigens schon seit 140 Jahren...

Am naechsten Morgen bin ich weiter Richtung Puerto Montt gefahren. Ich habe aber den Umweg genommen und den Lago Llanquihue oestlich umfahren. Die Landschaft um den See herum ist sehr schoen. Leider hatte ich auf der Fahrt
etwas Pech mit dem Wetter. Hin und wieder gab es einen kleinen Schauer. Eigentlich die erste Regenfahrt auf meiner Tour. Nachmittags bin ich dann in dem Ort las Cascadas gelandet, einem dieser typischen "Hundeorte" in Chile. Es ist
wirklich abstossend. Hier in Chile scheint es keine Behoerde zu geben, die sich fuer die wilden, freilaufenden, krankheitsuebertragenden Hunde interessiert. Und
die Chilenen haben sich an die Vicher, die so ueberfluessig sind wie ein Kropf ein Hals wohl schon laengst gewoehnt. Manche halten sich sogar gleich ein halbes Duzend Hunde. Irgendwie habe ich es nicht gleich registriert, dass dies in dem Hospadje in dem ich mich einquartiert habe, auch so war. Zwei
von den Vichern wurden an der kurzen Kette gehalten, die anderen vergnuegten sich hier und dort. Dazu kommen noch die Horden von Klaeffern, die durch die Strassen ziehen. Wenn man in so einem Ort landet, hat man gute Aussichten darauf,
keine ruhige Nacht zu haben. Trotz Ohrenstoepsel.
Kurz vor Mitternacht hatte ich die Nase voll, vom Geheul und geklaeffe. Warum soll ich die ganze Nacht im Bett liegen und mich aergern? Ich bin dann auf mein Rad gestiegen und habe eine Nachtschicht eingelegt. Die ersten 20 km ging es durch einen Wald, am See vorbei ueber eine Schotterpiste. Es war
sehr dunkel und der Schein der Lampe (Cateye EL-300 G) reichte nicht weit. Einmal musste ich eine Vollbremsung machen, weil der Weg in voller Breite unterspuelt war, was ich
aber erst im letzten Moment gesehen habe. Ausserdem habe ich gemerkt, das ich auch eine westentlich ruhigere Nacht
haette haben koennen. Auf der Weiterfahrt lagen am Ufer zahlreiche dieser kleinen Cabanas (Holzhietten) von denen ich mir eine haette mieten koennen. Hier und da stand auch mal ein einzelnes Hotel rum.

Frueh Morgens bin ich dann in Puerto Montt angekommen. Noch nicht einmal der Mac Donalds hatte geoeffnet. Um halb neun konnte ich mich dann aber im gegenueberliegenden Cafe "Dresden" etwas aufwaermen. Die Nacht war naehmlich
etwas frisch, Morgens hatte es nur noch 11 Grad. Mein Hotelzimmer konnte ich erst um 11:30 beziehen. Ich habe mich dann erst mal ein paar Stunden aufs Ohr gelegt. Das hat meinen Rythmus (ein schwieriges Wort, hoffentlich kommt der
Lehrkoerper nicht wieder) weniger durcheinander gebracht, als ich zunaechst gedacht hatte. Heute, einen Tag spaeter, gehts mir wieder deutlich besser.
Am Abend war ich dann noch bei Navimag, am Hafen. Ich werde nun mit dem Schiff gleich runter bis Puerto Natales fahren. Sehr wahrscheinlich bleibt so noch genuegend Zeit, den Nationalpark Torres del Paines zu besichtigen, was
sonst, ob meines sportlichen Ehrgeizes, nicht moeglich gewesen waere. Und ich muss mir weniger Sorgen machen, rechtzeitig in Ushuaia zu sein. Abends bin ich dann noch in einem Restaurant am Hafen gewesen. Es gab eine riesen Schuessel mit einem wilden Gemisch aus verschiedenen Meeresfruechten und Fleischsorten. Das beste aber war das Bier: Erdinger Weissbier! Da fuehlt man sich fast, als waere man zu Hause. Ja, vielleicht wird dieses Restaurant
mein kleines Mekka werden, fuer die naechsten beiden Tage..

Das Schiff faehrt erst naechsten Montag ab. Da ich nicht eine ganze Woche hier rumhaengen moechte, habe ich von Freitag bis Sonntag eine dreitaegige Tour nach Chaiten gebucht, einem Ort der 150 (?) km suedlich von Puerto Montt
an der Careterra Austral liegt. Laut Programm gibt es einiges unterwegs zu besichtigen, ich bin mal gespannt...
Das Hotel ist uebrigens super. Liegt direkt am Platz, vom Zimmer aus habe ich einen schoenen Blick auf die Bucht. Die Fenster sind absolut dicht, kein Laerm dringt da durch. Und sogar eine Saune hat es hier. Mal schauen, was ich heute noch so mache. Muss mal zur Post und gucken, ob mein Packet
angekommen ist. Und zum Friseur muesste ich eigentlich auch mal. Habe wieder eine schlimme Matte auf dem Kopf. Schlecht fuer die Fahrten im Regen.

Bis Bald, Peter


PS: Tatsaechlich gibt es jemand in meinem erweiterten Bekanntenkreis, der nichts besseres zu tun hat, als mich auf meine Rechtschreibfehler aufmerksam zu machen...
Posted by: Sasa

Re: ALPHA ON TOUR - 01/07/04 05:34 PM

Und schon wieder! cool

Grüsse
Sasa
Posted by: ALPHA

Re: ALPHA ON TOUR - 01/07/04 06:14 PM

Hallo Sascha,
Danke fuer den Service! Wie gefallen Dir denn die Bilder?

Ausserdem, habe ich vergessen zu fragen: Weiss jemand von euch, ob man im Nationalpark "Torres del Paine" ueberhaupt radeln darf?? Geruechteweise soll man durefen, aber vielleicht weiss es ja jemand mit Sicherheit, weil er selbst schon einmal dort gefahren ist?

Gruss, Peter
Posted by: ALPHA

Re: ALPHA ON TOUR - 01/12/04 02:15 PM

Chaiten

Bevor ich am Freitag mit dem Katamaran der Gesellschaft Aysen Express nach Chaiten aufgebrochen bin, habe ich in Puerto Montt noch einige Kleinigkeiten organisiert. Zunaechst war ich auf der Post und habe mein Paket abgeholt. Mein Rad hat jetzt wieder zwei neue Reifen drauf und wegen der ganzen
Muesliriegel muss ich mich nun nicht mehr Sorgen, in Feuerland zu verhungern :-)
Danach war ich beim Friseur und habe mir wieder den praktischen Kurzhaarschnitt verpassen lassen. Im Hotel gibt es zwar einen Foen, aber unterwegs, wenn es regnet, ist das mit den kurzen Haaren schon sehr praktisch. Am Mittwoch bin ich dann mit dem Fahrrad noch ueber die Careterra Austral gefahren. Zumindestens anfahren, wollte ich diese unter Reiseradlern so bekannte Strasse. Und ich wollte mir einen Eindruck verschaffen, ob die Motorradfahrer im Torre de la Suizza recht hatten, mit ihrer Behauptung, dort koenne man hervorragend radeln.
Also: Traut nie denen, die 4 bis 5 mal so breite Reifen benutzen! Streckenweise ist die Careterra Austral wirklich hervorragend zu befahren, aber es gibt immer wieder mal Abschnitte von mehren Kilometern, wo man mit dem Rad schwer zu kaempfen hat. Dieser Eindruck hat sich auch um Chaiten herum bestaetigt, wo ich per Minibuss immerhin nochmal 60 km auf der Careterra nordwaerts gefahren bin. Die Careterra ist oft gewoelbt und mit groesseren Steinen uebersaet. Abschnittsweise gibt es auch einfach losen Kies. Faehrt man dann mit dem Rad nicht genau mittig auf der Strasse, wird man immer wieder vom Gewicht der Packtaschen in den Graben gezogen. Dann muss man viel mit dem Koerper arbeiten, um dagegen zu halten.
Bei der Radtour von Puerto Montt aus hatte ich mich wieder ueber die Autofahrer geaergert. Ich erwarte ja nicht, das sie Schrittempo fahren, oder gar zum Stillstand kommen. Aber an deren Fahrweise kann ich sehen, dass es ihnen Spass macht, mich einzustauben.
Heute war ein entgegenkommender (!) Busfahrer sogar stolz auf sich, als er mich in den Strassengraben abgedraengt hat. Ich habe deutlich seine lachende Fratze gesehen und auch sein neben ihm stehender Kollegen war dann sehr gut gelaunt. Er hat mit dem Finger auf mich gezeigt, und stiess seinem Kumpel scherzhaft in die Seite. Mann, was hast Du da fuer ein tolles Fahrmanoever hingelegt! Wie weit muss es mit einem gekommen sein, wenn man an so etwas seinen Spass hat? Was geht solchen Leuten nur durch den Kopf? Ohne das ich selbst dort war (habe es im Torre de la Suizza von Alexander erzaehlt bekommen), habe ich gehoert, das es in Cuba besser sein soll. Dort bremsen die Leute ab, wenn sie Dich sehen.

Am Freitag bin ich dann mit dem Katamaran nach Chaiten gefahren. Mein Fahrrad und das meiste Gepaeck habe ich in der Hotelgarage gelassen. Ich habe in Puerto Montt eine gefuehrte Tour ueber drei Tage gekauft um mir einen weiteren Eindruck von der Careterra Austral und der Landschaft um Chaiten herum, zu verschaffen.

Chaiten sieht auf der Landkarte so bedeutungsvoll aus. Aber in Wirklichkeit ist es nur ein kleines Nest. Meiner Meinung nach hat es gerade mal ca. 3 Tausend Einwohner. Es gibt eine Menge Hospadjes und Cabanas fuer die Touristen, die ihre Touren in die naehre Umbebung starten wollen. Und auch das Verhaeltniss von Supermaerkten zu Einwohnern ist wieder unverhaeltnissmaessig hoch. Fast in jeder Strasse gibt es einen Supermarkt, in manchen gar zwei. Es sind hier aber nur kleine Holzhaeuser und das Warenangebot ist meist nur auf das noetigste oder unglaublichen Kitsch beschraenkt.

