Re: Ansprüche an eine geführte Tour?

Posted by: LemonSorbet

Re: Ansprüche an eine geführte Tour? - 07/30/04 09:22 PM

Selber würde ich wohl nicht unbedingt in Jubelgeschrei ausbrechen, wenn man mir eine geführte Radtour anböte (toller Deutsch...). Allerdings habe ich auch durchaus schon mit Pfadfindern so die ein oder andere Tour als Ortsgruppen- bzw. überregionale Somemrreise organisiert. Auch aus Kanu- und Trekkingtouren, die ich zT mit geplant bzw zumindest an der Durchführung beteiligt war, kann man Rückschlüsse auf Radtouren ziehen. Daher mal ein paar Gedanken...

Wichtig ist die maximale Gruppengröße. Zwar waren wir schon mit 150 Leuten auf Tour, haben dann aber immer Kleingruppen (max 14) gebildet, die von je 2 Leitern betreut wurden. Ist eine Gruppe größer, fällt sie zu leicht auseinander. Schon bei dieser Personenzahl ist es schwer, egal ob man radelt, wandert oder paddelt.

Desweitern sollte man in etwa den Leistungsstand der Gruppe kennen. Ich war mal auf einer Tour für Gruppenleiter, die in dieser Hinsicht extrem schlecht organisiert war. Blutige Anfänger zusammen mit sehr erfahrenen Leuten im Sarek Nationalpark. Eigentlich sollte das kein Problem sein, doch die Gruppe riss nach einer Stunde (wir waren mehrer Tage unterwegs) auseinander. An Treffpunkten wurde uns schnellen immer mehr Gepäck aufgeladen (hatten schon mit rund 30kg angefangen) und trotzdem musste es weiter gehn.

Das größte Problem dieser Tour war, dass es keine Absprachen gab. Die Leitung wollte uns, die wir ja auch erfahrene Leiter waren, nicht in die Route einweihen. Anfangs wurde uns eine Karte gezeigt, Kompanten hatten wir alle mit und daher wussten wir ungefähr, wo wir hinwollten. Also stiefelten wir nach der Marschzahl, die wir uns morgens noch schnell rausgesucht hatten und schafften es in diesem unwegsamen Gelände, auch ohne Karte irgendwie ans Ziel zu gelangen. Das war Orientierungstraining pur. Seitens der Organisation wurde der Fehler begangen, dass man die Gruppenmitglieger nicht informierte. Sicherlich kann ich mir vorstellen, dass es Leute gibt, die nicht unbedingt ständig wissen müssen, an welchem Punkt der Strecke sie sind. Doch ich denke, dass jeder die Möglichkeit haben sollte, sich anhand von Karten etc. zu orientieren.

Trotz aller Organisation ist es wichtig, auch für die Spontaneität einzuplanen. Für die Teilnehmer sollte es spontan wirken, doch eigentlich sind es ja im Voraus durchdachte Optionen für einen Tag, eine Rast, etc. Der Leiter hat vorher alles durchdacht und ist für alle Eventualitäten gerüstet, sodass die Gruppe dann nur noch demokratisch entscheiden muss schmunzel

Was die Örtlichkeiten angeht, so sollte der Tourenleiter nach Möglichkeit alles selber schon mal abgefahren sein. Schließlich kauft man ungern die Katze im Sack. Außerdem ist das auch ein Aspekt der Sicherheit. Nicht jedes Kartenblatt ist so aktuell, dass auch Gefahrenstellen eingezeichnet sind. Es kann noch genug Unvorhersehbares passieren (Junge, da kann ich Geschichten erzählen... wirr ), da muss ich als Leiter wenigstens die möglichen Sicherheitsvorkehrungen getroffen haben, das bin ich der Gruppe (auch rechtlich) schuldig.

Pannenhilfe muss ich geben können, genau wie Erste Hilfe. Und da sind dann eben auch entsprechende Sicherheitsvorkehrungen zu treffen.

Au weia, ich höre schon selbst, in welchem Schulsystem ich arbeite. Ständig fasele ich von Sicherheitsmaßnahmen. Hier muss man bei einer Schulreise jeden potentiell steckenbleibenden Furz in einem sogenannten 'risk assesesment' festhalten, kann auch ein bisserl nervig werden. schmunzel

Naja, ich hör jetzt besser auf. Das sind ein paar spontane, nächtlich-matschbirnige erste Gedanken. Sollte sich dein Megathread ergeben, fällt mir vielleicht im Laufe der Diskussion noch mehr ein...

Gruß schmunzel