Re: Mediterranée Costa Brava – Côtes du Rhône

Posted by: veloträumer

Re: Mediterranée Costa Brava – Côtes du Rhône - 01/11/24 02:35 PM

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Das südliche Rhonetal mit der Camargue, dem Massif des Alpilles und den Weinregionen der Côtes du Rhône (Aigues-Mortes – Valence)


Das südliche Rhonetal gliedert sich in drei Teile – die Camargue als Delta der natürlichen Rhone wie auch zahlreicher Kanäle zwischen Mittelmeer, Arles und Aigues-Mortes; die südliche Rhonebene zwischen Arles und Avignon; sowie die Côtes du Rhône (Hügel der Rhone) zwischen Avignon und Valence, was einen nicht ganz deckungsgleichen Landschaftsbegriff zum gleichnamigen und landläufig bekannteren Weinanbaugebiet darstellt. Jeder dürfte ein solches Eitkett schon mal auf einer Weinflasche im Supermarkt gesehen haben.

Das Massif des Alpilles bildet hingegen eine eigenständige Alpengebirgsgruppe, liegt aber unmittelbar der Rhone an und kann aufgrund seiner speziellen Lage und niedrigen Höhe auch als Teil des Vallée du Rhône interpretiert werden. Gleichwohl gehören die Côtes du Rhône auch zu auslaufenden Teilen der Alpen im Osten und des Zentralmassivs im Westen. Der Abbruch des Zentralmassivs ist allerdings ziemlich steil bis zur Höhe Valence, sodass sich ausbreitende Hügel fast nur auf der Ostseite befinden, wo das Gelände deutlich sanfter ansteigt und die typischen Drômeberge erst in weiter Ferne zu erkennen sind.

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(Fr 6.10.) Les Aresquiers – via Canal du Rhône à Sète (Piste, gut) – Maguelone – via Canal du Rhône à Sète (Piste, gut) – Palavas-les-Flots – Carnon Plage – La Grande-Motte – (Le Grau-du-Roi) – Aigues-Mortes – via Via Rhona (Piste, gut) – Gallician
59 km | 50 Hm

Mit Blick auf das Vorkapitel ist der Tag ja schon gelaufen. Aigues-Mortes, auch schon vor über zwei Jahrzehnten auf einer Radreise besucht, bleibe ich diesmal fern bis auf einen neuen Prachtbau aus Holzbalken und Glas eines deutschen Discounters stadtabseits. Die Dämmerung lässt nichts Gutes erwarten, denn es lauern wieder Stechmücken in dem folgenden Biotop mit stehenden Gewässern und Schilfwuchs. Die Straße verlässt man über eine Brücke Richtung dem Tour Carbonnière und zweigt dann kurz vor dem Turm scharf zurück zur Via Rhona ab. Hier und zwischendrin gibt es mehrere Picknickecken – allerdings ohne Wasserstellen oder Toiletten, wozu man schon bis Gallician durchradeln muss. Obwohl strichgerade, ist die Strecke doch ganz hübsch mit typischem Camargue-Feeling.

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(Sa 7.10.) Gallician – via D779 – Les Iscles – via D179 – Tour de Bramasset – St-Gilles – Saliers – Mas des Bernacles – Grimeaux – Arles – Abbaye de Montmajour – Fontvieille – Moulin de Daudet – Aqueduc Romain de Barbegal – Paradou
75 km | 240 Hm

Im Hafenbüro vom Port de Gallician kann man bei geöffneten Zeiten um eine Dusche bitten, was angeblich einem Radler problemlos gewährt wird – eigentlich aber für Bootsgäste gedacht ist. Im Hafen liegen nicht nur Ausleihboote, sondern auch Dauerbewohner, wie mir ein Paar von sich selbst berichtete – ein Leben auf dem Wasser. Auf dem Hafenbürogelände sollte man trotz verlockender Picknickecke nicht zelten, denn es gibt eine automatische, nahezu unsichtbare Sprinkleranlage, was im Zweifel natürlich auch die Dusche ersetzen kann und mich – schon wie bereits einige Zeit zuvor in Andorra mal – aus dem Schlaf riss. Im Ort findet man Bäckerei, Dorfladen und ein paar Einkehrmöglichkeiten.