Von meiner gefuehrten Tour war ich schon ein wenig entauescht. Es lag gar nicht mal an der Landschaft, die war schon beeindruckend. Aber eine Tour-Organisation war schlicht nicht vorhanden. Es gab sogar gezielte Desinformationen. Angeblich sollte der Aysen-Katermaran erst um 10 Uhr in Puerto Montt ablegen. Wie gut, dass ich fast immer einer der ersten bin. Ich war um 9:05 am Pier und der Katermaran musste glatt nochmal anlegen, damit ich an Bord konnte. An Bord wusste ich zunaechst nicht wie es weiter ging.
In Chaiten stand ich dann erst einmal 10 Minuten dumm rum bis sich dann das Feld der Passagiere gelichtet hatte und ich dann von einer Frau angesprochen wurde.
Am ersten Tag ging es zunaechst mit dem Jeep zu einem Termalbad. Ich hatte keine Badehose dabei und haette nicht gedacht, dass das hier so ein Problem ist. In Bolivien konnte ich einfach nackisch in die Therme hueppen, aber hier sind die angeblich heissbluetigen Suedamerikaner doch ziemlich verklempt. Man hat mir dann noch eine Shorts organisiert. In dem Jeep sassen noch ein paar andere Leute, die dann in der Therme geblieben sind. Weil es auf dem Programm stand, hat mich der Fahrer dann zum Laga Yelcho gefahren. Aber ich habe so richtig gemerkt, dass er eigentlich ueberhaupt keine Lust dazu hatte. Staendig hat er erwaehnt, wie fertig er doch sei. Dazu hat er herzhaft gegaehnt. Schliesslich fragte er gar, ob ich nicht fahren wolle. Hin und wieder hat er mal den Strassenrand angesteuert und ein kleines Nickerchen gemacht. Vielleicht auch ein Opfer der Hunde hier??

Am zweiten Tag wurde ich dann zum "Bussterminal" von Chaiten gefahren. Das kurze Stueck haette man auch zu Fuss gehen koennen. Aber egal. Er macht die Tour heute nicht (gar nicht schade drum) hat er mir gesagt, sondern sein Amigo. Der war aber auch nicht mehr motiviert. Mit einigen anderen Leuten sass ich in so einem Minibuss (so in der Art VW-Buss) und wir wurden dann zum Pumalin-Nationalpark kutschiert. Aber das war es dann auch schon. Hin und wieder tapperte ich schliesslich alleine im Regenwald herum. An diversen Abzweigungen wollte der Guide einfach nicht mehr weiter und bedeutete uns / mir (das Feld lichtete sich teilweise, weil die anderen auch keine Lust mehr hatten) weiterzugehen. Er machte dann die typische Geste, das es ein paar hundert Meter weiter etwas tolles zu fotographieren gaebe. Als ob dies das wichtigste waere.
Ich kann ehrlich nicht verstehen, wie man als Tourguide so unverantwortlich kann. Fuer alle die es genau wissen wollen: Sein dasein in die Obhut eines solchen Menschen zu legen, ist wesentlich gefaehrlicher, als alleine mit dem Rad herum zu fahren. Mal vorausgesetzt, man hat sich ueber die Strecke vorher genau informiert. Der Urwald an sich war aber schon interessant, auch wenn ich mich teilweise sehr unsicher gefuehlt habe. Ich habe zwei beeindruckende Wasserfaelle gesehen, tausende Jahre alte Baeume, die teilweise so dicke Staemme hatten, dass es 8 Leute braucht, um drum herum zu fassen.

Am dritten Tag wurde ich dann nochmal wenige hundert Meter per Auto zu einem Aussichtspunkt gefahren, von dem aus man einen guten Ueberblick ueber Chaiten hatte. Wieder einige hundert Meter weiter, gab es einen weiteren Wasserfall zu sehen. Mein Bedarf an Wasserfaellen ist nun fuer die naechsten 10 Jahre gedeckt :-) Dann hiess es Fin de Excursion und den Rest des Tages (der Katameran fuhr erst um 19:30 wieder ab) habe ich damit verbracht im Internetcafe zu sitzen und Schach zu spielen.

Sonntag Abend bin ich um 23:00 Uhr wieder im Hotel gewesen. Schnell noch einen Blick in die Garage geworfen - Fahrrad und Gepaeck, alles noch da! Nun habe ich mein Rad schon zum Hafen gebracht. Da steht es nun im Office und wartet auf mich. Um 14:00 Uhr ist Boarding-Time. Ich bin ja schon gespannt, wie die 4 Tage auf dem Schiff werden. Wahrscheinlich bekomme ich einen Schiffskoller. Dann werde ich mich richtig daruf freuen, die restlichen drei Wochen radeln zu koennen :-)
Hier in Puerto Montt habe ich mir noch eine Karte vom Torres del Paine-Park gekauft. Ich bin also gut geruestet.

Bis bald,
schoene Gruesse, warme Fuesse, Peter
Posted by: ALPHA

Re: ALPHA ON TOUR - 01/15/04 05:52 PM

Puerto Natales

Montag Morgen bin ich um 9:00 Uhr frueh zum Pier der Navimag-Gesellschaft gefahren. Boarding-Time war aber erst um 14:30. Mein Fahrrad konnte ich im Buero der Navimag-Gesellschaft abstellen. Anschliessend bin ich noch ein wenig
durch Puerto Montt geschlendert.
Das Boarding-Procedure verlief eigentlich recht problemlos. Lediglich um mein Fahrrad machte ich mir ein wenig Sorgen. Schliesslich habe ich mein Fahrrad gegen einen Autoanhaenger gelehnt, auf dem zwei Motorraeder abgestellt
waren. Mein Fahrrad habe ich dann am Auspuffrohr des Motorrades und einem Reifen mit meinem Spanngummis verankert. Die Fahrt hat 275 USD gekostet, plus ein paar zerquetschte, fuer das Rad.
Das Schiff (Bild P1150101) ist 120 Meter lang, 21 Meter breit und hat neben den beiden unteren Frachtdecks, drei Decks fuer die Passagiere, die Crew, das Restaurant, die Bar und die Schlafkabinen. Die Schlafkabinen befinden sich im mittleren Deck, einige noch im zweitobersten. Mein Bett befand sich zusammen mit 21 anderen Betten in einem grossen Schlafraum. Jeweils 4 Betten (jetzt fangen die Mathematiker an, zu rechen. Richtig! Zwei bleiben ueber) waren zu einer Einheit zusammengefasst und wurden von den anderen Einheiten durch eine Sperrholzwand abgetrennt. Schlaf habe ich in den drei Naechten nicht viel bekommen, wie man sich vielleicht vorstelen kann. Erstaunlicherweise habe ich keine Schnarchnsase gehoert, aber die beiden Schiffsmotoren droehnten unablaessig vor sich hin.
Das Restaurant und die Schiffsbruecke befanden sich am zweitobersten Deck, ganz oben gab es die Bar und das Sonnendeck. Dort wurden alle Passagiere nach dem einchecken zunaechst in die Sicherheitsmassnahmen eingewiesen. Fuer den Notfall... Viel Wert hat man darauf gelegt, das jeder seine Schwimmweste anlegen kann. Na ja, das Schiff von letzter Woche (Bild P1150099) zum Beispiel,
hat es nicht geschafft. Und auf einige Benimmregel hat man Wert gelegt. Man solle auf den Decks nicht laufen (wegen der Naesse), keinen Muell in den Ozean schmeissen und sich keinen Alkoholexessen hingeben. Aber bereits eine halbe
Stunde spaeter, noch am fruehen Abend, wurde bereits die Happy Hour ausgerufen.

Da das Schiff erst kurz nach 16:00 Uhr abgelegt hat, war der erste Tag an Board recht kurz. Ich hing allerdings Nachts bis 2:00 Uhr in der Bar herum. Sie hatten dort 3 Spieltische, 2 davon mit Schach. Gegner gabs genug, hoho.
Irgendwann war ich dann aber Muede genug fuer den Schlafsaal. Na ja, einige Stunden muss ich wohl doch geschlafen haben.

Denn naechsten Tag fuhr das Schiff zunaechst weiter durch die engen Kanaele Richtung Sueden. Den Kurs des Schiffes konnte man, wann immer man wollte, auf diversen Monitoren verfolgen, die im Schiff aufgestellt waren (Bild P1150100). Es wurde deutlich darauf hingewiesen, dass man, erlauben es die
Umstaende, am Nachmittag das Schiff in die offene See fahren werde. Fuer mich und andere hoerte es sich so an, als werde ein wenig mehr dramatisiert, als Notwendig. Das Schiff lag schliesslich die ganze Zeit absolut ruhig im Wasser. Aber
auf dem offenen Meer schaukelte es dann ganz ordentlich. Erst machte ich mir Sorgen um mich selbst, dann um mein Rad. Ich war nicht der einzige an Board, der Seekrank wurde, einige haben sich sogar uebergeben muessen. Haette ich noch
einige Stunden laenger in der stickigen Bar gesessen, dann waere mir dies auch passiert. Aber bei einem der Schifffahrt kundigen Nordfriesen, habe ich mir einige Tipps abgeholt. An der frischen Luft, den Blick auf den Horizont gerichtet, ging es mir dann auch wieder deutlich besser. Der Ausblick auf den
Horizont wurde allerdings durch das Wetter getruebt, Himmel und Ozean gingen in einem einzigen Grauton ineinander ueber.
Wegen meiner Seekrankheit hatte ich schon ernsthaft erwogendas Abendessen ausfallen zu lassen. Aber der nordfriesische Seemann meinte, Grundnahrungsmittel koenne ich schon zu mir nehmen. Also habe ich das Gemuese, den Saft und den Nachtisch stehen lassen und es bei Weissbrot mit Spagetthi belassen. Dannach war ich noch oefter an der frischen Luft. Schaetzungsweise 10 bis 15 Grad
lagen zwischen den Amplituden des sich hebenden und senkenden Schiffbugs. Der nordfrisische Seemann meinte, dies sei gar nichts. Es hat aber schon gereicht, um in der Dunkelheit einen interessanten Effekt zu erzeugen, als das Licht
eines fernen Schiffes, am Horizont auf und ab tanzte. Um mein Farrad habe ich mir dieser Stunden grosse Sorgen gemacht.

