Re: A.f.i.d.R. III-a: Au cœur du Dauphiné

Posted by: veloträumer

Re: A.f.i.d.R. III-a: Au cœur du Dauphiné - 01/22/24 01:06 PM

ALP-2022-TdF-15
Dauphiné-Hochalpen I: Grandes Rousses und der nördliche Parc national des Écrins mit dem Val Romanche feat. Col du Sabot, Lac Besson, Deux Alpes & Vallée du Vénéon (Le Rivier d'Allemont – Séchilienne)


Wer noch im Bilde meines Berichts zu den Savoyer Alpen ist, wird sich erinnern, dass ich bereits im Savoyer Maurienne-Tal in Teile der Dauphiné-Alpen vorgedrungen war, weil sich zwischen beiden Begriffen eine Schnittmenge ergibt. Insbesondere endete das letzte Kapitel in einer lang gewundenen Kluse zwischen Belledonne-Gruppe nach Nordwesten und den Grandes Rousses nach Südosten, wobei ich zuvor den Col du Glandon gequert hatte und am Lac de Grand-Maison vorbeidefiliert bin. Diese Erinnerung ist gut zu wissen, denn der erste Tag bringt nochmal einen rückwärtigen Blick in dieses obere Vallée de l'Eau d'Olle, obwohl die Berge zunächst eine gewaltig hochgezogene Sichtsperre in alle Richtungen bilden.

(Do 11.8.) Le Rivier d'Allemont – Le Verney – La Condamine – Vaujany – La Vilette – Le Collet – Col du Sabot (2100 m) – Vaujany – Le Verney – Allemond – Villard Reculas
60 km | 2045 Hm

Le Rivier d’Allemont (im Gegensatz zum nur wenig weiter unten liegendem Allemond mit „t“ geschrieben! – und Teil dieser Gemeinde) hat kaum Platz für eine Ausdehnung jenseits der Straße und so bleibt das bald wieder abschüssige Tal sehr schmal. Anders jedoch als zuvor oberhalb von Allemont sind die Hänge dichter bewaldet, die Wasserfälle rauschen ganz nah an die Straße ran. Die Abfahrt endet zunächst am Lac du Verney, der hier das leicht breitere Tal mit seiner Seefläche auskleidet.

[ von lh3.googleusercontent.com]

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Sehr versteckt zweigen vom See mehrere, serpentinenreiche Anstiege ab, darunter der folgende zum Wintersportort Vaujany, der bereits eine Seilbahnverbindung zum Hochplateau bei Alpe d’Huez anbietet. Indes öffnet sich der Ort an der Talstation erst nach einem engen Felsspalier, aus dem sich ein weiter Talkessel herausschält. Das Angebot für eine Proviantaufstockung ist indes ziemlich mager und wie für solche Orte typisch überteuert, einige Shops hoffen wohl auch auf bessere Kundschaft in den Wintermonaten.

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Einige Freizeitanlagen sind weiter aufwärts ausgelagert, wo eine Piste in Richtung Lac Besson bzw. Col du Poutran beginnt, deren durchgehende Qualität trotz Gegenbesichtigung am nächsten Tag von oben mir weiterhin unklar bleibt. Zum Lac Besson ist jedenfalls nur ein für Reiserad unfahrbarer Wandertrail vorhanden und der Col du Poutran ist sichtbar nur mit der Station de l‘Olmet verbunden, einem weiteren Skiort, den man vom Lac du Verney per Straße erreichen kann. Doch bleiben ein paar Fragen, ob und wie eine Verbindung von oder nach Alpe d‘Huez mit Reiserad passierbar sein könnte oder nicht. Für Mountainbiker dürfte es aber Möglichkeiten geben.

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Die letzten Zivilisationszeichen sind bald in weiter Ferne unter mir und den aufsteigenden Kurven zum Col du Sabot, ein weitgehend offenes Bergrevier mit immer wieder neu gewonnen Perspektiven. So brilliert diese Sackgasse durch bergträumerische Weite, weniger durch abwechslungsreiche Bergflora oder besondere Felsformationen. Das Asphaltbahn, das nach meiner Erinnerung vor gut zwei Jahrzehnten für ein Frauenradrennen (Vorstufe der Tour de France für Frauen, eine zuverlässige Quelle kann ich aber nicht mehr finden) angelegt wurde, endet recht exakt an der Passhöhe. Der Rückblick reicht bis zum Lac du Verney hinunter und zur anderen Seite zum Lac de Grand-Maison an der Glandon-Strecke, die ich eben Vortags herunterkam. In der Tat bestätigt sich meine Recherche, dass der Weg ins L'Eau-d'Olle-Tal nur über einen Wanderpfad führt, der keine reiseradtaugliche Passage erlaubt.

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Das Sabot-Passerlebnis bekomme ich nun nochmal als Abfahrtsrausch geschenkt, zurück am See und dort an der breiten Staumauer noch weiter zum Ort Allemond hinunter, der steten Suche nach weiterer Versorgung. Auch dort ist der Supermarkt extrem bescheiden ausgestattet, besser bedient finde ich beim Bäcker noch Quiche und Flan Pâtissier. Der Abzweig zum Pas de la Confesion befindet sich wiederum zurück oberhalb vom Staudamm und taucht schnell in dichten Wald ein. Die Auffahrt ist entsprechend etwas bescheiden aussichtsarm, doch wartet die Jubelroute weiter oben – nicht aber mehr an diesem Tag.

