Re: Mediterranée Costa Brava – Côtes du Rhône

Posted by: veloträumer

Re: Mediterranée Costa Brava – Côtes du Rhône - 01/10/24 07:31 PM

Fortsetzung MED-2023-AOC-24 (Teil 2)

(Do 5.10.) Fleury – Lespignan – Vendres – Serignan – Portiragnes – via Piste Canal du Midi – Agde – Marseillan Plage – Sète – Frontignan Plage – Les Aresquiers
75 km | 240 Hm

Um Fleury beherrschen Weinberge die Landschaft, wechseln bald mit Schilfhainen, vereinzelten Zypressen und Pinienbäumen, verödeten Wiesen oder Weiden. Nach einer Kaffeepause in Lespignan quere ich den Orb in Serignan. Hier zweigt etwas unübersichtlich eine Radroute auf einer Feldwegstraße nach Portiragnes ab, wo man auf den Canal du Midi stößt. Teils asphaltiert, mehrheitlich aber Kiespiste in gutem Zustand beschreiben die Radroute am Canal du Midi ab Portiragnes wahlweise bis Vias oder Agde. Atmosphärisch ist die Passage abwechslungsreich und hübsch, Platanenalleen, Kanalbootromantik und spannende Schleusenanlagen für Technikfreunde – einmal muss man wegen Engstelle absteigen. Bei Port Cassafières findet sich eine Sanitäranlage des Bootsclubs, die frei zugänglich ist und man ggf. auch eine Dusche nehmen kann.

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Die historische Innenstadt Agde meide ich diesmal ob der fortgeschrittenen Mittagshitze, obwohl meine letzte Visite um die 20 Jahre her ist. Das Stadtbild scheint eher unverändert, hingegen sind neue Kreisel und Straßentrassen an der Peripherie entstanden. Für Radler ist da kein Platz, das Auto dominiert, auch wenn es im Gewerbegebiet ein etwas größeren Radladen gibt, auf die mich zwei deutsche Touristinnen hinweisen und die unbedingt von mir ein Bild machen wollten. Der Straßenhorror hält an, erst bei Marseillan Plage bekommt der Radler wieder sein Revier, ab dem Plage du Robinson auf einem voie verte direkt hinter dem Dünenwall – sämtliche Strandzugänge sind bis Sète nummeriert. Meine Mittagspause am Strand bei Marseillan Plage war schon mehr Abendbrot, was wiederum eine Nachtfahrt erwarten ließ.

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In der Tat fühlte ich mich zu tiefer Dunkelheit in Sète noch recht fit um weiterzufahren. Sète, auch schon zum dritten Mal gequert, passiere ich diesmal ohne einen echten Aufenthalt, obwohl die Straßenrestaurants schon wieder so einladend winken. Die Idee verwerfe ich nun doch, den Mont St-Clair mit Rad zu erklimmen, nachdem ich ihn vor 40 Jahren zu Fuß erobert hatte, mit bleibendem poetischem Eindruck vom Sonnenaufgangsmoment. Ein unromantischer Tribut an meine Schnellroute. Ich weiß nicht, ob es gut war, aber es geht noch weiter in die Nacht – und flach.

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Die Ausfahrtsauschilderung ist für Velos mal wieder mangelhaft, den Eurovelo findet man von den meisten Stadtausgängen nicht. Wer denkt schon daran, dass auch Radler ihre Wege variieren, um sich was anzuschauen – etwa neue Brücken mit Avantgardebeleuchtung. Stattdessen zeigt mir eine veloverbotene Straße den eindeutigen Weg nach Frontignan Plage. Später erkenne ich, dass der Eurovelo einen weiten Umwegbogen durch Frontignan macht. Mal wieder ein Zeichen, wie schräg die Verkehrswege gedacht werden – Abkürzungen für Motorfahrzeuge, unangenehme Industrieumwege für den Radler. Die Straße kann man so nur nachts fahren, tagsüber dürfte es die Hölle sein, selbst jetzt hupen zwei Autos, obwohl nur wenig Fahrzeuge unterwegs sind mit Platz für alle. Am Abzweig nach Frontignan Plage erreiche ich über die D60 schließlich den naheliegendem Eurovelo, wobei bereits ab Sète der Radweg auch als Via Rhona ausgeschildert ist, die letztlich zwei Varianten zum/ab Mittelmeer kennt, weil eine über den Rhonekanal bis Sète reicht, während der Rhonehauptarm weit östlicher ins Mittelmeer mündet.