Am fruehen Morgen des dritten Tages sind wir dann wieder in die Kanaele eingetaucht. Ein gespenstische Atmosphaere eigentlich - waere man nicht von so vielen Leuten umgeben. Manchmal keine 100 Meter vom Ufer entfernt fuhr das
Schiff deben den steil aufragenden Felsen vorbei. Die Wolken hingen sehr tief, die Sonne hat sich waehrend der gesamten Schiffsfahrt nur sehr selten blicken lassen. Zum Beispiel bei Puerto Eden (P1150098), einem unglaublich verlassenen
Nest, das viele hundert Kilometer abseits jeglicher Zivilisation liegt, wurden die schneebedeckten Haenge ein wenig angestrahlt. Gut fuer die Atmospaehre an Deck - schlecht fuer die Fotos.
Ich habe dann doch mal einen kurzen Blick auf mein Fahrrad geworfen, obwohl uns der Zugang zu den Frachtrauemen untersagt wurde. Aber es stand noch friedlich an seinem Platz. Kurz hinter Puerto Eden konnten wir dann sogar kleine
Eisschollen im Wasser treiben sehen. Sie waren aber wirklich sehr klein, vielleicht 1 qm. Aber trotzdem erstaunlich, hier ist Sommer und auf die Nordhalbkugel umgerechnet, liegt Puerto Eden gerade mal auf der Hoehe von Norddeutschland.

Das Essen an Board ist ganz ok. Man kann es von der Qualitaet durchaus mit unserer angeblich unglaublich guten Kantine vergleichen. Im Gegensatz zum Fruehstueck in den Hospadjes, in denen es neben dem Brot ausschliesslich Marmelade und
Kaffee (oder Tee) gab, gab es an Board immerhin noch einen Strefen Kaese und Wurst, sowie Ruehrei. Mittags gab es vorneweg stets eine Suppe und hinterher Nachtisch. Abends gab es ebenfalls warme Kueche.

Der dritte Abend war auch deutlich der geselligste. Alle hatten sich in den vergangenen beiden Tagen ihre Leute gesucht, mit denen sie ihre Schwaetzchen an Board gehalten haben. Ich sass dann Abends mit einem Italiener (Marleen, mach Dir keine Sorgen in einer solchen Situation) und drei Frauen aus Kanada, Thailand und Neuseeland zusammen an einem Tisch. Wir haben Karten gespielt und der Verlierer der Runde musste von draussen durch das Fenster irgendwelche
Faxen machen. Einmal musste sogar ein Wels immitiert werden. Na, wer denkt sich den so ein Punishment aus?! grins

Heute Morgen, um 6:00 wurden wir dann von der Boardsprechanlage aus dem Schlaf gerissen. Das Schiff wuerde in einigen Minuten durch den engsten Engpass auf der gesamten Fahrt fahren (restlichen beiden Bilder). Es war wirklich beeindruckend. Gerade mal 8 Meter Wasser (laut Boarddurchsage) waren auf beiden Seiten des Schiffes zum Ufer vorhanden. Im fruehen Morgenlicht war die Landschaft besonders beeindruckend. Es hat sich dann auch nicht mehr gelohnt, sich schlafen zu legen. Das Schiff ist ueberpuenktlich in Puerto Natales angekommen (8:00 Uhr statt 10:00 Uhr)
und musste sogar noch mit dem andocken warten, damit alle fruehstuecken konnten. Nun bin ich schon ein wenig in dieser sehr abseits gelegenen Kleinstadt herumgelaufen. Morgen gehts dann weiter, diesmal Richtung Norden. Zum Nationalpark Torres del Paine. In ca. Tagen bin ich dann wieder in Puerto Natales.

Schoene Gruesse, warme Fuesse,
Peter
Posted by: Sasa

Re: ALPHA ON TOUR - 01/15/04 10:29 PM

Jaja... ich weiß schon...
Jetzt ist wieder mein Zug: hier

Grüsse
Sasa
Posted by: ALPHA

Re: ALPHA ON TOUR - 01/24/04 02:03 AM

Patagonien

5 Tage habe ich mir fuer den Torres del Paine Nationalpark Zeit genommen. Jeweils 2 Tage An- und Rueckfahrt und ein Tag fuer die Wanderung zu den Torres. Die Anfahrt war schon heftig, obwohl es nur ca. 140 Kilometer Strecke waren. Davon aber 120 Kilometer Piste. Und ab Kilometer 60 machte die Strasse dann einen 90 Grad Knick nach links. Schon zuvor kam der Wind von vorne, aber ich kam noch voran. Die schoene Landschaft hat mich auch vom Kampf gegen den Wind etwas abgelenkt. Besonders haben mir die verschiedenen Farbtoene der Wiesen gefallen. Gelb, Rot und natuerlich gruen waren die Farben, die am meisten vertreten waren. Hin und wieder gab es auch Wiesen, die uebersaet waren, mit weissen Magariten. Vom weiten sah dies so aus, als laege Schnee auf der Wiese.
Am Wegsrand lagen hin und wieder Hospadjes mit angeschlossenem Restaurant, die auf meiner ENTEL-Trekking-Karte gar nicht eingetragen sind. Mein Tagesziel war, mindestens bis Correo Castillo zu kommen. Das ging, wie gesagt, ja auch ganz gut. Aber als die Strasse dann nach links abbog, ging gar nichts mehr. Null Chance. Ich habe noch zwei Radler aus Deutschland getroffen (woher sonst schon :-), die es ebenfalls versucht hatten. Die hatten Glueck: Haben ihr Gefaehrt einfach in einen Bus geladen... Fuer mich waere da wohl auch noch Platz gewesen. Aber ich war in dem Moment einfach nicht so spontan... Aber gut, dass es hier 2 Unterkuenfte gab.
Spaeter habe ich mir dann noch den "Gefallen" getan, die paar Hundert Meter zurueck zum "Ort" zu gehen. Der Wind blies teilweise so heftig, dass ich Sorgen hatte, den Boden unter den Fuessen zu verlieren. Es besteht kein Zweifel - ich befinde mich hier in der stuermichsten Ecke der Welt. Der Wind ist hier uebrigens wirklich DAS Thema Nummer eins - vor allem unter den Reiseradlern. Am naechsten Abend hat man mir dann erzaehlt, das der Wind so heftig war, das das Schiff, was ueber den Lago Grey zum gleichnahmigen Gletscher faehrt, zwei Tage lang nicht fahren konnte. Und er hat einem Autofahrer die Tuere heraus gerissen. Auf dem Bild P1230111 koennt ihr sehen, was der Wind mit dem Stahl anrichten kann :-)
Am naechsten Tag habe ich dann mit zittrigen Beinen den Torres-Park erreicht. Fragt mich nicht wie...
Teuer ist es hier uebrigens. Der Eintritt in den Park kostet 8000 (also gut 11 Euro) Pesos. Fuer ein Zimmer im Hospadje habe ich 14.000 (20 Euro) Pesos bezahlt. An und fuer sich nicht viel Geld fuer eine Unterkunft ... aber die Leistung dafuer! Du bekommst ein Bett. Und den Zugang zum Labor. Mehr aber auch nicht. Keine Bettwaesche, kein Kopfkissen. Das Zimmer musst Du Dir mit bis zu 5 weiteren Nasen teilen. Ich hatte das Vergnuegen, dass in der ersten Nacht 2 von den 3 weiteren Nasen, Schnarchnasen waren.
Am naechsten Morgen bin ich los gewandert, zum den Torres. Auf der Karte ist die Wanderzeit mit ueber 8 Stunden ausgewiesen. Na, man kann es auch in 6 Stunden schaffen :-) Auf dem Weg habe ich noch 2 Schweitzer wieder getroffen, die auch auf dem Navimag-Boot gewesen sind. Wir hatten uns eine ganze Weile unterhalten, aber sie waren mir zu langsam. Haben mich um meine gute Kondition beneidet. Dabei hatte ich mich gar nicht so fit gefuehlt... Es hat aber gereicht, um ausnahmslos alle abzuhaengen :-)))
Als ich dann die Torres erreicht habe, war der Himmel wolkenverhangen. Aber keine 10 Minuten spaeter, sind die Wolken poe a poe weggezogen und die Torres praesentierten sich vor einem strahlenden Blau.
Eine gute Stunde bin ich da oben geblieben. Der hoechste Turm ist uebrigens Brutto 2850 Meter hoch, Netto immerhin noch so 1600 Meter.
Eigentlich wollto ich noch zum Grey-Gletscher. Aber das haette mich 2 weitere Tage gekostet. Und in Puerto Natales hat man mir gesteckt, das der Grey-Gletscher im Vergleich zum Perito-Morreno-Gletscher Kindergeburstag ist. Ausserdem habe ich den Tipp bekommen, den Perito-Morreno-Gletscher in einer Tagestour zu besichtigen. Gruebbel, Gruebbel ... das hoert sich nicht schlecht an. Dieser Gletscher ist DAS Naturspektakel in Suedamerika ueberhaupt. Fuer viele Argentinier ein richtiger Wallfahrtsort. Unbedingt sehenswert, das war es, zusammengefasst, was die Leute, die ihn gesehen hatten, ueber ihn gesagt haben. Nach meiner Rueckkehr vom Torres del Paine Park hatte ich noch so gerade Zeit, die Tour fuer den folgenden Tag klar zu machen.

Es war wirklich ein beeindruckendes Erlebniss. Die riesige Einwand, die direkt in den Lago Argentino muendet und in vielen verschiedenen Blautoenen leuchtet, kalbte mal hier, mal dort. Eigentlich wollte ich mal so einen Gletscherabbruch filmen, aber es ging immer viel zu schnell. Bevor ich die Kamera auf die Abbruchstelle richten konnte, war das Eis mit einem Knall auch schon im Wasser und schob eine Bugwelle vor sich her. So schaetzungsweise 150 Meter konnte ich an den Gletscher heran. Und ungefaehr
5 bis 7 Kilometer Eis waren hinter der Wand zu sehen.
Der Aufwand, dieses Ereigniss zu erleben, war allerdings recht hoch. Von den umgerechnet 50 Euro plus 7 Euro Eintritt in den Nationalpark mal ganz zu schweigen. Gut 700 Kilometer Bussfahrt, ueber die Haelfte davon auf Schotterpiste. Es ging Morgens um 7:00 Uhr los, Abends um 22:00 Uhr war ich wieder in Porto Natales. 2 1/2 Stunden Aufenthalt gab es beim Gletscher. Und eine weitere gute Stunde Aufenthalt in Calafate, einer argentinischen Stadt, die sich zum Ausgangspunkt vieler hundert Backpacker etabliert hat.

