Re: Alles fließt in die Rhone III-b: Vercors

Posted by: veloträumer

Re: Alles fließt in die Rhone III-b: Vercors - 03/03/24 07:32 PM

ALP-2022-TdF-19
Dauphiné-Voralpen III: Der westliche Vercors im Department Drôme feat. Vallée de la Gervanne, Col de Tourniol, Col de la Bataille & Combe Laval (Die – Loriol-sur-Drôme)


Variante A: Einmal Süd – Nord im Kreuz-Querformat

Das mir zwar bekannte, aber kaum wiedererkannte Die lädt zum Morgenkaffee ein, Zeitungsleser sitzen neben Weltenbummlern und genießen die ersten Sonnenstrahlen. Seltsamerweise finde ich im Ort keinen Brunnen, nachdem ich im Café vergessen hatte die Flaschen nachzufüllen. Eine Plakatwand mit Gesichtern und Bekenntniszitaten verrät etwas über die jüngere politische Debatte des Ortes, demnach die Bürger von Die empört waren, dass die Geburtsklinik der Stadt schließen musste. Die medizinische Versorgungskrise ist also nicht nur eine deutsche Debatte.

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Für Besucher von Die ist es gut zu wissen, dass der große Supermarkt weit außerhalb im Westen liegt. Hier gilt es sich möglichst gut einzudecken, denn auch das folgende westliche Vercors ist nur sehr bescheiden besiedelt mit wenigen kleinen Versorgungsstandorten, teils nur begrenzt geöffenten Lokalitäten. Entgegen mancher Befürchtung ist die Wasserversorgung in dem verkarsteten Gebirge jedoch besser als erwartet. Sicher nicht überall, aber doch in geeigneten Abständen lässt sich schon eine Wasserquelle finden, obwohl Ende August umso mehr Trockenheit zu befürchten ist und ja auch bis in die Alpen hinein in diesem Sommer eine besonders bedrohliche Rolle spielte.

(Fr 26.8.) Die – Col de Marignac (743 m) – St-Julien-en-Quint – D129/D172 – Lallet – Col de la Croix (745 m) – Eygluy-Escoulin – Beaufort-sur-Gervanne – Camping du Domaine La Belle Vêrte
44 km | 760 Hm

Die erste Passschleife führt dann gleich in einsame Gebiete mit wenigen Weilern. Die Landschaft mischt agrarische Flächen samt Sonnenblumen- und Lavendelfeldern mit mediterranen Kiefernwäldern und steinigen Mergelflanken. Indes ist die Blüte sowohl in Gelb als auch in Blau weitgehend vorbei. Die steileren Vercors-Bergflanken warten noch in der Ferne, zunächst bestimmt eine hügelige Topographie die Szenerie. In St-Julien-en-Quint weilen vor allem Bauern mit Weidevieh, ein kleiner Stopp mit einer Lokalität wäre immerhin möglich.

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Sodann treibt die Straße hinunter in ein Flusstal, wo sich helle Steinplatten wie Fischschuppen aus dem Bergbach hervorheben. Über Serpentinen erreiche ich den Col de la Croix, der eine stärker bergige, zugleich aber bewaldete Landschaft öffnet. Beim unauffälligem L’Escoulin versteckt sich das Château fast gänzlich hinter Wald und Berghügeln. Weiter unten im Tal erhebt sich zur Nordseite am Berggrat das Château de Montrond, dessen Zufahrt sich an der Bergroute des nächsten Morgens befindet. Das Tal wechslet immer wieder seinen Charakter, changiert von feuchten Auen bis zu karstigen Kalksteinböden. Kurz vor dem kleinen Aufstieg nach Beaufort-sur-Gervanne lädt der Fluss mit schönen Badestellen an, nach denen ich mich den ganzen Tag gesehnt hatte – warum muss das immer abends sein, wenn die Sonne schon hinter den Bergen versinkt?

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Beaufort-sur-Gervanne ist ein zeitverlorenes Örtchen mit großartiger Aussicht, wo man einfach in die Stimmung verfällt, sich einen kleinen Genuss zu gönnen. Gleichwohl war der Ort wie viele im Vercors ein wichtiger Standort für die Résistance, für die es sogar ein kleines Museum gibt. Der Camping liegt schon ein Stück weit außerhalb Richtung Norden. Sodass ich sträflich den Bäcker des Ortes am nächsten Morgen verpasse.

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(Sa 27.8.) Camping du Domaine La Belle Vêrte – Plan-de-Baix – Col de Bacchus (978 m) – D70/D68 – Col des Limouches (1086 m) – Peyrus – St-Vincent-la-Commanderie – Barbières – Col de Tourniol (1145 m) – Léoncel – Le Grand Échaillon – Col de la Bataille (1313 m)
65 km | 2025 Hm

Die Route entwickelt sich schnell anhand eines majestätischen Tafelberges, der mit einem Kreuz beschlagen weit aus der anbrechenden Hochebene hervorragt – der Croix du Vellan. Bevor sich georgelte Felssockel herausschält, quert man noch eine kurze, aber eindrückliche Schluchtpassage. Das Château de Montrond zur anderen Seite ist hier von der Straße noch schlechter zu sehen als von der Talstraße am Vortag. Vor dem kleinen Ort Plan-de-Baix werde ich noch von einem Abzweig zur Gorges d’Ombleze und dem Chute de la Druise überrascht. Ich hatte das nicht auf dem Plan und die weitreichende Sackgasse hätte mich etliche Zusatzkilometer gekostet. Ich kämpfe um eine Entscheidung und lasse schließlich doch Wasserfall und Schlucht ausfallen, da der Tag noch einige satte Anstiege erwarten ließ. Der Vortag war schon sehr kurz ausgefallen.

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Die ansteigende Hochebene zum Col de Bacchus – nein, hier wächst kein Wein! – zeigt sich offen, öffnet zur Gegenseite aber einen berauschenden Blick auf mystisch vernebelte Bergkuppen. Ich fühle mich mehr irgendwo im Zentralmassiv als im Vercors. Wegen des Hochtals senkt sich hier die Straße nur geringfügig auf eine Almweidelandschaft ab. Nur wenige Kilometer wären es hier bis Léoncel, doch warum sollte ich einfach radeln, wenn es bereichernde Umwege gibt?

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Der Col des Limouches leitet ein weites Panorama in das erweiterte Rhonetal, den Côtes du Rhône ein. Die Sicht bleibt allerdings diesig bei trübem Himmel, die Rhone also in der Ferne nur zu erahnen. Das Kurveneldorado ist im oberen Teil eher kurz, schnell ist die Talebene erreicht, zunächst über einen verwinkelten Ort noch am Bergrand, dann über eine weite Hügelebene, wo Felder eigentümliche Farbmuster entwickeln. Die dichter besiedelten Rhoneorte um die Agglomeration Valence sind aber noch in weiter Ferne und die Strecke hier auch noch nicht flach.

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