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Meine Route nach St-Gilles ist eher ein Umweg, aber Camargue pur und den nördlichen Varianten vorzuziehen. Aus der ländlichen Ruhe wird man in St-Gilles ziemlich herb aufgeschreckt – ein durchaus hübscher historischer Ort, der aber vom Autoverkehr aufgefressen wird. Die folgende Route ist zwar keine offizielle Radroute, aber bietet Abwechslung und nahezu keinen Verkehr bis Grimeaux. Es gibt kleine Kanäle, Sumpfwiesen, Tümpel, Schilfhaine, Reisfelder, Granatapfel- und Apfelplantagen sowie ein paar Höfe und eine vermutliche Reitanlage.

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Weit ist es nicht mehr bis Arles, wo man sich mehrere Tage aufhalten könnte, wollte man alle Geschichte und Kultur der Stadt aufsaugen. Die Römer haben hier gleich mehrere bedeutende Spuren hinterlassen, neben der auch für Stierkampf bekannten Arena sind umfangreiche Ruinen eines römischen Theaters zu bewundern. Unbedingt möchte ich aber den kostenfreien Gang durch die Gassen empfehlen, sowohl unten als auch oben bei der Arena, irgendwo ein Café oder Restaurant zu besuchen und das Treiben auf sich wirken lassen. Es ist sicherlich hilfreich, in der Nebensaison vorbeizuschauen, denn die Bewohner ächzen über die Besucherlast auf ihre Stadt. Manches überfettete Auto in engen Gassen gehört allerdings den Bewohnern selbst. Obwohl Vincent Van Gogh nur eine kurze Zeit in Arles weilte, hat er doch wichtige Kunstspuren hier hinterlassen. Sehr idyllisch verbindet sich seine Kunst mit den Farben im Innenhof vom L’espace Van Gogh, an dem das Krankenhaus anliegt, wo sich Van Gogh nach dem sich selbst abgeschnitten Ohr behandeln ließ.

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Weiteren römische Spuren folgt man in der Umgebung, etwa mit dem langen Viadukt am Außenrand der Stadt, welches sogar zu einem Teil einen Verkehrskreisel schmückt. Die Römer hatten ja auch schon viele Wagen – so viel hat sich eigentlich nicht geändert seit der Antike, nur ein bisschen mehr Puffpuff, Brummbrumm und PSies. Noch mehr Viadukte gibt es mit den Aqueduc Romain de Barbegal auf dem Weg Richtung Paradou. Zuvor sollte man aber eine Schleife über Fontvieille fahren, an der das Kloster Montmajour und eine rekonstruierte Windmühle, der Moulin de Daudet, am Wegesrand warten. Die seinerzeit originale Mühle diente im 19. Jahrhundert Alphonse Daudet der Inspiration für Erzählungen, die sich im Werk „Briefe aus meiner Mühle“ wiederfinden – ein Ort der Poesie also, gleichwohl auch Motiv vieler Malereien einschließlich Van Gogh’s.

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(So 8.10.) Paradou – Maussane-les-Alpilles – via D5/D27A – Col de la Vayède (201 m) – Les Baux-de-Provence – Col du Val d'Enfer (231 m) – Maillane – Graveson – Rognonas – Avignon – Sorgues – Châteauneuf-du-Pape (château)
75 km | 460 Hm

Die Alpilles kann man von unterschiedlichen Richtungen anfahren und auch auf mehreren Nord-Süd-Routen queren. Den aufregendsten Eindruck des Kalkmassivs erhält man aber sicherlich auf der Route über Les Baux-de-Provence zwischen Maussane und Maillane, auch wenn man dabei auch einen touristischen Hotspot zumindest streift, wohl aber auch besuchen wird und sollte. Wichtig ist, dass man bei einer Südanfahrt die D27A wählt, weil die beiden Alternativen von mehr Autos frequentiert werden. Auch die Nordseite wird wegen der kurvenreichen Strecke weniger befahren als die Westseite.