Den Tag darauf bin ich knapp 150 Kilometer von Puerto Natales nach Villa Tehuelches gefahren. Ich hatte im wesentlichen viel Glueck mit dem Wind. Der Wind ist wirklich heftig. Es gibt auch keine Hauptwindrichtung hier. Denn ganzen Tag bin ich von Nord nach Sued gefahren. Zwar nicht wirklich immer auf einer Linie, weil die Strasse machte mal einen Knick nach links, mal einen nach rechts, aber die Hauptfahrtrichtung war eben Nord-Sued. Bei der Ausfahrt von Puerto Natales musste ich etwas kaempfen (eben wegen dem Wind), danach hatte ich ihn endlich: RUECKENWIND. Und was fuer welchen :-))) Mit teilweise 40 bis 50 km/h bin ich ueber die Strasse geflogen. Und ich musste mich gar nicht mal viel anstrengen. Die Packtaschen, die bei Gegenwind wie ein Bremsfalschschirm wirken,
konnten diesmal gar nicht gross genug sein. Da habe ich mir ausnahmsweise mal die Kopfhoerer aufgesetzt, um das ganze musikalisch zu hinterlegen. Ab so ca. km 100 hat der Wind dann gedreht. Erst kam er von schraeg hinten, dann von der Seite und schliesslich von vorne :-(
Ich war schon hin und her am ueberlegen, on ich es bis zu diesem Kaff hier ueberhaupt schaffe. Noch 15 Kilometer. Da gibt es sowieso kein Zimmer. Was willst Du denn da ueberhaupt? Und so weiter. Als ich nach daran war, Feierabend zu machen, kamen mir drei andere Radreisende entgegen. Wir haben nur kurz gesprochen, ich war einfach zu fertig fuer ein umfangreiches Gespraech. Nein, 15 Kilometer sind es nicht bis Villa Tehuelches, sondern hoechstens 10. Die drei sind in Ushuaia gestartet, meinem Zielort. Sie haben eineinhalb Jahre Zeit und wollen vielleicht bis Alaska fahren. Neid!
Ja, ihr fragt euch jetzt, was ist es schon fuer ein Unterschied, 10 Kilometer oder 15 Kilometer? Aber der eifrige Mathematiker wird sich diese Frage leicht beantworten koennen, wenn er weiss, das der Tacho nur noch 3,8 bis 5,7 km/h gezeigt hat. Je nach Staerke der Windboe.
Jetzt, wo ich so etwas erlebt habe, wird mir klar, wie albern die Frage nach den insgesamt zurueckgelegten Kilometern ist. Wenn ich zurueck komme, wird es wahrscheinlich diese Frage sein, die fuer euch am wichtigsten ist. Wieviel Kilometer bist Du denn insgesamt gefahren? Wie unwichtig, wenn man nicht die Bedingungen kennt. Und ich bin mir ganz sicher: Auch wenn ich hier schreibe, dass es heftig ist. Wie es wirklich ist, das weiss keiner. Ich kann es mir vorstellen. Nein, vorstellen und wissen, das sind zwei verschiedene Ligen. Deshalb will ich diese Frage auch nicht hoeren wenn ich wieder zu Hause bin. Nur soviel: Es werden deutlich mehr Kilometer werden als bei meiner Tour Portugal - Koeln, weniger als ich mir vorgenommen habe, aber genug um meinen sportlichen Ehrgeiz fuer den Rest meines Lebens zu befriedigen.
Und wer beleidigt ist, das er auf die alles entscheidede Frage keine Antwort bekommt, der soll sich aufs Rad setzen. Mit 25 Kilo bepackt. Wenn es in Koeln einen dieser seltenen, ausgewachsenen Fruehjahrstuerme gibt. Gegen den Wind fahren. Sieben, acht, neun Stunden lang. Dann frage ich ihn, Abends: Nun mein Sohn, wieviel Kilometer bist Du heute gefahren?

Villa Tehuelches ist das allerletzte Kaff. Aber immerhin, ich habe ein Zimmer gefunden :-) Ist aber kein offizelles Hospadje oder gar Hotel. Musste mich mal wieder durchfragen. War eine Unterkunft mit Familienanschluss. Abends sass ich mit der Senora, zwei erwachsenen Soehnen und zwei Kindern am Esstisch. Das kleine Maedel hat mich die ganze Zeit ueber angestarrt. Na ja, lass sie starren. Ich habe gefragt ob es hier viele Radfahrer gibt. Aber die Antwort kannte ich ja schon. Mucho Mucho. 8 Radler hat sie gar einmal beherbert. Ich habe mich gewundert, wie sie es geschafft hat, die alle unterzubringen. Die Unterkunft war recht preiswert. Und das Abendessen war das billigste was ich bisher in Chile hatte. 2000 Pesos (kanpp 3 Euro) fuer die Suppe (sehr lecker) und das Hauptgericht. Das Hauptgericht war mit Abstand das uebelste was ich bisher auf dem Teller hatte. Aber was macht man, wenn da mit der Familie an einem Tisch sitzt? Gute Mine zum boesem Spiel und aufessen. Irgendwelche Streifen abgezogener Haut von einem unbekannten Vieh (vielleicht Hund?!) hatte ich auf dem Teller. Auf der einen Seite unglaublich schwabelig, fettig, auf der anderen Seite ledrig, mit der Struktur von Gruenkohl. Die Streifen waren roetlich bis weiss. Dazu gab es einen Brei, der im Wesentlichen aus Kortoffeln und mehren Gemuesesorten bestand. Der Brei alleine haette mir eigentlich gereicht.
In einem Kiosk des Ortes hatte ich mir noch eine Flasche Bier gekauft. Nach dem Abendessen habe ich lange ueberlegt, ob ich die noch hinterherkippen soll...

Heute waren es dann noch mal ziemlich genau 100 km. Um 13 Uhr habe ich dann Punta Arenas erreicht. Habe mich fuer zwei Tage in einem sehr schoenen Hotel einquartiert. Mit uniformierten vor der Tuer :-) Eigentlich ist das gar nicht gut fuer mich. Es ist, als wuerde man an der Lorelei radeln. Ich muss aufpassen, das ich nicht in der Badewanne ertrinke :-)
Ich hatte dann noch Zeit, eine kleine Tour zu einer Pinguin-Kolonie zu unternehmen, die um 16:00 Uhr losging. Die Vicher waren sehr putzig. Es gibt ja verschiedene Pinguin-Rassen. Diese hier sind die Magellan-Pinguine. Sie kommen aus Brasilien und schwimmen im September hier hin. Ca. 20.000 Pinguine leben hier in dieser Kolonie. Sie bauen sich Erdloecher, in denen die Weibchen ihre Eier (meist 2, nie mehr) ablegen. Aus dem Meer holen sie sich ihre Nahrung. Pro Tag jagen sie zwischen 2,5 bis zu 14 (oder waren es 15) Stundnen. Sie tauchen bis zu knapp 80 Meter tief und bleiben dabei bis zu 160 Sekunden unter der Wasseroberflaeche.

Und ich gehe jetzt ins Bett. Leute was bin ich stoned. Habe ein wenig Schafdefizit. Morgen bleibe ich hier in Punta Arenas. Die Stadt ist sehr schoen.

Gute Nacht, Peter
Posted by: Sasa

Re: ALPHA ON TOUR - 01/24/04 10:47 PM

Sooo, mein Sohn... Wieviele Kilometer bist Du denn heute gefahren? zwinker
Nimm's nicht so schwer. Ich habe meine südamerikanischen Kilometer auch nicht zusammengezählt; das Ergebnis wäre viel zu ernüchternd gewesen...

@all
Hier gibt's Peters neueste Bilder.

Peter, wird Zeit, dass Du mal eine eigene Homepage bekommst. Sonst ist meina ja bald nur noch für Deine Bilder da. bäh
Posted by: Sasa

Re: ALPHA ON TOUR - 01/24/04 10:50 PM

Noch 'ne Frage: Auf dem ersten Bild - bist das Du, Peter?
Hmmmm... ich finde, Dir würde ein Bart gut stehen. Du solltest Dich für den Rest der Reise besser nicht rasieren. Sonst nehmen Dir die Leute nicht ab, dass Du so viele Strapazen hinter Dir hast... wirr

Grüsse
Sasa
Posted by: ALPHA

Re: ALPHA ON TOUR - 01/24/04 11:34 PM

Hi Sascha,
klar, das bin ich auf dem Bild. Meine Freundin meint auch ein Bart wuerde mir stehen. Muss aber nicht sein... Kurze Haare, kein Bart, ist alles viel pflegeleichter. Ohne Bart sieht man im allgemeinen auch juenger aus. Da lege ich viel Wert drauf schmunzel Und mittlerweile ist es mir egal, was die Leute ueber meine Strapazen denken. So oder so, unsereins wird von den Leuten eh fuer verrueckt erklaert. Oder fuer irre. "Wenn er nichts besseres zu tun hat", habe ich auch schon vernommen. Mich stoeren solche Abfaelligen Kommentare mittlerweile auch nicht mehr.
Heute bin ich gar nicht gefahren. Habe hier in Punta Arenas einen Tag Pause gemacht. Ist eine nette Stadt, fuer einen Tag zum verweilen. Im Gegensatz zu den meisten anderen chilenischen Staedten gibt es hier fast nur Haueser aus Stein. Mit sehr schoenen, bemalten Stuckfasaden. Und der Friedhof ist sehr sehenswert. Es gibt dort imposante Graeber, einige Familien haben sich dort sogar ihre Gruft errichten lassen. Sieht von weitem aus, wie eine kleine Kapelle. Ausserdem gibt es auch einige Museen, muss aber ehrlich sagen, dass ich keines Besucht habe.
Morgen fahre ich mit der Faehre weiter nach Feuerland. Ueber die Magelanstrasse. Wer auch mal hier radeln moechte - die Faehre faehrt jetzt, wo Hochsaison ist, taeglich, ausser Montags. Sie faehrt um 9:30 los und braucht frustrierenderweise bis 17:00 Uhr. Fuer das kurze Stueck. Weil sie den Umweg ueber die Isla Magarita macht, wo es auch eine Pinguin-Kolonie gibt. In Porvenier will ich jedenfalls nicht uebernachten. Soll sich nicht lohnen. Mann, hoffentlich habe ich Glueck mit dem Wind. Die Packtaschen sind prall gefuellt. War heute noch mal einkaufen. Die haben hier sogar getrocknete Apfelringe - lecker!
Loesche doch einfach die aelteren Bilder von Deiner HP. Ich finde den Service echt Klasse. Ich hoffe, die Leute hier koennen sich aufgrund der Bilder eine kleine Vorstellung machen. Wenn ich nach Hause komme, werde ich mich dann ins Homepage-Abenteuer stuerzen.
Bis demnaechst, Peter
Posted by: Sasa

