Re: A.f.i.d.R. III-a: Au cœur du Dauphiné

Posted by: veloträumer

Re: A.f.i.d.R. III-a: Au cœur du Dauphiné - 01/23/24 07:18 PM

Fortsetzung ALP-2022-TdF-16 (Teil 2)

(Mi 17.8.) Col de Parquetout – Villelonge – Col de l‘Holme (1207 m) – Ste-Luce – Corps – La Salette-Fallavaux – St-Julien – Col de Prés Sales (1554 m) – Col de l‘Homme (1657 m) – Notre-Dame de la Salette (1765 m) – Corps
48 km | 1050 Hm

Die Schlechtwetterphase war noch nicht vorbei, obwohl es zunächst leicht aufheiterte. Auch der Folgepass in Richtung Corps war mir ein alter Bekannter, schließlich ist die gesamte Strecke bis nach Corps identisch zu der im Jahre 2007 in umgekehrter Richtung. So fühle ich mich in Corps auch gleich etwas heimisch, das Restaurant von damals, wo man mir nach Küchenschluss noch liebevoll ein köstliches Mahl mit kalten Gerichten zubereitete, gibts immer noch und scheint gut besucht.

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Corps erinnert sich gerne seiner Vergangenheit, die sich auf zwei Ereignisse bzw. Personen bezieht, die bis heute ein Teil der Vermarktung sind. Da ist zunächst der gute, alte Napoléon, die umstrittene Überfigur eines modernen und expansiven Frankreichs, der eigentlich mehr gescheitert war als seine Erfolge vermuten lassen, aber doch einen ewigen Mythos des größten Feldherrn der Geschichte trägt. Er war einerseits ein Modernisierer, aber auch andererseits ein radikaler Schlächter und Imperialist. Corps war einer der Etappenorte auf Napoléons Siegeszug nach Grenoble bzw. Paris zur Rückeroberung seiner Macht im Jahre 2015.

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Die andere Figur – genauer sind es zwei plus eins – sind die beiden Hirtenkinder Mélanie Calvat und Maximin Giraud. Ihnen erschien am 19. September 1846 in den Bergen von La Salette die Jungfrau Maria – so die Überlieferung. Nur fünf Jahre später erkannte die katholische Kirche die Marienerscheinung an, weitere 10 Jahre später stand bereits die mächtige Wallfahrtskirche. Bis heute besteht ein Pilgerkult – nach Lourdes der zweitwichtigste in Frankreich – nebst Kirche, Skulpturen mit Rundweg, Herberge, Seminarzentrum, Restaurant, Parkplätzen und E-Ladestationen auf 1765 m Höhe. Um die Märchen besser zu verstehen und Kraft für die Bergtour zu gewinnen, besuche ich zuvor noch eine Destillerie für Génépis in Corps.

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Mit der Auffahrt zur Notre-Dame de la Salette nimmt die Bewölkung stetig zu und ich gerate noch vor Erreichen der Bedachung mit christlichem Beistand in eine erste Regenfront. Zuvor passiere ich im unteren Teil den Cimitière Canadien, einer älteren Kapelle mit einer neueren Gedenkstätte und Friedhof für ein Flugzeugunglück einer kanadischen Passagiermaschine, die am 13. November 1950 am nahegelegen Grande Tête de l’Obiou zerschellte. Dazu machte ich auch ein Bilderrätsel 1015 (Dies & Das), wo man noch ein paar mehr Dinge darüber nachlesen kann.

Der Vorteil solcher Pilgerorte – wer hätte es geahnt? – sind tolle Toiletten – mit Trockner und Papier für die gewässerten Kleiderteile. In einem Putzschrank finde ich sogar eine Schraube, die mir zusammen mit Kabelbinder hilft, eine verloren Schraube am Gepäckträger zu ersetzen. Was die Christen alles haben! An einer Gottesfügung scheint doch was dran zu sein, zumindest für diese Minuten, weniger für die Nacht – da kam der Teufel.

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Nachdem ich noch recht trocken die Abfahrt antreten konnte, schüttete es bald deftig in Corps. Ersten Unterschlupf suchte ich in einem Bistro, doch es sollte die berühmten Katzen und Hunde die komplette Nacht durchregnen. Da war auch der Campingplatz keine gute Adresse. Aber Hotelpreis zahlen? – Das geht ja gar nicht, setzte ich mir in den Kopf. So endete ich wortwörtlich in der Gosse auf einem ca. 50 cm breiten Streifen neben dem Wasserabfluss einer Pflastergasse unter einem breiteren Hausbogen. Sachen gibts solcher Art eben nur auf veloträumer-Reisen, ohne Vorbuchung, aber eben mit fließend Wasser.

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(Do 18.8.) Corps – Aspres-les-Corps – Col des Festreaux (1106 m) – St-Firmin – St-Maurice-en-Valgaudemard – La Chapelle-en-Valgaudemar – Les Portes –Gorges des Oulles – Navette Parking (1310 m) – Navette (Fußweg ca. 30 min.) – Navette Parking – La Chapelle-en-Valgaudemar – Le Bourg
39 km | 840 Hm

Die Luxusnacht musste ich erstmal mit einem Tankstellenkaffee wegspülen, während die aufsteigenden Wolken einige besondere Momente über Corps, dem Lac du Sautet oder der mäandernden Drac zauberten – immer auch wieder im Wechselspiel mit dem Dévoluy-Massiv. Passend dazu präsentiert sich das Dorf Aspres-les-Corps als Kleinod. Der ehemaligen Geschäftsmann François Magnan verfügte, dass sein gönnerhaftes Erbe der Schönheit des Dorfes und Erhaltung seiner Straße dienen solle. Doch im Rechtsstreit der sich aufs Eigenwohl berufenen Familienerben zehrten die Prozesskosten das Erbe auf. Irgendeinen kleinen Gönner hat das Dorf wohl doch noch gefunden, so wie sich dieses belle village mit bescheidenem, aber liebevollem Charme präsentiert.

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Eine Spezialität der Region scheint ein mit Vanillepudding gefüllter Mürbekuchen zu sein, den ich gleich probieren muss, wenngleich nur schwer transporttauglich. Neben dem kleinen Basiszentrum St-Maurice-en-Valgaudemard bietet auch weiter taleinwärts La Chapelle-en-Valgaudemar eine etwas bessere touristische Infrastruktur. Schon das untere Tal weiß zu verzücken, steht aber der Dramatik der oberen Bereiche noch weit nach.

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