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(Fr 6.10.) Les Aresquiers – via Canal du Rhône à Sète (Piste, gut) – Maguelone – via Canal du Rhône à Sète (Piste, gut) – Palavas-les-Flots – Carnon Plage – La Grande-Motte – (Le Grau-du-Roi) – Aigues-Mortes – via Canon Rhona (Piste, gut) – Gallician
59 km | 50 Hm

Ich hatte noch den Ort Frontignan Plage komplett passiert, ohne in der Nacht eine wirkliche Orientierung zu haben, wo ich mich befinde. Die Lichter funkeln hier überall wie aus dem Meer geschraubt, täuschen falsche Entfernungen vor, gespiegelt in den Lagunenseen, wo man eigentlich schon das Meer vermuten würde. Die Orte teilen sich in Hafenanlagen, große Industriekomplexe und Stadtkulissen, die man im Dunkeln kaum zuordnen kann. Auf den Strandparkplätze ist das Zelten schwierig, aber ich fand sonst nichts. Das gibt immerhin Gelegenheit für ein Morgenbad im Meer. Bald ist ja Ende mit Meer. Die Straße mit offiziellem, asphaltiertem Radweg daneben führt nun weiter über eine Brücke und weitem Bogen über die Landseite vom Étang de Vic Richtung Palavas-les-Flots.

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Das bekommt man kürzer, allerdings auf Schotter und etwas inoffiziell. Man kann vor der Brücke auf eine Piste abzweigen, die direkt am Rhone-Sète-Kanal entlangführt, also quasi zu Gegenseite vom offiziellen Radweg. 10-20 % der Radler nutzen das, der Rest fährt blind nach Track und Schildern. Die Piste war wohl mal mit Veloverbotsschild ausgeschildert, was kompletter Unfug gewesen ist. Das Schild gibt es auf der Westeinfahrt nicht mehr, kommt man von Palavas, sieht man es noch, nicht aber beim etwa mittigen Seiteneinstieg bei Villeneuve-les-Maguelone. Solche teils widersprüchlich aufgestellten Verbotsschilder fand noch an einigen andere Orten in Frankreich auf dieser Reise. Fischer und Bootsanleger benötigen den Fahrweg gleichfalls.

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Palavas-les-Flots gehört ähnlich wie La Grande-Motte zu den Bausünden an der Côte d’Améthyste – doch muss man deswegen den Ort nicht fürchten. Es gibt eine gute Infrastruktur und außerhalb der Saison ist der Betrieb eher mäßig. Hat man die Ortsbebauung und -strände hinter sich, führt der Radweg hinter einer naturgeschützten Dünenlandschaft teils durch schattige Haine, aber selten mit Sicht aufs Meer. Die spezifische Flora mit den Dünen kann man jederzeit über die nummerierten Strandzugänge erkunden – meist als Bohlenwege angelegt. Das Velo lässt sich nicht immer bis zum Strand schieben, weil es zuvor tief im aufgewehten Dünensand stecken bleibt.

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Nach dem letzten Meerbad der Reise kümmere ich mich um die nächsten Orte nicht, sondern lege gleich Schnellkurs Richtung Aigues-Mortes ein, was den Auftakt zum letzten Kapitel meiner 2023er-Sommerreise zumindest in der chronologischen Reihenfolge setzt.