Re: ALPHA ON TOUR - 01/25/04 12:01 AM

Hi Peter,

soso... so spät bist Du noch wach? zwinker

Grüsse
Sasa

P.S.: Sich nicht zu rasieren ist doch pfegeleicht, oder?
Posted by: ALPHA

Re: ALPHA ON TOUR - 01/27/04 04:56 PM

Feuerland

Die Ueberfahrt von Punta Arenas aus, ueber die Magellanstrasse nach Feuerland, verlief recht unspektakulaer. Mal vielleicht vom einparken der Fahrzeuge auf die Faehre abgesehen. Das Schiff war viel kleiner, als ich es mir vorgestellt hatte. Die 15 Fahrzeuge, fast alles nur LKW´s, standen in drei Reihen so dicht beieinander, das zwischen ihnen nicht mal ein Zentimeter Platz blieb. Die Fahrer der Fahrzeuge, die zuletzt eingeparkt hatten, mussten deshalb waehrend der ganze Ueberfahrt in ihrer Fahrgastzelle bleiben. Gegen 9:30 hat das Schiff Punta Arenas verlassen. Um 12:30 wurde Porvenier auf Feuerland erreicht. Auf einer ausgezeichneten Schotterstrasse ging es ostwaerts, auf die argentinische Grenze zu. Den ganzen Tag ueber fuhr ich an der Kueste entlang und konnte zur rechten das dunkelblaue Wasser des Ozeans betrachten. Auffaellig hier ist die unglaublich klare Luft und die merkwuerdigen Wolkenstruckturen. Wie Ufos sehen die Wolken manchmal aus. Jetzt weiss ich auch, wo die ganzen Ufobilder herkommen ;-) Und Vincunhas (Imagen071) kann man hier sehen, die viel mehr Aehnlichkeit mit Rehen haben, obwohl sie in Wirklichkeit den Kamelen zugeordnet werden. Sie gucken mich immer sehr interessiert an, aber wenn ich versuche naeher zu kommen, machen sie einen langen Schuh.
Mittags habe ich mal einen kurzen Stop an der Kueste eingelegt. Dort parkte auch ein mittelgrosser Bus mit Touristen. Als ich weitergefahren bin, war ich etwas nachdenklich. Kein Mensch von denen kam auf die Idee, zu fragen, ob ich vielleicht etwas brauchen wuerde. Es war zwar wirklich nicht notwendig, denn ich hatte mir die Taschen in Punta Arenas bis zum Anschlag mit den leckersten Koestlichkeiten aufgefuellt, aber konnten die das wissen? Es ist schon erschreckend, wie ignorant die Leute sind.

Abends, beim Zeltaufbau (600 Meter vor km 75) passierte mich dann noch ein Radreisender aus Oesterreich (Imagen072). Wir haben ein wenig gequatscht, aber er war in Eile. Da er Morgen noch Porvenier erreichen will und seine Wasservorraete beschraenkt sind, muss er heute noch weiterfahren. Die arme Socke hatte den ganzen Tag nur Gegenwind und, wie ich jetzt weiss, am naechsten Tag auch noch. Ob er es wohl geschafft hat?! Autoverkehr hat es hier uebrigens nur sehr wenig und man ist echt gekniffen, wenn man sich mit dem Wasser verkalkuliert. Auf der ganzen Strecke zwischen Porvenier und San Sebastian (150Kilometer) gibt es keine einzige Versorgungsmoeglichkeit. Nicht mal Fluesse oder Baeche habe ich ueberquert, aus denen ich zur Not haette nachtanken koennen. Nun ja, wenn es wirklich eng wird, kann man noch bei den Estanzias betteln. Aber ausprobieren wollte ich das nicht. Abends habe ich mir dann noch eine grosse Portion Nudeln gekocht, und war einfach nur guter Laune. Meine vorletzte Nacht in Chile in einem 4-Sterne Hotel mit allem Luxus, die letzte Nacht im Zelt, keine 10 Meter von der Strasse entfernt. Groesser koennte der Komfortunterschied nicht sein. Aber das ist schon ok so. Wenn man mal davon absieht, das die Nacht im Zelt recht laut war. Weil der Wind auch die Nacht ueber blies, schlugen die Waende des Innen- und des Aussenzeltes staendig gegeneinander. Morgens hatte ich sogar ein wenig Sorgen, das mir das Zelt wegflog. Deshalb habe ich schon um 6:30 gefruehstueckt und bin weiter.

Den Wind hatte ich wieder von hinten, er blies sehr kraeftig. Als ich in San Sebastian eingefahren bin, hatte ich mein hoechstes, je mit dem Fahrrad erreichtes Stundenmittel gefahren. Und das auf Schotter. Viel verpasst von der Landschaft habe ich bei der rasanten Fahrt wohl nicht, denn das Landschaftsbild aehnelt dem von Patagonien sehr. Endlose Wiesen, hier und da mal eine Estanzia, und tausend von Schafen auf den Wiesen. Die Estanzias sind von der Strasse aus meist nicht sichtbar, sie liegen weit abseits im Hinterland und auf ihre Anwesentheit wird nur durch ein grossen Tor am Strassenrand hingewiessen. Weit bis Ushuaia ist es uebrigens nicht mehr, wie man dem Bild (Imagen 094) entnehem kann. 5 Kilometer vor der argentinischen Grenze hatte ich mir dann noch mal einen Platten eingefangen (Bild Imagen 092). War aber egal, um 12:30 hatte ich trotzdem San Sebastian (Argentinien erreicht). Schon wieder so ein Kaff (Imagen 093). Zu sehen gibt es hier nichts. Der Ort besteht nur aus der Migration (Grenzbehoerde), zwei (!) Tankstellen, davon eine mit angeschlossenem Minimarkt. Und dann gibt es noch weitere 9 Haeuser. Ich habe nachgezaehlt! Das Haus mit dem gelben Dach ist uebrigens vom argentischen Automobilclub und beherbergt das Hotel, wo ich geschlafen habe. Welch Laeuterung...
Aber aufregend ist es schon ein wenig, hier zu sein, den San Sebastian liegt am atlanischen Ozean. Und es ist schon ein besonderes Erleben, so eine Landschaftsmarke mit dem Fahrrad anzufahren.
Auf dem Weg zum Minimarkt (wo gibts Bier?! :-) habe ich an der Migration noch zwei andere Radreisende aus Belgien getroffen. Das ist das wirklich aufregende an Feuerland fuer mich. Staendig trifft man Leute, die am Beginn oder am Ende einer grossen Reise sind. Dann unterhaelt man sich mit ihnen und tauscht Informationen aus. Diese beiden hier sind von Ushuaia hochgekommen, haben aber vorher mit ihren Raedern schon Asien und Neuseeland bereist. Bezueglich Neuseeland haben sie nicht so schlechte Erfahrungen gemacht, wie ich es von anderen Radreisenden gehoert habe. Natuerlich konnten sie mir sehr brauchbare Informationen geben, ueber meine restliche Strecke. Sie sind heute per Pickup hergekommen, weil der Wind fuer sie zu heftig war. Sie haben dann den ganzen Nachmittag, ab 14:00 Uhr im kalten Wind gestanden und nach einer Moeglichkeit gesucht, sich weiter nach Porvenier mitnehmen zu lassen. Abends um 20:00 Uhr haben sie aufgegeben und sind auch in das Hotel des Automobilclubs eingezogen.

Heute bin ich dann die 80 Kilometer bis nach Rio Grande geheizt. Das war der Tag des Geschwindigkeitsrausches. Auf einer hervorragend asphaltierten Strasse kam ich bei der Einfahrt nach Porvenier auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von ueber 35 km/h! Ich haette nie gedacht, das das mit einem vollbepacktem Reiserad moeglich ist. Dabei sind meine Reifen noch nicht einmal rollwiederstandsoptimiert und mein rechtes Pedal streikt auch schon seit mehren hundert Kilometern. Ich kann es einfach mit der Hand von der Achse ziehen. Steter Tropfen hoehlt den Stein... Waehrend der Fahrt klopfe ich immer wieder mal mit dem Schuh von rechts dagegen, damit es wieder in voller Laenge auf der Achse sitzt. Halte durch, Brauner. Es ist nicht mehr weit...

Ich werde mich dann wieder von Ushuaia aus melden. Die letzten 100 km werden wahrscheinlich nochmal sehr anstrengend werden.

Gruss, Peter
Posted by: Sasa

Re: ALPHA ON TOUR - 01/28/04 09:42 PM

Mann, ich komme mir in diesem Beitrag ja so langsam wie ein "Running Gag" vor bäh
Aber diese Fotos will ich niemandem vorenthalten!

Grüsse
Sasa
Posted by: Catrike

Re: ALPHA ON TOUR - 01/28/04 09:57 PM

Hi Sasa,
tolle Bilder. Viel Spass noch auf der Tour.


gruss aus kölle

Udo
Posted by: Anonymous

Re: ALPHA ON TOUR - 01/29/04 08:50 AM

Moin Peter
Also ich bin weiterhin begeistert!
Und die neuen Bilder (Dank natürlich auch an Sasa) sind erste Sahne.

Und über den 35er Schnitt reden wir nochmal schockiert

Gruss und denk an die Karte aus Ushuaia!
Posted by: Sasa

Re: ALPHA ON TOUR - 01/29/04 04:40 PM

Zitat:
Hi Sasa,
tolle Bilder. Viel Spass noch auf der Tour.


gruss aus kölle

Udo


Ähem... verwechselst Du da nicht irgendwas?

Grüsse
Sasa
Posted by: ALPHA

Re: ALPHA ON TOUR - 01/30/04 05:16 PM

Hi!