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(Fr 12.8.) Villard Reculas – Pas de la Confesion (1542 m) – Huez – Alpe d'Huez – Col du Poutran (1996 m) – Lac Besson (2074) – Alpe d'Huez – La Garde d'Oisans – La Carte d'Aute – Le Cert – Les Cours/Max. Balcons d'Auris (1375 m) – Le Cert
43 km | 1180 Hm

Villard Reculas ist ein kleiner, charmanter Terrassenort über dem Romanche-Tal, an dem der morgendliche Kaffeetrunk schon so freudig auf den Tag einstimmt, dass man nicht anders kann als sich zwischen Lächeln und Freudentränen zu fühlen. Doch sollte ich nicht so schnell sentimental werden, denn die folgende Panoramafahrt wandelt von Krönungsmomenten zu Himmelsfanfaren, ein Poesiealbum für feuchte Augen – und das noch den ganzen Tag lang bis zur Dunkelheit. Pas de la Confesion ist kein Pass, wie man vermuten könnte, sondern ein Hochpunkt an einer Bergflankenstraße, die zur Gegenseite nach Huez hinunterführt, dem ursprünglichen Basisdorf für die Alpe d’Huez, deren Karriere als Wintersporthotspot und Tour-de-France-Kultort längst das alte Huez an Größe und Geschäftigkeit überflügelt hat.

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Der Einstieg auf den legendären Tour-de-France-Anstieg erfolgt in Huez schon in der oberen Hälfte – vielleicht ist es nur noch ein Drittel oder gar weniger des Gesamtanstiegs – so genau vermag ich es aber nicht zu sagen. Nur wenig oberhalb Huez verteilt sich die Straße auf zwei Anstiege, die eine ist für den Hauptautoverkehr gedacht, die andere alte Straße repräsentiert den Kultanstieg – in fester Hand von Radsportaficionados aller Couleur. Ich meine, die zweite Straße gabs 2005 bei meiner Erstbezwingung noch nicht – aber so genau weiß ich es wiederum nicht. In jedem Fall eine erfreuliche Verkehrsentlastung, die dem Berg auch nicht wirklich schadet.

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Das Business ereilt der Radlerin oder dem Radler schon in den Kurven vor dem Zielort, in deren Kehrenauslauf Fotografen den Schnappschuss vom quälenden Kettenheld gegen gutes Geld verkaufen möchte – da lohnt sich gegen den inneren Schweinehund rechtzeitig ein Lächeln aufzusetzen. Man kann natürlich auch sein eigenes Selfie machen gratuis. Die Anstrengung ist indes – wie in meiner Erinnerung präsent – nicht die heftigste aller Alpenanstiege, sondern im Mittelfeld eines Alpendurchschnittspasses. Der Mythos fährt hier mit und überhöht die Dramatik im Lichte der Tourgeschichte, wo der Kampf am Berg ja eher ein Kampf um Geschwindigkeit ist als um Steigungsprozente und manchmal auch ein Kampf der bestmöglichen Wirkungen von Dopingmitteln, die den rechten Push für die Siegerehre geben sollen.

Der Anstieg Alpe d’Huez ist indes trotz breitem Flüsterasphalt und mittelmäßiger Schwierigkeit ein landschaftlich hochkarätiges Erlebnis, denn die Kulisse vom Écrins-Massiv weiß die Gunst der vielen Betrachter für seine Bergshow zu nutzen. Auch die Grandes-Rousses-Exponate treten auf den Laufsteg der schönsten Bergwelten – allerdings im Schwerpunkt erst jenseits vom Ort Alpe d’Huez – ich komme noch dazu. Zunächst werde ich in Alpe d’Huez von einer funkigen Straßenband empfangen und es gibt Marktstände mit einem Stück kulinarischen Frankreich. Am Käsestand fülle ich meine wohl organisierten Proviantboxen, was den Beifall des Händlers für mein Food-Management findet. Mit dem Imker führe ich ein Streitgespräch über Preise von Qualitätsprodukten versus Discounterware und ein Radladen darf sich auch noch über einen Kauf einer frankophilen Radmütze „Alpe d’Huez“ freuen.

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Für viele Radsportler ist Alpe d’Huez die finale Krönungslocation, doch sei dem Landschaftsträumer geraten, unbedingt die Pedale weiterzutreten. Ich würde sogar vom Banausentum sprechen, wer seine Fahrt in Alpe d’Huez beendet, denn neben der Fahrt zum Lac Besson bietet sich auch noch eine Weiterfahrt über den Col de Sarenne an, den ich diesmal aber auslasse. Es fährt sich nun nicht nur freier mit weniger Tretkonkurrenz, sondern auch noch deutlich leichter als unterhalb. Und all das bekommt für noch mehr Panorama auf die Bergwelt, nunmehr auch mit den Granitwulsten des Grandes Rousses. Der Col du Poutran ist kein echter Hochpunkt auf der Asphaltstrecke, sondern knickt mit einer Piste Richtung schon besagter Station d’Olmet per Piste ab.

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Ein Rennradler kämpft sich heran und möchte nicht mehr weiter. Ich ermuntere ihn, dass es nicht mehr weit sei für den shcönsten Moment – dem Lac Besson. Dabei war das nur eine Vermutung von mir, weil ja auch für mich neu erkundet. Der Bergsee versteckt sich hinter nochmals zweier Zwischenhügel und verdient eine besondere Medaille für ein alpines Kleinod. Da auch Autos bis zum finalen Parkplatz anfahren können, ist entsprechend Betrieb. Die scheinbaren Wanderkracks sind oft nur Spaziergänger für eine Runde um den See. Da habe ich erstrecht ein Bier verdient habe?! – Zeit für ein Leffe Rousse in einer Chillout-Alpenbar mit den Ausblicken, die im doppelten Sinne noch weiter träumen lassen.

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