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Gegenüber dem fast verschlafenen Örtchen Le Paradou (auch dort wird allerdings mal bis in die Nacht gefeiert) bietet Maussane die deutlich bessere Infrastruktur inklusive gutem Bäcker. Eine Kluse mit Aquädukt schneidet zunächst die Ebene vom Bergmassiv ab. Erstaunlich flach verläuft der erste Teil, bevor sich mit den Olivenhainen auch die Hanglage etwas verschärft. Eine ernsthafte Prüfung wird der Bergradler hier aber nicht ablegen müssen. Die Burgperspektive sollte früh genug per Teleobjektiv festgehalten werden, denn später fährt man in ungünstigem Sichtwinkel zum Pass und nach Les Baux auf.

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Meine Erinnerungen an Les Baux vor 40 Jahren sind doch schwach, glaubte ich mich an Höhlenhäuser zu erinnern. Solche gibt es wohl auch innerhalb der Burgruine, aber wohl nicht ohne Eintritt zu besichtigen. Die menschengemachten Häuser von Les Baux sind hingegen atemberaubend steil gestaffelt in das Felsgelände eingepfercht, dessen Gebäude überwiegend im 15. und 16. Jahrhundert entstanden. Bereits im Hochmittelalter stieg Les Baux zu einem internationalen Zentrum für Minnegesang auf. Noch bin ich früh genug vor dem großen Touristenansturm, wenngleich erste Busse schon anfahren. Für die Burganlage wandert man bis ganz hinauf auf eine große, aussichtsreiche Felsplatte, die Burg selbst ist aber eintrittspflichtig, was besonders Sinn macht, wenn man ein Kombiticket mit dem Kunstmuseum erwerben möchte (s.u.). Das Velo kann man bis zur Felsplatte schieben, wenn man auf seitwärtige Treppengassen eher verzichtet. Trotz des Touristenhotspots gibt es doch einiges wertvolles Kunsthandwerk zu kaufen und nicht nur Kitsch. Ich erwerbe einen Van Gogh als Küchenhandtuch, was sich aber auch hervorragend als leuchtstarkes Wandbild eignet.

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Dass Les Baux noch mehr Besucher anlockt als Jahrzehnte zuvor, liegt an einem einzigartigen, 2012 eröffneten Kunstmuseum unter dem Namen Carrières des Lumières. In einem ehemaligen Steinbruch für Bauxit, das dort erstmalig gefunden wurde – der Name Les Baux stammt davon ab – werden heute auf die riesigen, glatten Kalkwände Kunstwerke großer Meister als überdimensionale Lichtinstallation und mit Musik präsentiert. Die Themen der Installationen wechseln in längeren Perioden und brachten u.a. Werke von Van Gogh, Monet, Renoir, da Vinci, Michelangelo, Klimt oder Vermeer zum Leuchten. Ich hatte eigentlich den Besuch des Museums vorgesehen, aber mit dem ausflugsfreundlichen Oktobersonntag das falsche Los gezogen. Zudem war ich doch später vor Ort als geplant und nach dem Besuch vom nur wenig hundert Meter entfernten Dorf bereits zur Mittagszeit mit dann 2-3-stündiger Wartezeit konfrontiert.

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Da mir die Wartezeit das Erlebnis doch nicht wert war, ging es über die schluchtartige Nordseite in die brütend heiße Ebene, u.a. mit überreifen Feigenplantagen. In Graveson spielen mehrere Murales auf die Attraktionen der Stadt an, darunter Volksfeste und Stierkämpfe. Den parkenden Autos sei Dank, dass man die Bilder kaum betrachten kann. Da könnte man auch zum Stier werden. Es ist ja nicht der erste Ort, der durch den ruhenden Verkehr zur Blechkulisse degeneriert wird. Die ruhige Nebenroute am Kanal kann ich nicht finden und gerate so auf die Hauptstraße, auf der eine Eisenbahntrasse an einem markant aufrückenden Felsen einen besonderen Blickfang liefert. Trotz der Nähe zu Avignon gibt es keine echte Vorstadtagglomeration von Süden, sondern immer noch lnmdliche Ortschaften und agrarische Nutzflächen oder Ödland dazwischen.

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