Bin angekommen, eben vor ca. einer Stunde! Jetzt habe ich hier in Ushuaia zwei halbe und drei ganze Tage Zeit zum abhaengen. Einen kleinen Ausflug zum "Fin del Mundo", das ca. 20 Km von hier entfernt ist, will ich irgendwann in den naechsten drei Tagen auch noch unternehmen. Natuerlich mit Fahrrad :-) Dannach gibt es den Abschlussbericht.
Peinlich, Peinlich ... Deine Adresse habe ich gar nicht mitgenommen :-( Kannst Du sie mir nochmal mailen?! Wegen der Karte. Ich will mich naemlich nicht davor druecken.

Ja, ich bin vielleicht ein bis zwei Tage zu frueh hier. Aber nachdem ich den Wind wochenlang nur von vorne hatte, war nicht absehbar, das dies auf Feuerland genau anders herum sein wuerde. Und Mann, es waren wirklich ueber 35 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit (genau 35.3) , auf einer Distanz von 80 Kilometern. Mit dem vollbepackten Reiserad. Nicht Maximal-, sondern Durchschnittsgeschwindigkeit!
Ich kann es selbst kaum glauben, aber bei diesem Wind eben moeglich. Meinen Radumfang habe ich uebrigens vorher in stundenlanger Arbeit an der Koelner Regattabahn und den dortigen Entfernungsmarken im muehsamen Naeherungsverfahren ausgemessen. Also, lass es 35.2 oder 35.1 km/h sein ... aber auf ueber 35 muss ich schon bestehen grins
Nie mehr wieder werde ich so schnell sein.
Posted by: Sasa

Re: ALPHA ON TOUR - 01/30/04 05:20 PM

party Glückwunsch!!!!!! party

Wo bleiben die Fotos? grins
Posted by: ALPHA

Re: ALPHA ON TOUR - 01/30/04 05:51 PM

Geduld, Geduld.
Ich muss erst noch zum "Fin del Mundo"
Posted by: wal

Re: ALPHA ON TOUR - 01/30/04 06:26 PM

Hi Alpha
Glückwunsch zur Ankunft in Ushuaia!

Die Stadt ist ganz nett, und in dem Nationalpark Tierra del Fuego kann man auch tolle Wanderungen unternehmen.

Ja, der Wind, den hatten wir damals auf der gleichen Strecke von vorne, aber das hast du ja auch erleben dürfen schmunzel

Genieße noch deine Zeit in Ushuaia.

Grüsse,
Posted by: schwalli

Re: ALPHA ON TOUR - 01/30/04 09:47 PM

herzlichen glueckwunsch zur gelungenen reise grins party
Posted by: bikebiene

Re: ALPHA ON TOUR - 01/31/04 09:08 AM

Hallo,

freue mich für dich, daß du die Reise so toll geschafft hast.
Denkst du noch an die Schwierigkeiten des Anfangs.
Ist doch Alles relativiert, wenn man ein Ziel wirklich erreicht. Aber um den vielen Gegenwind beneide ich dich nicht, nur um den Rückenwind und die vielen schönen Erlebnisse grins
und jetzt warte ich mit Spannung auf einen ausführlichen Bericht. Die Zeit wird sicher mit dem 2. Teil von Sasa´s Reisebericht verkürzt lach
Und nun:
geniesse die letzten Tage in Ushuaia und dann eine streßfreien Heimflug
Posted by: Joscho

Re: ALPHA ON TOUR - 01/31/04 03:06 PM

Horrido,

auch ich möchte mich den Glückwünschen zur gelungenen Tour anschließen. Deine umfangreichen Berichte habe ich mit Interesse verfolgt und Deine Fotos sind einfach spitzenmäßig.
Wäre ich Du, würde ich das kaputte rechte Pedal zuhause an die Wand nageln - als Erinnerung an eine eine harte, wunderschöne Zeit.

Gruß
Georg
Posted by: ALPHA

Re: ALPHA ON TOUR - 02/01/04 06:24 PM

Ushuaia - Fin del Mundo

Gleich hinter Rio Grande treffe ich noch weitere Reiseradler, die ihre Tour in Ushuaia begonnen haben. Einer der drei ist Kanadier und will gar bis in die Heimat radeln. Es wird ein ausfuehrlicher Plasch am Strassenrand gehalten, Mail-Adressen ausgetauscht und Fotos gemacht. Schliesslich
verschenke ich noch drei von meinen Powerbars, den ich habe einfach zuviel von dem Zeug dabei. Aber besser so, als anders herum. Und sie haben sich drueber gefreut.

Ca. 30 Kilometer hinter Rio Grande wechselt das Landschaftsbild, das sich mir bisher auf Feuerland praesentiert hat. Es gibt Waelder, die immer dichter werden, je weiter ich nach Sueden radele. Und Berge, die immer hoeher werden.
Tolhuin ist nach einer weiteren Tagesfahrt erreicht. Zu sehen gibt es hier nichts. Aber ein weiteres mal mache ich mir meine Gedanken, wie man es nur aushalten kann, ein Leben lang in so einem Ort zu wohnen. Oder auch "nur" 10 Jahre. Das ist aber nicht herablassend gemeint. Moeglicherweise sind
die Leute hier auch ausgesprochen gluecklich?!

Nur noch 104 Kilometer liegen zwischen Tolhuin und Ushuaia. Fuer diese Strecke lasse ich mir 2 Tage Zeit, den nun habe ich reichlich davon. Ich habe es wahrlich nicht eilig, Ushuaia zu erreichen. Eigentlich wuensche ich mir nun, die Reise wuerde noch ein paar Wochen dauern. Und die Landschaft ist nun auch so schoen, das ich langsam fahren will. Es geht am tiefblauen Lago Fagnano entlang bis dann am Nachmittag das Hostal Petrel, an der Laguna Escondina erreicht ist. Auf einer kleinen Wanderung werde ich noch vom Regen ueberrascht. Aber egal, mit dem Regen auf meiner Tour habe ich bislang sehr viel Glueck gehabt. Die Anzahl der Stunden, die benaesst
wurde, kann ich an einer Hand abzaehlen.

Zwei kleinere Paesse sind noch zu meistern, der Wind weht verhalten von vorne und nach einer unscheinbaren Kurve sehe ich das Schild: "Bienvenidos"
Willkommen in der suedlichsten Stadt der Welt. Da reist man wochenlang von Norden nach Sueden und ploetzlich ist man da. Einfach so! Es wird wahrscheinlich noch eine zeitlang dauern, bis ich realisiert habe, was ich da eigentlich gemacht habe. Und ich muss nochmal meine Gedanken sortieren. Am besten wird mir das wohl gelingen, waehrend ich mir zu Hause
nochmal in aller Ruhe meine Fotos ansehe. Aber da ist mir heute noch ein grosses Malheur passiert. Ich hoffe, die Bilder meiner zweiten CF-Karte sind noch irgendwie zu retten. Genau am Ende der Ruta "3", dem Ort, den die Argentinier als Fin del
Mundo bezeichnen, macht es piep und es wird ein Kartenfehler gemeldet. Keine Ahnung woran es liegt, ich weiss nur, das es wahrscheinlich nicht an der Kamera liegt. In dem Apperat eines anderen Touristen, der auch mit CF-Karten arbeitet, kann die Karte ebenfalls nicht gelesen werden.
Vielleicht kann ich zu Hause etwas erreichen...

Ushuaia ist eine ausgepraegt touristische Stadt. In den zahlreichen Sourvenierlaeden, umschwaermen Dich die Verkaeuferinnen, wie ein Manndecker den Stuermer. Du kannst sie auch nicht abschuetteln, indem Du hastig vom T-Shirt Stand zu den Ledenwaren und gleich wieder zu den Pullovern wechselst. Auch ein knappes "I ask, if i have a Question" bringt sie nicht davon ab, im bestem Englisch auf Dich einzureden. Ich fuehle mich gleich wieder, wie zu Hause.

Ushuaias Lage ist aber schon recht nett. Am Beagle-Kanal gelegen, kann man auf der anderen Seite die Isla Navarino sehen, die wieder zu Chile gehoert. Die schneebedeckten Berge im Hintergrund bieten eine nette Kulisse. Und frisch
ist es hier! Der Wind weht eisig von West - Nordwest. Waehrend der letzten beiden Fahrten zeigte das Thermometer nur noch zwischen 8 bis 13 Grad Celsius an. Aber angefuehlt
hat es sich doch einiges kaelter. Das Wetter ist sehr unbestaendig. Alle 15 - 20 Minuten ein Wechsel zwischen Wolken und Sonne.

Nett sind die zahlreichen Restaurants hier. Die Argentinier verstehen es wirklich, einem ein gutes Steak auf den Teller zu legen. Moechte mal behaupten, die Schinken die ich hier verspeist habe, waren die besten die mir bislang untergekommen sind. Und auch Fisch kann man hier essen. In bester Qualitaet.

Unbedingt sehenswert ist das ehemalige Gefaengnis in Ushuaia. Das Leben der Gefangenen, die Ende des vorletzten Jahrhunders hier angesiedelt wurden, wird ausfuehrlich in Wort und Bild dokumentiert. Sie wurden hierhin gebracht um
die Pionierarbeiten fuer die Stadtgruendung zu leisten. In den Zellen haengen Fotos der Gefangenen; per Text wird ueber ihr Leben und ihre Straftaten berichtet.

Andere Zellen sind zu kleineren Submuseen umgebaut worden. Hier kann man sich ueber das Leben der ehemaligen Indiander informieren, dort ueber die Luftwaffe, da ueber die Antarktis-Stationen. Die Zelle, die den Krieg um die
Falklandinseln, der 1982 (?) mit Grossbritannien gefuehrt wurde, dokummentiert, liegt allerdings so gut wie eben moeglich versteckt, am Ende eines sehr unterdurchschnittlich besuchen Zellentracktes.

Das eigentliche "Fin del Mundo" (Ende der Welt) liegt gut 20 Kilometer oestlich von hier. Man kann mit dem Zug dahin fahren. Mit dem Taxi oder mit dem Bus. Oder eben auch mit dem Fahrrad. Die Fahrt durch den Nationalpark war noch
mal ein schoener Abschluss der Tour. Den Ort mit dem Schilderwald habe ich aber nicht gefunden. Und wirklich aergerlich ist die Geschichte mit der CF-Karte.


Fazit der Reise:

Auch wenn mich teilweise die Ernuechterung ereilt hat und es die ein oder andere Kopfgeburt gab, war es doch ein tolles Erlebniss. Ich kann die Leute nicht verstehen, die grinsend aus dem Buss auf mich herabschauen waehrend ich am Strassenrand raste. Warum tut man sich so etwas an, hoere ich oft. Der Tonlage nach, mit der diese Frage ausgesprochen wird, kann ich entnehmen, dass ich mindestens fuer "leicht verrueckt" gehalten werde. Fuer mich gibt es jedenfalls kein intensiveres Erleben, als ein Land mit dem Rad zu er-fahren.
Und noch nie in meinem Leben habe ich mich so lebendig gefuehlt.

Ich soll mich nicht zu sehr ueber die Jeep und Pickup-Fahrer aergern, habe ich von anderen Radreisenden gehoert. Sie sitzen in ihrer Fahrgastzelle, spueren den Wind nicht, haben keinen Hunger und keinen Durst. Sie wissen einfach nicht, was los ist, auf der Strasse. Ja, das ist es wohl. Sie wissen
es nicht. Bei allen Vorteilen, die ihre Art der Fortbewegung hat, sie wissen nicht um die Nachteile. Ich denke auch mal, das die meisten dieser Fahrer, mit denen ich schlechte Erfahrungen gemacht habe, sind selbst Touristen sind. Ist ja auch
verstaendlich, dass sie dann, wenn sie sich mal ein vierradgetriebenes Fahrzeug ausleihen, mit ihrer unendlichen Kraft im rechten Fuss, zeigen muessen, was fuer ein Kerl
in Ihnen steckt.
Es gab dann auch noch viele andere Autofahrer, die mir abseits der touristen Hotspots das Victoryzeichen gezeigt haben, oder den Daumen hochgehalten haben. Das war
schon ein echter Ansporn fuer mich. Einige Male wurde mir auch angeboten, mein Rad hinten aufzuladen. Eine freundliche Geste, die hier nicht unerwaehnt bleiben soll.

Und dann die Hunde. Ich habe einfach Pech, weil ich eben einen leichten Schlaf habe. Aber sonst kann man mit den Vichern schon klar kommen. Irgendwann, nachdem man sie zum x-ten Mal am Obst der Verkaufsstaende hat lecken sehen, gewoehnt man sich an diesen Anblick. Und ueber 99 Prozent dieser Vicher sind doch wahre Schisser. Laufen wild bellend hinter einem her. Aber wen Du dann auf die Bremse gehst, machen sie kehrt. Man brauch nicht mal boese gucken.

Und schliesslich der Wind. Hier auf Feuerland hat er mir meinen Stolz zurueckgegeben, von dem er mir in den ersten Wochen der Reise einiges genommen hat. Also, alles wird gut :-)

Gruss Peter
Posted by: Rennrädle

Re: ALPHA ON TOUR - 02/01/04 08:20 PM

Zitat:
....Ich kann die Leute nicht verstehen, die grinsend aus dem Buss auf mich herabschauen waehrend ich am Strassenrand raste. Warum tut man sich so etwas an, hoere ich oft. Der Tonlage nach, mit der diese Frage ausgesprochen wird, kann ich entnehmen, dass ich mindestens fuer "leicht verrueckt" gehalten werde. .....


Ging es uns nicht allen so, die vor Ihrer Fahrradzeit eher Autotouristen waren? Ich denke mal, daß die meisten von uns nicht mit dem Rad auf die Welt kamen und auch nicht unbedingt nach Erhalt des Führerscheines gleich die Urlaube per Rad erlebt haben.

Ich hatte auch während meiner ersten beiden Urlaube in Neuseeland die Radfahrer als verrückt bezeichnet, obwohl ich sonst immerhin ein Alltagsradler war und durchaus mal Tagestouren unternommen habe. Die eigene 3monatige Tour durch das Land war die "Bekehrung".

Ich denke, man muß sich eben einmal entscheiden, eine längere Tour von mind. 2 Wochen zu unternehmen, um eben zu erleben, daß auch ein langer Berg nicht nur Qual bedeutet.

Wenn ich Deinen wirklich tollen Tourenbericht lese, denke ich auch manchmal, ohje, der tut mir leid. Aber jetzt weiß ich eben auch, daß die Tour ein geniales Erlebnis für Dich ist, und glaube mir, ich bin neidisch.... zwinker

Gruß Renata
Posted by: Sasa

Re: ALPHA ON TOUR - 02/02/04 04:14 PM

Und nun zum "Finale": Hier die (letzten?) Fotos von Peter: DA!

Und noch ein bisschen Werbung in eigener Sache... grins
Habt ihr was dagegen, wenn ich morgen den zweiten Teil meines Südamerika-Reiseberichtes online stelle?

Grüsse
Sasa
Posted by: Florian P.

Re: ALPHA ON TOUR - 02/02/04 08:06 PM

@Sasa: NEIN! Das wird mich wieder vom Lernen abhalten. grins grins
Posted by: Sasa

Re: ALPHA ON TOUR - 02/02/04 09:27 PM

Ok. In Rücksicht auf Florian erkläre ich hiermit, dass ich den Reisebericht erst in drei Monaten online stellen werde. Tristan ist sowieso noch nicht mit dem Korrekturlesen fertig. Und wenn das jemandem nicht passt; TRISTAN ist SCHULD! bäh

Grüsse
Sasa
Posted by: Irrwisch

Re: ALPHA ON TOUR - 02/02/04 09:42 PM

Heyhey, Moment mal, nix da, Du hast gefragt, ob jemand was dagegen hat. Und Florian hat NEIN gerufen. Hat er nicht.
Also?!! Her mit dem Bericht!! zwinker

Gruß
Irrwisch
Posted by: Ula

Re: ALPHA ON TOUR - 02/03/04 07:21 AM

Genau. Keine Ausrede! grins
Posted by: Dodo

Re: ALPHA ON TOUR - 02/03/04 11:31 AM

Glueckwunsch zur Reise in Suedamerika nach Ushuaia, ich war letztes Jahr um diese Zeit dort, bin aber von Ushuaia weiter bis zu den Iguazu Fasserfaellen gefahren, war auch wunder schoen nur ich bin nicht so jung wie Du ich bin 60 Jahre alt und moechte anderen auch mut machen es muessen ja nicht 12 000 km sein in 5 Monaten.Mach weiter so Dodo schmunzel
Posted by: ALPHA

Re: ALPHA ON TOUR - 02/07/04 03:55 PM

Nach dem letzten nun der allerletze Bericht:

Buenos Aires


3 1/2 Tage hatte ich in dieser grossen Stadt Aufenthalt. Inclusive Aussenbezirke hat Buenos Aires 12 bis 14 Millionen Einwohner und beherbergt damit mehr als ein drittel aller Einwohner Argentiniens.
Es ist unmoeglich in 3 1/2 Tagen "alles" zu sehen, aber zu vielen der Prachtbauten hatte ich leider eh keinen Zutritt. Interessant war das Gebaeude von Aguas Argentinas. Es war mit einer der schoensten Fassaden der Stadt ausgestattet und beherbergte sogar ein kleines Museum. Der Eintritt war umsonst und das, was gezeigt wurde, eher lustig als bereichernd. Wenn man mal von den Bildern der Tunnelbohrmaschine absieht. Ansonsten wurden diverse Rohre ausgestellt, Wasserhaehne und sogar eine stattliche Auswahl diverser Kloschuesseln konnte man bewundern.
Im Justizpalast durfte ich das Foyer fotographieren, aber nicht hinab von der zweiten Etage bis hinunter ins Erdgeschoss, sondern nur von der vierten Etage bis ganz hinunter! Zum Palast San Martin hatte ich keinen Zugang, nur mal schnell ein Foto vom Hof wurde mir erlaubt. Sehr hat mir der Yachthafen gefallen, mit der Skyline von Buenos Aires im Hintergrund. Ich war schon drauf und dran, mir die groesste Yacht herauszusuchen (so ungefaehr 100 Meter lang), aber ich habe mich dann nochmal an meine Seekrankheit auf dem Navimagschiff erinnert. Nein, so eine Yacht ist doch nicht das Richtige fuer mich...
Die Avenida 9 de Julio ist auch beeindruckend. Mit 140 Metern Breite angeblich die breiteste Strasse, betracht all die ganze Welt hindurch. 22 Fahrspuren konnte ich teilweise zaehlen, von der einen zur anderen Fassade. Da ist gute Kondition gefragt, will man waehrend einer Gruenphase die komplette Strassenbreite ueberqueren. Aber es gibt Rettungsinseln...
Die Fahrbahnmarkierungen sind hier auch nur der Form halber auf den Asphalt gemalt. Viele halten sich nicht dran und fahren hunderte von Metern genau ueber eine Markierung. Oder stossen wild hupend mit geschulter Ruecksichtslosigkeit drei oder vier Fahrstreifen von links nach rechts. Ich bin heilfroh, das ich mein Fahrrad am Flughafen Ezeiza lassen konnte. Es gibt dort einen Gepaeckaufbewahrungsraum und ich denke mal, ich werde dort gleich mein Fahrrad unversehrt in Empfang nehmen koennen.

Hoffentlich faengt mich Angel (der heisst wirklich so) bei der Rueckkehr zum Flughafen mit seinem schwarzem Cadillac nicht ab. Er wurde mir dann doch ein wenig zu aufdringlich. Hat mich am Flughafen angesprochen, ob ich ein Taxi brauchen wuerde. Ohne jetzt zu wissen, das er keine Lizenz hatte - das wurde mir erst beim Anblick seines Autos klar - habe ich ja gesagt. Er fing dann an, ob ich eine Tangoshow besuchen wollte. Klar Mann, das muss man doch hier gesehen haben. Zwar war tanzen fuer mich per Definition lange Zeit "eine immerwaehrende Veraenderung des festen Standpunktes, durch die man in unaesthetischen Schweiss geraet", aber wenn ein Tanz derat fest mit der Mentalitaet der hiesigen Menschen verwurzelt ist, darf man sich so etwas nicht entgehen lassen. Das wuste auch Angel und hat mich am Tag darauf extra nochmal im Hotelzimmer per Telephon daran erinnert. Auch als ich ihm erklaert habe, das ich schon an der Hotelrezeption reserviert habe, wollte er nicht locker lassen. Ob ich dort den nicht stornieren koenne, was ich den bezahlt habe, ob ich den nicht daran gedacht haette, dass nun seine Komission futsch sei?

Die Show selbst war dan aber ein lohnenswertes Erlebniss. Sieht man mal von den Kesslerzwillinge-Verschnitt ab. Die zwei haben teilweise doch ziemlich mit ihren Gesangseinlagen genervt die ohnehin nicht landestypisch waren. Auch der Showmaster lag mit seinem Spiel "Aus welchem Land kommst Du" manchmal ziemlich daneben.
"I am from USA"
"Ah Mister - Communication is diffiult. But not imposibel"

Was soll man dazu noch sagen? Die Taenze waren aber sehenswert und auch das Publikum an meinem Tisch war ein Erlebniss. Mit jeweils 5 Paaren (aus Chile, Peru, Mexico, Brasilien und Argentinien), sass ich dort zusammen und ich habe mich gar nicht mal so fehl am Platz gefuehlt. Ein wenig vielleicht.
Es hat Spass gemacht, zuzuhoeren, wie sie sich darueber uneinig waren, in welchem Land den nun das "schlechteste" Spanisch gesprochen wird. Zwei von den Nasen waren sogar schon in Koeln. Das Bier dort ist ihnen in guter Erinnerung geblieben, aber auch sonst hat ihnen die Stadt gut gefallen.

Gestern Abend habe ich dann in einem kleinen technischen Museem noch Wilhelm, einen 45 Jahre alten Argentinier kennen gelernt. Wir kamen miteinander ins Gespraech und haben dann noch den Abend miteinander verbracht. Er hat mir dann noch zwei Stadtviertel gezeigt, die nicht oft von Touristen besucht werden, seiner Meinung nach aber viel typischer fuer Buenos Aires sind. Er konnte mir auch etwas ueber die wirtschaftliche Lage des Landes erzaehlen. In den derzeitigen Praesidenten, der seit ca. einem Jahr schon ueberdurchschnittlich lange im Amt ist (gemessen an seinen 4 Vorgaengern) setzt er nicht allzu grosse Hoffnung. Mittlerweile ist er froh, wenn alles beim alten bleibt, so schlecht die Lage auch ist. Hauptsache es wird nicht noch schlimmer. Er hat ein wenig das Bild der Einwohner von Buenos Aires bestaetigt, von dem ich zu Hause in meinem Reisefuehrer gelesen habe. Es sind melancholische Menschen, die in der Vergangenheit leben und den besseren Zeiten nachtrauern. Aber es war ein guter und erlebnissreicher Abend.

Weitere Hoehepunkte waren das Kuenstlerviertel Recoleta mit den zahlreichen Strassencafes, den Kunsthandwerkslaeden und dem Stadtfriedhof. War ich schon von dem Stadtfriedhof im chilenischen Punta Arenas beeindruckt, musste ich nun hier feststellen, das der Kult um die Toten nochmal eine Groessenordnung aufwendiger war. Tempel - anders kann man es nicht bezeichnen - teilweise bis zu 15 Metern hoch, mit Mamorsaeulen, 3 Metern hohen gusseisernen Statuen des ehemals Lebenden, Gewoelbedaechern, defizielsten Stuckarbeiten haben mir fast den Mund offen stehen lassen.

Ansonsten habe ich hier noch Gelegenheit gehabt, eine Theorie zu ueberpruefen, die ich bereits in Ushuaia entwickelt habe: "Gibt es eine eins zu eins Beziehung zwischen guten Steaks und guten Burgern?" Nachdem ich hier einige Mac Donalds Restaurants abgeklappert habe und nach meinen einschlaegigen Erfahrungen in Chile kann ich nun diese Frage mit einem eindeutigen "Ja" beantworten.

Beruhigt bin ich auch wegen der Tatsache, das hier in Argentinien die Etagen ab Erdgeschoss wieder mit Null beginnend, durchnummeriert werden. Das wird mir doch den Wiedereinstieg zu Hause erheblich erleichtern.

Ich habe eine Vision! Ich sehe eine Flasche Koelsch im Kuehlschrank...

Gruss, Peter
Posted by: Michi

Re: ALPHA ON TOUR - 06/22/04 01:13 PM

Hallo Peter

Bin endlich einmal dazu gekommen, Deine Reiseberichte hier im Forum zu lesen. War ja wirklich genial, was Du da geleistet hast. Wir haben ja schon vor der Reise hier im Forum miteinander Kontakt gehabt. Ich ging ja damals nach Westafrika.

Ich möchte Dich nur daran erinnern, dass Du etwas von einer Homepageerstellung geschrieben hast. Ist da schon was im Gange? Ich habe eben die Fotos nicht gesehen und wäre darum natürlich gespannt darauf.

Des weiteren kannst Du noch im Länderprofil ein paar Länder nachtragen zwinker

Ach ja, warum ich das mit der Homepage erwähne: Ich werde voraussichtlich im August 2005 für 1 Jahr dorthin fliegen um den Kontinent mit dem Rad zu bereisen. Darum bin ich natürlich gespannt auf jede Information

Gruss Michi

www.bikevisions.ch.vu
Posted by: ALPHA

Re: ALPHA ON TOUR - 06/23/04 07:42 AM

Hallo Michi,
Seit ungefähr 3 Wochen bin ich dabei, an der Homepage zu werkeln und DSL habe ich beantragt. Ich bin absoluter Neuling in Sachen HTML aber ich hoffe mal in so ca. 2 Monaten eine erste Version ins Netz stellen zu können.
Von älteren Radreisen möchte ich wenigstens einige Fotos veröffentlichen, aber die kommen dann vielleicht erst in Version 2.
Eine Information kann ich Dir auf jeden Fall jetzt schon mitgeben: Radle südlich von La Serena nicht auf der Panamerikana. Es ist zwar möglich, weil es immer einen Seitenstreifen gibt, aber so öde, das es mir einfach den Spass an der Reise verdorben hat, zumindestes eine Zeitlang. Links und rechts der Strasse Maschendrahtzäune, zwei bis drei Meter hoch, das ist wie radeln im Käfig. Nördlich von La Serena gibt es diese Zäune nicht und die Panamericana ist nur einspurig (plus Seitenstreifen). Ob es Dir dort gefällt zu fahren, ist geschmackssache, da Du mit Null bis sehr wenig Vegitation rechnen muss, Wüste halt. Alternativ gibt es eine Piste gleich an der Küste, die landschaftlich wahrscheinlich mehr zu bieten hat.
Mitlerweile bin ich gar nicht mehr Stolz auf irgendwelche gefahrenen km auf dieser Reise, ich habe mich im Vorfeld selbst zu viel damit beschäftigt unterwegs möglichst viele km abzureissen. Ziemlich blöde eigentlich, aber ich bin ein Mensch, der seine Erfahrungen erst mal selbst machen muss.
Wenn die Page fertig ist, werde ich hier Laut geben.
Gruß, Peter
Posted by: Michi

Re: ALPHA ON TOUR - 06/25/04 11:08 AM

Hallo Peter

Das hört sich ja gut an mit der Hompage.

Ich habe mir das mit den Zäunen an der Panamericana (südl. La Serena) gemerkt. War ja auch schon in Deinen Reiseberichten hier im Forum zu merken, dass dies nicht so die tollste Strecke war.

Das mit den Kilometern stimmt schon. Ich musste auch in Afrika erkennen, dass man an einem Tag nach 50km total erschöpt sein kann und am nächsten, wenn der Wind gedreht hat locker 150 km machen kann.
Trotzdem, ich bin halt ein Mensch der gerne mit Zahlen arbeitet und darum sind Kilometer, Geschwindigkeit, Höhenmeter etc. für mich "wichtig" (ob gut oder schlecht). Ohne Tacho käme ich mir so nackt vor zwinker

Danke einmal für die Infos und wenn ich später noch Fragen habe nehme ich mir einfach das Recht, Dich wieder einmal zu kontaktieren.

Gruss Michi

www.bikevisions.ch.vu
Posted by: ALPHA

Re: ALPHA ON TOUR - 08/01/04 06:39 PM

Hallo Leute, ich habs geschafft! Ich bin drin schmunzel
Kleinigkeiten, wie Links werden noch nachgereicht, aber irgendwann wollte ich mal fertig werden...
Ihr könnt ja mal schauen: ALPHAs Homepage
Hoffentlich ist die Site nicht zu langsam geraten. Mittlerweile habe ich DSL und schnell geraten die quälend langsamen Verbindungen mit einem analogen Modem in Vergessenheit.
Aber guckt einfach mal. Über Feedback würde ich mich sehr freuen!
Gruß, Peter
Posted by: Anonymous

Re: ALPHA ON TOUR - 08/01/04 07:19 PM

Also bei mir ist mit Oprea der linke Frame fast leer (bis auf l>), da sollten vielleicht paar Links stehen, aber nix davon zu sehn

Gruß Jutta
Posted by: ALPHA

Re: ALPHA ON TOUR - 08/01/04 07:24 PM

Hast Du Java-Script an?
Gruß, Peter
Posted by: Anonymous

Re: ALPHA ON TOUR - 08/02/04 04:21 PM

Hi ALPHA,
Dein detaillierter Bericht über Deine Tour durch meine Heimat ist einfach großartig. Besonders beeindruckt mich, daß Du nicht alleine Kilometer frißt, sondern auch einiges über Land und Menschen aufnimmst.
Übrigens: die 'Fleischstreifen' die man dir in Villa Tehuelches servierte waren guatitas =Kutteln - ein Alltagsgericht in halb Südamerika. Je nach Kunst/Liebe der Küche konnen sie von 'sehr lecker' bis 'Pfui Teufel' schmecken.
Nochmals Danke für die amüsante/spannende/aufregende/anregende/Interessante/realitätsnahe Reportage.
Allzeit Rückenwind wünscht Dir
Juanito el abuelo ciclista.
Posted by: Anonymous

Re: ALPHA ON TOUR - 08/02/04 04:28 PM

Moin Peter
Unter Opera scheint die Navigation nicht zu funktionieren.
Mein IE verweigert aber gerade seinen Dienst.
Ich meide mittlerweile auch alle Javascripte auf meiner Seite, da die doch nur Ärger machen.

Gruss